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Archiv "Bäckerasthma in der Forschung: Mehl ist nicht das einzige Allergen" (29.10.1993)

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THEMEN DER ZEIT

Laien nur schwer zugänglich ist, wid- met sich der Kirche und der Beurtei- lung einiger Tendenzen heutiger Mo- raltheologie. Das dritte Kapitel be- handelt das „sittlich Gute für das Le- ben der Kirche und der Welt".

Sexualität und

Empfängnisverhütung Wer unterdessen erwartet, daß sich die Enzyklika breit den Themen Fortpflanzung, Sexualität, Abtrei- bung und Empfängnisverhütung wid- met, der wird allerdings lange suchen müssen. Diese Bereiche werden nämlich nur kurz angerissen (Nr. 80).

Daß die Lehre der Enzyklika „Hu- manae vitae" im wesentlichen bestä- tigt wird, dürfte hingegen weniger überraschen.

Zitiert wird zunächst eine aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgegangene „Pastoralkonstituti- on über die Kirche in der Welt von heute". Dort heißt es: „Was zum Le- ben selbst in Gegensatz steht, wie je- de Art von Mord, Völkermord, Ab- treibung, Euthanasie und auch der freiwillige Selbstmord; was immer die Unantastbarkeit der menschlichen Person verletzt, wie Verstümmelung, körperliche oder seelische Folter und

BLICK INS AUSLAND / KURZBERICHTE

der Versuch, psychischen Zwang aus- zuüben; was immer die menschliche Würde angreift, wie unmenschliche Lebensbedingungen, willkürliche Verhaftung, Verschleppung, Sklave- rei, Prostitution, Mädchenhandel und Handel mit Jugendlichen, so- dann auch unwürdige Arbeitsbedin- gungen, bei denen der Arbeiter als bloßes Erwerbsmittel und nicht als freie und verantwortliche Person be- handelt wird; all diese und andere ähnliche Taten sind an sich schon ei- ne Schande; sie sind eine Zersetzung der menschlichen Kultur, entwürdi- gen weit mehr jene, die das Unrecht tun, als jene, die es erleiden. Zu- gleich sind sie in höchstem Maße ein Widerspruch gegen die Ehre des Schöpfers."

Die Empfängnisverhütung wird in Zusammenhang mit denjenigen Handlungen genannt, die „in sich schlecht" sind, das heißt sie sind schlecht „unabhängig von den weite- ren Absichten des Handelnden und den Umständen"; deshalb seien diese Handlungen immer unerlaubt. Im Hinblick auf „kontrazeptive Prakti- ken" beruft sich die Enzyklika dann auf Papst Paul VI.: „Wenn es auch zuweilen erlaubt ist, ein sittliches Übel hinzunehmen, in der Absicht, damit ein größeres Übel zu verhin-

dern oder ein höheres sittliches Gut zu fördern, ist es doch nicht erlaubt, nicht einmal aus sehr schwerwiegen- den Gründen, das sittlich Schlechte zu tun, damit daraus das Gute her- vorgehe."

Betont wird in „Veritatis splen- dor", daß die maßgebliche morali- sche Norm immer das eigene Gewis- sen ist. Dennoch sei das Gewissen über das Urteil einer Handlung nicht frei von der Möglichkeit zu irren.

Doch auf jeden Fall beruhe die Wür- de des Gewissens immer auf der Wahrheit: Im Fall des rechten Ge- wissens handele es sich um die vom Menschen angenommene objektive Wahrheit; im Fall des irrenden Ge- wissens handele es sich um das, was der Mensch ohne Schuld für wahr hält.

Die Enyklika ist sicherlich ein wichtiges Dokument zu Grundfragen katholischer Ethik. „Es ist in der Tat das erste Mal, daß das Lehramt der Kirche die Grundelemente dieser Lehre mit einer gewissen Ausführ- lichkeit darlegt und die Erfordernisse der in komplexen und mitunter kriti- schen praktischen und kulturellen Si- tuationen absolut notwendigen pa- storalen Unterscheidung aufzeigt", unterstreicht der Papst selbst die Be- deutung seiner Ausführungen. Kli

Nach Angaben der Berufsgenos- senschaft Nahrungsmittel und Gast- stätten (BNG) werden jährlich 1 500 Verdachtsfälle von Bäckerasthma ge- meldet. Für die Umschulung der Er- krankten werden bis zu 100 Millio- nen Mark aufgewendet. Bislang wird in der Arbeitsmedizin das Mehl als alleiniges Allergen angeschuldigt.

Diese Sichtweise muß nach den Er- gebnissen eines umfangreichen For- schungsprojekts der Berufsgenossen- schaft revidiert werden. Danach ist von einem komplexen Ursachenbün- del auszugehen, wobei neben dem

Mehl die Beschaffenheit des Arbeits- platzes, die Raumluft, die Dispositi- on des Bäckers und die Arbeitsabläu- fe eine große Rolle spielen.

Für die Arbeitsmedizin ergibt sich eine wichtige Konsequenz. Die Untersuchung der Betroffenen in der Klinik und die üblichen Labortests reichen nicht aus. Vielmehr muß der Arbeitsmediziner in der Backstube tätig werden, um den Ursachen der berufsbedingten Krankheit auf die Spur zu kommen. Hierfür wurden mobile Untersuchungseinheiten ent- wickelt, die alle wichtigen arbeits-

platzbezogenen Untersuchungen — einschließlich der Ganzkörperple- thysmographie — ermöglichen.

Allergenes Potential bergen nicht allein die Inhaltsstoffe des Mehls, sondern auch die darin ent- haltenen Zusätze wie Pilzsporen, Pollen, Milben und Insektenreste.

Pilze und Bakterien lassen sich eben- falls am Arbeitsplatz nachweisen.

Darüber hinaus können in der Raumluft enthaltene Gase irritativ auf die Schleimhäute wirken.

Bei der Staubkonzentration ist von einer Dosis-/Wirkungsbeziehung auszugehen, wie die Wissenschaftler herausgefunden haben. Hierfür wur- de erstmals ein Meßverfahren einge- setzt, welches die Staubkonzentrati- on direkt im Atemwegsbereich am Arbeitsplatz mißt. Die Erhebung im- munologischer Parameter im Blut wie durchflußzytometrisch bestimm- te T-Lymphozytenpopulationen, der

Bäckerasthma in der Forschung

Mehl ist nicht

das einzige Allergen

A1-2836 (28) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 43, 29. Oktober 1993

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THEMEN DER ZEIT

Nachweis löslicher Rezeptoren im Serum (z. B. sCD23) sowie von basi- schen Proteinen (z. B. ECP), die von aktivierten Eosinophilen freigesetzt werden, geben weitere wichtige dia- gnostische Aufschlüsse. Psychologi- sche Determinanten begünstigen die Krankheitsentstehung.

Angesichts dieser Erkenntnisse will die Berufsgenossenschaft prä- ventive Maßnahmen (verbesserte Absauganlagen und Hygiene, staub- armes Streumehl, Abbau von Streß- faktoren) in den Betrieben verstär- ken, wie Prof. Dr. Siegfried Radandt von der BNG aus Mannheim betont.

Zwingt Bäckerasthma zur Berufsauf- gabe? Auch hier wurden dank des

T

rotz der großen Belastung würden 76 Prozent der Hin- terbliebenen — wären sie er- neut vor die Wahl gestellt — die häusliche der klinischen Pflege vorziehen. Dies ergab eine Untersu- chung an der Hämatologisch-Onko- logischen Praxis Altona in Zusam- menarbeit mit Psychologen der Ham- burger Universitätskliniken. Hierbei wurden 59 Angehörige vor und nach dem Tod der von ihnen gepflegten Krebskranken befragt.

In semistrukturierten Interviews mit 117 Fragen sollte das Ausmaß subjektiver und objektiver Belastun- gen während der terminalen häusli- chen Pflege auf psychologischem, so- zialem, physischem und pflegeri- schem Gebiet geklärt werden. Au- ßerdem erhielten die Betroffenen In- formationen beziehungsweise Bro- schüren über öffentliche und private Hilfsmöglichkeiten (onkologische Schwerpunktpraxen, Tagesstationen,

KURZBERICHTE

Projekts neue Erkenntnisse gewon- nen. Denn 80 Prozent der Bäcker mit obstruktiven Atemwegserkrankun- gen betreiben ein falsches „Asthma- management", da sie nur unzurei- chend über ihre Erkrankung infor- miert sind. Als Pilotprojekt wurden daher „Gesundheitsgruppen" ins Le- ben gerufen, welche erkrankte Bäk- ker betreuen, die im Beruf bleiben wollen. In Kleingruppen wurden die Betroffenen medizinisch, technisch und psychologisch geschult — mit Er- folg. Denn alle teilnehmenden Bäk- ker erfuhren eine deutliche Besse- rung ihrer Krankheitssymptome und konnten im Beruf bleiben.

Ingeborg Bördlein

Versicherungen, Selbsthilfegrup- pen), Formen der Tumor- und Schmerztherapie sowie die privaten Telefonnummern der behandelnden Ärzte.

85 Prozent der Pflege war von den Ehepartnern, 15 Prozent von den Kindern oder Eltern übernommen worden. Die durchschnittliche Dauer völliger Abhängigkeit des fest bettlä- gerigen Patienten betrug 16 Tage. In 94 Prozent waren Dank und Aner- kennung für den Verstorbenen das Hauptmotiv für die Übernahme der Pflege, bei 44 Prozent wurden wäh- rend dieser Zeit die Beziehungen en- ger als zuvor. Voll verantwortlich zu sein wurde von etwa einem Drittel der Angehörigen wegen ungenügen- der ärztlicher (39 Prozent) oder pfle- gerischer (35 Prozent) Unterstützung als nahezu untragbar empfunden. 64 Prozent der Angehörigen fühlten sich auf den Tod als Ereignis nicht ausreichend vorbereitet.

Ein belastendes Problem für den Pflegenden ist die ungewisse Dauer seiner Verpflichtung und die Sorge, die eigenen körperlichen wie geisti- gen, manchmal auch finanziellen Re- serven zu erschöpfen.

Die bedeutendsten Probleme und Kritikpunkte der Pflegepersonen waren:

Mangelnde Information über

• pflegerische, soziale, psycho- soziale, finanzielle Unterstützungs- möglichkeiten,

• Unterstützung durch Versi- cherungen, Gemeinde oder Selbsthil- fegruppen,

• Verfügbarkeit von sanitären und pflegerischen Mitteln sowie Bet- ten usw.,

• Ratschläge und Anleitungen zur häuslichen Krankenpflege von qualifiziertem Personal (Onkologie- schwestern, Sozialarbeiter, Ärzte),

• regelmäßige und zuverlässige praktische Hilfe bei der Pflege,

• Entlastung bei langandauern- der pflegerischer Verantwortung (Nachtschwestern, Rehabilitations- kliniken, Pflegeheime, Hospize etc.),

• finanzielle Unterstützung und Haushaltshilfe, Sonderurlaub für An- gestellte („Pflege-Urlaub"), Anschaf- fung oder Ausleihen von technischer Ausrüstung, bereitgestellt durch Ver- sicherung oder Gemeinde.

Angemahnt wurden die

• Vorbereitung der Pflegeper- son und/oder Angehörigen auf den Sterbevorgang, Anleitung, was in den letzten Stunden zu tun ist, auch um unnötiges Anfordern des Notdienstes zu vermeiden. Es war nicht die Angst vor dem Tod, es war die Angst vor dem Sterben, das die Angehörigen mehr als die Todkranken belastete,

• Bereitschaft des behandeln- den Arztes oder eines über den Kranken informierten Vertreters rund um die Uhr,

• moralische Unterstützung und Ermutigung von Kranken und Pflegeperson, mit der häuslichen Pflege weiterzumachen,

• regelmäßige Visiten durch den Arzt,

• Beratung und Trost für die Angehörigen nach dem Tod des Pa- tienten.

Aus ärztlicher Sicht bedürfen ei- nige der genannten Kritikpunkte und

Terminal kranke Tumorpatienten

Voraussetzungen für eine häusliche Pflege

Die terminale häusliche Krankenpflege eines bettlägerigen Tumorpa- tienten ist für alle Beteiligten eine außerordentlich schwierige und be- lastende Aufgabe. Für die Familie wird diese Pflege zu einer sowohl physisch wie auch psychisch fordernden Ganztagsbeschäftigung, der alle anderen Wünsche und Pflichten untergeordnet werden müssen.

Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 43, 29. Oktober 1993 (29) A1-2837

Referenzen

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