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ährend sich die deut- sche Börse schon seit Monaten sehr schwer tut, feierte die Siemens-Aktie einen fulminanten Höhen- flug. Gut über 40 Prozent kann der Münchener Elek- tronik-Konzern als stolzen Kursgewinn seit Jahresbe- ginn auf der Habenseite ver- buchen.In diesen Tagen mehren sich – auch unter Fachleuten – Stimmen, die meinen, nun ist es aber genug, und raten dementsprechend zum Ver- kauf. Leider haben diese Bör- sianer, das denke ich zumin- dest, immer noch die alte Ein- schätzung im Kopf.
Meiner Meinung nach sollte Siemens auf jeden Fall gehalten werden, es sind so- gar Zukäufe in Betracht zu ziehen. Siemens befindet sich in einer strategischen Neuaus- richtung, die vom Vorstands- chef von Pierer konsequent durchgehalten wird. Der Ver-
kauf von Geschäftsfeldern, die nicht zum Kerngeschäft zählen, wird entschieden vor- angetrieben. Vor wenigen Ta- gen ging die Börseneinfüh- rung der Siemens-Tochter EPCOS, dem Spezialisten für passive Bauelemente, erfolg- reich über die Bühne. Im Frühjahr 2000 folgt dann noch der Verkauf von Infineon, das ist die Halbleiter-Sparte von Siemens.
Die sehr erfreuliche Ge- schäftsentwicklung der er- sten neun Monate dürfte auch in Zukunft fortgesetzt werden, denn die verbesser- ten Konjunkturaussichten in Europa und die Verbesse- rung bei den Halbleiterprei- sen werden die Siemens-Ak-
tionäre auch weiterhin fröh- lich stimmen.
Meine Meinung zur Cela- nese AG ist dagegen deutlich negativ. Mit der Eintragung in das Handelsregister wird Celanese ein von der Hoechst AG völlig unabhängiges Un- ternehmen sein. Als Folge der Abspaltung werden die bisherigen Hoechst-Aktionä- re alleinige Aktionäre von Celanese. Der erste Börsen- handel wird am 23. Oktober stattfinden.
Große Teile der Produkt- palette von Celanese unter- liegen erheblichen konjunk- turellen Risiken. Die Ge- winnspannen sind teilweise recht eng, in manchen Märk- ten werden aus Wettbe-
werbsgründen nicht einmal kostendeckende Erlöse er- zielt.
Fazit: Celanese wird zu einem (sehr) ungünstigen Zeitpunkt an die Börse ge- bracht. Insgesamt werte ich die Risiken größer als die Chancen. „Verkaufen“ kann da die konsequente Empfeh- lung nur lauten. Börsebius
[60] Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 42, 22. Oktober 1999
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
Echo
Ungarn. – Aus der Mar- moroscher Gespannschaft wird gemeldet, dass sich im Dorfe Jod ein Mann befin- de, der seit sieben Jahren taub und stumm war, nun aber vor kurzem wieder Sprache und Gehör durch eben den Zufall erhalten haben soll, durch den er sie verlohren hatte.
Er gieng nämlich vor sie- ben Jahren auf die Jagd in ein Thal, wo er auf ein Wild losschoss. Der Knal seiner Flinte und der Wiederhall im Thale verursachten eine so gewaltige Lufterschüt- terung, dass er dadurch augenblicklich taub und stumm geworden. Vor eini- ger Zeit kam er wieder in diese Gegend, feuerte da- selbst seine Flinte wieder los und erlangte durch eben
dieselbe Lufterschütterung seine Sprache und sein Gehör wieder (Kinderzei- tung, Nürnberg, Nr. VI vom 11. November 1782, S. 83 f.).
Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf
Maynstrom, vom 24.
August. – Es ist letzhin von Paris gemeldet worden, dass man daselbst einen Kranken in das grosse Hos- pital gebracht habe, der ei- nige Tage ununterbrochen fortschlafen und weder durch Stechen noch Bren- nen erweckt werden soll.
Nun findet sich auch ein englischer Schläfer, von dem man folgendes aus En- gelland meldet:
Zu Ochsford be- findet sich ein Geistlicher, der in einem Schlafsessel ordentlich sechs Tage von der Woche unausgesetzt verschlafen soll. Dieser aus- serordentliche Schläfer wa- chet Sonntags Morgens auf,
verrichtet seine Schuldig- keit in der Kirche, kommt nach Hause, um gut zu schmaussen, leeret einige Pfeifen guten Toback aus, trinkt hierzu mässig, und wenn dieses vorbey, seufzet er einigemahl, strecket die Arme aus, schliesst die Augen, und schläft ge- gen den Montag
bis wieder auf den nächst- folgenden Sonntag ein.
(Vossische Zeitung, Berlin, Nr. 105, Jahrgang 1766;
beides gesammelt von J. F.
Volrad Deneke) N
Börsebius zu Aktien
Kaufen, verkaufen
Zeichnung: Cartoon-Archiv, G. Chegodayev
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