MEDIZIN
eine wirksame Prävention für diese Krebsform bereits zur Verfügung steht.
Impfstoffe gegen andere Tumor- virus-Infektionen sind zur Zeit noch nicht verfügbar. Experimentelle An- sätze laufen bei Papillomvirus-, Ep- stein-Barr-Virus- und HTLV-1-In- fektionen. Vor allem bei Papillomvi- rus-Infektionen bestehen gute Aus- sichten, daß Vakzinen in der Zukunft verfügbar werden, die neben immun- prophylaktischen Effekten auch im- muntherapeutisch wirksam werden könnten.
Die Schwierigkeiten der Impf- stoffherstellung gegen HIV-Viren sind vielfältig diskutiert worden. Ein Durchbruch ist hier noch nicht in Sicht obwohl hieran weltweit mit gro- ßer Intensität gearbeitet wird.
Helicobacter-pylori-Infektionen sind durch Antibiotika-Behandlung beherrschbar, ebenso lassen sich die zuvor genannten Wurmerkrankun- gen medikamentös ausheilen. Den- noch stehen hier die Kosten neben organisatorischen Problemen gerade in den Ländern, in denen letztere ge- häuft auftreten, einer systematischen Behandlung entgegen.
Insgesamt gesehen sind die Aus- sichten einer erfolgreichen Bekämp- fung von krebsbedingenden Infekti- onserregern vielversprechender als zum Beispiel der Ausschluß potenti- ell karzinogener und bisher kaum de- finierter Substanzen oder Stoffwech- selprodukte unserer Nahrungs- und Genußmittel.
IV.
A
usblickTrotz einer langen Geschichte haben erst die vergangenen zehn Jahre Infektionserreger in bedeutsa- mem Umfang mit Krebserkrankun- gen in Verbindung gebracht. Gesi- chert ist ihr Anteil für etwa 15 Pro- zent der weltweiten Krebsinzidenz;
bisher vorliegende Anhaltspunkte unter Einschluß nichtviraler Erreger deuten auf einen wesentlich höheren Anteil hin.
Die Entwicklung zeigt, daß die- ser Sektor der Krebsforschung be- sondere Aufmerksamkeit verdient — bietet er doch in besonderer Weise neue Ansätze zur Krebsvorbeugung.
ZUR FORTBILDUNG / FÜR SIE REFERIERT
Insgesamt zeigt die Entwicklung der Krebsforschung der vergangenen Jahre die enge Verflechtung kanze- rogener Effekte chemischer, physika- lischer und infektiöser Noxen in ih- rem Einwirken auf bestimmte Gen- orte der Zelle. Es würde nicht allzu sehr überraschen, wenn sich der An- teil von Krebserkrankungen, die durch direkte oder indirekte Einwir- kung von Infektionen zustande kom- men, in Zukunft weiterhin deutlich erhöht.
Deutsches Ärzteblatt
91 (1994) A-738-740 [Heft 11]
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Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Dres. h. c.
Harald zur Hausen Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg
Mehr aus
der Gusto-Studie
Bei der Gusto-Studie an 2 431 Patienten mit akutem Myokardin- farkt waren verschiedene Thrombo- lyse-Regime erprobt worden: Strep- tokinase (SK) und subkutanes (sc) Heparin, SK und intravenöses (iv) Heparin, Gewebsplasminogen-Akti- vator (r-TPA) und iv-Heparin sowie eine Kombination aus SK, r-TPA und iv-Heparin. Dabei war es in der mit r-TPA und iv-Heparin behandel- ten Gruppe zu den besten klinischen Ergebnissen gekommen
Eine Auswertung der Angiogra- phiedaten aus dieser Studie zeigt nun, daß eine enge Korrelation zwi- schen der Rate der Früh-Durchgän- gigkeit (patency) des Infarktgefäßes 90 Minuten nach Thrombolysebeginn mit der resultierenden Ventrikel- funktion und der 30-Tage-Mortalität besteht.
In der r-TPA- und iv-Heparin- Gruppe war die Durchgängigkeitsra- te des Infarktgefäßes 90 Minuten nach Thrombolysebeginn mit 81 Pro- zent am höchsten (im Vergleich: 54 Prozent bei SK + sc-Heparin, 60 Prozent bei SK + iv-Heparin und 73 Prozent bei der Kombination aus SK, r-TPA und iv-Heparin). Nach 180 Minuten war die Durchgängigkeits- rate bei allen vier Gruppen etwa gleich (73 bis 85 Prozent); Reokklu- sionen traten ebenfalls in allen vier Gruppen gleich häufig auf (4,9 bis 6,4 Prozent).
Die Autoren schließen, daß die frühzeitige Wiedereröffnung des In- farktgefäßes die Hauptdeterminante für die bessere Ventrikelfunktion und die niedrigere 30-Tage-Mortali- tät darstellt und daß dies derzeit am besten mit der Kombination aus Ge- websplasminogen-Aktivator und iv- Heparin gelingt. acc
Gusto-Angiographie-Untersucher: The effects of tissue plasminogen activator, streptokinase, or both an coronary-artery patency, ventricular function, and survi- val after acute myocardial infarction. N.
Engl. J. Med. 329 (1993) 1615-1622.
Dr. A. M. Ross, Division of Cardiology, George Washington University, 2150 Pennsylvania Ave.; NW, Washington, DC 20037, USA.
A-740 (40) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 11, 18. März 1994