• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Sinn und Unsinn von Einlagen" (27.11.1980)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Sinn und Unsinn von Einlagen" (27.11.1980)"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Harald Timm

Zur Verordnung von Schuheinlagen müssen beide Füße, Beine und Hüften im Stand beurteilt werden. Sie bilden eine Funktionseinheit.

Wesentlich sind die Torsionen der einzelnen Beinabschnitte und die auswärts drehende Kraft der Hüftmuskeln. Verantwortlich für die Insuffizienz der Füße ist die überflüssige Belastung der medialen Fußabschnitte beim Stand auf beiden Beinen. Meist genügt zur Stüt- zung der Füße ein kleiner supinierender Keil unter der medialen Ferse.

Je leichter eine Einlage, desto besser. Der Arzt sollte die Einlagen selbst anpassen und kontrollieren. Wichtig ist eine Besserung der Beinhaltung insgesamt.

Sinn und Unsinn von Einlagen

Versteifte Fehlstellungen und Ver- formungen von Füßen und Beinen erfordern eventuell eine besondere Versorgung mit Schuhen, Orthesen oder Spezialeinlagen. Braucht aber auch der „labile Knickfuß" (18) Ein- lagen?

Exakt definieren lassen sich Knick- füße und X-Beine nicht (7). Wesent- lich sind die Einknickung des Rück- fußes mit der X-Stellung der Achsen von Fuß und Unterschenkel (11) und die Pronationsstellung der Ferse, das Vortreten des Innenknöchels mit Hebung des ersten Strahls und Ab- duktion des Vorfußes (12). Weniger wichtig scheinen die Höhe des Fuß- gewölbes und die Größe der belaste- ten Fläche. Entscheidend sind Funk- tion und Leistung des Fußes (7). Das X-Bein der Kleinkinder sollte nicht überschätzt werden. Im kindlichen X-Bein ist die spätere Beckenbreite vorprogrammiert. Der Kinderfuß ent- wickelt sich und braucht etwa bis zum 4. Lebensjahr nicht behandelt zu werden (7, 11).

Geradezu erschütternd ist aber, wie oft und unbegründet gerade bei Kleinkindern mit Beginn des Lauf- alters Einlagen verordnet werden.

Wahrscheinlich beeinflußt eine Ein- lage das Wachstum der Beine sogar ungünstig. Imhäuser (7) meint, min- destens die Hälfte der Einlagen sei

sinnlos. Oft ist der Wunsch nach Einlagen für das Kind Ausdruck ei- nes übersteigerten Fürsorgetriebes der Mutter (15).

Die große Zahl der verordneten Ein- lagen beweist nicht unbedingt ihre Notwendigkeit. Bemerkenswert ist, daß zum Beispiel in Köln nur 30 Pro- zent der Einlagen von Orthopäden verordnet (13) werden. Ein großan- gelegtes Gespräch vieler Experten (13) hat deutlich gezeigt, wie einheit- lich Einlagen abgelehnt werden, wie unterschiedlich aber auch die Mei- nungen über Form und Therapie des insuffizienten Fußes sind. Der ver- ordnende Arzt sollte sich zunächst immer eine Reihe von Fragen beant- worten. Er müßte wissen:

4)

Wie schwer es ist, auch durch gut passende Schienen, die Tag und Nacht getragen werden, X-Beine und andere Verformungen zu beein- flussen (15). Wie selten im Vergleich dazu können Einlagen getragen werden. Fakten wie Vergessen, San- dalen, Turnschuhe, Sitzen, Schlaf und anderes reduzieren Tragezeit und Effekt sicher ganz erheblich.

49

Soll die Leistung des Fußes ge- bessert oder erhalten werden?

41)

Einlagen können ganz verschie- den angefertigt werden. Der Fußab-

druck kann vom Bandagisten oder vom Arzt auf Maßblatt, nach Tritt- spur, belastet oder unbelastet, auf einem oder zwei Beinen stehend, in verschiedener Fußstellung und Kör- perhaltung, mit verschiedener Ab- satzhöhe, auf harter und weicher Unterlage gefertigt werden. Der Ab- guß wird im Sitzen oder Stehen, kor- rigiert oder unkorrigiert, mit oder ohne Absatz gemacht. Das Ergebnis ist ganz verschieden (6).

() Welches Material ist zweckmä- ßig? Es gibt alles, Stahl, Aluminium, Kork, Leder, Plastik, Holz, Gummi und noch anderes. Die Verarbeitung ist entsprechend unterschiedlich.

Ebenso unterschiedlich sind die Formen. Jeder kennt viele, keiner kennt alle. Manchmal sieht der Arzt den Patienten mit der neuen Einlage wieder, manchmal der Bandagist, der eventuell etwas ändert. Aber was wird besser? Die meisten Einlagen werden je nach Material aus Rohlin- gen geformt. Bei Metalleinlagen ist die Nachbearbeitung der Rohlinge oft so fein, daß ihre Spuren, etwaige Hammerschläge, kaum sichtbar sind. Oft sind gerade Metalleinlagen vorne und hinten nicht plan, son- dern hinten innen tiefer als außen.

Mit ihnen läßt sich keine supinieren- de Korrektur der Fersen und Füße erreichen. Ein Grund für diesen Feh- ler ist nicht einzusehen. Jede Form und jedes Material mögen grund- sätzlich geeignet sein, sofern eine Besserung oder mindestens Erhal- tung der Form erreicht wird. Die kleinste und leichteste Einlage mit

(2)

Schuheinlagen

deutlichem Effekt ist sicher die be- ste. Sie hat auch die Chance, am meisten — auch in leichtem Schuh- werk und in Sandalen — getragen zu werden. Ein Probieren, Unterlegen von kleinen Supinationskeilen, me- dial unter die Fersen der belasteten Füße, gibt dem Arzt und dem Patien- ten am einfachsten eine Vorstellung über die Möglichkeiten. Derartige Supinationskeile werden von mehre- ren Firmen angeboten. Man kann sie selbst in den Schuh einkleben oder vom Bandagisten fertig machen las- sen. Jedenfalls übertreffen auch bei Knicksenkfüßen orthopädische Schuhzurichtungen die therapeuti- schen Möglichkeiten (1) von Ein- lagen.

Welche Situation gefährdet eigent- lich die Füße am meisten? In dieser Situation sollten die Füße unter- sucht werden, für sie sollten die Fü- ße unterstützt werden und auf sie sollte man die Patienten aufmerk- sam machen. Ungefährdet sind die Füße sicher im Liegen, Sitzen und Hängen. Beim Abrollen verkürzt sich der Fuß bekanntlich, das Gewölbe wird höher. Auch der hohe Absatz kann an sich den Fuß nicht sonder- lich schädigen, und ein Stehen im hohen Zehenstand mit Supination der Fersen ist wohl nur ein sehr be- dingtes Kriterium für die Leistungs- fähigkeit der Füße. Die Stellung des Fußes zur Belastungsrichtung ist da- bei ja fast um 90 Grad geändert. Das einbeinige Stehen ist selten und nur vorübergehend. Es strengt an, die Muskeln sind gespannt, die Zehen an den Boden gepreßt. Auch das dürfte nicht der Grund für die even- tuell vorhandene Fußinsuffizienz sein. Die eigentliche Gefahr für die Füße, insuffizient zu werden, wenn man von Kinderfüßen absieht, kann wohl nur das Stehen auf beiden Bei- nen sein, und zwar nur dann, wenn das Körpergewicht längere Zeit auf den inneren Fußabschnitten liegt.

Ungünstig ist schlechtes Schuhwerk mit Verstellung und Durchblutungs- störung der Vorfüße bei schlechter Körperhaltung.

Wenn das richtig ist, scheint es wichtig, darauf etwas ausführlich einzugehen.

Unglücklich ist, daß immer von

„Knickfuß" oder „Senkfuß" gespro- chen wird, selten aber davon, daß der Fuß ein Teil unseres Geh- und Stehapparates ist, zu dem auch der andere Fuß, Beine, Becken und Hüftmuskeln gehören. Wir haben kein passendes Wort dafür. Ein Or- ganbegriff fehlt. Wir stehen und ba- lancieren auf der Unterstützungsflä- che, die durch die Grenzen der Fü- ße gegeben ist. Der Schwerpunkt schwankt dauernd auf ihr. Für die Stabilität sind Größe und Form der Fläche und die Höhe des Schwer- punktes entscheidend. Die Fläche kann durch zwei Kanten — Fuß- außenränder — oder drei Punkte — Ferse, ersten und fünften Zehenbal- len — markiert sein. Je kleiner der Schwerpunktskegel, desto unsiche- rer wird das Stehen (zum Beispiel auf einem Bein). Zwei Kanten oder drei Punkte genügen. Eine Bela- stung der Großzehenballen oder der inneren Fußabschnitte ist überflüs- sig.

Ungünstig ist, wenn die Großzehen- ballen belastet werden und wenn da- mit die Unterstützungsfläche verrin- gert wird. Aber beim Gehen und Ste- hen auf einem Bein ist der Großze- henballen der entscheidende dritte Punkt. Der Ballen wird muskulär fi- xiert. Das mediale Stützsystem ist zwar gut beweglich, aber instabil.

Seine Muskeln werden leicht über- fordert. Wie bei den Vierbeinern hat auch der Körper die Hauptmuskula- tur für die Beine nicht peripher, son- dern möglichst in der Nähe des Schwerpunktes, an den Hüftgelen- ken, untergebracht. Die Hüftmus- keln sind für Gehen und Stehen von größter Bedeutung.

Merkwürdigerweise haben alle Hüftstrecker bis auf Teile des Glu- taeus medius und des Adduktor Ion- gus eine auswärtsdrehende Kompo- nente. Alle Anatomiebücher weisen darauf hin. Die Außenroller haben ein dreimal so starkes Moment wie die Innenroller (2). Sie wirken aus- wärts drehend auf den Fuß, wenn das Bein hängt, und drehen die Bei- ne im unteren Sprunggelenk aus- wärts, wenn die Füße durch die Rei- bung am Boden fixiert sind, bezie-

hungsweise verhindern eine eventu- ell einwärts drehende Schraubbewe- gung in ihnen.

Darauf wies bereits Strasser hin.

Und R. Fick (4) sagte schon 1911:

„Das militärische Stillgestanden ist ärztlich sehr bedenklich. Die Aus- wärtsstellung der Füße führt zu Fehl- belastungen und ist zum Entwickeln eines Schrittes denkbar ungeeignet.

Thomsen (16) bewies schon 1950, daß die Hüftmuskeln die Füße ebenso gut aufrichten können, wie das die Muskeln der Füße selbst können, und betonte die enge Ab- hängigkeit der Fußform von der Aus- wärtsdrehung der Beine.

Wieviel effektvoller sind die Hüft- muskeln als der Tibialis posterior?

Es handelt sich dabei um keine ein- fache Schraubbewegung. Vielmehr kann das Einwärtsdrehen des Talus mit dem gestreckten Bein bei Bela- stung nur erfolgen, wenn zugleich der Calcaneus etwas gekippt wird und proniert. Sonst würde ein Ein- wärtsdrehen des Talus auf dem fi- xierten Calcaneus ein Heben bedeu- ten. Mit dieser Einwärtsdrehung er- folgt zugleich eine Längsverschie- bung des exzentrischen Taluskopfes (10). Der Kopf wird etwas nach vorn und unten gedrückt und die Stabili- tät des Stützstrahles geschwächt.

Eine wesentliche Sicherung zur Ver- hinderung dieses Einwärtsdrehens ist das Ligamentum neglectum Volk- manns (18). Das fünf bis acht Milli- meter starke Band medial des Talus- kopfes hindert den Taluskopf ganz wesentlich an der Einwärtsdrehung.

Man kann das Überwiegen der Aus- wärtsdreher ganz einfach darstellen.

Wenn man die Versuchsperson auf zwei etwa fußgroße Trittplatten stellt, die in ihrer Mitte an einem Bügel drehbar aufgehängt sind, wer- den die Füße, wenn man vorher nichts sagt, um 20, 30 und mehr Grad auswärts gedreht (17). Diese Auswärtskomponente der Hüftstrek- ker scheint das sonst eintretende Einwärtsdrehen des Talus auf der subtalaren Fußplatte zu hindern. Zu- gleich wird erreicht, daß das bei Be- lastung beider Beine geteilte, vor der Drehachse des Talus liegende

(3)

Abbildung: Orientierung des Skelettes der Beine zur Medianebene bei aufrechtem, geraden Stand. Umgezeichnet nach Strasser, W. Lanz und Hohmann.

M.F. = Fußachse, M.T. = Talushalsachse, T.T. = Tibiatorsion, normal, minimal und maximal

K.A. = Kondylenachse

A.T. oder F.H. = Femurhauptachse = Antetorsion des Femur, normal, minimal und maximal

Abweichungen der Torsionen um bis zu 37 Grad von der Norm beeinflussen die Wirkung der Auswärtsdreher ganz wesentlich — Links: Grenzwerte — Rechts: Norm- werte

Lot nach außen zum äußeren stabi- len Abschnitt der Füße hin verlagert wird. So gesehen ist eine Fußsen- kung gar nicht zu verstehen ohne die Einwärtsdrehung des Talus und der gestreckten Beine. Ist die Form der Füße gut und die Unterschenkel- torsion regelrecht, müssen auch die Knieachsen parallel stehen und die Kniescheiben nach vorn gerichtet sein. W. Lanz spricht sonst von

„falsch eingelenkten" Füßen. „Das Knie will geradeaus, der Fuß nach außen gehen und wird über den Großzehenrand abgewinkelt". We- sentlich scheint eine Aufrichtung des Körpers und damit eine Rück- verlagerung des Schwerpunktes. Et- waige Fehldrehungen der Tibia, so- genannte Fehltorsionen, werden im unteren Sprunggelenk durch He- bung oder Senkung des Fußgewöl- bes kompensiert. Fehldrehungen des Femur, mehr oder weniger Ante- torsion, können anscheinend durch die auswärts drehenden Hüftstrek- ker ausgeglichen werden (Abbil- dung). Anscheinend ist auch die Ab- winkelung des Talushalses nicht konstant. Seine Achse bildet mit der Fußachse beim Neugeborenen ei- nen Winkel von etwa 23°, der dann auf 10° zurückgehen soll. Meist wer- den Femur- und Tibiatorsionen an- nähernd gegeneinander ausgegli- chen, das gilt wohl auch für die Ab- winkelung des Talushalses. Die Be- urteilung dieser verschiedenen Tor- sionen und Winkelungen spielt si- cher eine Rolle für den Knickplattfuß (Drehmann). Zusammen bilden die Knochen mit ihren Verbindungen, Muskeln und Bändern ein geschlos- senes Kraftsystem, wie eine Brücke, nahezu stabil gehalten nur mit der auswärtsdrehenden Kraft der Hüft- strecker. Es ist wenig Kraft erforder- lich. Anders ist es, wenn das System offen ist, beim Stand auf einem Bein.

Dann bedarf es der gesamten Bein- muskulatur zur Stabilisierung des ei- nen Pfeilers. Dann sind beim Stehen die Großzehenballen fest an den Bo- den gepreßt und passiv unbeweg- lich. Hofer (5) sah darin das erste Zeichen einer Fußinsuffizienz. Die dünnen Beine bei Hohlfuß und die dicken Waden des Plattfüßigen zwingen dazu, die Ursachen der

Fußinsuffizienz nicht allein in Fuß und Wade, sondern weiter oben in Beinen und in den Hüften zu su- chen. Eine Änderung von Form und Funktion der Füße ist nur bei Mitbe- teiligung des unteren Sprunggelen- kes möglich. Dreht sich der Talus, dreht sich das Bein; und der Fuß verändert sich, sofern er durch Rei- bung am Boden fixiert ist. Die wir- kenden Kräfte sind Hüftstrecker und Wadenmuskulatur.

Mit der Drehung und Senkung des Taluskopfes gehen eine leichte Ver-

schiebung der Mittelfußknochen (M.F.K.) gegeneinander einher, eine Hebung oder Supination des Vorfu- ßes (12) und bei Anspreizung des ersten M.F.K., beim Hallux valgus, eine pronatorische Drehung dessel- ben um seine eigene Achse.

Das Ligamentum transversum liegt plantar zwischen dem fünften M.F.K.

und den Sesambeinen. Es dehnt sich nicht. Wenn sich der erste M.F.K. anspreizen muß, muß er sich aus seinem Lager auf den Sesambei- nen herauspronieren.

(4)

Schuheinlagen

Interessant, aber wenig beachtet, ist die Unterfläche des Calcaneus. Ihr tiefster Punkt, der Processus planta- ris, liegt hinten innen und ist der einzige knöcherne Unterstützungs- punkt der Ferse. Die Unterfläche des Calcaneus ist nach außen geneigt (Virchow, Weiderreich (19)). Das Fersenpolster wird nach außen zu dicker (2). Es handelt sich um ein System von Septen, die große Fett- kammern einschließen und außen dichter als innen liegen. Sie sind wie Flüssigkeitsbeutel' nicht kompri- mierbar (16), aber sie verformen sich und flachen sich ab, sofern sie sich verbreitern können. Vergleichbar sind sie am besten mit dem Polster eines Stuhles, das nur von einer Sei- te aus weich ist. Je weniger sich das Fersenpolster verbreitern kann — et- wa in einer schalenförmigen Einla- ge —, desto geringer ist seine Ver- formbarkeit und desto härter auch der Auftritt. Ein guter Schuh trägt dem insofern Rechnung, als seine Fersenkappe unten breiter ist als oben (8). Der Polstereffekt wirkt auf harter, nicht aber auf weicher Unter- lage. Im Sand braucht sich die Ferse nicht abzuflachen. Der Auftritt wird dadurch aber nicht weicher. Je mehr die Ferse proniert ist, desto weniger kommt das Polster zur Wirkung, der Fuß läuft „auf Knochen". Die Ferse soll eben außen belastet werden.

Man kann in diesem Zusammen- hang auch über den „schiefen Ab- satz" nachdenken. Man sollte ihn ru- hig etwas belassen. Er ist eine Art von Selbsthilfe des Körpers — mehr Fersensupination.

Entscheidend ist der Schuh. Kommt man nicht mit kleinen, einfachen su- pinierenden Einlagen oder mit orthopädischer Schuhzurichtung aus, ist der vor der Einlagenversor- gung getragene Schuh grundsätz- lich zu klein. Es müssen Schuhe für lose Einlagen sein. Das gilt beson- ders für Kinderschuhe, wenn sie nach dem Weit-Mittel-Schmal-Sy- stem zum Anpassen von Kinder- schuhen (W.M.S) vermessen sind.

Ihr Innenraum ist nur das 2,5fache der Fußbreite. Eine Einlage paßt da- her bestimmt nicht zusätzlich hin- ein. Bei jedem Schuh für Einlagen muß auch berücksichtigt werden,

daß diese vielleicht doch etwas hel- fen und daß die Zehen wieder in bessere Stellung kommen sollten.

Das muß möglich sein. Sonst sind die Einlagen von vornherein falsch.

Wichtig ist auch die Sprengung der Schuhe, die Absatzhöhe. Sie muß bei der Einlagenherstellung berück- sichtigt werden. Sonst muß man an dem Sinn der Einlage sehr zweifeln.

Die Wirkungsweise der Einlagen Eigentlich wirken Einlagen nur unter den Fersen und besonders medial bis zum Sustentaculum tali. Da kann die Fersenkippung aufgehoben und der Fuß zur Aufrichtung gezwungen werden. Die Fußwölbung ist zur Ab- stützung völlig ungeeignet. Ihren höchsten Punkt sollte eine Einlage unter dem Sustentaculum tali (10) haben (9). Die Schlüsselfunktion kommt eben der Druckwirkung von innen unten auf den vorderen Anteil des Fersenbeines, die Gegend des Sustentaculum tali zu (1). Die Pelot- ten der Spreizfußeinlagen hinter den zweiten bis vierten M.F.K. haben Sinn und sind sehr beliebt. Meist sitzen sie aber zu weit vorn. Man muß sich im klaren sein, daß bei guter Fußstellung die Köpfchen un- belastet am Boden liegen und beim Abwinkeln das ganze Körpergewicht auf ihnen liegt, und zwar in ihrer Längsrichtung, nicht von unten. Sie werden schmerzhaft, wenn die Dre- hung des Taluskopfes und die Ab- winkelung des ersten M.F.K. sie et- was nach vorn verschoben haben.

Bei Spreizfußeinlagen sollte daher auch versucht werden, den Rückfuß aufzurichten.

Überflüssig sind die meisten Kinder- einlagen schon wegen des Wachs- tums und der damit verbundenen Änderung der Beintorsionen, dar- über hinaus aber auch weil die Schuhe meistens nicht passen. Ein- lagen Erwachsener bedürfen sorg- fältiger Überlegung. Die Fußinsuffi- zienz ist oft nichts anderes als eine nichtkompensierte Fehltorsion der Beine und einer Einlagentherapie gar nicht zugängig. Die Diagnosen werden wohl erst besser werden, wenn man die Antetorsion des Fe-

mur leicht und sicher bestimmen kann. Der Schlüssel zum Problem ist der Talus, der von den Hüftmuskeln

„ferngesteuert" wird. Deren Wir- kungsgrad wieder hängt von der Beintorsion ab.

Der lange, schmale, flache Fuß des jungen Mädchens bedarf keiner Ein- lage, wohl aber eines entsprechend langen Schuhs mit dem Hinweis dar- auf, daß das Fußwachstum zuerst aufhört.

Viel zu wenig Gebrauch wird von der Möglichkeit gemacht, Einlagen bei der Verordnung zu probieren und später zu korrigieren. Arzt und Pa- tient sollten kritischer und an- spruchsvoller sein. Im Preis sind reichlich Änderungen enthalten!

Auch der Kostenträger könnte sich mehr interessieren und höhere An- forderungen stellen.

Eine Einlage soll den Fuß selbst oder dessen aktive Kräfte unterstüt- zen. Diese liegen an den Hüften, an Waden und Füßen. Beine, Hüft- und Rumpfmuskulatur unter besonderer Berücksichtigung von Glutaeus und Quadriceps können trainiert werden (3). Haltung und Aufrichtung sollten bewußter gemacht, das Gewicht sollte mehr nach hinten verlagert werden. Je mehr der Vorfuß entla- stet ist, desto geringer ist die Überla- stungsgefahr. Unsere dauernde Ba- lance auf den Füßen erfordert auch die Einbeziehung des Rumpfes (3).

Auch die Psyche spielt eine Rolle.

Weniger Angst, mehr Selbstvertrau- en! Die allbekannten Fußübungen sollten nicht vernachlässigt werden.

Sie sind für das instabile einbeinige Stehen, für Gehen und Balance un- umgänglich.

Das etwa kann man über Einlagen- versorgung sagen. Ihre Möglichkei- ten werden sicher weit überschätzt.

Die Prüfung der Leistungsfähigkeit der Füße ist einfach. Der Patient soll- te dazu vor und nach der Einlagen- versorgung auf ein Schemel-Podo- skop gestellt werden, die Füße etwa parallel. Man achte auf:

Die Höhe der Fußgewölbe,

(5)

Bezugnehmend auf den oben ange- führten Beitrag möchte ich mich doch energisch gegen die Meinung der Autoren wenden, man solle Al- koholikern generell nach Möglich- keit das Autofahren untersagen.

Erstens sind die Autoren offensicht- lich nicht davon überzeugt, daß bei Alkoholismus eine Therapie möglich ist, sonst würden sie nicht voller Ent- setzen bemerken, daß über die Hälf- te der Alkoholiker, die in die Stich- probe der Autoren eingingen, plan- ten, unmittelbar nach dem stationä- ren Aufenthalt wegen Alkoholismus, wieder ihr Kraftfahrzeug zu steuern!

Es gibt jedoch nicht nur unbehan- delte, sondern auch behandelte, d. h. abstinente Alkoholiker, die sich, abgesehen davon, daß in ein- zelnen Fällen noch bleibende Folge- erscheinungen der Alkoholwirkung (z. B. toxische Hirnabbauerschei- nungen) auch nach Einhalten mehr- monatiger Abstinenz zu verzeichnen sind, in nichts von einem durch- schnittlichen Straßenverkehrsteil- nehmer unterscheiden. Im Gegen- teil: Ein prinzipiell auf Alkohol ver- zichtender Verkehrsteilnehmer dürf- te ein geringeres Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr darstellen als ein durchschnittlicher Verkehrsteil- nehmer.

Weiter möchte ich betonen, daß, falls es sich bei dem stationären Therapiekonzept, mit dem die Pa- tienten der Stichprobe behandelt werden, um eine echte psychothera- peutisch geführte Entwöhnungskur handelt, ich es sogar begrüßen wür- de, wenn die so behandelten Patien- ten nicht nur ihre Fahrerlaubnis be- halten, sondern auch neu erwerben könnten. Aus meiner Erfahrung hat

es einen außerordentlich positiven Effekt, wenn das so gut wie immer beeinträchtigte Selbstwertgefühl ei- nes Alkoholkranken durch die Fä- higkeit, ein Kraftfahrzeug zu steu- ern, gestärkt werden kann. Die Tat- sache, daß er weiß, daß er nicht nur wegen seiner Alkoholkrankheit, son- dern auch wegen der Tatsache, daß er ein Kraftfahrzeug steuert, das Ab- stinenzgebot einhalten muß, hilft ihm in seinem Kampf gegen den Al- kohol.

Zusätzlich hat er die Möglichkeit, sich bei seinen Mitmenschen da- durch beliebt zu machen, daß er sich in einer alkoholtrinkenden Gesell- schaft anbietet, andere mit seinem Kraftfahrzeug nach Hause zu fahren, eine positive, ebenfalls das Selbst- wertgefühl und mitmenschliche Be- ziehungen günstig beeinflussende Erfahrung. Bei einer meiner entlas- senen Patientinnen hatte sie großen therapeutischen Wert.

Da ich selbst aus mehrjähriger eige- ner Erfahrung in ambulanter und stationärer Behandlung Alkohol- kranker die großen Schwierigkeiten der Suchtkrankentherapie mit der bekannten Rückfallhäufigkeit ken- ne, verstehe ich die Reaktion der Autoren. Nur glaube ich, daß mit den von ihnen vorgeschlagenen Maß- nahmen (Entzug der Fahrerlaubnis nach stationärer Therapie usw.) we- der dem Problem der Häufigkeit und Schwere der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluß noch dem Problem der Alkoholismustherapie irgendwie geholfen werden kann. Im Gegen- teil: Der Alkoholiker, mithin der psy- chisch Kranke, wird wieder einmal noch unmündiger gemacht und dis- kriminiert, und derjenige, der sich in Q die Ausrichtung der Knieschei-

ben, „Keine Schielknie",

• die Stellung der Fersen,

• das hofersche Zeichen — lassen sich die Großzehen im Stand passiv leicht anheben?

• die Schuhe, auch die eventuell vorgesehenen,

• die Form und die Bewegungsfä- higkeit der Beine unter Einschluß von Knie- und Hüftgelenken (1), fer- ner darauf,

€1

ob sich die Füße bei Gesamtauf- richtung des Körpers mit aufrichten, oder

• ob sich die Fußstellung durch Unterlegen kleiner Keile bessern läßt.

Meist ergibt sich, daß eine einfache Aufrichtung des ganzen Körpers die Form der Füße entscheidend ver- ändert und Einlagen überflüssig macht.

Literatur

(1) Baumann, J. U. D.: Knickfuß, Med. Orth. T. 3 (1980) 96 — (2) Benninghoff, Goertller, Lehr- buch der Anatomie — (3) Grosch, G.: Einlagen u. Schuhe, Med. Orth. T. 3 (1980) 109— (4) Fick, R.: Handbuch der Anatomie (1911) — (5) Hofer, D.: Funktion, Überlastungsschaden des Fußes, Btr. ortho. u. chir. med. Techn. 3 (1954) — (6) Hohmann, G.: Fuß und Bein (1951) 5. Aufl. S.

222 — (7) Imhäuser, G.: Orthop. Praxis (1978) 227 — (8) Kraus, E.: Pers. Mittl. — (9) Kristen, H.:

Abhängigkeit der Einlagenversorgung von der Fußform. Med. Orth. T. 3 (1980) 101 — (10) Kummer, B.: Struktur und mechanische Bean- spruchung des Talus, Vortr. Südd. Orth. 80, Biomech. d. menschl. Fußes, D. Fuß, Pr. Orth.

Bd. 9 S. 141 (11) Maier, E.: Der Fuß, (1977) G.

Hofmann, Cleve. —(12) Rabl, C. R. H.: Orthopä- die des Fußes 5 Aufl. F. Enke. —(13) Rausch, E.

d.: Behandlung der Fußsenkung, Disk.D. Fuß, Pr. Orth. Bd. 9 S. 141 — (14) Rode: Einlagen, die besser nicht verschrieben werden, Medic.

Trib. (1977) — (15) Schwarzweller, F.: Einige Psychologische Betrachtungen bei der Ver- ordnung von Einlagen, Orth. Pr. 11/XII. — (16) Thomsen, W.: Kampf der Fußschwäche. — (17) Timm, H.: Das Auftreten des Fußes und der Fersenbettung Orth. Pr. 12, 72, Reibungsloses Stehen, Orthop. Pr. 2/XII. 201 — (18) v. Volk- mann, R.: Lig. neglect. pedis, Verhdnlg. Anat.

Ges, 69, Bd. 126 — (19) Weidenreich, D.: Men- schenfuß, Stgt. (1921) — (20) Wolf, D.: Macht man heute noch Fußgymnastik? Med. Orth. T.

3 (1980) 107

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Harald Timm Facharzt für Orthopädie Ratzeburger Allee 8a 2400 Lübeck

Der Alkoholkranke im Straßenverkehr

Zu dem Beitrag von

Dr. med. Wolfgang Ruster, Dr. rer. biol. Günter Berghaus und Professor Dr. med. Günther Dotzauer

in Heft 8, Jahrgang 77 (1980), Seite 451 ff.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Postzahlen der Eintragungen in die neue Einlage haben sich ohne Unterbrechun g an die letzte _Postzahl der alten Einlage anzuschließen. Die neue Einlage ist

Neben den Tücken der Wahrnehmung wird auch unser Verhalten durch unsere Umgebung beeinfl usst – meist ohne dass wir es merken.. Die be- wusst genutzte, aber doch unbewusste

Auf diese Weise kann nicht nur die Akzeptanz der Einlagenversorgung durch den Patienten erhöht werden, sondern damit ist auch eine Steige- rung der Effizienz der Therapie

Auch wenn die Einlagenversorgung beim Knickfuß lediglich additiven Charakter haben kann, so sorgt sie doch dafür, daß der Fuß nicht auf- grund der Haltungsschwäche weiter

a) Der Bilanzgewinn ist an die Träger im Verhältnis ihrer Anteile am Stammkapital mindestens in der Höhe auszuschütten, dass sich eine Verzinsung des Stamm- kapitals von [●] %

Die Ergebnisse der wissenschaft- lichen Studien sind sehr widersprüch- lich – einige bestätigten diese Wirkung, andere Studien fanden nur einen gerin- gen oder gar keinen Effekt

Einleitung: Eine Erfolgsgeschichte auf unklarer Grundlage nämlich wenn und soweit sie ihrerseits durch Datenverar- beitung Macht über andere Menschen ausüben können.. Wer wie

Da die Suppe mit einem Stabmixer püriert wird und nicht gestampft wird, kann der hohe Stärkegehalt einer mehligkochenden Kartoffelsorte dazu führen, dass die Suppe eine