• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "KRANKENHÄUSER: Motto „Humanität“" (23.02.1978)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "KRANKENHÄUSER: Motto „Humanität“" (23.02.1978)"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektruln der Woche Aufsätze Notizen

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

Der Gesundheitsdienst in Polen ist staatlich und kostenlos mit Aus- nahme von dreißig Prozent Selbst- beteiligung der Patienten an den Arzneimittelkosten, die jedoch niedrig sind, da der Apotheker als Staatsangestellter ein festes Ein- kommen bezieht und es deshalb keine Einzelhandelspreisaufschlä- ge gibt. Der Gesundheitsdienst ist nicht nur kostenfrei, seine Inan- spruchnahme ist auf vielen Gebie- ten der Präventivmedizin auch Pflicht.

Das System in der Theorie

Freier Gesundheitsdienst ist für die meisten Polen auch wirklich frei, da Arbeiter und Angestellte keiner- lei Beitragszahlungen leisten. Der Arbeitgeber, normalerweise der Staat selbst, zahlt den festgesetz- ten Betrag von 15,5 Prozent des je- weiligen Einkommens. Die wenigen Selbständigen und privaten Unter- nehmer müssen 15,5 Prozent ihrer eigenen Bezüge oder aller gezahl- ten Löhne und Gehälter abführen.

Bauern und ihre Familien stehen sich besonders gut. Die meisten besitzen eigenes Land und zahlen einen sehr kleinen Beitrag. Ein Bauer mit 12 Hektar Land mit Frau und vier Kindern zahlt beispiels- weise 430 Zloty im Jahr, was den

Gegenwert für ein Paar Schuhe oder den dreitägigen Verdienst ei- nes jungen Arztes ausmacht.

Der Gesundheitsdienst schließt al- les ein. Arbeiter und Angestellte bekommen bis zu 26 Wochen ihr volles Gehalt. Dieser Zeitraum kann noch um 13 Wochen verlän- gert werden. Arbeitende Mütter (die meisten polnischen Frauen ar- beiten) erhalten bei vollem Lohn 16 Wochen Schwangerschaftsurlaub beim ersten Kind und 18 Wochen bei den folgenden. Kann eine Mut- ter nicht zur Arbeit gehen, weil sie ein krankes Kind zu versorgen hat, bekommt sie bis zu 60 Tagen im Jahr eine Summe ausbezahlt, die ihrem tatsächlichen Lohn ent- spricht.

Medikamente sind frei bei Kran- kenhausaufenthalt, bei Arbeitsun- fällen, Berufskrankheiten, einigen übertragbaren Krankheiten sowie für Rentner. Sanatoriumsaufenthal- te und Erholungskuren werden den Patienten in großem Umfang ge- währt, wobei ärztliche Behandlung, Unterkunft, Verpflegung und Reise- kosten getragen werden.

Private Behandlung

Trotz freier und umfassender ärztli- cher Versorgung in einem Land, in BRIEFE AN DIE REDAKTION

KRANKENHÄUSER

Zu der Meldung: „Krankenhäuser nicht zu Reparaturwerkstätten machen" in Heft 3/1978:

Motto „Humanität"

Die Forderung der Ärztekammer Nordrhein nach mehr Menschlich- keit im Krankenhaus ist nicht neu.

Schon seit Jahren haben die Kran- kenhäuser, ihre Träger und Verbän- de dieses Problem erkannt und an Lösungsmöglichkeiten gearbeitet.

Die Deutsche Krankenhausgesell- schaft hat in ihre Humanisierungs- bestrebungen allerdings die Arzt- praxen mit einbezogen, damit die häufig beklagte „Routine" auch dort nicht zur Norm wird. Für den Kran- kenhausbereich steht fest: Durch die immer größer werdende Mecha- nisierung in den Kliniken besteht die permanente Gefahr, daß das Kran- kenhaus in die vielzitierte Repara- turwerkstatt für Menschen abgleitet.

Unter diesem Eindruck hat die Deut- sche Krankenhausgesellschaft ihren 9. Krankenhaustag im Mai 1977 trotz aller aktuellen politischen Ereignis- se unter das Motto „Huma.ität im Krankenhaus" gestellt.

Bei der bevorstehenden Novellie- rung des Krankenhausfinanzie- rungsgesetzes sind jetzt alle Verant- wortlichen aufgerufen, kostendämp- fende Maßnahmen nicht zu Lasten der Menschlichkeit und damit zu La- sten des Patienten zu beschließen.

Stichworte wie „Rationalisierung"

und „Personalabbau" im Kranken- hausbereich sind zu eng verknüpft mit den Begriffen „Reparaturwerk- statt für Menschen", „Gesundheits- fabriken" oder „Fließbandmedizin".

Mehr Menschlichkeit im Kranken- haus — die Krankenhäuser allein ha- ben nicht zu entscheiden.

Jürgen Cieslik Abteilung für Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Krankenhaus- gesellschaft

Tersteeg enst raße 9 4000 Düsseldorf 30

Polens Gesundheitswesen

Ein „integriertes System" kommt nicht ohne Privatpraxis aus

John Watney

Der Autor, ein britischer Journalist, schildert das polnische Ge- sundheitswesen, wie es — als ein „integriertes System" — sein soll, aber auch, wie es mit einer geduldeten und für die Bevöl- kerung auch attraktiven Privatpraxis tatsächlich ist.

456 Heft 8 vom 23. Februar 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze Notizen

Polens Gesundheitswesen

dem die Löhne relativ niedrig und festgesetzt sind, gibt es immer noch ein sehr aktives privates Ge- sundheitswesen. Nach amtlicher Version ist dies darauf zurückzu- führen, daß die älteren Menschen noch an diesem Zopf festhalten.

Fragt man jedoch den Patienten auf der Straße, so wird klar, daß alte und junge Leute zu Privatärz- ten und Spezialisten gehen, um die zeitraubenden und ermüdenden Wartezeiten im staatlichen Ge- sundheitsdienst zu umgehen. Die Polen müssen ohnehin bei allen anderen Behörden Schlange ste- hen, für viele Konsumgüter und Dienstleistungen und oft sogar für Grundnahrungsmittel. So geben sie, wenn sie krank werden, ihr Geld lieber für einen privaten Arzt- besuch aus, wo man ihnen persön- liche Aufmerksamkeit schenkt. Sie können ihren Privatarzt auch aus- suchen und wechseln, während beim staatlichen Gesundheits- dienst eine Wahl nicht möglich ist.

Die Regierung ist gegen die Privat- praxis, weil nach ihrer Ansicht die Medizin zu komplex geworden ist, um noch in den vier Wänden eines Sprechzimmers praktiziert werden zu können ohne die Rückendek- kung eines umfangreichen techni- schen Apparates, den sich kein Privatarzt leisten kann. Und poli- tisch mißbilligt sie Ärzte, die „von der Krankheit profitieren".

Wenn die Regierung auch gegen den Privatarzt nicht gesetzlich vor- geht, so gewährt sie ihm doch kei- nerlei Unterstützung, und wenn dieser einen Patienten zum Rönt- gen, zum Labortest oder ins Kran- kenhaus überweist, muß dieser für alle Leistungen aufkommen, die sonst kostenlos für ihn wären.

Auch die Arzneimittelkosten muß er selbst tragen. Als Kompromißlö- sung läßt man der ärztlichen Ko- operative, die der Gruppenpraxis ähnlich ist, eine geringe Förderung angedeihen. Sie besteht aus meh- reren Ärzten und Fachärzten in ei- nem Haus, die einen bestimmten Anteil ihres Einkommens in den Fonds der Kooperative abführen, um damit Hilfskräfte und medizini- sches Gerät zu bezahlen.

Eine Kooperative kann man leicht an den vielen Namensschildern am Gebäude erkennen, auf denen die Fachgebiete und die Sprechzeiten der einzelnen Ärzte angegeben sind. Die Sprechzeiten sind darum notwendig, weil kein Arzt auch nur einen einzigen Zloty privat verdie- nen darf, wenn er nicht täglich sie- ben Stunden für den Staat gearbei- tet hat. Der Staat verhindert damit eine Abwanderung von Fachkräften in den privaten Sektor.

Von der Beförderung innerhalb des staatlichen Gesundheitsdienstes sind offiziell alle ausgeschlossen, die sich eine Privatpraxis erlauben.

Da es jedoch zu wenig Ärzte gibt, wird diese Vorschrift weitgehend ignoriert. In Warschau gibt es eine ausgezeichnete Kooperative, die von den Professoren der Ärztlichen Akademie betrieben wird. Sie kom- men durchschnittlich auf vier halb- stündige Beratungen am Tag zu je 150 Zloty. Der normale Arzt be- rechnet etwa 50 Zloty.

Die Organisation

Die Verwaltung des staatlichen Ge- sundheitsdienstes in Polen ist nach dem Muster der staatlichen Ver- waltung aufgebaut. An seiner Spit- ze steht die Regierung und das Mi- nisterium für Gesundheit und öf- fentliche Wohlfahrt, das den 49 Woiwodschaften oder Provinzen des Landes ihr Budget zuteilt. Grö- ßere Krankenhäuser, Spezialklini- ken und Einrichtungen wie bei- spielsweise Sportkliniken, For- schungsstätten, Planungs- und Or- ganisationseinrichtungen sowie das Amt für Gesundheitswesen werden direkt von der Regierung betrieben. Die Woiwodschaften umfassen Bevölkerungszahlen von nur 300 000 in den schwach besie- delten ländlichen Gebieten bis zu 2 Millionen im schlesischen Indu- striegebiet. Die größeren Städte bilden eigene Woiwodschaften.

Die Woiwodschaften sind wieder- um in Gemeinden und Städte un- terteilt oder Stadtgemeinden (War-

schau hat fünf), und jede Gemein- de hat ihren eigenen Integrierten Gesundheitsdienst, der von einem ärztlichen Direktor geleitet wird.

Bei seinen medizinischen und fi- nanziellen Entscheidungen wird dieser vom Amt für Gesundheits- wesen der Woiwodschaft kontrol- liert; er untersteht außerdem der gesellschaftlichen, öffentlichen und politischen Kontrolle durch den Stadt- oder Gemeindevorsitzenden sowie der einer aus Ärzten, Kran- kenschwestern, Sozialarbeitern und Laien zusammengesetzten Kom- mission.

Der integrierte Gesundheitsdienst besteht normalerweise aus einem lokalen Krankenhaus, einer Polikli- nik, einer Erste-Hilfe-Station, einem Team von Spezialisten, einem Dia- gnose-Zentrum, Krankentranspor- ten und einigen örtlichen Gesund- heitszentren. Der Allgemeinarzt oder Primärarzt arbeitet in einem Gesundheitszentrun und nicht in einer Arztpraxis. Jedes Gesund- heitszentrum ist für 3000 bis 6000 Menschen auf dem Lande und für 3000 bis 5000 in Städten und Groß- städten zuständig. Infolge von Arzt- mangel und Mangel an entspre- chenden Gebäuden sind die Zah- len in Wirklichkeit manchmal hö- her.

Disziplinierung durch Geld

Jeder Allgemeinpraktiker ist für eine bestimmte Patientenliste ver- antwortlich, die von einem be- stimmten Gebiet einer Landge- meinde oder von bestimmten Stra- ßen in der Stadt aufgestellt wird.

Weder er selbst noch seine Patien- ten haben Wahlmöglichkeiten. Dem Patienten steht jedoch ein einfa- ches Mittel zur Verfügung, wenn er mit den Leistungen seines Arztes nicht zufrieden ist: Er kann sich di- rekt beim Direktor des örtlichen In- tegrierten Gesundheitsdienstes be- schweren, der jedem Arzt, der sei- ne Arbeit nicht einwandfrei ausübt, mit finanziellen Sanktionen drohen oder diese sogarverhängen kann. 1>

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 8 vom 23. Februar 1978 457

(3)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Polens Gesundheitswesen

Das Gehalt aller Ärzte setzt sich aus zwei Summen zusammen: dem Grundgehalt und dem Bonus. Das Grundgehalt hängt von seinen Qualifikationen, seiner Stellung und dem Ort seiner Verwendung ab. Der Bonus wird danach be- rechnet, wie gut der Arzt arbeitet, wie groß seine Arbeitslast ist und wie er mit seinen Patienten aus- kommt. Dem Bonus werden auto- matische Erhöhungen für die An- zahl der Berufsjahre hinzugefügt.

Zwanzig Jahre, vom Examen an ge- rechnet, bringen monatlich 60 Zloty mehr!

Der junge Arzt im ersten Praxisjahr erhält etwa 2500 Zloty im Monat ohne einen Bonus im Vergleich zum monatlichen Durchschnittsein- kommen in Polen von 3500 Zloty.

Im zweiten Berufsjahr kann er ei- nen Bonus von 2000 Zloty errei- chen. Ein Arzt, der zehn Jahre an.

einem ländlichen Gesundheitszen- trum gearbeitet hat, kann 5500 Zlo- ty im Monat verdienen, den Bonus eingeschlossen, und ein älterer Krankenhauschirurg kann es auf insgesamt 7000 Zloty bringen.

Diese Zahlen geben das Nettoein- kommen an, weil es in Polen keine Einkommensteuer gibt. Wie hoch der Bonus ist, bleibt dem Direktor der den Arzt anstellenden Institu- tion überlassen. Er kann den Arzt bestrafen, indem er seinen Bonus kürzt oder aussetzt.

Das Krankenhaus, auf das sich der Integrierte Gesundheitsdienst stützt, hat gewöhnlich vier Statio- nen oder Abteilungen: eine interni- stische, eine gynäkologische, eine chirurgische und eine pädiatrische.

Der leitende Arzt jeder Station ist außerdem verantwortlich für das reibungslose Funktionieren dieses Spezialgebietes im Gesamtbereich des Integrierten Gesundheitsdien- stes sowie für die Ärzte, das Hilfs- personal und die medizinische Ausrüstung in Ambulatorien, der Erste-Hilfe-Station und in den Ge- sundheitszentren.

Ein Beispiel

In der Kleinstadt Sroda bei Posen ist der Direktor des örtlichen Inte- grierten Gesundheitsdienstes ver- antwortlich für ein 180-Betten- Krankenhaus, für ein städtisches Gesundheitszentrum, drei Gesund- heitszentren in den Vorstädten und acht kleinere Gesundheitszentren in den umliegenden Dörfern. Im Krankenhaus und dem benachbar- ten Gesundheitszentrum arbeiten 36 Ärzte. Die anderen Stellen ha- ben einen bis drei Ärzte, und die meisten einen ständigen Zahnarzt.

Das Gebiet hat 64 000 Einwohner.

Sein im Dorf Nagradwiska für 4200 Menschen bestimmtes Gesund- heitszentrum ist kürzlich neu ge- baut worden und ein gutes Beispiel dafür, wie alle Gesundheitszentren sein sollten. Dort arbeiten zwei Ärzte, ein Zahnarzt, zwei Kranken- schwestern, eine Hebamme, eine Krankengymnastin und Büroperso- nal. Es gibt zwei Sprechzimmer, ein Behandlungszimmer, einen Therapieraum für Wärme- und für Kurzwellenbehandlung, einen Raum für Augenuntersuchungen, ein Sprechzimmer für hinzugezo- gene Fachärzte und ein gesonder- tes Sprechzimmer für Kinder. Au- ßerdem gibt es zwei Wartezimmer für Kinder — eines für kranke Kin- der, ein weiteres für gesunde Kin- der, die ihre zur Untersuchung kommenden Eltern begleiten ... Je- des dieser Wartezimmer hat einen eigenen Eingang von der Straße her.

Das Gesundheitszentrum besitzt eine eigene Röntgeneinrichtung, ein kleines Labor, eine Apotheke und eine Telefonzentrale mit eige- nen Leitungen, die das Zentrum mit den zu seinem Versorgungsbe- reich gehörenden Orten, dem Krankenhaus und dem Kranken- transport verbinden. Es hat außer- dem seinen eigenen Krankenwa- gen mit einer Bahre.

Jeder Arzt hat eine Vierzimmer- wohnung im ersten Stock, jede Krankenschwester ein Wohn- Schlafzimmer mit Küche und Bad.

Die Sprechstunde findet täglich von 8 bis 13 Uhr statt sowie an zwei Abenden in der Woche. Der Chefarzt hat in der Sprechstunde durchschnittlich 50 Patienten am Tag und macht wöchentlich 30

Hausbesuche.

Pflichtvorsorge

Der Kinderarzt des Städtischen Krankenhauses hält zweimal wö- chentlich Sprechstunde im Ge- sundheitszentrum ab. Alle Kinder haben einen Gesundheitspaß, den ihre Eltern für sie von Geburt an bis zum Alter von 16 Jahren führen müssen. Die Eltern sind gesetzlich dazu verpflichtet, daß die Kinder das zuständige Gesundheitszen- trum zu regelmäßigen und zusätz- lich erforderlichen Untersuchungen sowie für Impfungen aufsuchen.

Mit besonderem Nachdruck wird neuerdings Gesundheitsvorsorge betrieben, und die gesamte Bevöl- kerung wird deshalb alle zwei Jah- re geröntgt. Fabriken aller Art so- wie Großbüros haben ihren eige- nen Arzt, während sich das nächst- gelegene Gesundheitszentrum um die kleineren Betriebe kümmert.

Regelmäßige Untersuchungen fin- den in allen Industriezweigen statt, wo mögliche Gefahren für die Ge- sundheit auftreten, und alle Sport- ler bekommen ein Gesundheits- buch, in das der untersuchende Sportarzt in bestimmten Abständen seine Eintragungen vornehmen muß. Boxer und Sprinter müssen sich beispielsweise zweimal im Jahr, Fußballer einmal im Jahr in der Sportklinik ihrer Woiwodschaft untersuchen lassen. Eine Vorschul- untersuchung für jedes Kind ist ebenso erforderlich wie eine Unter- suchung für jeden, der bergsteigen will, und wer in ein vom Staat oder der Gewerkschaft betriebenes Fe- rienheim geht, muß ein ärztliches Zeugnis vorweisen.

Wenn es auch einige sehr gute und moderne polnische Krankenhäuser gibt, sind es doch zu wenige. Da- her sind sie überfüllt und müssen sogar in Korridoren Betten aufstel- len. Die Sozialprogramme der Re-

460 Heft 8 vom 23. Februar 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(4)

Polens Gesundheitswesen

gierung benötigen mehr Geld, als das immer noch in der Entwicklung begriffene Land aufbringen kann.

Das bisher Erreichte muß man am Jahre 1945 messen, als das ganze Land praktisch einem Schlachtfeld glich und 85 Prozent aller Städte zerstört waren.

Augenblicklich kommen in Polen 5,2 Krankenhausbetten auf tausend Einwohner gegenüber dem euro- päischen Durchschnitt von 8 Bet- ten auf tausend Einwohner. Es gibt in Polen 56 000 Ärzte, wo 70 000 gebraucht werden, obwohl auf ei- nen Platz an der Ärztlichen Akade- mie jeweils acht Bewerber kom- men. Polen kann keine ausländi- schen Ärzte holen, um diesen Man- gel auszugleichen - seine Nach- barländer sind in der gleichen, wenn nicht sogar in einer schlech- teren Situation.

Das Gesellschaftssystem macht es dem einzelnen allzu leicht, ins Krankenhaus aufgenommen zu werden, und die Behörden wissen, daß viele Betten von Patienten be- ansprucht werden, die sie im Grun- de gar nicht nötig hätten. Deshalb hat man kürzlich damit angefan- gen, Fachärzte von den Gesund- heitsämtern in die Krankenhäuser zu schicken, um die Diagnosen der Patienten zu überprüfen und dieje- nigen herauszufischen, ·die nicht dorthin gehören. Von einem hohen Beamten des Ministeriums für Ge- sundheit und öffentliche Fürsorge wurde die Situation wie folgt zu- sammengefaßt: "Ich will Ihnen sa- gen, daß nicht überall in Polen pa- radiesische Zustände herrschen.

Wir brauchen viele Geräte, wir brauchen Betten, wir brauchen Ge- bäude. Aber unsere Organisation und die Art unserer medizinischen Versorgung ist nach meiner Über- zeugung modern und auf dem rich- tigen Wege."

Anschrift des Verfassers: John Watney

43, Gertrude Street London, SW 10 OJO Großbritannien

Bundesärztekammer

Arbeitsmedizinische Einführungslehrgänge im April 1978

Die Ärztekammer Niedersachsen veran- staltet an den Tagen 14 .. 15 .• 16 .. 21., 22.

und 23. April 1978 in der Medizinischen Hochschule Hannover noch einmal einen 48stündigen arbeitsmedizinischen Ein- führungslehrgang. Der Lehrgang wird unter bewährter fachlicher Leitung ste- hen und läuft jeweils von Freitag, 14 Uhr, bis Sonntag, 13.30 Uhr. Die notwendigen Betriebsbesichtigungen werden auf örtli- cher Ebene angeboten. Die Teilnahme am gesamten Lehrgang ist Vorausset- zung für die Erteilung einer Bescheini- gung nach§ 3 Abs. 3 der UVV .. Betriebs- ärzte".

Interessierte Ärzte erhalten das Pro- gramm mit Anmeldeformular auf schrift- liche oder telefonische Anfrage bei der Ärztekammer Niedersachsen, Postfach 307, 3000 Hannover 1, Fernruf (05 11) 16 70-2 29.

Kassenarztsitze

Nordrhein

Von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein werden folgende Kassenarzt- stellen als vordringlich zu besetzen ausgeschrieben:

Düren, Augenarzt. ln Düren, Kreisstadt

(ca. 89 000 Einwohner und 68 000 Ein-

wohner Einzugsbereich, wird wegen Überlastung der dort niedergelassenen Ärzte die Niederlassung eines weiteren Augenarztes dringend erforderlich. Die Existenzmqglichkeit ist als sehr gut zu bezeichnen. Die Bildung einer Praxisge- meinschaft oder Gemeinschaftspraxis ist möglich. Die Kreisstelle Düren wird bei der Beschaffung von Praxisräumen be- hilflich sein. Sämtliche Schulen sind am Ort vorhanden. Düren liegt 30 km von der Universitätsstadt Aachen und 40 km von der Universitätsstadt Köln entfernt.

Jülich, Dermatologe. in der Stadt Jülich, Kreis Düren (Stadt Jülich 31 500 Einwoh- ner, Einzugsgebiet 38 000 Einwohner) ist wegen Aufgabe einer dermatologischen Praxis eine Niederlassung zum 31. März 1978 bzw. 30. Juni 1978 dringend erfor-

Spektrum der Woche

Aufsätze ·Notizen BEKANNTMACHUNGEN

derlich. Die Kreisstelle Düren wird bei der Beschaffung von Praxisräumen be- hilflich sein. Jülich liegt 14 km von Düren entfernt. in Jülich sind sämtliche Schu- len vorhanden. Es bestehen gute Ver- kehrsverbindungen (Schnellstraße und Bundesbahn) zu den Universitätsstädten Aach'en (30 km), Köln (50 km) und Düs- seldorf (50 km).

.,.. Den Bewerbern um einen der vorge- nannten Kassenarztsitze wird die Um- satzgarantie in Höhe von DM 100 000 für ein Jahr gewährt. wenn sie die Garantie- zusage der KVNo vor der Zulassung zur Kassenpraxis erhalten haben. Darüber hinaus kann für die Besetzung dieses Kassenarztsitzes ein Darlehen in Höhe bis zu DM 60 000 zu einem Zinssatz von 6,5 Prozent gewährt werden. Nähere Auskünfte hierüber bei der Kassenärztli- chen Vereinigung Nordrhein, Emanuei- Leutze-Straße 8, 4 Düsseldorf 11, Tele-

fon: 02 11/5 97 01, und bei jeder anderen

Verwaltungsstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.

Bewerbungen sind zu richten an den Zu- lassungsausschuß für Kassenarztzulas- sungen, 51 Aachen. Petersstraße 17, Te- lefon: 02 41/2 15 41.

D

Remscheid-Lüttringhausen, Augenarzt.

in Remscheid-Lüttringhausen. einem Vorort mit kleinen und mittleren Indu- striebetrieben (rd. 20 000 Einwohner). ist kein Facharzt für Augenheilkunde nie- dergelassen. Vier Augenärzte sind in et- wa 4 bis 8 km Entfernung tätig und über- durchschnittlich stark frequentiert. in Remscheid sind sämtliche schulischen und kulturellen Einrichtungen vor- handen.

Viersen (Ait-Viersen), Neurologe. in Viersen 1 (Ait-Viersen). ca. 41 600 Ein- wohner, mit den Einzugsgebieten Dül- ken. Süchteln, Kaldenkirchen. Nieder- krüchten ca. 84 000 Einwohner, hat der bisher dort niedergelassene Neurologe seine Praxis nach Süchteln verlegt. Aus diesem Grunde ist die Wiederbesetzung dieses Kassenarztsitzes dringend erfor- derlich. Der Kassenarztsitz liegt in der Stadtmitte. Praxis und Wohnräume kön- nen in zentraler Lage angernietet wer- den. Alle schulischen und kulturellen Einrichtungen sind in Viersen und Mön- chengladbach (15 Minuten Entfernung) und Krefeld (20 Minuten Entfernung) vorhanden.

.,.. Den Bewerbern um einen der vorge- nannten Kassenarztsitze wird die Um- satzgarantie in Höhe von DM 100 000 für

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 8 vom 23. Februar 1978 461

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Mayer ist bisher in Mün- chen noch kein Arzt bekannt ge- worden, der sich als Werber für diese Gemeinschaft betätigte. Sollten sich die Vorwürfe konkreti- sieren, so könnte der Fall

Es ist eigentlich eine Diskussion über ein schon praktiziertes Gewohnheits- recht, daß die Kostenträger und in vielen Fällen auch der Patient, jeder Sachbearbeiter

Gleichwohl kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass man in Deutschland eher von einer Finanzierungskrise als von einer Kostenexplosi- on im Gesundheitswesen spre- chen

„Das verrückte Stadt-Flair haben wir für dieses Jahr noch viel intensiver auch aufs Line-Up übertragen können, weil immer mehr tolle Künstler Parookaville kennen und Bock auf

ist unter Ziffer 2 aber auch nachzulesen, dass „für die Anwendung eines Operations- mikroskopes oder eines Lasers im Zusammenhang mit einer ambu- lanten operativen Leistung Zuschlä-

Die Krankenkassen sollen sich auf Bonner Anregung nicht nur über Rechtsvorschriften hinwegsetzen, sie sollen sich auch für Erfassung und Verarbeitung der Daten eines

Dies gilt insbesondere für die Versorgung von Komplikationen bei postoperativem In- fekt nach Osteosynthese, wenn die ope- rative Erstversorgung nicht im eigenen Krankenhaus

lichkeit geregelt, dass die Apothekenleitung eine betriebsbedingte Kündigung ausspricht und gleichzeitig der gekündigten PTA eine Abfindung in Höhe eines halben