THEMEN DER ZEIT
Die „Konzertierte Aktion im Gesund- heitswesen" hat am 17. März 1978 eine Empfehlung in Höhe von 5,5 Prozent abgegeben. Damit ist sie der von der Bundesregierung im amtli- chen Jahreswirtschaftsbericht 1978 ausgesprochenen Zielprojektion von 5,5 Prozent Wachstum für die durchschnittliche Lohn- und Ge- haltssumme der abhängig Beschäf- tigten gefolgt. Die Empfehlung ent- sprach der in § 368 f Abs. 3 Reichs- versicherungsordnung (RVO) aufge- stellten Forderung nach der Orien- tierung der kassenärztlichen Ge- samtvergütung an der voraussichtli- chen Entwicklung der Grundlohn- summe der Versicherten. Die Orien- tierung an dieser volkswirtschaftli- chen Gesamtgröße dokumentiert die Bereitschaft der Ärzte, zur Stabilisie- rung der Finanzlage der gesetzli- chen Krankenversicherung beizutra- gen.
Wenn man davon ausgeht, daß in dem Zeitraum, für welchen die von der „Konzertierten Aktion" abgege- bene Empfehlung gilt, nämlich vom 1. Juli 1978 bis 30. Juni 1979, der Nettozuwachs der Zahl der nieder- gelassenen Ärzte voraussichtlich drei Prozent betragen wird, kann man heute bereits sagen, daß die Umsätze der niedergelassenen Kas- senärzte in diesem Zeitraum ledig- lich um 2,5 Prozent wachsen werden.
Überdurchschnittlicher Kostenanstieg
Daß die Steigerung der Praxiskosten sich jedoch nicht nach dem be- grenzten Umsatzzuwachs richtet, sondern nach den Preisen der Pro- duktionsfaktoren, dazu braucht es keiner prophetischen Gabe. Denn allein der fast 50prozentige Perso-
nalkostenanteil wird mindestens mit dem Prozentsatz für die durch- schnittliche Lohn- und Gehaltssum- me aller Beschäftigten wachsen. Mit anderen Worten: Die Kosten der Arztpraxis werden in dem Betrach- tungszeitraum im Verhältnis zum Umwachs überproportional steigen.
Daraus folgt, daß die Realeinkom- men der Ärzte voraussichtlich sta- gnieren oder gar rückläufig sein werden.
Wenn man sich an das in der „Ko- stendämpfungsdiskussion" vorge- brachte Argument erinnert, daß le- diglich die damals behaupteten überproportionalen Zuwächse in den Einkommen der niedergelasse- nen Ärzte beschnitten werden soll- ten, der Besitzstand der Ärzte dage- gen gewahrt werden soll, kann man heute bereits feststellen, daß eine Besitzstandswahrung keinesfalls zu erreichen ist.
Aber auch die ständig wiederholte These einer „notwendigen" Be- schneidung überproportionaler Ein- kommenszuwächse bei Ärzten hält einer Nachprüfung nicht stand.
Noch rechtzeitig vor Formulierung der Empfehlung haben der Kölner Ordinarius für Betriebswirtschafts- lehre Prof. Günter Sieben, und Wolf- gang Goetzke in einem Gutachten') für das Zentralinstitut für die kas- senärztliche Versorgung (ZI), Köln, die Entwicklung der verfügbaren Einkommen der niedergelassenen Ärzte in dem vergangenen Zehn- Jahre-Zeitraum von 1967 bis 1976 aufgezeigt und in den wirtschaftli- chen Gesamtzusammenhang ge- bracht, indem die Entwicklung der Arzteinkommen sowohl mit der Ent- wicklung der durchschnittlich ver- fügbaren Löhne und Gehälter der
Die Ärzteeinkommen sind in-e nerhalb der letzten zehn Jahre weniger stark gewachsen als die durchschnittlichen Arbeit- nehmereinkommen. Sie ha- ben etwa in gleichem Ausmaße zugenommen wie die Beam- teneinkommen der Vergü-»
tungsgruppe A 16. Zu dieserrt=
Ergebnis kommt eine verglei- chende Studie über die Ent- wicklung der verfügbaren Net- toeinkommen von niederge- lassenen Ärzten und Arbeit- nehmern, die der Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln, Prof. Dr.M Günter Sieben, und Wolfgang Goetzke im Auftrag des Zen- tralinstituts für die kassenärzt- liche Versorgung (ZI), Köln, er- stellten. Das Gutachten ent- -e zieht damit dem sogenann- ten „Krankenversicherungs-
Kostendämpfungsgesetz"
(KVKG) gewissermaßen im nachhinein die Grundlage.
Arbeitnehmer als auch mit der Dyna- mik der Beamtenbezüge verglichen wurde.
Das Gutachten stützt sich auf die Kostenstrukturerhebungen des Sta- tistischen Bundesamtes und des Zentralinstituts. Die Tabelle 1 zeigt die Entwicklung des Durchschnitts- umsatzes je Arzt, aufgeteilt nach Fachärzten und Allgemeinärzten, wobei der Durchschnittsumsatz so- wohl die Umsätze aus kassenärztli- cher als auch aus privatärztlicher Tätigkeit enthält.
Da eine Kostenstrukturerhebung des ZI für das Jahr 1976 derzeit noch läuft, wurden die Zahlen des Jahres 1976 auf der Basis der Kostenstruk- turanalyse für das Jahr 1975, die sich im wesentlichen mit den Ergeb-
1) Sieben, Günter, und Goetzke, Wolfgang:
Das Einkommen der niedergelassenen Ärz- te, Gutachten für das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundes- republik Deutschland, Köln, Februar 1978;
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 12/1978, Seite 675.
Arzteinkommen
im Zehn-Jahre-Vergleich
Gerhard Brenner
1204 Heft 20 vom 18. Mai 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Allgemein- mediziner
Fachärzte Gesamt
Tabelle 1: Umsatzentwicklung bei Fachärzten und Allgemeinmedizi- nern
Jahr absolut Index absolut Index absolut Index 1967 139 374 100 103 617 100 119 150 100 1971 198 146 142,17 154 129 148,75 175 383 147,20 1975 286 652 205,57 226 607 218,70 260 284 218,45 1975*) 304 599 218,55 223 809 216,00 265 862 223,13 1976**) 308 681 221,48 232 493 224,38 273 014 229,13
*) Erhebung des Zentralinstituts.
**) vorläufige Hochrechnung anhand der KBV-Statistik über das KV-Honorar je Arzt im Jahr 1976.
Tabelle 2: Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für am- bulante ärztliche Versorgung
Ausgaben GKV
Pos. 40 in TDM
Pos. 520-22, 556 in
TDM
insgesamt Index in TDM
Jahr
1967 1971")
4 036 020
6 808 926 170 621
4 036 020 6 979 547
100,00 172,93 1975 11 258.521 417 574 11 676 095 289,30 1976 11 932 713 513 404 12 446 117 308,38
Quelle: Arbeit und Soziales 1967 bis 1977.
*) Ab 1971 einschließlich Maßnahmen zur Früherkennung von Krankheiten (Pos. 520-22) und Vorsorgeleistungen (Pos. 556).
Tabelle 3: Betriebsausgaben je Praxisinhaber
Jahr Fachärzte Allgemeinmediziner Gesamt absolut Index
(DM)
% vom Umsatz
absolut (DM)
°/. vom Umsatz
absolut (DM)
% vom Umsatz
Index Index
1967 50 647 100 36,3 32 094 100 31,0 40 118 100 33,7 1971 74 035 146,2 37,4 50 433 157,1 32,7 61 802 154,1 35,2 1975 126 160 249,1 44,0 91 484 285,1 40,4 111 031 276,8 42,7 1975*) 143 771 283,9 47,2 87 957 274,1 39,3 117 245 292,3 44,1 1976**) 145 697 287,7 47,2 91 370 284,7 39,3 120 399 300,1 44,1 Quelle: Statistisches Bundesamt, a. a. 0.; *) Erhebung des Zentralinstituts.
**) Umsatz/Kosten-Relation 1976 als konstant gegenüber 1975 unterstellt.
Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
Arzteinkommen
nissen des Statistischen Bundesam- tes deckt, hochgerechnet. Insge- samt erhält man auf diese Weise ei- ne Umsatzsteigerung der niederge- lassenen Ärzte von 129,1 Prozent im Zehn-Jahre-Zeitraum. Für die Fach- ärzte ergibt sich eine Umsatzsteige- rung von +121,5 Prozent, für die Allgemeinärzte von +124,4 Prozent.
Wachstumsraten für den Umsatz oder für die Einkommen niederge- lassener Ärzte von 200 und mehr Prozent, wie sie gelegentlich in der Diskussion genannt wurden, basie- ren allein auf dem nur scheinbar plausiblen Argument, daß sich die Ausgabenzuwächse der gesetzli- chen Krankenversicherung für am- bulante Versorgung letztlich als Ein- nahmen bei den niedergelassenen Ärzten niedergeschlagen haben. Die Ausgabensteigerung der gesetzli- chen Krankenversicherung von 208,4 Prozent in den vergangenen Jahren ist - wie Tabelle 2 zeigt - in der Tat richtig.
Zahl der Ärzte gestiegen
Der Versuch, die Einkommenszu- wächse niedergel4ssener Ärzte von dem Ausgabenzuwachs der gesetzli- chen Krankenversicherung abzulei- ten, führt aber deshalb zu einem fal- schen Ergebnis, weil das gesamte Leistungsspektrum im entsprechen- den Zeitraum von einer wachsenden Zahl niedergelassener Ärzte er- bracht worden ist. Allein die Zahl der niedergelassenen und beteiligten Kassenärzte ist in dem betreffenden Zeitraum um etwa 17 Prozent gestie- gen. Daraus erklärt sich, daß die durchschnittliche Umsatzzunahme je niedergelassenem Arzt im Ver- gleich zur Ausgabenentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung unterproportional verlief.
Zur Ermittlung der Kostendaten in der Praxis niedergelassener Ärzte wurden die Ergebnisse aus der Ko- stenstrukturanalyse des Statisti- schen Bundesamtes aufbereitet.
Dem Gesamtumsatz der dort erfaß- ten Ärzte wurden jeweils die mit der Erwirtschaftung dieser Umsätze ver- bundenen Betriebsausgaben gegen- übergestellt. Die Tabelle 3 zeigt die
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 20 vom 18. Mai 1978 1205
Arzteinkommen im Zehn-Jahre-Vergleich
Betriebsausgaben in absoluter und relativer Höhe je Praxisinhaber ge trennt nach Fachärzten (+ 187,7 Prozent) und Allgemeinärzten (+ 184,7 Prozent).
Praxiskosten verdreifacht
Die Zahlen verdeutlichen, daß einem durchschnittlichen Umsatzzuwachs von 129 Prozent eine Verdreifa chung der Praxiskosten (200,1 Pro zent) gegenübersteht.
Eine definitorische Bemerkung zum Einkommensbegriff kann eventuel len Mißverständnissen vorbeugen Tabelle 4: Entwicklung der Einnahmenüberschüsse je Praxisinhaber
Fachärzte Allgemeinmediziner Gesamt Jahr
absolut (DM) Index absolut (DM) Index absolut (DM) Index 1967 88 727 100 71 523 100 79 032 100 1971 124 111 139,9 103 696 145,0 113 581 143,7 1975 160 492 180,9 135 123 188,9 149 253 188,9 1975*) 160 828 181,3 135 852 189,9 148 617 188,0 1976**) 162 984 183,7 141 123 197,3 152 615 193,1
*) Erhebung des Zentralinstituts.
**) Umsatz/Kosten-Relation 1976 als konstant gegenüber 1975 unterstellt.
Tabelle 5: Entwicklung des verfügbaren Einkommens der niedergelassenen Ärzte (Fachärzte und Allge- meinmediziner)
Aufwen-
Durchschn. Einkommen- Ergän- Konjunk- Kinder- Durchschn. dungen für Durchschn.
Jahr Einnahmen- u. Kirchen- zungs- turzu- geld Einkommen Altersver- verfügbares Index überschuß steuer abgabe schlag nach Steuern sorgung Einkommen.
(DM) (DM) (DM) (DM) (DM) (DM) (DM) (DM)
1967 79 032 21 226 57 806 19 269 38 537 100,0
1971 113 581 37 244 1 015,74 1 692,90 73 629 24 543 49 086 127,4
1975 149 253 55 601 1440 95 092 31 697 63 394 164,5
1976*) 152 615 56 559 1440 97 496 32 499 64 997 168,7
*) vorläufige Hochrechnung.
Tabelle 6: Durchschnittliche Verdienste und Abzüge je beschäftigten Arbeitnehmer
Bruttoloh n- Abzüge Nettolohn-
u. Gehaltssumme u. Gehaltssumme
Lohnsteuer Beiträge
DM Index DM %1) DM
1967 10 349 100 908 8,8 1004 9,7 8 437 81,6 100
1971 15 392 148,73 2062 13,4 1632 10,6 11 698 76,0 138,65 1975 22 389 216,34 3389 15,1 2745 12,3 16 255 72,6 192,66 1976 24 037 232,26 3900 16,2 3173 13,2 16 964 70,6 201,06
1) Vom Bruttoeinkommen.
Quellen: Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung: Sozialbericht 1976, S. 199; Bretschneider/Husmann/Schnabel: Handbuch einkommens-, vermögens- und sozialpolitischer Daten, Köln 1970 (Stand: März 1977), C 11/1.
Jahr
%1) DM %1) Index
1206 Heft 20 vom 18. Mai 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Spektrum der Woche Aufsätze Notizen
Vom Praxisumsatz, der sowohl Um- sätze aus kassenärztlicher Tätigkeit enthält, werden die Praxiskosten im Sinne der einkommensteuerlich be- rücksichtigungsfähigen Aufwen- dungen (Betriebsausgaben) abge- setzt. Auf diese Weise erhält man den Einnahmenüberschuß der Pra- xis gemäß § 4 Abs. 3 Einkommen- steuergesetz oder das sog. Brutto- einkommen. Bei dieser Berechnung konnten die kalkulatorischen Ko- sten, die nicht betriebsausgaben- wirksam sind, nicht berücksichtigt werden. Aus dem Einnahmenüber- schuß wird unter Berücksichtigung von Freibeträgen und Sonderausga-
ben die Bemessungsgrundlage für die Einkommensteuer abgeleitet.
Der bei dem Vergleich mit anderen Berufsgruppen verwendete Einkom- mensbegriff stellt auf das verfügbare persönliche Berufseinkommen des einzelnen Praxisinhabers ab. Zu Vergleichszwecken mit anderen Ein- kommensgruppen wurden daher von dem Einnahmenüberschuß aus der Praxis die Steuerbelastung und die notwendigen Rückstellungen für eine angemessene Altersversorgung abgezogen, um das verfügbare Be- rufseinkommen zu ,ermitteln. Aus der Subtraktion der Praxiskosten in Tabelle 3 von den Praxisumsätzen
aus Tabelle 1 ergeben sich die Ein- nahmenüberschüsse vor Steuern je Praxisinhaber (Tabelle 4).
Die Indexreihe der Einkommen zeigt deutlich, daß infolge des überdurch- schnittlichen Wachstums der Pra- xiskosten das Wachstum des Ein- nahmenüberschusses vor Steuern lediglich 93,1 Prozent betrug und damit niedriger lag als das Wachs- tum des Umsatzes der Praxis.
Bei der Ermittlung des verfügbaren Einkommens der niedergelassenen Fachärzte und Allgemeinärzte wur- de bei der Ermittlung der Einkom-
Tabelle 7: Jahresbrutto- und Jahresnettoeinkommen eines Beamten der Besoldun verh., 2 Kinder, höchste Dienstgehaltsstufe, Ortsklasse S) in DM
sgruppe A 13 (48 J.,
KZ*) EA**) Jahr
Jahresbruttobezüge (inkl. Kindergeld)
Index
Fink- steuer')
Kirchen- steuer
Jahresnetto- bezüge
Index 281
484 577 649
242 1967
1971 1975 1976
26 335 35 078 49 180 51 293
100,00 133,20 186,75 194,77
2808 4836 7846 8652
23 246 29 516 39 317 41 992
•) Konjunkturzuschlag/**) Ergänzungsabgabe.
1) Vorsorgeaufwand für 1967 bis 1974 in Höhe von 4200; für 1975 und 1976 in Höhe von 7200 unterstellt.
Quellen: Statistisches Bundesamt: Statistische Jahrbücher für die Bundesrepublik Deutschland 1967 bis 1976; eigene Berechnungen mit Hilfe kasuistischer Veranlagungssimulation.
Tabelle 8: Jahresbrutto- und Jahresnettoeinkommen eines Beamten der Besoldungsgruppe A 16 (48 J., verh., 2 Kinder, höchste Dienstaltersstufe, Ortsklasse S) in DM
KZ EA Jahresnettobezüge Jahr
Jahresbruttobezüge (inkl. Kindergeld)
Index
Eink.- steuer')
Kirchen- steuer
1967 36 739 100,00 5 274 527 30 938 100,00
1971 47 346 128,87 8 422 842 421 253 37 408 120,91
1975 65 222 177,53 13 408 1077 50 737 164,00
1976
*) Konjunkturzuschlag
**) Ergänzungsabgabe
1) Vorsorgeaufwand für 1967-1974 in Höhe von 4200 DM, für 1975 und 1976 in Höhe von 7680 DM unterstellt.
Quellen: Statistisches Bundesamt: Statistische Jahrbücher für die Bundesrepublik Deutschland 1967 bis 1976; eigene Berechnungen mit Hilfe kasuistischer Veranlagungssimulation.
1208 Heft 20 vom 18. Mai 1978
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
68 203 185,64 15 166 1365 51 672 167,02
mensteuer-Bemessungsgrundlage von folgenden Voraussetzungen ausgegangen:
1. Der Einnahmenüberschuß aus der Praxis bildet die einzige Erwerbs- quelle des Arztes.
2. Es handelt sich um einen steuer- pflichtigen Arzt im Alter von 48 Jah- ren mit zwei Kindern.
3. Der Ehepartner des Arztes bezieht kein Einkommen.
4. Der Steuerpflichtige ist Mitglied einer kirchensteuererhebenden Re- ligionsgemeinschaft.
5. Die tatsächlichen Vorsorgeauf- wendungen übersteigen stets die steuerlich anerkannten Höchstbe- träge.
Berücksichtigung der Altersvorsorge
Über die Höhe der Rückstellung für eine angemessene Altersversorgung besteht keine einheitliche Auffas-
sung. Verschiedene Gutachten ~wie
beispielsweise das von der Indu- strieanlagenbetriebsgesellschaft {IABG) in Ottobrunn bei München im Auftrag der Spitzenverbände der ge- setzlichen Krankenversicherung er- stellte Gutachten und die Expertise des Kölner Versicherungsmathema- tikers Prof. Dr. Georg Heubeck- ha- ben jedoch Modellrechnungen an- gestellt, die je nach Alter des Praxis- inhabers und Zeitpunkt des Renten- anfalls sowie der Versicherungsform Rückstellungsbeträge in Höhe zwi- schen 28 und 40 Prozent des Netto- einkommens vorsehen. ln diesem Zusammenhang ist anzumerken, daß Freiberufler aus Gründen der Risikomischung nur einen Teil die- ser Beträge in Form von Versiche- rungspolicen anlegen. Ein großer Teil der Altersversorgung wird in Form von Kapitalbeteiligungen oder Immobilien aufgebaut. Das vorlie- gende Einkommensgutachten ist aufgrund eigener Berechnungen von Rückstellungsbeträgen zur Fi- nanzierung einer angemessenen Al- tersversorgung von einem Drittel des dem Arzt nach Abzug der Steuern verbleibenden Nettoei n-
Arzteinkommen im Zehn-Jahre-Vergleich
Tabelle 9:
Ve~glei~h
derEink~mmensentwicklung
'bei ;Ärzten und anderen Einkommensbeziehern ··· .·Jahr Ärzte
Arbeitnehmer gesamt
. .
Beamte A 16 A 13 1967 100,0. fOO,O 100,0 " '100,0
..
1971 127,4 138,7 120.1 127,0
1975 164,5 192,7 164,0 169,1 .
1976 168,7 201 '1 167,0 180,1
kommens ausgegangen. Unter die- sen Voraussetzungen stellt sich das durchschnittlich verfügbare Netto- einkommen des niedergelassenen Arztes wie in Tabelle 5 ausgewiesen dar.
Daraus ergibt sich: Das durch- schnittliche verfügbare Einkommen der niedergelassenen Ärzte in dem Betrachtungszeitraum ist i"nfolge der Steuerprogression lediglich um 68,7 Prozent gewachsen.
Vergleich
mit den Beamtenbezügen
Für sich allein genommen sagt der
68,7prozentige Einkommenszu-
wachs der niedergelassenen Ärzte wenig aus. Bewertbar wird diese Entwicklung erst, wenn man sie in den Gesamtzusammenhang mit an- deren relevanten Einkommen und Bezügen stellt. Zur Beurteilung wer- den die durchschnittlichen Einkom- mensentwicklungen, bei den Arbeit- nehmern und bei den Beamten in den Besoldungsgruppen A 13 und A 16 herangezogen (Tabellen 6, 7, 8).
Die Indexreihe in Tabelle 9 unter- streicht, daß der Zuwachs der Arzt- einkommen im Zeitraum von 1967 bis 1976 mit 68,7 Prozent unterdem Zuwachs der durchschnittlichen Ar- beitnehmereinkommen von 101,1 Prozent lag und vergleichbar war mit dem Zuwachs der Beamtenein- kommen nach der Besoldungsgrup- pe A 16 in Höhe von 67 Prozent (Ta-
belle 9). Das "Sieben/Goetzke"-Gut- achten zeigt somit deutlich: Die Aus- gabenzuwächse in der gesetzlichen Krankenversicherung in Höhe von 208,4 Prozent haben sich im verfüg- baren Einkommen des niedergelas- senen Arztes lediglich mit einem Zu- wachs von 68,7 Prozent ausgewirkt.
Dafür sind zwei Gründe maßgebend:
..,. Erstens hat die Zahl der niederge- lassenen Ärzte in dem betrachteten Zeitraum um 17 Prozent. zugenom- men und
..,. zweitens sind die Praxiskosten der niedergelassenen Ärzte mit 200 Prozent überproportional gewach- sen.
Aus dieser Einkommensanalyse er- gibt sich die Feststellung, daß die Einkommensentwicklung der Ärzte durchaus im Gleichklang mit der Einkommensentwicklung in der Volkswirtschaft stand. Aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit bestand somit keinerlei Anlaß, Maßnahmen zu treffen, um die behauptete über- proportionale Zuwächse in den Arzt- einkommen zu beschneiden.
Anschrift des Verfassers: Dipi.-Kfm. Gerhard Brenner Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Haedenkampstraße 5
5000 Köln 41 (Lindenthal)