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Archiv "Der Tripel-Taub-Test" (24.04.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DIE GLOSSE

D

er Doppelblindversuch (DBV) als wichtiger Steue- rungsmechanismus zur Be- grenzung des Pharmamarktes ist obsolet geworden (Gants, Klahr u. a.). Seine Abschaffung erfolgt destruktiv durch Zerpflücken sei- nes Konzeptes (Weckmit und Ter- la) oder konstruktiv durch Ent- wicklung der neuen Strategie des Tripel-Taub-Testes (TTT) (Grühn und Esbed).

Damit wird auf dem unaufhaltsa- men Wege zu neuen und immer neuen Erweiterungen des geisti- gen Horizontes des Menschen die Schwelle zur Dreidimensionalität auch bei Arzneimittelprüfungen überschritten. In den Laborato- rien, akademischen Laufbahnen, Rechenzentren, staatlichen Kon- trollorganen und in den Herzen forschungsdurstiger Ärzte (sowie

— nicht zu vergessen — für unsere Kranken) heißt das: Tripel-Taub- Test (TTT). Dieser weist den Weg in eine menschlichere, weil ein- fach reproduzierbar bessere, kon- trolliert sicherere, kalkuliert risi- koärmere, statistisch verstehbare- re Zukunft.

Warum tripel? Warum taub?

Warum Test?

Tripel bedeutet gegenüber dem veralteten Doppelten 50 Prozent mehr Sicherheit. Im Vergleich zur nur einfachen Beobachtung, ge- rade bei nur zwei schöpfungs- planmäßigen angelegten Ohren ergibt das 300 Prozent mehr Fort- schritt. Das ist den Preis wert, daß nur noch wenige Menschen die- ser Innovation geistig folgen kön- nen oder wollen. Dreifaltigkeit ist bei Testen eine vertrauensbilden- de Maßnahme.

Taub — statt blind — deutet einen Sinneswandel von einem Organ zum anderen an. „Blind" impli- ziert eine optische Perzeption von Null (Bock). Da auch Forscher nicht weniger als gar nichts sehen können, bedeutet doppelte Blind- heit keine doppelte Erkenntnis (Globnig).

Horst Hagen

Der

Tripel-Taub-Test

Zum Ende

des Doppelblindversuches

In der häufig benutzten Kombina- tion mit Vertrauen erlangt das Blinde im übrigen eine morali- sche Dimension, die für viele ein intellektuelles Allergen darstellt.

Forschung kann sich die vorsätz- liche, wenn auch nur zeitlich be- grenzte Außerbetriebnahme des Auges nicht einmal für die Dauer von Versuchen leisten. Bildge- bende diagnostische Verfahren, gläubiges Aufblicken zu akademi- schen Lehrern, Lektüre US-ameri- kanischer Fachliteratur, berufspo- litischer Durch-Blick u. a. m. erfor- dern unlimitierte Freiheit für das Auge des Arztes. Daran relativiert ist die Vertäubung beider Ohren zumutbarer. Augen lassen sich aktiv öffnen und schließen, und sei es nur zum Zwecke des Zwin- kerns oder um situationsgerecht wohlangemessen ein Auge zu- kneifen zu können. Entsprechen- des geht mit den für nahezu jeg- liche Motorik ungeeigneten Oh- ren nicht. Gerade das verleiht dem TTT Sicherheit vor fahrlässi- ger oder gar vorsätzlicher Verfäl- schung.

Test als Wort schließlich ist der vertrauensbefrachtete moderne Terminus für unseren zeitlosen menschlichen Explorationsdrang.

Eine Prüfung als „Versuch" zu be- zeichnen, ist-derzeit nicht oppor- tun wegen der Assoziation mit Ka- ninchen. Mündige Tierversuchs- gegner und warnende Wächter der Würde des Menschen errich- ten da Aversionen, die zu Fehl- deutungen führen können.

Das Design des TTT

Pragmatisch sieht der TTT vor, daß drei Hörende im Test tempo- rär ertauben müssen:

C) der Patient,

e

der Testleiter (früher Ver- suchsleiter)

C) der Hersteller der Prüfsub- stanz.

Die Grundzüge des Design bedin- gen die Hereinnahme einer drit- ten Substanz in die Prüfung (—

Test). Unverzichtbar sind auch weiterhin natürlich

> das Verum und

> der Placebo.

Für die dritte Komponente haben Gross und Pinner den Namen

> Alienum

vorgeschlagen. Nicht einmal der Hersteller darf wissen, was das Alienum enthält.

Den Testpersonen steht eine drei- fache Wahlmöglichkeit offen. Sie können das TTT-Präparat

1. einnehmen 2. verweigern oder

3. dem Testleiter über 1. und 2.

keine Auskunft geben.

Die Testergebnisse aller TTT wer- den nicht dualistisch nach dem al- ten Erfolgs- oder Mißerfolgssche- ma gesammelt und evaluiert, son- dern trinär nach den Kategorien 1. Wirkung wahrscheinlich, 2. Wirkung nicht zu entscheiden und

3. Wirkung unwahrscheinlich.

Segensreiche Folgen des TTT Das gibt dem kritischen Wissen- schaftler mehr Spiel-Raum, sich Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 17 vom 24. April 1985 (27) 1237

(2)

1973 1983

Zahnheilkunde im Wandel:

Erste Erfolge im Kampf gegen Karies

Durchschnittliche Zahl der kariösen, fehlenden und gefüllten Zähne bei 8-9jährigen

davon unbehandelt:

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Tripel-Taub-Test KURZBERICHT

durch abwägend konstruktive Zu- stimmungsverweigerung als freier Forscher, aber auch als forscher freier Mensch selbst zu verwirkli- chen.

Der TTT wird nach Ansicht von Breitblüm und Ehrenglotz wesent- lich zur Kostendämpfung beitra- gen, weil nämlich Neu- oder Fort- entwicklungen von Arzneimitteln den TTT nicht bestehen können.

Nicht ausreichend geprüfte heute noch gebräuchliche, insbesonde- re sogen. bewährte Medikamente werden nach einem Stufenplan dem TTT unterworfen. Nur einzel- ne werden diese Hürde überwin- den. Diese Sicherheitsmaßnah- men für die kranken Menschen werden die beziehungsvoll so ge- nannte Rote Liste bis zum Umfang einer gehefteten, dann vielleicht grün eingefärbten Broschüre aus- dünnen (Aldis und Weid). So kann man den grausamen abendländi- schen arzneitoxischen Populocid (McKillery und Overman) bremsen zum unermeßlichen Nutzen einer zwar nicht mehr ganz schmerz- und leidensarmen, jedoch zumin- dest nachgewiesen arzneigiftfrei- en glücklichen Solidargemein- schaft von freien Menschen.

Schrifttum

Aldis, B. und Weid, S. 0.: Weniger ist mehr, Ztschr. Redukt. Arzn. 17 (4) 299-300 (1984) — Bock, A. H. A.: Verzicht als Mittel persönlicher Horizontolyse, J.

Zerolog. 7, 0-4 (1933) — Breitblüm, N.

und Ehrenglotz, N. N.: Zurück zur Kultur, Vorwärts Verlag Bonn 1986 — Gants, U., N. Klahr und F. Grunsmann: Begrenzung und Beschränkung, J. dtsch. Ask. 4, 201-202 (1985) — Globnig, H. H.: Wär' nicht das Auge sonnenhaft ... Vortrag a. d. Jahreshauptversammlung der Ges.

f. stereotakt. Sehen, Lindau 1977 — Groß, E. R. und S. Pinner: Über das neue Alie- num, Fortschr. Konzept. Innov. 15 67-73 (1981) — Grühn, R. 0. und T. Esbed: Vor- wärts durch methodisch-dialektische In- novationen, 2. Aufl. Verlagsgruppe 30.

Februar Weimar, Kairo u. Boston 1980 — Mc Killery, D. 0. und F. Overman: Stop the people's exploitation by drugs, Rev.

brit. Obst. 17, 9-14 (1984) — Weckmit, U.

und N. Terla: Destruktion durch Ausufe- rung der Ämterhäufung, Monatsbl. Akku- mul. ökon. Pol. 217 39-47 (1984).

Fachmann

für Mundgesundheit

In den Industrieländern ist das Ka- riesvorkommen seit 1946 stetig, innerhalb der letzten zehn bis 15 Jahre sogar drastisch, zurückge- gangen. Die Parodontose hinge- gen hat zugenommen und nimmt weiter zu.

Dr. D. Barmes, der Leiter der Ab- teilung Mundgesundheit der Welt- gesundheitsorganisation, zog auf einem international besetzten Symposium des Forschungsinsti- tuts für die zahnärztliche Versor- gung in Köln folgende Schlußfol- gerungen: Die sogenannte gemä- ßigte Technologie (sprich: im we- sentlichen das Füllen kariöser Zähne), die heute noch den Lö- wenanteil der zahnärztlichen Ver- sorgung ausmacht, wird an Be- deutung abnehmen. Der Anteil der Prävention an der gesamten

Eine im Auftrag der Deutschen Gesell- schaft für Zahn-, Mund- und Kieferheil- kunde durchgeführte Studie ergab, daß in den letzten zehn Jahren in der Bun- desrepublik bei den acht- bis neunjähri- gen die Karies zurückgegangen ist. Die- se erfreuliche Entwicklung führt der Projektleiter Prof. Naujoks auf die Pro- phylaxe-Bemühungen der Zahnärzte in den Kindergärten, auf ein verbessertes Hygiene-Bewußtsein der Eltern und die erhebliche Ausbreitung von fluorhalti- gen Zahnpasten zurück

zahnärztlichen Versorgung, der bereits heute ansehnlich ist, wird um ein geringes ansteigen.

Sprunghaft zunehmen wird die anspruchsvolle und auch zeitauf- wendige Sorge für die Mundge- sundheit. Dazu wird die systemati- sche Parodontose-Bekämpfung gehören; auch die Ansprüche an die prothetische Versorgung wer- den — freilich sehr unterschiedlich

in den einzelnen Industrieländern

— zunehmen.

Der Kanadier Professor Dr. G. S.

Beagrie (Vorsitzender einer Kom- mission für zahnärztliche Ausbil- dung und Berufsausübung der in- ternationalen Zahnärztevereini- gung) hält eine Parodontosebe- handlung ab dem 29. Lebensjahr für angezeigt. Bis zum 64. Le- bensjahr gehe sie einher mit der üblichen zahnerhaltenden Versor- gung, ab dem 65. Lebensjahr ein- her mit Prothetik. Zwischen 45 und 80 sei jährlich eine komplexe Therapie nötig.

Beagrie bezifferte auch den Zahn- arztbedarf. Nach seiner Ansicht ist ein Zahnarzt auf 1525 Bürger von-

nöten. Zum Vergleich: Nach einer Berechnung des Kieler Instituts für Gesu nd heits-System-For- schung liegt die Zahnarztdichte zur Zeit in der Bundesrepublik Deutschland bei 1 zu 1632. Bereits für 1990 wird mit einer Relation von 1 zu 1428 gerechnet. In Schweden, auch das wurde bei dem Symposium angemerkt, soll sie 1 zu 800 betragen.

Für die Ärzte mag ein Eindruck, der von den Experten überein- stimmend vermittelt wurde, von besonderem Interesse sein: das Berufsbild des Zahnarztes wan- delt sich vom „Reparateur defek- ter Zähne" zum „Mundbehand- ler". Der Zahnarzt, der sich in der Bundesrepublik Deutschland und anderen Ländern (nicht aber zum Beispiel in Österreich) früher ein- mal aus dem Arztberuf herausge- löst hat, strebt somit wieder in Richtung Arzt — spezialisiert auf Mundhygiene und Mundbehand- lung. NJ 1238 (28) Heft 17 vom 24. April 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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