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Autismus-Spektrum-Störungen in der Grundschule

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Academic year: 2022

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OL-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

. . . 5

1 ASS

. . . 7

1.1 Definition von ASS . . . 7

1.2 Exkurs: Verdacht auf ASS . . . 13

1.2.1 Beispiel 1: Max . . . 17

2 Schüler mit ASS im Grundschulalltag

. . . 19

2.1 Aufnahme eines Schülers mit ASS . . . 20

2.1.1 Beispiel 2: Jonte . . . 24

2.1.2 Identifikation möglicher oder bestehender Barrieren . . 27

2.1.3 Analyse des individuellen Unterstützungsbedarfes . . . . 28

2.1.3.1 Nachteilsausgleich . . . 28

2.1.3.2 Förderplanung . . . 32

2.1.4 Beseitigung oder Minimierung der identifizierten Barrieren. . . 33

2.1.4.1 Beispiel 3: Shirin . . . 33

2.2 Schulbegleiter/Schulhelfer/Teilhabeassistent oder Integrationsfachkraft . . . 39

3 Gestaltung des Schulalltages

. . . 41

3.1 Anpassung an den Ablauf des Schulalltages . . . 42

3.2 Anpassungen an die Didaktik . . . 43

3.3 Exkurs: Inhomogenes Leistungsprofil . . . 46

3.4 Strukturierung des Schulalltages . . . 48

3.4.1 Zeitliche Strukturierung . . . 48

3.4.2 Räumliche Strukturierung . . . 50

VORSC

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Inhaltsverzeichnis

3.4.3 Strukturierung von Handlungsabläufen . . . 52

3.4.4 Gestaltung der Arbeitsmaterialien . . . 53

3.4.4.1 Beispiel 4: Anna . . . 58

3.4.5 Anpassungen in der Kommunikation . . . 60

3.5 Strukturierung von Pausen . . . 62

3.5.1 Beispiel 5: Paul . . . 66

3.6 Sportunterricht . . . 69

3.7 Partner- oder Gruppenarbeiten . . . 71

3.8 Soziale Situationen . . . 74

3.8.1 Beispiel 6: Ensar . . . 77

4 Zusammengefasste Tipps und Ideen für den Unterricht

. . . 79

5 Linkliste für länderspezifische Informationen

. . . 80

6 Literaturverzeichnis

. . . 82

6.1 Printquellen. . . 82

6.2 Internetquellen . . . 83

Bildnachweis . . . 84

Die Checkliste zum Elterngespräch sowie die Vorlagen für das Ich- Buch und die Stärken- und Schwächenanalyse sind zum Download verfügbar.

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Vorwort

„Man kann nicht einfach ein Kind in eine normale Klasse stecken und den Leh- rer nicht darauf vorbereiten oder keine zusätzliche Hilfe bereitstellen.“1

Liebe Lehrkräfte,

zunächst einmal möchte ich Ihnen meinen Dank für Ihre wertvolle tägliche Arbeit aussprechen. Danke für Ihre Arbeit und Ihr Engagement. Aus persön- licher Erfahrung weiß ich, dass es nicht immer leicht ist, unter den gegebe- nen Umständen das Lernen für alle zu ermöglichen. Die Inklusion ist ein wun- derbarer Gedanke, der jedoch mitunter nur schwer umzusetzen ist. Ich weiß, dass die geltenden Rahmenbedingungen nicht immer die Besten sind, doch ich habe vielfach engagierte Lehrer und Sonderpädagogen erlebt, die mit viel Kreativität und vor allem Ausdauer das Bestmögliche für Schüler aus dem Autismus-Spektrum erreichen konnten. Wichtig dabei war immer, dass die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und Ressourcen aller Beteiligten Berücksichtigung fanden. Durch das proaktive Verhalten dieser Lehrer verän- derten sich Rahmenbedingungen an Schulen, damit die betroffenen Kinder und Jugendlichen ihr vorhandenes Potenzial entfalten konnten.

Im Folgenden möchte ich Ihnen gerne ein paar nützliche Tipps und Tricks an die Hand geben, mit denen Ihr Grundschulalltag hoffentlich leichter wird.

Schüler mit einer Autismus-Diagnose können vielfach herausfordernd sein, daher ist es mir wichtig, Ihnen Handlungsalternativen und Strukturierungs- hilfen anzubieten, die Sie in Ihrer täglichen Arbeit unterstützen können. Ich möchte Sie jedoch darauf hinweisen, dass es Ideen sind, die sich in der Ver- gangenheit (bei dem einen oder anderen) bewährten. Es sind keine Pauschal- rezepte, die immer und bei jedem funktionieren! Getreu dem Motto: Kennst du einen Autisten, kennst du EINEN. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie einen missglückten Versuch nicht als Scheitern ansehen, sondern einen anderen Weg probieren.

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Vorwort

Obwohl alle Schüler mit der Diagnose Autismus-Spektrum-Störung2 indivi- duelle Persönlichkeiten sind, weisen sie dennoch einige Gemeinsamkeiten auf. Um Sie für die Besonderheiten von ASS zu sensibilisieren, erhalten Sie im ersten Abschnitt dieses Praxishandbuchs eine kurze Übersicht über das Störungsbild. Anschließend werden sechs fiktive Schüler skizziert, anhand derer ich verschiedene Probleme analysiere und Handlungsalternativen so- wie Strukturierungshilfen vorstelle. Die sechs sind Kinder, die Schwierigkeiten aufweisen, die ich und meine Kollegen oftmals in der Praxis erlebt haben.

Nur durch einfühlsames Vorgehen und Kreativität können Schüler mit ASS unterstützt werden. Ich hoffe, dass Sie hierzu einige Anregung in dem Buch finden werden.

Das Puzzleteil (oft auch in vielen verschiedenen Farben) ist zu ei- nem Symbolbild für ASS geworden, da es die verschiedenen Aus- prägungen von ASS repräsentiert. Große Organisationen, die sich für Menschen mit ASS einsetzen oder ASS erforschen, verwenden es als Logo. Außerdem tragen viele am 2. April, dem Welt-Autis- mus-Tag, eine Schleife mit Puzzleteilen, um auf die Rechte von Menschen mit ASS aufmerksam zu machen.

2 Aufgrund der Lesbarkeit wird im Folgenden auf die Ausschreibung der Diagnose Autismus-Spek- trum-Störung verzichtet und stattdessen die Abkürzung ASS verwendet.

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1 ASS

1.1 Definition von ASS

Autismus kann als ein Kontinuum aus Defiziten bzw. Symptomen und Schwe- regraden bezeichnet werden, die sowohl in der Imagination und Kommu- nikation als auch in der sozialen Interaktion vorliegen. Diese sogenannte Trias kann sehr unterschiedliche Facetten sowie Varianten annehmen und lässt dennoch Raum für Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Spektren.

Aus diesem Grund wird aktuell der Begriff Autismus-Spektrum-Störung (kurz:

ASS) verwendet.3

Bisher unterschieden die Diagnostiker im Wesentlichen drei Formen von Autismus: frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom und atypischer Autis- mus.

Beim frühkindlichen oder auch Kanner-Autismus sind erste Symptome be- reits vor dem dritten Lebensjahr erkennbar. Neben einer Störung in der Sprache4 ist oftmals eine Intelligenzminderung vorhanden. Ebenso liegt eine qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion vor, die meist durch eine extreme autistische Abkapselung der Umwelt geprägt ist. Zusätzlich sind be- schränkte repetitive und stereotype Verhaltensweisen, Interessen und Akti- vitäten erkennbar, bspw. das Wedeln mit Dingen oder das Vor- und Zurück- schaukeln des Oberkörpers.

Das Asperger-Syndrom hingegen manifestiert sich erst nach dem dritten Le- bensjahr und die Betroffenen weisen eine normale bis hohe Intelligenz auf.

Auch sie zeigen Beeinträchtigungen im sozialen und kommunikativen Be- reich, die jedoch nicht so stark ausgeprägt sind wie bei dem frühkindlichen Autismus. Eine gute Übersicht über die Symptombereiche bietet das Autis- mus-Therapie-Zentrum Niederrhein:

3 vgl. Bernard-Opitz 2007: 14

4 Diese können von schweren Beeinträchtigungen, wie dem Ausbleiben der Sprache, bis hin zu Ver- zögerungen und dem stereotypen oder repetitiven Gebrauch von Sprache sein.

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1 ASS

Abbildung 1: Übersicht der Symptome beim Asperger-Syndrom5

5 © Matoni, Dederichs (2007–2018); Quelle: http://www.autismus-online.de/images/2018.04.11_

Strichmaennchen_Asperger.pdf (aufgerufen am 08.07.2020)

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2.1 Aufnahme eines Schülers mit ASS

In der Förderplanung ist es wichtig, dass diese individuell und möglichst mit Einbezug des Schülers entsteht. Dabei geht es nicht um die Definition der zu erreichenden Ziele, sondern vielmehr um die Hilfen, die benötigt werden, um das Ziel tatsächlich erreichen zu können. Oftmals sind die Schüler sehr genau in der Lage zu sagen, was ihnen hilft und was nicht. Daher empfeh- le ich Ihnen, das Gespräch zu suchen und Ihre Ideen für den sonderpädago- gischen Förderplan vorzustellen, damit die von Ihnen angedachte Hilfe ziel- führend sein kann. Gleiches gilt bei der Beteiligung der Eltern. Sollte es The- rapeuten geben, können Sie diese ebenfalls einbeziehen.

2.1.4 Beseitigung oder Minimierung der identifizierten Barrieren Im dritten und letzten Schritt gilt es, die Barrieren zu beseitigen bzw. zu mi- nimieren, indem die gemeinsam erarbeiteten Hilfestellungen im Schulalltag implementiert werden. Dazu bietet es sich an, die Unterstützungen und ebenso die Vorstellung des Schülers auf einer Gesamtkonferenz vorzuneh- men. Gleichzeitig sollte ein Vermerk im Klassenbuch und/oder auf dem Leh- rerschreibtisch gemacht werden, der darauf hinweist, dass der Schüler spe- zielle Hilfsmittel nutzen kann bzw. Sonderabsprachen mit ihm gelten (🡒 Ka- pitel 3). Darüber hinaus empfiehlt es sich, regelmäßig zu überprüfen, ob die entwickelten Hilfen (noch) passen oder ob Veränderungen vorgenommen werden sollten.

Nachdem nun das Vorgehen genauer beschrieben wurde, möchte ich Ihnen ein praktisches Beispiel geben, anhand dessen wir die einzelnen Schritte durchgehen.

2.1.4.1 Beispiel 3: Shirin

In Vorbereitung des neuen Schuljahres erfahren Sie, dass Sie Shirin in Ihrer ersten Klasse aufnehmen werden. Sie ist sieben Jahre alt und hat eine As- perger-Diagnose.

Folgen wir den oben genannten Punkten zum Vorgehen, ist Ihr erster Schritt, mögliche Barrieren zu identifizieren. Hier empfiehlt es sich, Kontakt zu den Eltern, der Vorschule und möglichen anderen Unterstützern aufzunehmen.

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2 Schüler mit ASS im Grundschulalltag

Sie müssen nicht unbedingt mit jedem Einzelnen persönlich sprechen. Der Austausch kann auch schriftlich oder am Telefon erfolgen. Doch das Einho- len von Informationen ist essenziell, um den Übergang gelingend zu planen und auszugestalten.

Sobald Sie die Informationen haben, gilt es, die darin enthaltenden Fakten zu filtern. Bei unserem Beispiel ist Folgendes von Bedeutung:

Wichtige Informationen zur Identifikation von Barrieren

Shirins Interessen gelten dem Spielen mit Pferde- sowie Märchenfiguren.

Sie ist schüchtern und wirkt sehr angepasst, was sie viel Kraft kostet.

Shirin weist eine mangelhafte Strukturierungsfähigkeit und Probleme im sozialen Bereich sowie in unstrukturierten und veränderten Situationen auf wie Pausen oder Vertretungsstunden.

Sie weiß zwar, wer zu ihrer Lerngruppe gehört und wie die Routinen und Rituale ihrer Klasse sind. Dennoch verwechselt sie oft die Namen ihrer Mitschüler und die Abläufe.

Ein Leistungsabfall ab der Mittagszeit ist zu erkennen.

Hier sind schon erste Barrieren erkennbar. In einem zweiten Schritt lassen sich daraus Handlungsempfehlungen ableiten. Bei unserem Beispiel sollte sich Shirin im Vorfeld mit den neuen Räumlichkeiten bzw. mit der neuen Lernumgebung vertraut machen. Dazu könnte sie in einer Vorabbesichtigung (möglichst ohne Anwesenheit anderer Schüler) die neue Schule mit allen wichtigen Nebenräumen, wie Toiletten, der Sport halle, den Fachräumen und der Mensa, in Augenschein nehmen. Da sie Schwierigkeiten hat, Räume zu finden, kann sie hierbei einen Lageplan anfertigen und/oder Fotos der Räu- me machen. Das würde das Einüben der Wege zu den Räumen im Vorfeld ermöglichen. Ebenso sollte mit ihren Eltern besprochen werden, dass der neue Schulweg eingeübt wird, bevor die Schule startet.

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2.1 Aufnahme eines Schülers mit ASS

Sobald das Schuljahr begonnen hat, ist es mehr als hilfreich, wenn Shirin einen Paten bekommt. Dieser kann entweder ein Mitschüler, eine bereits be- kannte Freundin oder ein älterer Schüler aus einer höheren Klassenstufe sein.

Dieses Vorgehen birgt zwei große Vorteile:

1. Shirin hat sofort einen ihr bekannten Ansprechpartner, der sie vor der Iso- lation schützt.

2. Ein Pate kann Shirin insbesondere zu Beginn des neuen Schuljahres die Orientierung in der neuen Umgebung erleichtern.

Zudem geben Sie als Lehrkraft damit Aufgaben ab, was nicht nur weniger Belastung bedeutet, sondern auch einen zweiten Schüler Wertschätzung er- fahren lässt – ein netter Nebeneffekt. Ein Pate innerhalb der Klasse hat den Vorteil, dass bestehende Regeln von diesem Schüler erklärt werden können und dass Schülerinnen wie Shirin nicht an „falsche“ Freunde geraten bzw.

vor diesen zunächst einmal geschützter sind.

Neben den räumlichen Neuerungen ist es ebenso bedeutend, dass Shirin ihre neuen Mitschüler optisch kennenlernen kann. Sie verwechselt die Namen und kann sich nicht merken, wie die Kinder aussehen. In einem solchen Fall

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2.1 Aufnahme eines Schülers mit ASS

Wie bereits erwähnt, haben viele Lehrer unterschiedliche Regeln. Deswegen ist es hilfreich, wenn alle Regeln und Abläufe in einem kleinen Buch festge- halten werden, damit Shirin hier immer wieder nachlesen kann.

Frau Müller (Mathe):

– Tri nken nicht erlaubt

– Arb eitsheft und Mathebuch auf d en Tisch legen

Frau S chmidt (Deutsch):

– Trin ken im Unterricht erlaubt – Arb eitsheft und Deutschbuch

auf de n Tisch legen

Abbildung 7: Beispiel eines Buches mit Informationen zu den Lehrern

Es ist sehr hilfreich, wenn ALLE Kollegen, die in Ihrer Klasse arbeiten, kurz zusammenfassen, welche Regeln in ihrem Unterricht gelten. Gesammelt in einem Buch, erspart es Schülern wie Shirin ein Vielfaches an Energie, sich die Informationen mühsam und langwierig selbst herzuleiten zu wollen. Ihnen wiederum erspart es Arbeit und Kraft, da Sie sie nicht ständig ermahnen müssen. Ähnliches ist für Shirin selbst denkbar. In den Ferien kann sie ein Ich-Buch erstellen, das Ihnen wiederum beim Kennenlernen helfen kann.

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3 Gestaltung des Schulalltages

ärgerlich sind, ist es hilfreich, wenn Sie dies sagen. Dann verstehen alle Schü- ler Ihrer Klasse, dass mit dem Quatschmachen Schluss sein sollte.

3.5 Strukturierung von Pausen

Wie Anna ziehen sich viele Schüler mit Autismus in den Pausen zurück. An- dere hingegen fallen, meist negativ, durch ihr „andersartiges Verhalten“ auf.

Oder aber sie werden Opfer von Übergriffen anderer Schüler. Wie bereits be- schrieben, ist es vor allem zu Beginn eines Schulübergangs ratsam, einen Paten einzusetzen, der die Pausen begleitet oder dem neuen Schüler mit ASS hilft, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Zudem sollten Sie im- mer erfragen, was dem Schüler helfen kann, um für den restlichen Schultag ausgeruht zu sein. Oft vergessen wir als neurotypische Menschen, welche Anstrengungen Menschen im Spektrum erbringen, um trotz der ganzen Rei- ze, die ungefiltert permanent auf sie eindringen, recht unauffällig zu „funk- tionieren“.

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© AOL-Verlag

3.5 Strukturierung von Pausen

Pause Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag

1. Pause Tafeldienst Mülldienst Tafeldienst Mülldienst Tafeldienst

2. Pause Kartenspiel mit Leon, Max oder Anna

Schulbibliothek Kartenspiel mit Leon, Max oder Anna

Schulbibliothek Kartenspiel mit Leon, Max oder Anna

Mittagspause Snoozleraum Snoozleraum Snoozleraum Snoozleraum

4. Pause Spaziergang im Schulhaus

Spaziergang im Schulhaus

Spaziergang im Schulhaus

Spaziergang im Schulhaus

Abbildung 21: Beispiel eines Pausenplans

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3 Gestaltung des Schulalltages

Fällen rate ich Ihnen ebenfalls, sich die Zeit zu nehmen, um herauszufinden, was geschehen ist. So decken Sie potenzielle Missverständnisse auf und kön- nen diese im Anschluss klären.

3.5.1 Beispiel 5: Paul

Diesbezüglich möchte ich Ihnen ein weiteres Beispiel beschreiben: Paul, zehn Jahre, Asperger-Autist. Er interessiert sich sehr für Tiere und wirkt im Alltag etwas unbeholfen, fast schon tollpatschig. Der Junge fällt in der Schule auf, da er nur auf „ungewöhnliche“ Wege versucht, Freunde zu finden. Dies ist unbeabsichtigt und ihm nicht einmal bewusst. Eine Angriffsfläche bietet er zudem, indem er die Haare länger trägt, weswegen er immer wieder für ein Mädchen gehalten wird. Dies regt Paul sehr auf, da für ihn offensichtlich ist, dass er ein Junge ist. Insbesondere die Aussage einiger Leute „Lange Haare haben doch nur Mädchen“ ärgert den Jungen sehr. Zudem versteht er nicht, wieso man so was zu ihm sagt, wo er doch kein Mädchen sei.

Zu Beginn seiner Grundschulzeit fand er zwei neue Freunde aus der Nachbar- schaft, die er immer noch hat. Aktuell wünscht er sich jedoch mehr Kontakte in der Schule. Seine Versuche, sich mit anderen Kindern anzufreunden, wirken sehr unbeholfen, da Paul Strategien verwendet, die er aus der Kindergarten- zeit kennt und die sich hier bewährten. Wie viele Menschen im Spektrum nutzt er „Altbewährtes“ und passt diese jedoch nicht an die neuen Gegebenheiten an. So steht er beim Spielen in der Pause eher am Rand des Geschehens und scheint darauf zu warten, zu einem Spiel eingeladen zu werden.

Mittlerweile fühlt sich Paul als Außenseiter. Daher ist es wichtig, sein Befin- den ernst zu nehmen und ihm Alternativen zur Kontaktaufnahme aufzuzei- gen. Da der Junge sich die unbeschriebenen Regeln des sozialen Miteinan- ders ebenfalls nicht selbst erschließen kann, bedarf es hier einer Unterstüt- zung von Erwachsenen, er hat daher seit der dritten Klasse eine Schul- begleitung. Diese (oder ein Therapeut/ein Sozialpädagoge/Lehrer des Vertrau- ens) kann mit ihm Strategien erarbeiten, wie er angemessen Kontakt zu an- deren aufnehmen und auch erhalten kann. Ebenso kann sie entstehende Konflikte schnell beruhigen und die Situation klären. Dies scheint aktuell wich- tiger denn je zu sein, da Paul in der letzten Zeit häufiger über Bauchschmer-

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5 Linkliste für länderspezifische Informationen

Bundesland Link34 Baden-

Württemberg

https://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/

schularten/sonderpaedagogische-bildung/autismus

Bayern http://www.inklusion.schule.bayern.de/foerderschwerpunkte/

autismus/

Berlin https://www.schulgesetz-berlin.de/berlin/

sonderpaedagogikverordnung/gesamte-sopaedvo- anzeigen.php

Brandenburg https://bravors.brandenburg.de/verordnungen/sopv_2007 Bremen https://www.bildung.bremen.de/inklusion-4417

Hamburg https://www.hamburg.de/contentblob/1995414/

d35acbf04fb733b9d6605bafc82ec853/data/

schulgesetzdownload.pdf

Hessen https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/hevr- SchulVerhGVHE2011V4P7

Mecklenburg- Vorpommern

https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/bm/Bildung/

Inklusion/

Niedersachsen https://www.landesschulbehoerde-niedersachsen.de/themen/

projekte/autismus Nordrhein-

Westfalen

https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Schulsystem/

Schulformen/Foerderschule/Autismus/index.html

Rheinland-Pfalz https://inklusion.bildung-rp.de/informationen-fuer-schulen/

behinderung/autismus.html

Saarland https://www.saarland.de/mbk/DE/portale/bildungsserver/

themen/unterricht-und-bildungsthemen/inklusion/

infospaedagogen/inklusiveschule/inklusiveschule.html

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Referenzen

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