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Archiv "Zeitbudget-Studie „Wo bleibt die Zeit?“: Mehr unbezahlte als bezahlte Arbeit" (30.09.1994)

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THEMEN DER ZEIT

M

it der Studie sollte die Be- deutung der Leistungen in Haushalt, Familie und Eh- renamt deutlich gemacht werden, erklärte Bundesministerin Hannelore Rönsch bei ihrer Vor- stellung. In 7 200 Haushalten hatte das Statistische Bundesamt zwi- schen Herbst 1991 und Sommer 1992 alle Mitglieder ab zwölf Jahren zu ihrer Zeitverwendung befragt.

An jeweils zwei aufeinanderfolgen- den Tagen sollten sie im Fünfminu- ten-Takt über ihre Aktivitäten Buch führen.

Dabei stellte sich heraus: Im Durchschnitt wendet jeder 28 Stun- den pro Woche für unbezahlte Ar- beit auf. Frauen leisten allerdings mit 35 Stunden in der Woche fast doppelt so viel unbezahlte Arbeit wie Männer mit 19,5 Stunden.

Verteilt man die Arbeit, die ein Vollzeitbeschäftigter leistet, gleich- mäßig auf alle sieben Wochentage, sieht der normale Tag so aus: Sechs Stunden arbeitet er für Lohn und Brot, eine halbe Stunde benötigt er an Fahrzeit für seinen Job. Für Haushalt und Familie wendet er zweidreiviertel Stunden auf. Lesen, Fernsehen und Sport machen insge- samt drei Stunden aus. Damit neh- men diese Aktivitäten etwa doppelt so viel Zeit in Anspruch wie Tele- fonieren, Diskutieren und Freunde Treffen. Für das persönlich Notwendige — zum Beispiel Schla- fen, Essen und Duschen — bleiben dann noch gut zehn Stunden.

Bei Rentnerinnen und Rent- nern sieht der Alltag ganz anders

BERICHTE

aus: Sie leisten gut fünf Stunden Hausarbeit. Lesen, Fernsehen und Spazierengehen nehmen rund vier- dreiviertel Stunden in Anspruch.

Etwa eineinhalb Stunden führen sie Gespräche mit Verwandten, Freun- den oder Nachbarn. Für Schlafen, Körperpflege und Essen nehmen sie sich mit zwölfeinhalb Stunden mehr Zeit als in jüngeren Jahren.

Jugendliche sind mit Schule und Hausaufgaben an den sieben Wochentagen durchschnittlich vier- einhalb Stunden täglich beschäftigt.

Hinzu kommen täglich eineinhalb Stunden, in denen sie im Haushalt mit anpacken. Für das Treffen mit der Clique, für Kino, Fernsehen und Sport sind sie fast sechseinhalb Stunden aktiv. Aber zum Schlafen kommen sie auch: insgesamt elf Stunden und vierzig Minuten.

Mütter arbeiten am längsten

Der Haushalt ist Betätigungs- feld Nummer eins für die unbezahl- te Arbeit. Kochen, Spülen und Put- zen machen 76 Prozent aus, hand- werkliche Tätigkeiten nur neun Prozent. Auf ehrenamtliche Tätig- keiten in sozialen Organisationen oder Vereinen entfallen im Schnitt vier Prozent. Die verbleibenden elf Prozent werden für die Betreuung und Pflege von Kindern, Kranken und älteren Menschen verwendet.

Bei Ehepaaren ist die Arbeit oft ungleich verteilt. Eine erwerbs- tätige Ehefrau ohne Kind verbringt

fünf Stunden mit Hausarbeit, wäh- rend der Ehemann rund drei Stun- den darauf verwendet. Nimmt sie von der Erwerbstätigkeit wegen ei- nes Kindes Abschied, steigt dafür ihre Arbeitszeit im Haushalt um dreieinhalb Stunden auf achtein- halb Stunden am Tag. Im Gegensatz dazu bleibt der Ehemann unverän- dert bei rund drei Stunden unbe- zahlter Arbeit im Haus und in der Familie. Die höchste Gesamtar- beitsbelastung haben vollzeiter- werbstätige Mütter mit Kindern un- ter sechs Jahren. Sie arbeiten mon- tags bis freitags bezahlt und unbe- zahlt durchschnittlich elf Stunden und vierzig Minuten pro Tag. Ob- wohl sie die Arbeit im Haushalt im Vergleich zu nichterwerbstätigen Ehefrauen deutlich reduzieren, ha- ben vollzeiterwerbstätige Frauen mit Kindern eine höhere Gesamtar- beitszeitbelastung als ihre Männer.

Über drei Viertel aller Haus- halte mit Kindern unter sechs Jah- ren nutzen eine Kinderbetreuungs- möglichkeit. Dabei zeigt sich: Wer eine Kinderbetreuung in Anspruch nimmt, wendet im Durchschnitt mehr Zeit für den Beruf auf als der- jenige, der keine Betreuungsein- richtung nutzt. Besonders deutlich, zeigt sich dies bei den erwerbstäti- gen Ehefrauen.

Besonders deutlich wird die Bedeutung unbezahlter Arbeit bei dem Versuch, sie finanziell zu be- werten. Legt man als vorsichtigen Maßstab den durchschnittlichen Nettostundenlohn einer Hauswirt- schafterin von elf DM zu Grunde, ergibt sich für die alten Bundeslän- der ein Wert der unbezahlten Ar- beit von 860 Milliarden DM. Das sind nur 26 Prozent weniger als die Summe der bezahlten Bruttoentgel- te von 1 163 Milliarden DM. Pro Haushalt und Monat wird unbe- zahlte Arbeit im Wert von 2550 DM geleistet.

Bundesfamilienministerin Han- nelore Rönsch mahnte eine fami- lenfreundlichere Arbeitswelt durch flexiblere Arbeitszeiten und mehr Teilzeitarbeitsplätze an. Die Män- ner forderte sie auf: Sie sollten stär- ker im Haushalt mitanpacken, bis- her bleibe noch zu viel Arbeit an den Frauen hängen. cm

Zeitbudget-Studie „Wo bleibt die Zeit?"

Mehr unbezahlte als bezahlte Arbeit

Erstmals wurde die Zeitverwendung in Privathaushalten er- faßt und ausgewertet. Die im Auftrag des Bundesministeri- ums für Familie und Senioren erarbeitete Studie des Stati- stischen Bundesamtes ergab: 77 Milliarden Stunden wird in den alten Bundesländern ohne Lohn oder Gehalt gearbei- tet, nur 47 Milliarden Stunden Arbeit werden bezahlt.

A-2564 (32) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 39, 30. September 1994

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