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Archiv "Ansatz für eine kausale Therapie der Suchterkrankung gefunden" (28.04.2000)

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A-1117

P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 17, 28. April 2000 Nicht nur eiserner Trainingswille,

eine gesunde Psyche und Intelligenz sind Voraussetzungen, damit dieses Sy- stem sinnvoll genutzt werden kann.

Auch unter medizinischen Aspekten wird die Indikation streng gestellt. So muss das Schultergelenk stabilisiert und aktiv bewegt werden können. Eine gute Muskelfunktion im C5-Segment ist wesentliche Voraussetzung, und Teil- funktionen im C6-Segment sind wün- schenswert. Eine weitere Prämisse: Die zu stimulierenden Muskeln müssen noch eine Verbindung zum Rücken- mark haben. Auch wenn sie unterhalb der Lähmungsebene liegen und nicht mehr dem Willen unterworfen sind, müssen sie noch „innerviert“ sein.

„Der ideale Einsatzbereich“ für dieses System ist nach Gerner eine Lähmung im Bereich C5/C6. Genau in dieser Höhe liegen auch die meisten Halswirbelverletzungen. Von den 1 500 frischen Querschnittlähmungen, die jährlich in den Zentren in Deutsch-

land aufgenommen werden, sind 40 Prozent Tetraplegien und davon wie- derum zwei Drittel im Bereich zwi- schen C4 und C6 angesiedelt. Für

diese Patienten bietet das Freehand- System unter bestimmten Vorausset- zungen einen enormen Gewinn an Le- bensqualität. Um den Erfolg des Sy- stems zu optimieren, können – wie es bei den beiden Heidelberger Patien- ten getan wurde – zusätzliche Muskel- transfers vorgenommen werden. Da- bei werden die Muskeln, die noch aktiv innerviert sind, umgesetzt, um

zumindest zu Teilen die Funktionen der ausgefallenen Muskeln zu über- nehmen. So wurde bei dem jüngst operierten Patienten eine Umsetzung des M. biceps und des M. bra- chioradialis vorgenommen.

Seit seiner offiziellen Einführung im Jahre 1997 wird das Freehand-System in- zwischen in zehn Ländern eingesetzt. Die meisten Er- fahrungen liegen in den USA und England vor. Dort haben sich die Heidelberger Or- thopäden auch überzeugen können, dass die Bewegungskontrolle des Freehand-Systems mit der Schul- ter tatsächlich in Fleisch und Blut übergeht und für die Patienten einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität bringen kann. Somit sehen sie den Einsatz des rund 50 000 Mark teuren Systems für jene Patienten, die es nut- zen wollen und können, als gerecht- fertigt an. Ingeborg Bördlein MEDIZINREPORT

Vier Elekroden dienen der Funktion der Daumen, vier der Be- weglichkeit der Langfinger und des Handgelenks. Foto: Prof. Gerner

Unter Wissenschaftlern wird der- zeit ein neuer und viel versprechender Ansatz der Suchttherapie diskutiert.

Hierbei wird das Suchtgedächtnis pharmakologisch „gelöscht“ und ge- wissermaßen neu programmiert.

Während bisherige Therapien an den Symptomen der Sucht ansetzen, soll eine Suchterkrankung auf diese Weise kausal behandelbar sein. Der Vorteil:

Der Patient hat kein Verlangen mehr nach der Droge. Dies wäre entschei- dend, denn auch nach erfolgreicher Abstinenztherapie bleibt die Drogen- gier, die eine permanente Rückfallge- fahr in sich birgt, meist erhalten.

Auf der 13. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V. in Würzburg stellte der Berliner Neurobiologe Dr. Jochen Wolff- gramm seine „Rückprägungstheorie“

vor. Gemeinsam mit Dr. Andrea Heyne war es ihm gelungen, bei opiatsüchtigen Ratten durch Gabe von Corticocoiden eine erneute Prä- gung des Suchtgedächtnisses zu indu-

zieren und dann durch eine gezielte Kombination mit einem Opiat fortzu- führen. Wie bei einem Computerspei- cher werde das bestehende Suchtge- dächtnis gelöscht und mit neuen Ein- tragungen überschrieben, so Heyne.

Wäre das Modell auf den Men- schen übertragbar, würde das Rück- prägungskonzept eine neue Ära in der Opiattherapie einleiten. Diese Frage ist freilich gegenwärtig noch offen.

Nicht zuletzt deshalb werde der Therapieansatz von Wolfgramm und Heyne unter den Experten kontro- vers diskutiert, erklärte Rolf Hülling- horst, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. Mit Spannung sehe man den Ergebnissen der klinischen Prüfung entgegen.

Auch Heyne warnt vor zu großen Erwartungen: „Wir können zum jetzi- gen Zeitpunkt noch nicht sagen, dass das Verfahren ohne Modifikation beim Menschen funktioniert.“ Ver- mutlich müsse es durch Feinabstim- mungen noch optimiert werden. Der-

zeit wird das patentierte Therapie- konzept in Einzelfallstudien an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Tübingen erprobt.

In diese erste klinische Untersuchung sind 25 Heroinabhängige einbezogen.

Die gesamte Therapie findet voll- stationär statt: Einer zwei- bis drei- wöchigen Entgiftungsphase folgt die dreiwöchige Rückprägungsbehand- lung. Verabreicht wird in der ersten Woche ein hoch dosiertes Corticoid;

in der zweiten Woche wird dazu in ei- nem festen Rhythmus ein (individuell dosiertes) Opioid gegeben. In der dritten Woche erfolgt die alleinige Gabe des Opioids. Nach einer weite- ren 14-tägigen Entzugsphase kann der Patient entlassen werden.

Allein gelassen wird der Drogen- patient dann jedoch nicht: Eine Kon- trollzeit von 12 bis 24 Monaten, inklu- sive Drogenscreening, ist ebenso vor- gesehen wie begleitende verhaltens- therapeutische Maßnahmen. Mit die- ser Kombination könnte, so hofft Heyne, der Weg geebnet werden, der zur Heilung der Suchterkrankung führt. Eine zweite klinische Studie ist für August an der Bayerischen Julius- Maximilians-Universität Würzburg geplant. Dr. med. Eva A. Richter

Ansatz für eine kausale Therapie der

Suchterkrankung gefunden

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