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Archiv "Wann welche Einlagen?: Bei Kindern keine kausale Therapie" (12.02.1993)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT DISKUSSIONEN

Wann welche Einlagen?

I Bei Kindern

keine kausale Therapie

Alle bis heute vorliegenden Er- kenntnisse über das Wachstum und die Reifung der Stütz- und Bewe- gungsorgane, des Knorpels, des Kno- chens, der Muskeln, Faszien, Seh- nen, Bänder, Kapseln, auch der des Fußes, sprechen für die funktionelle Anpassung der Gewebe und Organe.

Sie vollzieht sich, wie Wilhlem Roux (1850 bis 1924) formulierte, durch Ausübung der Funktion. Auf die Lehrbücher der Anatomie sei ver- wiesen, insbesondere von Lanz/

Wachsmuth (1972), Benninghoff (1985), Rauber/Kopsch (1987), fer- ner die Zusammenfassung der Ar- beiten von Fr. Pauwels (1965).

Die Wirksamkeit von sogenann- ten korrigierenden Einlagen bei Kin- dern besteht, so weit überhaupt er- kennbar, in der Hemmung, nicht der Förderung der Fußreifung. Die Füße der Kinder, die lange, oft über Jahre, Einlagen getragen haben, halten häufiger als andere an der Supinati- onsstellung des Säuglingsfußes fest.

Der Vorfuß verharrt in Schrägstel- lung (Inversion). Die Gegenbewe- gung des Vorfußes zum Rückfuß im Sinne der zuerst von Strasser (1917), Böhler und Hohmann (1923) be- schriebenen Torsion bleibt aus.

Die durch passive Stützmaßnah- men erzwungene Bewegungsein- schränkung schwächt sowohl die Muskulatur als auch das reifende Bindegewebe. Die Zunahme der Zugfestigkeit des Faszien, Bänder, Kapseln und Sehnen ist von ihrer Beanspruchung abhängig, wie Julius Wolff (1836 bis 1902) voraussah; sie geht mit einer Abnahme der Dehn- barkeit einher. Die Anpassung des kindlichen Knochens an die mit der Aufrichtung zur Bipedie geänderten Anforderungen an Stärke und Ge- stalt und dem Wandel von 0-Bein des Säuglings über das häufige X- Bein des Kleinkindes zum gestreck- ten Bein des Schulkindes ist lange bekannt und 1958 von Fr. Pauwels als Ergebnis asymmetrischen Län-

Zu dem Beitrag von Dr. med. Joachim Grifka in Heft 13/1992

genwachstums in Antwort auf asym- metrische Belastung vor allem der kniegelenksnahen Wachstumsfugen beschrieben worden. B. Kummer er- klärte 1977 die Aufrichtung des Rückfußes aus vergleichbaren Vor- gängen.

Druck auf den Fußinnenrand vorn, in der Mitte oder hinten trifft vor allem auf den Innenrand der Plantaraponeurose. Die Spannung, die dieser Druck bewirkt, führt zur Bewegungseinschränkung im Be- reich des medialen Fußstrahles, zur Behinderung der Dorsalextension im Großzehengrundlenk.

Nutzen oder Schaden der Be- handlung des Kinderfußes mit Einla- gen wird seit der Jahrhundertwende diskutiert (H. Spitzy 1903). Zahlrei- che Arbeiten haben Argumente zu- sammengetragen, die für den Ver- zicht auf Stützmaßnahmen sprechen.

(Imhäuser 1979/1990, A. J. M. Mor- ley 1957, M. 0. Tachdjian 1972, 1985). Diskussionen zum Beispiel unter F. Schede 1933 und 1977 unter E. Rausch trugen zur Meinungsbil- dung bei.

Die Annahme, „korrigierende Einlagen" dienten der kausalen The- rapie eines vermeintlichen Knick-

senkfußes bei Kindern ist mit Sicher- heit überholt.

Prof, Dr. med. Erne Maier Nidegger Straße 10 W-Köln 41

Schlußwort

Der Eingang von über 200 Zu- schriften, zum Teil mit Fragen zu speziellen Indikationsstellungen und Versorgungen, sowie die Schilde- rung von Problemen zeigen eine für mich unerwartete Resonanz auf die Veröffentlichung.

Das Problem der Kindereinlage ist ein wichtiger Aspekt meines Bei- trages, gleichwohl aber auch nur ein Teilaspekt des Gesamtkonzeptes der Einlagenversorgung bei verschieden- sten Indikationen. Die in dem Brief genannten Kontraindikationen zur Einlagenversorgung des Kinderfußes wurden unter Berücksichtigung grundlegender Arbeiten von Kum- mer, Mau und Pauwels diskutiert.

Die grundsätzlichen Bedenken wur- den damit ohnehin schon berück- sichtigt. Neben der physiologischen Entwicklung müssen aber auch pa- thologische Veränderungen berück- sichtigt werden, die auch mit Einla- gen therapiert werden müssen.

Wie schon in meinem Artikel ausgeführt, besteht die Indikation zur Einlagenversorgung bei übermä- ßiger Ausprägung des Knickfußes und bei einer Persistenz der Knick- fußstellung über den üblichen Zeit- raum der physiologischen Valgität des Kalkaneus und der X-Bein-Stel- lung. Es muß verhindert werden, daß eine funktionell reversible Haltungs- veränderung des Fußes zu einer strukturell irreversiblen Änderung und somit zur Fußdeformität führt.

Auch wenn die Einlagenversorgung beim Knickfuß lediglich additiven Charakter haben kann, so sorgt sie doch dafür, daß der Fuß nicht auf- grund der Haltungsschwäche weiter in Fehlstellung gerät oder gar eine Fixation der Fehlposition ausgebil- det wird. Primär bedarf es der kran- kengymnastischen Übungsbehand- lung zur Kräftigung des Muskulatur.

Doch auch eine intensive kranken- gymnastische Übungsbehandlung, Dt. Ärztebl. 90, Heft 6, 12. Februar 1993 (57) A1-363

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die vielleicht sogar mehrmals täglich unter Aufsicht der Mutter durchge- führt würde, ist allein nicht dazu in der Lage, einer anhaltenden, zeitmä- ßig wesentlich längeren Belastung in Fehlstellung durch Stehen und Ge- hen entgegenzuwirken.

Eine pauschale Verunglimpfung der Einlagenversorgung bei Kindern ist nicht angebracht. Vor der Ver- wechslung von stützender und korri- gierender Einlagenversorgung soll- ten wir uns hüten. Die Abgrenzung von korrigierender, stützender und entlastender oder bettender Versor- gung entspricht Grundprinzipien der Einlagenversorgung, wie diese allge-

mein anerkannt und für Indikations- stellung und Wirkungsweise von emi- nenter Bedeutung sind. Insofern be- daure ich, daß dies in dem Leserbrief verwechselt wird.

Für die detaillierte Darstellung der Indikation und Ausführung der Einlagenversorgung bei Kindern möchte ich den Interessierten auf meine Buchveröffentlichung: „Einla- gen — Indikation, Verordnung, Aus- führung", Enke-Verlag, Stuttgart, 1989, verweisen. Mein Artikel hatte gerade nicht die Aufgabe, eine pau- schale Beurteilung nach dem Motto

„Einlage ja oder nein" abzugeben, sondern differenziert aufzuzeigen,

wann welche Einlage sinnvoll ist.

Einlage ist nicht gleich Einlage. Das Umsetzen des Therapiezieles ver- langt die richtige Indikationsstel- lung, unter Abwägung der notwendi- gen Wirkungsweise, und die tech- nisch korrekte Ausführung. Gerade hiermit muß sich der verordnende Arzt sorgsam auseinandersetzen.

Dr. med. Joachim Grifka Oberarzt der Orthopädischen Universitätsklinik

St. Josef-Hospital Gudrunstraße 56 W-4630 Bochum

Skabies und Läuse heute

Zu der Übersicht von

Prof. Dr. med. Günter Stüttgen in Heft 17/1992

1 Behandlung von

Filzläusen an den Augen

Stüttgen erwähnt in seinem sehr wichtigen Artikel zur Behandlung von Läusen den Cholinesterasehem- mer Malathion (Organoderm-Lö- sung®), empfiehlt dann aber für das Auge die mechanische Entfernung der Filzläuse und ihrer Nissen. Das ist nicht notwendig, da wir Augen- ärzte seit altersher Cholinesterase- hemmer zur lokalen Glaukomthera- pie benutzen.

Bei Befall der Augenwimpern mit Filzläusen streicht man unter Spalt- lampenkontrolle vorsichtig choline- sterasehemmerhaltige Augensalbe auf die Filzläuse und Nissen an Lid- rändern und Wimpern. Man vermei- det möglichst, die Salbe an das Auge zu bringen, da sie Miosis und bei jün- geren Menschen eine transitorische Myopie verursacht (Verkehrsuntaug- lichkeit!). Kontrolluntersuchungen zeigen, ob eine Wiederholung der Be- handlung notwendig ist.

In der Praxis benutzen wir Mio- pos-POS®-Augensalbe stark (Physo- stigmin, Pilocarpin), Syncarpin®-Au- gensalbe (Neostigmin, Pilocarpin) oder Prostigmin®-Augen- und Na- sensalbe (Neostigmin). Falls keine

von ihnen schnell erhältlich ist, wirkt auch eine Pilocarpin-Augensalbe 2%

(Cholinergikum).

Dr. med. Horst Kalthoff Facharzt für Augenheilkunde Tropenmedizin

Kottbusser Damm 67 W-1000 Berlin 61

In der Publikation heißt es: Filz- läuse können sich in den Augenbrau- en und Wimpern darstellen. In den Nachkriegsjahren hatte ich in meiner Augenpraxis oft Fälle von Filzlaus- befall der Cilien der Ober- und Un- terlider, niemals aber der Augen- brauen. Die obere Grenze für einen Filzlausbefall ist die Wimpernreihe der Oberlider. Einen Befall der Au- genbrauen gibt es nicht.

Dr. med. Wolfgang Zettl Birkenweg 2

W-8203 Oberaudorf

Schlußwort

Ich stimme mit Herrn Kollegen Zettl überein, daß der Filzlausbefall in der Augenregion sich vornehmlich auf die Wimpern beschränkt. In der Literatur wird allerdings auch der Filzlausbefall der Augenbrauen be- schrieben. Es liegen neben einer ei- genen Beobachtung sechs Literatur-

hinweise anekdotischen Charakters zwischen 1945 und heute vor. Auch G. W. Korting weist in seinem histo- rischen Überblick auf einen Augen- brauenbefall hin.

Hinsichtlich der Behandlung von Filzläusen im Wimpernbereich bin ich Herrn Kollegen Kalthoff für den praktischen Hinweis für die Technik der Lokalbehandlung dank- bar. Nebenwirkungen bei nicht sorg- fältiger Durchführung der Behand- lung haben wohl die Nicht-Ophthal- mologen verunsichert, wie es auch im dermatologischen Schrifttum wie- dergegeben ist (1). Das von Herrn Kollegen Kalthoff vorgestellte Ver- fahren wird sicherlich nun einen breiteren Eingang in die Therapie als Alternative zur 0,5prozentigen Malathion-Lösung, auch bei Nicht- Ophthalmologen, finden.

Literatur

1. Burns, D. A.: The treatment of Phthirus pu- bis infestation of the eyelashes. Br. J. Derma- tol. 117 (1987) 741-743

2. Elgart, M. L.; Higdon, R. S.: Pediculosis pu- bis of the scalp. Arch. Dermatol. 107 (1973) 916-917

3. Goldman, L.: Phthirus pubis in capillitum, cilia et supercilia. Acta Derm. Venereol. 26 (1946) 533-546

4. Korting, G. W.: Phthiriasis palpebrarum — und ihre ersten historischen Erwähnungen.

Hautarzt 18 (1967) 73-74

5. Mueller, J. F.: Pubic lice from the scalp hair;

a report of two cases. J. Parasitol. 59 (1973) 943-944

6. Signore, R. J.; Love, J.; Boucree, M. C.: Scalp infestation with Phthirus pubis. Arch. Der- matol. 125 (1989) 133

Prof. Dr. med. Günter Stüttgen Kissinger Straße 12

W-1000 Berlin 33

111 2 Niemals Befall der Augenbrauen

Al-364 (58) Dt. Ärztebl. 90, Heft 6, 12. Februar 1993

Referenzen

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