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TCM: Den Schmerz mit der Nadel behandeln
Die Trigeminusneuralgie kennzeichnen einseitige, heftige Schmerzattacken im Versorgungsgebiet der 3 Äste des Nervus trigeminus. Aus deren Ver- läufen lassen sich die betroffenen Leitbahnen und damit die entsprechenden Akupunkturpunkte ableiten. Die TCM unterscheidet folgende Ur- sachen: Wind-Kälte als äußerer pathogener Faktor greift das Gesicht an; dies kann sich auch in Wind-Hitze wandeln. Des Weiteren kommen verschiedene Syndrome, z. B. Magen- und Leber- Feuer sowie ein Nieren-Yin-Mangel als Ursache infrage.
Punktauswahl nach Schmerzlokalisation
Als Fernpunkt eignet sich zur Schmerzenbehandlung im Verlauf des 1. Astes 3E 5 sehr gut, zur Schmerzbehandlung im Verlauf des 2. Astes ist Di 4 ein guter Punkt. Ma 44 ist besonders gut geeignet für die Behandlung von Schmerzen im Verlauf des 3. Astes. Als lokale Punkte können Bl 2, Tai Yang, Ma 3, Ma 7 etc. dazu kontralateral sedierend genadelt werden. Vorsicht: Es ist möglich, durch die Nadelung lokaler Punkte einen akuten Schmerzanfall auszulösen!
Punktauswahl nach Syndrom-Muster
Wind-Kälte: Der Patient hat häufig eine Abneigung gegen Wind und Kälte, die Zunge ist meist unauffällig, der Puls ist gespannt. Das Behandlungsprinzip ist, Wind-Kälte auszuleiten, z. B. durch Nadelung folgender Punkte: Gb 20, 3E 5 und Di 4 oder Dü 3, Bl 12, Du Mai 16.
Magen- und Leber-Feuer: Die Hitzesymptomatik steht im Vorder- grund, der Patient hat Durst, häufig kommt es zu starker Reizbarkeit.
Die Zunge ist gerötet und hat einen dicken gelben Belag, der Puls ist schnell und saitenförmig. Das Behandlungsprinzip ist, die Hitze auszuleiten, z. B. durch Nadelung folgender Punkte: Le 2, Ma 41, Ma 44, Ma 45 und Gb 44.
Nieren-Yin Mangel: Der Patient zeigt eher Mangelsymptome wie Schwäche und leichte Schmerzen im unteren Rücken, er hat gerötete Wangen und schwitzt nachts. Die Zunge ist rot und hat keinen oder nur wenig Belag, der Puls ist schnell und dünn. Das Behandlungsprin- zip ist, das Nieren-Yin zu nähren, z. B. durch Nadelung der Punkte Mi 6, Ni 3 und Bl 23.
Wie und wie oft behandeln?
Bei Fülle-Muster Wind-Kälte oder Magen- und Leber-Feuer werden alle Punkte sedierend genadelt. Zeigt der Patient einen Nieren-Yin- Mangel, werden alle Punkte tonisierend genadelt. Die Behandlung kann sich, je nach zugrundeliegendem Muster, über einen längeren Zeitraum erstrecken und sollte 2–3-mal wöchentlich erfolgen.
HP Rosemarie Heyny
Schafäckerweg 12, 69168 Wiesloch; E- Mail: tcm-praxis-heyny@gmx.de
Anthroposophie: Aufforderung zum Ent- spannen und Ausatmen
Aus Sicht der Anthroposophischen Medizin liegt der Trigeminusneuralgie ein gestörtes Verhältnis zwischen Empfindungs- und Lebensorganisation zugrunde. Der Seelenleib greift übermäßig stark in die Prozesse des Lebensleibs ein und „verhakt“
sich (sympathische Hyperreagibilität mit gleichzeitig verminderter Vagusausprägung). Dies führt zu einer muskulären, vaskulären, neurologischen und emotio- nalen Grundtonuserhöhung: z. B. Spasmen in den Hohlorganen, Muskeln (Myogelosen u. ä.) und Gefäßen (Migräne etc.), erhöhter emotionaler Reizbarkeit und Angespanntsein sowie schmerzhaften Reizungen der Nerven. Diese spastische Diathese verstärkt die Auskühlung des Nervensystems, das oft durch rationelle-analytische Überforderungssituationen bereits per se stark unterkühlt ist;
degenerative Veränderungen im Gewebe bilden sich. Therapieziel ist es, den Organismus zu entspannen und zu durchwärmen, in die Ausatmung zu geleiten und gezielt die angegriffene Nervenregion zu unterstützen: akut antiphlogistisch, chronisch anti-degenerativ.
Akutbehandlung
■ Je 1 Amp. Nervus trigeminus Gl (D 30–20) + Hypericum ex herba D 30 + Aconitum comp. (alle Fa. Wala), je 1–2-mal tgl. als Mischin- jektion s. c. an Ma 3 und Ma 7 injizieren.
■ 1 Amp. Chelidonium Ferro cultum Rh D 2 (Fa. Weleda) s. c. an Gb 20 injizieren
■ Rhus toxicodendron comp. (Fa. Wala), 3–6-mal tgl. 5–10 Glob.
■ Ceres Hypericum Ø (Fa. Ceres), 3 × 3–5 gtt in Wasser
Behandlung der chronischen Trigeminusneuralgie
■ Je 1 Amp. Nervus trigeminus Gl II (D 30–D 8) + Rhus toxicodendron comp. (beide Fa. Wala), je 1–2-mal wöchentlich als Mischinjektion s.c. an Ma 3 und Ma 7 injizieren
■ 1 Amp. Chelidonium Ferro cultum Rh D 2 (Fa. Weleda), s.c. an Gb 20 injizieren
■ Rhus toxicodendron comp. (Fa. Wala), 1 × tgl. 5–10 Glob.
■ Nachbehandlung und Anfallsprophylaxe (z. B. Z.n. Durchnässung oder Unterkühlung): Solum Globuli velati (Fa. Wala), 2–3-mal 5–7 Glob. für 4–6 Wochen
Spasmolytisch-durchwärmende Begleittherapie
Aconit Schmerzöl (Fa. Wala) mit einigen Tropfen Ceres Hypericum Ø (Fa. Ceres) mehrmals tgl. in die betroffenen Hautareale einreiben.
Kupfersalbe rot (Fa. Wala) 2–3-mal tgl. in den Nacken einreiben.
Salutogenetisch-biografische Beratung zur Rezidiv-Vermeidung!
HP Natalie Rosenhauer-Epple Katharinenstr. 2 ½, 86899 Landsberg E-Mail: info@naturheilpraxis-rosenhauer.de
DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2011; 4: 36 – 37 Vier Fachleute – Vier Behandlungsstrategien
Vier Fachleute – Vier Behandlungsstrategien
Trigeminusneuralgie
Ziel der osteopathischen Behandlung ist es, die Trigeminusreizung zu reduzieren bzw. zu beseitigen. Die Ursache für eine Reizung kann mechanisch sein, z. B. Druck an den Durchtritt- stellen des Nervus trigeminus sowie Zug und Spannung im gesamten Durasack. Es kommen aber auch neurologische Auslöser infrage: Atlas und Axis beeinflussen den Nucleus spinalis nervi trigemini, die Pars petrosa der Os temporale, das Ganglion trigeminale. Eine optimale Blutversorgung und Drainage des Trigiminus und der umgebenden Gewebe unterstützen das Abklingen entzündlicher Prozesse (Spannung in den Halsfaszien und thorakales Outlet).
Techniken und Behandlungsplan
Die Trigeminusneuralgie zeichnet sich i. d. R. durch extreme Schmer- zen aus, schon eine leichte Berührung kann genügen, um sie auszulösen. Das bedeutet: Techniken am Kopf oder Gesicht können zunächst nicht angewandt werden! Der Fokus liegt bei kranialen Techniken auf der Tide, damit steigert man allgemein die Vitalität und dämpft das zentrale Nervensystem. Mit rhythmischen Mobilisations- techniken aus dem General Osteopathic Treatment (GOT) lockert man das verspannte Gewebe und regt den Parasympathikus an. Mit fas- zialen Techniken im Brustbereich öffnet man das Outlet, Wirbelblocka- den können mit Sutherland-Techniken minimal invasiv gelöst werden.
Behandlung in der Akutphase
■ Die Korrektur eines Beckenschiefstands oder einer Beckentorsion entlastet die Wirbelsäule und reduziert fasziale Spannungen
■ GOT an der BWS, den Rippen und Schlüsselbeinen öffnet das thorakale Outlet und regt allgemein die Immunfunktion an
■ Korrektur möglicher Wirbelblockaden
■ Zwerchfell entspannen und balancieren
■ Lösen der Fascia cervicalis und des Mediastinums mit faszialen Re- lease-Techniken fördert Blutversorgung und unterstützt Drainage
■ Die kraniale Balance des Os sacrum reduziert Spannungen im Durasack und trägt zur Lösung von Läsionen der Synchondrosis sphenobasilaris bei.
In der Akutphase 2-mal wöchentlich behandeln, je ca. 20 min.
Nach Abklingen der akuten Neuralgie
Eine Befundung und eine Behandlung an Kopf und Gesicht sind jetzt möglich. Die Korrektur von Läsionen, insbesondere der Synchondrosis sphenobasilaris, des Occiput-Atlas-Axis, des Os temporale und der Kiefergelenke wirken einem Wiederauftreten entgegen.
HP Katja Forner, BSc Ost. (UK) Gerberstr. 2–20, 44787 Bochum E-Mail: info@forner-osteopathie.de
Eine Trigeminusneuralgie kann essenziell oder auch symptomatisch auftreten, z. B. bei Augenerkrankungen, Erkrankungen der Zähne, Kollagenosen, Stoffwechselerkrankungen, Intoxikation, Hirntumoren, Multiple Sklerose etc.
Häufig entsteht sie auch infolge von Infektionen, die von psychischen Belastungen und Wetter- empfindlichkeiten begleitet sind, z. B. gegenüber Kälte und Nässe. Ziel in der Behandlung ist es, Impulse zu vermitteln, die es dem Patienten ermöglichen, Körper, Geist und Seele wieder in Einklang zu bringen.
Die ganzheitliche Therapie der Spagyrik beachtet neben den organischen Erkrankungen auch die konstitutionellen Faktoren mit ihren individuellen Dispositionen und der möglichen Unfähigkeit eines Organs, Reize aufzunehmen und zu kompensieren. Sie berücksichtigt dabei auch besonders die psychische Komponente.
Behandlungsplan
■ Solunat Nr. 4 (Cerebretik) (Fa. Soluna), 3 × tgl. ca. 5 Tr.: zur Beruhi-- gung des ZNS, gegen Krampfzustände sowie zur Rhythmisierung
■ Solunat Nr. 14 (Polypathik) (Fa. Soluna), 3 × tgl. 5–10 Tr.: gegen see- lisch-geistige Spannungen und Krampfzustände des ZNS
■ Solunat Nr. 28 (Ätherische Essenz I) (Fa. Soluna), äußerlich mehr- mals tgl. in die betroffenen Stellen einreiben: bei neuralgischen Schmerzzuständen, Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Sinusitis
■ Phylak PS 221 (Fa. Phylak), 3 × tgl. 12–15 Tr.: bei Neuralgien und Nervenverletzung
■ Phylak PS 210.1 (Fa. Phylak), 3 × tgl. 12–15 Tr.: zur Immunstimu- lanz bei Krampfleiden
■ Pekana ADOL spag. Peka N (Fa. Pekana), bis zu 20 Tr. stündlich:
gegen Schmerzen und Neuralgien
■ Pekana FLAMYAR spag. N Salbe (Fa. Pekana), äußerlich mehrmals tgl. in die betroffenen Stellen einreiben: gegen neuralgisch-rheu- matische Entwicklungen (evtl. als Salbenlappen)
Gesichtsneuralgien haben häufig einen Leber- (Wut) bzw. Nierenbezug (Angst, soziale Beziehungsebenen), daher sollten beide Organe in die Behandlung miteinbezogen sein. Lebertherapie: Solunat Nr. 8 (Hepa- tik) (Fa. Soluna), nachmittags und abends je ca. 10 Tr. Nierentherapie:
Solunat Nr. 16 (Renalin) (Fa Soluna), morgens und mittags ca. 10 Tr.
Blutegel unterstützen Heilungsprozess
Bei Bed. 1 Blutegel am Mastoid und 2 Blutegel im Schulter-Nacken-Be- reich an Stellen ansetzen, die auf Gelosen hindeuten; evtl. nach 3 Monaten wiederholen.
HP Marie-Luise Plöger Ellerweg 15, 33330 Gütersloh E-Mail: ml@naturheilpraxis-ploeger.de
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Es juckt am ganzen Körper und ist unangenehm, dass jeder die roten Quaddeln im Nackenbereich sehen kann. Die Urtikaria ist eine der häufigsten Hauterkrankungen und wird in der Naturheilkunde mit unterschiedlichen Therapien erfolg- reich behandelt. Christina Casagrande erzählt Ihnen aus ihrem Praxisalltag, durch welche Therapiestrategien sie einer Patientin mit Urtikaria langfristig helfen konnte und warum ein Zusam- menhang zwischen Darmmilieu und Hauterkrankung erkennbar ist.
Die 37-jährige Sabine M. ist Krankenschwe- ster und Mutter von 2 Kindern. Sie suchte mich erstmals vor 2 Jahren wegen einer akuten Urtikaria im Nackenbereich auf.
Diese trat eine Woche nach einer 10-tägigen Antibiotika-Behandlung auf, mit der eine Scharlachangina behandelt worden war. Die stark juckenden Hauteffloreszenzen hatten sich über den gesamten Nackenbereich aus- gebreitet mit wässrigen, kleinblasigen Er- hebungen im Bereich des Vertebra promi- nens (7. Halswirbel). Außerdem klagte die Patientin über massive Flatulenz bei angeb- lich normalem Stuhlverhalten. Sie hatte keine Bauchschmerzen, keine Übelkeit und litt auch nicht an Atemnot.
Anamnese
Bei der Fallaufnahme berichtete Sabine M.
über ihre Ernährungsgewohnheiten. Seit ihrer frühen Kindheit nahm sie ausschließ- lich Fleisch, Wurst, Fisch, Eier, Kartoffeln und Brot zu sich. Sabine M. erzählte, dass sie bis zur Pubertät häufig Scharlachangi- na hatte, die immer mit Antibiotika behan- delt wurde. In der Pubertät litt sie an einer starken Akne vulgaris, die aber mit ca. 20
Jahren vollständig abgeklungen ist. Vor der Periode sind über mehrere Tage Lymph- knotenschwellungen in der linken Achsel und in der linken Leiste spürbar. Vor 4 Jah- ren wurde die Gallenblase wegen Gallen- steinen entfernt.
Bei der Erhebung der Familienanam-ne- se wurde keine Disposition von Hauter- krankungen angegeben. Sabine M. litt vor 3 Jahren über mehrere Wochen an einem Trockenekzem beider Handflächen. Dieses
wurde von ihr, ohne Hinzuziehen eines Hautarztes, mit Kortisonsalbe solange be- handelt, bis es nach mehreren Wochen ab- geklungen war.
Für den jetzigen akuten Schub der Urti- karia lässt sich eine Allergie auf das Anti- biotikum nicht begründen, denn die Urti- karia ist erst eine Woche nach Ende der An- tibiotika-Einnahme aufgetreten. Ich gehe davon aus, dass die Patientin eine massive Darmbelastung hatte. Dies bestätigt sich
Behandlung von Urtikaria – Eine Erfolgsgeschichte
Tabelle 1 Erstbehandlung der Urtikaria.
Solunat Einnahmemodus Begründung
Solunat Nr. 4 (Cerebretik)
2 × 5 Tr. abends und zur Nachtruhe
zur Beruhigung des vegetativen Nervensystems
Solunat Nr. 9 2 × 10 Tr. morgens und abends zur Ausleitung des Lymph- systems
Solunat Nr. 16 1 × 10 Tr. morgens zur Anregung der Nieren- funktion
Ceres Urtica dioica Urtinktur
3 × 3 Tr. über den Tag verteilt Mittel der Wahl bei nesselsucht- artigen Hauterkrankungen
DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2009; 3: 36 – 38 Abb. 1 Der sogenannte Kratztest gibt Hinweise auf eine Typ-1-Reaktion vom Soforttyp.
Foto: © SciencePictures/KES/Thieme Verlag
Casagrande C: Behandlung von Urtikaria – Eine Erfolgsgeschichte
Der interessante Fall
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bei der ayurvedischen Pulsdiagnostik, über den Zungenbefund und der massiven Fla- tulenz, die die Patientin angibt.
Körperliche Untersuchung
Sabine M. wirkte muskulös, kräftig, aber nicht übergewichtig. Die Gesichtshaut war fahl und stumpf, wie häufig bei starken Rauchern. Sie beteuerte aber, nicht zu rau- chen. Bei der Pulsdiagnostik fiel eine Belas- tung des Kolons, der Leber und des Magen- Dünndarm-Bereichs auf sowie eine deut- liche Belastung durch Stoffwechselendpro- dukte. Bei der Zungendiagnostik war eine stark geschwollene Zunge mit tiefen Zahn- eindrücken an den Zungenrändern sichtbar sowie ein gelblich-grauer Belag im hinteren Drittel der Zunge. Im Nackenbereich und an den Seitensträngen des Halses waren leicht geschwollene Lymphknoten tastbar, der Hals war nicht gerötet, die Mandeln nicht geschwollen. Alle weiteren körperlichen Untersuchungsbefunde waren unauffällig.
Das Patientengespräch
Sabine M. zeigte sich als dynamischer, un- geduldiger Typus. Sie erzählte, dass sie re- gelmäßige Medikamenteneinnahmen und lange Behandlungszeiten eigentlich hasst.
Ich bereitete die Patientin darauf vor, dass während der Therapie voraussichtlich über einen längeren Zeitraum mit Reaktionen ihrer Haut zu rechnen sei. Die jetzige Urti- karia kann zwar rasch verschwinden, aber Darmsanierung und eine Ausleitung des Zwischenzellraums würden mehrere Wo- chen in Anspruch nehmen. Zusätzlich sind Veränderungen bei den Ess- und Trinkge- wohnheiten unerlässlich.
Behandlung
Die Erstbehandlung ( Tab. 1) über 2 Wo- chen brachte ein schnelles Abklingen der Urtikaria. Mein Behandlungsziel war eine Entlastung der Haut über Niere und Lym- phe und eine Beruhigung des vegetativen Nervensystems.
Die vorgeschlagene mehrwöchige Darmsanierung, als Ursachenbehandlung, wollte die Patientin nicht durchführen.
Zwei Monate später suchte sie mich wie- der auf, denn die Urtikaria hatte sich nun erneut und über den ganzen Körper ver- teilt. Außerdem zeigten sich Ödeme im Knöchelbereich beider Beine und im Ge- sicht, im Sinne eines Angioödems, jedoch ohne Stimmritzenbeteilung und Atemnot.
Sie hatte sich bereits ohne Erfolg mit einem Antihistaminikum und einem Antiallergi- kum vom Arzt behandeln lassen. Nun war Sabine M. allerdings bereit, sich auf eine naturheilkundliche Behandlung, auch über einen längeren Zeitraum, einzulassen.
Ich habe Sabine M. empfohlen, die Solu- nate mit reichlich Wasser oder Brennnes- seltee einzunehmen. Als ergänzende Maß- nahmen verordnete ich Waschungen mit Essigwasser an den betroffenen Hautstel- len. Dazu wird auf ca. 3 l Wasser 1 Tasse Obstessig gegeben, damit ein Handtuch be- feuchtet und alle betroffenen Hautstellen sanft abgerieben. Nach der Waschung sollte die Patientin etwas Kinderbalsam (Fa. Lunasol) dünn auf die betroffenen Hautstellen auftragen. Zusätzlich empfahl ich ihr die 24 Stundencreme oder Rosen- creme (Fa. Lunasol). Das darin enthaltene Rosenöl kühlt und beruhigt die Haut.
Zur Darmsanierung ( Tab. 2) ist es rat- sam, die Ernährungsgewohnheiten lang- sam umzustellen und dabei auf qualitativ hochwertige Nahrung, idealerweise aus bi- ologischer Herstellung, zu achten. Schritt- weise sollte die Patientin jede Woche eine andere Gemüseart ausprobieren und wenn möglich auch leicht verdauliches Obst, zu- nächst in Form von Kompott, gesüßt mit Ahornsirup. Statt nur Brot und Kartoffeln konnte sie auch Basmatireis, Dinkelgries
und Bulgour ausprobieren, ebenfalls ein- schleichend. Bei Fleisch sollte sie gänzlich auf Schweinefleisch verzichten und sich auf Süßwasserfische beschränken. Ich leitete Sabine M. an, eine spezielle Darmreinigung aus der ayurvedischen Medizin durchzu- führen. Dabei handelt es sich um eine fett- lose Diät, die für 4 Tage eingehalten wird, woran sich eine Ausleitung und eine Auf- baudiät anschließen. Diese Kur kann maxi- mal 2-mal pro Jahr durchgeführt werden.
Verlauf
Nach der Darmreinigung hatte Sabine M.
3 Monate lang keinerlei Beschwerden. Dann kam es zu einem weiteren heftigen Urtika- riaschub, dieses Mal mit hohem Fieber (39,8 Grad) in der Nacht, tagsüber war sie fieber- frei. Der Auslöser waren 2 Glas Ramazotti, die sie bei einer Grillparty zu Schweins- würstel getrunken hatte. Sie spürte sofort nach dem Verdauungsschnaps Spannen und Jucken der Haut am ganzen Körper.
Wir setzten sofort eine Ausleitung über 2 Wochen zusätzlich zur Darmsanierung an: Mit Solunat Nr. 9 (3 × 15 Tr. über den Tag verteilt) und Solunat Nr. 16 (2 × 10 Tr.
morgens und mittags). Das Fieber wurde nicht behandelt, da Sabine M. keinerlei Krankheitsgefühl hatte und kein Infekt festzustellen war. Die Urtikaria war nach 5 Tagen gänzlich verschwunden, die Fieber- schübe gingen nur über 2 Nächte.
Solunat Einnahmemodus Begründung
Solunat Nr. 8 (Hepatik)
2 × 8 Tr. mittags und abends nach dem Essen
zur Anregung der Leber- funktion
Solunat Nr. 19 (Stomachik I)
2 × 10 Tr. mittags und abends vor dem Essen
zur Verbesserung der Verdau- ungsleistung im Magen und Dünndarmbereich Ceres Allium
ursinum
2 × 3 Tr. morgens und abends bei Dysbiose im Darmbereich und zur Verbesserung der Nierenfunktion
Tabelle 3 Heilmittel zur Stabilisierung des Metabolismus und zum Aufbau eines gesunden Darmmilieus.
Solunat Einnahmemodus Begründung
Solunat Nr. 8 (Hepatik)
1 × 8 Tr. zur Nachtruhe Anregung von Leber- und Galletätigkeit
Solunat Nr. 19 (Stomachik I)
2 × 10 Tr. mittags und abends vor dem Essen
zur Anregung des Metabolis- mus und für ein ausgewogenes Darmmilieu
Solunat Nr. 22 (Strumatik I)
2 × 10 Tr. morgens und mittags zur Anregung des Stoff- wechsels
Nach Abschluss der Behandlung des letzten Urtikariaschubs mit Fieber erhielt Sabine M. als Langzeittherapie Heilmittel zur Sta- bilisierung des Metabolismus und zum Aufbau eines gesunden Darmmilieus ( Tab. 3).
Mittlerweile hat die Patientin ihre Ernährungsgewohnheiten umgestellt, beklagte jedoch eine Gewichtszunahme von 8 Kg. Das ist eine Folge der Umstellung von ca. 70 % Eiweißanteil der täg- lichen Ernährung zu einer Kost mit etwa 60 % Kohlenhydratanteil.
Da die Patientin gleichzeitig über körperliche Trägheit klagte, er- weiterte ich die Langzeittherapie um das anregende Mittel Solu- nat Nr. 22 ( Tab. 3).
Ausblick
Sabine M. kommt nun alle 3 Monate zur Überprüfung der Heil- mittel und ihrer Einnahmemenge, sie hat seit über einem Jahr kei- nen Urtikariaschub mehr gehabt und fühlt sich wohl. Sie nimmt seit 6 Monaten langsam ab, bis jetzt insgesamt 5 Kg. Die Patien- tin möchte noch 3 Kg weniger erreichen. Die Langzeittherapie wird jetzt seit einem Jahr eingehalten, das Ausschleichen und letzt- endliche Absetzen der Mittel steht noch aus.
An diesem Fallbeispiel lässt sich der Zusammenhang zwischen Darmmilieu und Hauterkrankungen gut nachvollziehen. Die Er- nährung mit einem ungewöhnlich hohen Anteil an tierischem Eiweiß überforderte offensichtlich die Verdauungsleistung der Patientin. Hier kann ein Zusammenhang mit ihrer Schichtarbeit – seit 10 Jahren ausschließlich Nachtdienste – vermutet werden.
DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2009; 3: 36 – 38 Christina Casagrande
Mozartstraße 6 82299 Türkenfeld
Christina Casagrande ist Heilpraktikerin und arbeitet seit 1985 in eigener Praxis. Sie setzt, neben den klassischen naturheilkundlichen Methoden, hauptsächlich spagyrische Heilmittel nach Alexander von Bernus ein. Neben ihrer Praxisarbeit gibt sie seit über 10 Jahren zum Thema Spagyrik Vorträge und Weiterbildungen für Kollegen und interessierte Laien.
E-Mail: email@christina-casagrande.de