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Archiv "Hohe Erwartungen an den Deutschen Ärztetag in Trier: 3. Deutscher Hausärztetag in Freiburg" (28.08.1980)

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TAGUNGSBERICHT

Hohe Erwartungen

an den Deutschen Ärztetag in Trier

3. Deutscher Hausärztetag in Freiburg Aufsätze • Notizen

Für die Spitzen des Verbandes der Praktischen Ärzte und Ärzte für All- gemeinmedizin ist die Welt auch nach dem 83. Deutschen Ärztetag (im Mai 1980 in Berlin) noch längst nicht in Ordnung. Während ihres 3.

Deutschen Hausärztetages in Frei- burg bemühten sich die Delegierten des Berufsverbandes der Prakti- schen Ärzte und Ärzte für Allgemein- medizin Deutschlands (BPA) um ei- ne kritische Bestandsaufnahme der aktuellen gesundheits- und sozial- politischen Lage — rückschauend auf den Ärztetag in Berlin und im Ausblick auf den kommenden Ärzte- tag 1981 in Trier.

Die allgemeine Stimmungslage der Freiburger Delegiertenversammlung umschrieb der Bundesvorsitzende des BPA, Dr. med. Helmuth Klotz, Darmstadt, zugleich Vizepräsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, in seinem La- gebericht: „Das hohe Lied vom bra- ven Hausarzt war in aller Munde, und von links und rechts erscholl der Ruf nach dem qualifizierten Arzt, dem Leib- und Seelentröster in gu- ten und in schweren Stunden.

Wären alle diese Worte schon in die Tat umgesetzt, dann hätten wir un- ser Ziel erreicht und könnten uns dem stillen Genuß dieses Erfolges hingeben.

Daß dem aber nicht so ist, ist uns allen hier bekannt, und so werden wir nicht umhin können, uns weiter ins Geschirr zu legen, um den Kar- ren des Hausarztes, der immer noch auf schlecht geschmierter Achse mit knarrenden Rädern auf holpriger Bahn bergauf gezogen werden muß, weiter in Bewegung zu halten."

Durststrecke der Hausärzte Zwar zeigte man sich befriedigt dar- über, daß die berufspolitischen Be- lange der Hausärzte nach dem Berli- ner Ärztetag doch etwas optimisti- scher gesehen und interpretiert wer- den können als noch nach dem vor- jährigen Deutschen Ärztetag in Nürnberg erwartet wurde. Die BPA- Delegierten werteten es mehr als ei- ne bloße verbale Verbeugung ge- genüber den Allgemeinärzten, daß der Berliner Ärztetag wesentliche Vorstellungen aus dem Hausarztpa- pier des BPA in den aktualisierten

„Gesundheits- und sozialpolitischen Vorstellungen der deutschen Ärzte- schaft" (sogenanntes Blaues Papier) verankert hat. Zwar seien manche Formulierungen „verwässert" und insbesondere der vom BPA favori- sierte Begriff der „allgemein- ärztlichen Weiterbildung" durch die

„verwaschene" Umschreibung „Be- rufserfahrung" ersetzt worden, doch hätte das Ärztetagsplenum mehr- heitlich anerkannt, daß eine effekti- ve ärztliche Primärversorgung ohne eine entsprechende Zahl qualifizier- ter Ärzte nicht möglich sei. In Frei- burg verdichtete sich der Eindruck, daß die Delegierten des BPA nicht mehr an dem starren Kurs des „Alles oder Nichts" im Hinblick auf die Weiterbildungsforderungen festhal- ten, sondern auf die „Politik der kleinen Schritte" und Verhandlungs- bereitschaft aller maßgebenden ärzt- lichen Gruppierungen bauen, um auch mit dem Druck eines Teils der

„öffentlichen Meinung" doch noch die wesentlichsten Verbandsforde- rungen durchsetzen zu können. Die Parole, die Dr. Klotz in Freiburg den Delegierten zurief, lautete: „Der Ärz- tetag ist tot, es lebe derÄrztetag."

Fiebig: Gesundheitspolitik

Mißbrauch sich ergebenden Resi- stenzprobleme haben inzwischen schon bedrohliche Ausmaße ange- nommen. Auf die Liste der vorrangig zu bearbeitenden Mißbrauchspräpa- rate sind schließlich mindestens noch die Kortikoide zu setzen.

Vorsorgemedizin

Mancher Leser mag die Befürchtung haben, daß ich gegen jede Art von Vorsorge Bedenken habe. Dem ist nicht so!

Die Einschränkung des Mißbrauchs von Arzneimitteln ist eine sehr wich- tige Aufgabe der Gesundheitsvor- sorge. Die Frage ist: Wie kann man die Bürger in unserem Staate so be- einflussen, daß sie von sich aus Maßnahmen zu einer gesundheits- gerechten Lebensführung ergreifen, die ihnen natürlich selbst am mei- sten nützen würde. Auf diesem Fel- de hat es zweifellos in der Vergan- genheit zahlreiche Vorstöße gege- ben. Aber man muß sich fragen, ob sie richtig geplant waren.

Hierher gehört auch die immer noch wachsende Erwartungshaltung der Versicherten. Durch zahllose Einzel- maßnahmen seitens der Versiche- rungen und Gesundheitsbehörden ist — meist zweifellos unabsichtlich, aber gedankenlos — diese Erwar- tungshaltung („Ich habe ein Recht auf . . . ") in der Vergangenheit nur allzu sehr gefördert und werbemä- ßig ausgenutzt worden. Auch diese Erwartungshaltung läßt sich nur dann auf das vernünftige Maß zu- rückführen, wenn die Bevölkerung darüber aufgeklärt wird, was über- haupt leistbar ist. So könnte auch allmählich die Erkenntnis keimen, daß nicht selten eine eigene Aktivität des Patienten nicht nur billiger, son- dern vor allem auch effektiver ist als irgendeine in Anspruch genommene und letztlich doch von ihm selbst bezahlte Dienstleistung.

Anschrift des Verfassers:

Udo Fiebig Mitglied der

SPD-Bu ndestagsfraktion Bundeshaus

5300 Bonn 1

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1- 4

Aufsätze -Notizen Hausärztetag des BPA

Das dichtbesetzte Auditorium im Kolpinghaus zu Freiburg im Breisgau bei der Eröffnungsveranstaltung des 3. Deutschen Hausärztetages am 20. Juni 1980. In der ersten Reihe der Zuhörer (v. I. n. r.): Dres. Willi Kuh; Prof. Klaus-Dieter Haehn; Peter Krein;

Hans Hamm; Gerhard Jungmann; Hans-Jürgen Frank-Schmidt; Dietrich Maiwald; Helmuth Klotz; Klaus-Dieter KoSsow Fotos: Clade

Die Anstrengungen des „Praktiker- verbandes" gelten deshalb den Vor- bereitungen auf den kommenden Ärztetag in Trier, bei dem die Allge- meinmedizin zum zentralen Thema erhoben wurde. Innerhalb der eige- nen Fachgruppe müsse es zu einer gemeinsamen Aussage über mittel- und langfristige Planungen kom- men; aber auch andere relevante Gruppen innerhalb der Ärzteschaft und die Öffentlichkeit müßten für die verbandseigenen Pläne gewonnen werden. Zwar gab man sich nicht der Illusion hin, daß die Meinungs- verschiedenheiten zwischen Mar- burger Bund und Praktikerverband hinsichtlich der Aus- und Weiterbil- dungsfragen von heute auf morgen überbrückt werden könnten, doch sollten erneut Versuche unternom- men werden, um die Dissonanzen in sachlichen Gesprächen auszuräu- men und nicht wie bisher in publizi- stischen Aktionen „auf dem offenen Markt" auszutragen.

Besitzstand

der „Praktischen Ärzte"

Dr. Klotz betonte, es gelte vor allem, die Realität mit den berechtigten Wünschen der Allgemeinmedizin in Einklang zu bringen. Man müsse sich mit dem Beschluß des Berliner Ärztetages, den Titel „praktischer Arzt" abzuschaffen (was allerdings erfolgte, gerade um den Titel „Allge- meinarzt" weiter aufzuwerten), aus-

einandersetzen. Erfahrene Kollegen, die bisher als praktische Ärzte an der „Patienten-Front" tätig gewesen seien, müßten den Besitzstand

un- verändert

beibehalten können. Die Absicht des BPA in dieser Frage sei es gewesen, zu vermeiden, daß sich künftig junge Kollegen bei der Nie- derlassung alsbald mit diesem Titel

„schmücken" könnten. Insofern könnte der angesehene Begriff des praktischen Arztes abgewertet wer- den. An einem solchen „Etiketten- schwindel" könne niemand interes- siert sein, schon gar nicht, wenn man das große Vertrauenspotential des praktischen Arztes, des Haus- und Familienarztes in der Bevölke- rung nicht untergraben wolle.

Ganz so dramatisch, wie der lehr- erfahrene Allgemeinarzt Prof. Dr.

med. Siegfried Häussler, 1. Vorsit- zender der Kassenärztlichen Ver- einigung Nordwürttemberg und BPA-Ehrenmitglied (Altbach), die Lage beschrieb, mochten die Dele- gierten die Situation nicht beurtei- len: Prof. Häussler „brandmarkte"

den Marburger Bund als den „natür- lichen Interessengegner" der prakti- schen Ärzte. Häussler meinte, wäh- rend beim Nürnberger Ärztetag die Fronten noch recht unklar gewesen seien, habe der Berliner Ärztetag die Positionen unverwechselbar offen- gelegt und einen „Graben der Zwie- tracht" im ärztlichen Lager auch für die Allgemeinheit erkennbar werden lassen. Gute Freunde und verläßli-

che Bundesgenossen unter den Ver- bänden und Körperschaften besitze der BPA kaum noch. Man müsse deshalb mit jeder politischen Grup- pierung reden, die die „allgemein- ärztlichen Interessen" nicht nur ver- bal, sondern tatkräftig unterstützen.

So gesehen wäre die Ärzteschaft gut beraten, wenn sie überkommene

„Feindbilder" beiseite ließe und dort um Unterstützung werben würde, wo man sich für eine „qualifizierte Aus- und Weiterbildung" des Allge- meinarztes aktiv einsetze. Häussler zitierte dazu das parallel zum Deut- schen Ärztetag im Mai 1980 be- kanntgewordene Programm der Ge- werkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), das sich für eine organisierte Zwangs- weiterbildung einsetzt („Vorschläge der Gewerkschaft ÖTV zur ärztli- chen Weiterbildung"). Wenn die ÖTV-Vorstellungen zufällig mit den verbandseigenen Essentials über- einstimmten, so dürfe man sich noch längst nicht in die linke Ecke gedrängt fühlen oder drängen las- sen, sagte Prof. Häussler. Wenn man punktuell mit gewerkschaftlichen Forderungen übereinstimme, so bedeute dies noch längst nicht, daß man zu anderen gesellschafts- politischen Forderungen uneinge- schränkt ja sage.

Dieser Meinung widersprach aller- dings der stellvertretende Vorsitzen- de der KV Hessen, Dr. med. Karl Nicklas, Frankfurt. Er betonte, DGB

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 35 vom 28. August 1980 2073

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Aufsätze ·Notizen

Hausärztetag des BPA

und ÖTV hätten gesundheitspoliti- sche Programme beschlossen, die durchaus tödlich für die freiheitliche Ausübung des Arztberufes sein könnten.

Fürsprache Wehners

.,.. So sehr sich die "Hausärzte" im innerärztlichen Lager noch mißver- standen fühlen, so erfreut zeigte man sich über das wohlgefällig-ten- denziöse Grußtelegramm des Vorsit- zenden der SPD-Bundestagsfrak- tion, Herbert Wehner: " . . . Die Hausärzte sind wichtigste Säule der ambulanten ärztlichen Versorgung. Im Zeichen einer sich rasch wan- delnden Medizin hat sich jedoch auch ihr Berufsbild verändert, der Hausarzt alter Prägung ist mehr denn je einem Arzttypus gewichen, der als erster Ansprechpartner des Patienten für ihn Kontinuität und Übersicht im komplizierten System unserer gesundheitlichen Versor- gung herstellt. Er ist derjenige, der früher als andere Ärzte die sozialen Beeinträchtigungen des Patienten erkennen kann und die daraus fol- genden gesundheitlichen Beein- trächtigungen bewertet ... Die sich für die Hausärzte ergebenden Auf- gaben machen eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung unabding- bar. Die praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin, also diejeni- gen, die hauptsächlich hausärztli- che Funktionen wahrnehmen, dür- fen von dieser qualifizierten Aus- und Weiterbildung nicht ausge- schlossen werden ... "

Ermuntert durch diese verbands- freundlichen Worte politischer Pro- minenz begann die Freiburger BPA- Versammlung, die Richtpunkte der eigenständigen Profilierung bereits im Vorfeld des Trierer Ärztetages ab- zustecken. Der Geschäftsführende Vorstand wurde beauftragt, bei allen Maßnahmen und Gesprächen im Hinblick auf den 84. Deutschen Ärz- tetag 1981 in Trier uneingeschränkt von der Forderung nach abge- schlossener Weiterbildung (mög- lichst vier Jahre) als Voraussetzung für das selbständige Tätigwerden ei- nes Arztes in der Primärversorgung

auszugehen. Ferner wurde der Vor- stand gebeten, durch intensive Ge- spräche innerhalb der Ärzteschaft, aber auch mit anderen Gruppen, die Einsicht zu verbreiten, daß das Sy- stem der ambulanten ärztlichen Ver- sorgung nur aufrechterhalten wer- den kann, wenn für die Primärver- sorgung hinreichend qualifizierte Allgemeinärzte zur Verfügung ste- hen (also nicht praktische Ärzte - Die Red.).

Die Delegierten sprachen sich nach- haltig dafür aus, in Klausurtagungen die Marschroute der allgemeinärztli- chen Delegierten des Ärztetages zu erörtern und die verhandlungstakti- schen Züge durchzusprechen. BPA- Vorsitzender Dr. Klotz kündigte an, daß zwei solcher vorbereitenden Se- minare, und zwar im Herbst 1980 und Frühjahr 1981, bereits fest ge- bucht seien.

ln einer Rückblende auf den Berliner Ärztetag nahmen die Delegierten auch die Modellversuchsforderung aufs Korn. Dr. Klotz bezeichnete

· Selbstbeteiligungsmodelle (ob fi- nanziell oder nur "gedanklich") schlichtweg als eine "Utopie". Ein- mal abgesehen davon, daß die Versi- cherten der gesetzlichen Kranken- versicherung durch die Kollektivbei- träge bereits zu 100 Prozent selbst- beteiligt seien, seien sowohl die Kas- senärzteschaft als auch der überwie- gende Teil der Patienten in den letz- ten beiden Jahren "ausgesprochen kostenbewußt" gewesen. Im übrigen hätten die Selbstbeteiligungsbefür- worter noch keinen Weg aufzeigen können, wie die Direktbeteiligung praktikabel und ohne größeren bü- rokratischen Aufwand durchgesetzt werden kann.

Honorarpolitische Forderungen Als ein ganz vordringliches Anliegen der Verbandsarbeit bezeichnete Dr.

Klotz die Erhaltung eines "gerech- ten Honorars", dies insbesondere deshalb, weil gerade das erste Quar- tal dieses Jahres die Allgemeinärzte sowohl psychisch als auch physisch und zusätzlich noch durch die ge- stiegenen Benzinpreise auch finan-

ziell überaus stark belastet habe.

Nach Ansicht des BPA hätte von sei- ten der KBV beim Honorarabschluß mit den Ersatzkassen eine Ausnah- meregelung gefunden werden sol- len. Herausgekommen sei lediglich eine Erhaltung des Realeinkom- mens, "aber auch nur dann, wenn wir weiterhin schön fleißig arbeiten und alles Mögliche und Unmögliche rationalisieren und zentralisieren."

Die Praktiker-Sprecher zitierten Zah- len des Zentralinstituts für die kas- senärztliche Versorgung (ZI), Köln, die der BPA-Vorsitzende so kom- mentierte: "ln einer Zeit, in der der Gaul der Inflation allenthalben kräf- tig dahintrabt, in der alle Sonntags- reden von der Notwendigkeit der hausärztlichen Versorgung tönen und in der sich viele kluge Köpfe Gedanken über eine größere Attrak- tivität der Allgemeinpraxis machen, erleben wir eine derartig kalte Du- sche!" Würde die amtliche Sparpoli- tik unverändert weiter betrieben, so sei der Tag nicht mehr fern, an dem das Einkommen des niedergelasse- nen Arztes (nach Abzug sämtlicher Kosten) mit dem des beamteten Arz- tes nivelliert sei. Am Ende dieser Pe- riode gäbe es nur noch einen Unter- schied, nämlich den: Während be- amtete Ärzte sich einer geregelten Arbeitszeit erfreuen und kaum be- rufliche Risiken in Kauf nehmen müßten, würde die Arbeitszeit und Verantwortung des Häufleins noch freiberuflich tätiger Ärzte spürbar zunehmen. Niemand könne von den freiberuflich tätigen Ärzten verlan- gen, daß dies für einen Gotteslohn geschehe oder mit einem bloßen Schulterklopfen abgetan ist.

Der Hausärztetag ließ es bei diesem Lamento nicht bewenden, sondern meldete ein Bündel konkreter For- derungen an:

Einführung einer neuen Gebühren- ordnungsposition für Dokumenta- tion und für die Einweisung eines Patienten ins Krankenhaus;

Ansatzfähigkeit der Beratung neben Sonderleistungen, wenn die Bera- tung aus einem anderen Gebiet ent- springt;

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Hausärztetag des BPA

Einführung einer eigenen Ziffer für die Nachtberatung von 22 bis 6 Uhr;

Kostenersatz für Gegenstände, die zur einmaligen Anwendung be- stimmt sind (Handschuhe, Katheter, Mundspatel usw.), da der Kauf für diese die hausärztliche Praxis erfor- derlichen Gegenstände Kosten ver- ursache, die nicht mit dem Honorar abgedeckt seien;

Anhebung des Honorars für die Jugendarbeitsschutzu ntersuchung ; Einführung einer Leistungsziffer

„Gesundheitsberatung" ;

Anhebung der Besuchsgebühr, da nicht gerechtfertigt sei, daß der Be- such eines Mechanikers höher ver- gütet werde als der Hausbesuch des Arztes;

Verhandlungen über eine 30prozen- tige Teuerungszulage zur Wege- geldpauschale und zum Kilometer- geld;

Berücksichtigung des tatsächlichen Bedarfs an Allgemeinärzten bei den Bedarfsplanungsrichtlinien (§§ 368 Abs. 4; 368 p Abs. 7 RVO).

Kritik übte der BPA an der längst festgelegten Tagesordnung der Herbst-Runde 1980 der „Konzertier- ten Aktion im Gesundheitswesen".

Die ursprünglich auf das Kranken- haus beschränkte Humanitätsdis- kussion soll nunmehr auch auf die ambulante ärztliche Versorgung ausgedehnt werden. (Die Bundes- ärztekammer hat im Gegenzug dazu gefordert, dann auch den Bereich des öffentlichen Dienstes in die Diskussion einzubeziehen,) Der Praktikerverband habe immerhin einen „gedanklichen Vorsprung"

vorzuweisen, denn die im Juni 1979 beschlossenen überarbeiteten

„Grundsätze zum Hausarztprinzip"

hätten längst praktikable Wege einer humanen Krankenversorgung in der ambulanten Praxis aufgezeigt.

Schlechte Zensuren für die BDÄ Überraschend schlechte Noten er- teilte Dr. Klotz der vor knapp drei

Jahren auch mit Hilfe des BPA aus der Taufe gehobenen Bundesver- einigung Deutscher Ärzteverbände (BDÄ), einer Dachkonstruktion ver- schiedener Ärzteverbände, die nach der Lesart der BPA-Berufspolitiker mehr auf dem Papier steht, als ge- bündelt und mit einer Zunge redend ärztliche Interessen zu artikulieren.

Entgegen früherer Versprechungen

— ZITAT

Befehlsempfänger

„Bundesdeutsche Politiker schlagen ihre Schlachten nicht in Afghanistan, son- dern sie schlagen ihre Schlachten auf dem Feld der sozialen Versorgung. Und die Ärzte hätten sie da gern als gefügige Befehlsempfän- ger, quasi als Soldaten an der Wohlstandsfront. Dies entspricht nicht unserer Auf- fassung von einem freien Beruf."

Dr. med. Klaus-Dieter Kos- sow, Achim-Uesen, Stellver- tretender Bundesvorsitzen- der des Berufsverbandes der Praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin Deutschlands (BPA) e. V., auf dem 3. Deutschen Haus- ärztetag am 20. Juni 1980 in Freiburg i. Br.

sei dem BPA nicht die Rolle zugefal- len, die Fragen der Allgemeinmedi- zin innerhalb dieser „BDÄ" sachver- ständig allein zu vertreten. Vielmehr habe der Hartmannbund eine um- strittene Werbeaktion (Telefonistin- nen einer professionellen Werbe- agentur rufen bei Ärzten an, um eine Mitgliedsofferte kundzutun) bei ei- nem Personenkreis gestartet, den der Praktikerverband als sein urei- genstes Mitgliederreservoir betrach- tet. Auch andere Aktionen, wie bei- spielsweise die Absicht zur Wieder- einführung des Facharzttitels von

Ärztetagsdelegierten des Hartmann- bundes und des NAV, wertete der BPA als störenden Alleingang ein- zelner BDÄ-Mitgliederverbände.

Vernichtend das Gesamturteil über die „großspurige" BDÄ: „Statt gro- ßer politischer Demonstrationen ge- meinsamen Wollens nach außen, verzetteln wir uns in Rivalitäten nach innen" (Klotz).

Die BPA-Delegierten setzen künftig mehr auf die kollegiale Partner- schaft mit dem Fachverband .der All- gemeinmedizin, der Deutschen Ge- sellschaft für Allgemeinmedizin (DE- GAM), deren 14. Wissenschaftlicher Kongreß parallel und im Rahmen des 3. Deutschen Hausärztetages ebenfalls in Freiburg stattfand (unter Leitung und maßgeblicher Vorberei- tung der beiden Vorsitzenden Dr.

med. Hans Hamm, Lehrbeauftragter in Hamburg, und Prof. Dr. med.

Klaus-Dieter Haehn, Ordinarius für Allgemeinmedizin an der Medizini- schen Hochschule Hannover).

Um den Fortbildungswillen auch der berufspolitischen Verbände zu un- terstreichen, beschloß der BPA (An- trag 6), regelmäßig dezentral in ein- zelnen Bereichen der Bundesrepu- blik Seminare für niedergelassene Ärzte durchzuführen, die bereit sind, angehende Allgemeinärzte in ihren Praxen weiterzubilden.

Darüber hinaus ist eine Kommission eingesetzt worden, die den Auftrag erhielt, solche Seminare inhaltlich und organisatorisch vorzubereiten.

Fünf Mitglieder gehören der Kom mission an (Dres. Sturm, Pahnke, Mader, König und Feld). Stellvertre- ter sind die Dres. Zabel und Kalinski.

Diese Seminare sollten auch dazu dienen, flankierend die Bemühun- gen der Mehrzahl der Kassenärztli- chen Vereinigungen zu unterstüt- zen, die mit finanziellen Zuschüssen die allgemeinärztliche Weiterbil- dung wirksam fördern.

Dieses Anliegen sei um so dringli- cher, als voraussichtlich bereits in naher Zukunft nicht mehr alle zur Weiterbildung bereiten Ärzte Weiter-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 35 vom 28. August 1980 2075

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— ZITAT

Haltungspflege

„Haltung läßt sich weder durch Gesetz verordnen, noch durch Vereinsmeinun- gen aufzwingen. Haltungen entstehen, erwachsen, und zwar im Freiraum der einzel- nen Persönlichkeit. Und dar- an sollten alle diejenigen denken, die heute zu laut- hals nach Humanität im Krankenhaus rufen und gleichzeitig verkünden, daß Humanität nur im bürgerna- hen Krankenhaus möglich sei."

Prof. Dr. rer. pol. Siegfried Eichhorn, Vorstandsmitglied des Deutschen Kranken- hausinstituts (DKI), Düssel- dorf, anläßlich des Interna- tionalen Fortbildungskon- gresses der Bundesärzte- kammer in Davos

Aufsätze - Notizen Hausärztetag des BPA

bildungsstellen in Krankenhäusern finden werden.

In drei bis vier Jahren stehen 11 000 bis 12 000 Hochschulabsolventen nur rund 6000 ärztliche Weiterbil- dungsstellen gegenüber!

Selbstverständlich sollen die ange- kündigten Seminare nach standardi- sierten Programmen abgewickelt werden. Ziel ist es, das Basiswissen in der Primärversorgung, des inner- wie außerärztlich anerkannten Haus- und Familienarztes zu verbreitern und qualitativ abzusichern.

Nicht Abkapselung der Haus- und Allgemeinärzte, kein Zurückziehen in den berufspolitischen Schmoll- winkel, war das Fazit der Freiburger Tagung, sondern vielmehr eine be- harrliche Beackerung des ange- stammten Terrains in einer für die Hausärzte (hoffentlich) nicht allzu beschwerlichen Zukunft.

Dr. Harald Clade

Treffendes

. In den Ausführungen in Heft 18, die endlich als kompetente Äuße- rung dieser Gesellschaft gelten dürf- ten, gefällt mir Verschiedenes ganz ausgezeichnet. So spricht Herr Hein- richs in Überschrift und im ganzen Text eindeutig von Schwanger- schaftsabbruch und vermeidet da- mit die so häufig gebräuchliche und fehlerhafte Ausdrucksweise zum Thema § 218 in Form des Wor- tes „Schwangerschafts-Unterbre- chung".

Außerdem spricht er meiner Ansicht nach sehr richtig und sehr eindeutig von der Situation des Schwanger- schafts-Konfliktes und demnach auch von einer Konflikts-Beratung.

Ich halte diesen Ausdruck für klarer als alles, was sonst im Zusammen- hang mit dem sogenannten legalen Schwangerschafts-Abbruch nach

§ 218 geredet wird.

Ganz besonders treffend erscheint mir die Ausführung über Freiheit und Selbstbestimmung des Individu- ums, die er in die Mitte seiner Aus- führungen stellt; das ist für ihn das eigentliche „Skandalon".

Dieser Ausflug in die Philosophie, von ihm mit Recht als „der ideologi- sche Kern der Auseinandersetzung"

bezeichnet, hat leider zu meinem al- lergrößten Bedauern übersehen, oder vergessen – oder unterschla- gen –, daß es auch für eine schwan- gere Frau keine absolute und nur auf die eigene Person bezogene Freiheit gibt. Wollte man allen Schlußfolgerungen des Autors fol- gen, so stößt man gerade hier an die Grenze solcher Schlußfolgerungen.

Dies übersehen zu haben muß dem Autor meiner Ansicht nach als ganz erheblicher Mangel angelastet werden.

Dr. Eberhard Emminger Karmelitengasse 10 8900 Augsburg 1

Unverständnis

Es ist schon der höhere Grad der Konzilianz, daß das DEUTSCHE ÄRZTEBLATT diesen Aufsatz ge- bracht hat. Es ist aber auch zu viel der Nachsicht. Die Thesen von dem

„werdenden Leben" kann sich der erlauben, der nicht biologisch den- ken kann. Das Leben beginnt mit der Befruchtung, d. h. mit der Vereini- gung der Gameten. Die Schwanger- schaft beginnt mit der Nidation. im Augenblick der Vereinigung der Ga- meten ist das Leben in all seinen Eigenschaften vorprogrammiert. Es wird nicht, es ist. „pro familia" sollte einen Biologen fragen. Herr Hein-

richs sollte sich einmal überlegen, ob nicht statt „Sexualerziehung", besser gesagt „Sexualverderbnis", eine behutsame Führung mit dem Ziel der „Selbstbeherrschung" und der „Keuschheit" sinnvoller wäre.

Oder sind solche Worte für „pro fa- milia" chinesische Fremdwörter.

Ganz unverständlich ist der letzte Satz: „Der Schutz des werdenden Lebens hört nicht mit der Geburt auf, sondern ... " Da stellt sich nun doch die Frage: Ab wann ist der Mensch denn nicht mehr „wer- dend"? Wann ist er fertig?: Bei der Befruchtung, bei der Nidation, im 3.

Monat, im 6. Monat, bei der Geburt, mit 6 Jahren, oder mit 14, mit 18 Jahren, oder dann, wenn er „fertig gemacht" wird? Die geübte Abtrei- FORUM

Schwangerschaftsabbruch 1979 — Der ideologische Kern

der Auseinandersetzung

Zu dem Beitrag des Präsidenten der pro familia,

Dr. phil. Jürgen Heinrichs, in Heft 18/1980, Seite 1195 ff.

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