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ltere Menschen fragen verstärkt nach Bildungs- angeboten. Dies fand die Studie „Bildung im Alter“heraus, die von Prof. Dr. Mar- tin Kohli, Freie Universität Berlin, Institut für Soziolo- gie, Forschungsgruppe Altern und Lebenslauf (FALL) und dem infas Institut für ange- wandte Sozialwissenschaften GmbH in Bonn im Auftrag des Bundesfamilienministe-
riums durchgeführt wurde.
Denn Bildung steigert auch im Alter die Lebensqualität, gei- stige Fitness und bietet die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen. Nach dem Motto
„Man lernt nie aus“ hat zwischen 1994 und 1999 ein Viertel der Befragten ab 50 angegeben, an Bildungsveran- staltungen teilzunehmen. 50- bis 54-Jährige besuchten mit 29 Prozent doppelt so häufig wie 55- bis 69-Jährige und dreimal so häufig wie Men- schen ab 70 Fortbildungen.
Gründe, warum die Teilneh- merzahl mit zunehmendem Alter abnimmt, sind Probleme bei der An- und Rückfahrt, den Veranstaltungszeiten und vor allem der Wunsch nach altershomogenen Gruppen.
Letzterem kommen trotz der demographischen Entwick-
lung nur sieben Prozent der Veranstalter nach. Die Studie weist darauf hin, dass die Bil- dungsnachfrage in den näch- sten Jahren enorm steigen wird, weil die Rate derjenigen (in diesem Fall der Frauen) ohne schulischen oder berufli- chen Abschluss von 60 Pro- zent 1994 auf 25 Prozent im Jahre 2014 absinken wird.
Zunehmend beliebt wer- den die Seniorenakademien:
Diese Einrichtungen, mit weitgefächertem Kursan- gebot, werden von Senio- ren für Senioren betrie- ben. Dabei steht es jedem Interessierten frei, sich stark zu engagieren oder auch nur gelegentlich, zwanglos Kurse zu be- suchen, in denen auf Gruppenzusammenhalt großer Wert gelegt wird.
Hauptanbieter für spe- zielle Seniorenveranstal- tungen sind immer noch die Volkshochschulen (25 Prozent), Kirchen und kirchlichen Träger (13 Pro- zent), Vereine/Seniorenaka- demien (neun Prozent) und Wohlfahrtsverbände (neun Prozent). Bei der Frage nach Themen, die in den nächsten zwei Jahren für die knapp 2 000 Befragten (im Alter von 50 bis 75 Jahren) von Inter- esse wären, gaben 45 Pro- zent an, Kunst-, Musik- und Konzertveranstaltungen be- suchen zu wollen. Auffällig sind geschlechtsspezifische In- teressen. Die Frauen zeigen eine deutlich höhere Nachfra- ge an musischen und gestal- terischen Bildungsangeboten, wohingegen die Männer lie- ber an gesellschaftlichen, politischen, rechtlichen, tech- nischen und naturwissen- schaftlichen Veranstaltungen teilnehmen würden.
Heidi Kuhlmann
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A1320 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 19⏐⏐12. Mai 2006 V A R I A
Bildung im Alter
„Man lernt nie aus“
Die Studie „Bildung im Alter“ stellt Probleme und Fortschritte bei Seniorenbildungsangeboten fest.
Bildungshungrige Senioren wünschen sich altershomogene Gruppen.
Foto:ddp