Mit dem Östrogen-Rezep- tor-Antagonisten Fulvestrant (FaslodexTM) steht eine neue endokrine Behandlungsop- tion kurz vor der EU-weiten Zulassung als Monotherapie nach Progression unter Tamo- xifen bei hormonsensiblem fortgeschrittenem Mammakar- zinom in der Postmenopause.
Es handelt sich um das er- ste Antiöstrogen ohne agoni- stische Wirkung. Fulvestrant blockiert Östrogenrezeptoren stärker und vollständiger als Tamoxifen. Außerdem verhin- dert die Substanz die Dimeri- sierung von Östrogenrezepto- ren und beschleunigt damit den Abbau der Rezeptoren.
Pro Monat eine i.m.-Injektion Vorteilhaft an Fulvestrant ist, dass es keine Kreuzresistenz mit anderen endokrinen The- rapien gibt, erklärte Prof.
Kurt Possinger (Berlin). Ful- vestrant wird einmal monat- lich intramuskulär injiziert. In zwei Phase-III-Studien erhiel- ten Patientinnen mit Mamma- karzinom, die unter Tamoxi- fen progredient wurden, ent- weder den Aromatasehem- mer Anastrozol (Arimidex®) oder Fulvestrant.
Die Wirksamkeit der bei- den Substanzen erwies sich als vergleichbar: Ansprechrate 19,2 (Fulvestrant) versus 16,5 Prozent (Anastrozol) sowie Zeit bis zur Progression 5,1 versus 4,1 Monate. Östrogen- agonistische Nebeneffekte, wie beispielsweise eine Stimulie- rung des Endometriums, gab es unter Fulvestrant nicht.
Auch Patientinnen mit pro- gnostisch ungünstigen viszera- len Metastasen sprachen gut an. Hier zeigte sich sogar ein gewisser Vorteil für Fulve- strant gegenüber Anastrozol.
Vorteilhaft erwies sich die Ver- träglichkeit von Fulvestrant:
Die für Aromatasehemmer ty-
pischen Gelenkbeschwerden wurden in klinischen Studien signifikant seltener beobach- tet. Aufgrund der Daten der ATAC-Studie (Arimidex, Ta- moxifen, Alone or in Combi- nation) etabliert sich Anastro- zol inzwischen mehr und mehr in der First-line-Therapie als Alternative zu Tamoxifen. Ful- vestrant kann die Lücke, die dadurch in der Second-line- Therapie entsteht, gut füllen, meinte Possinger.
Fulvestrant besitzt jedoch auch Aussichten für eine Rol- le in der First-line-Therapie.
In einer Vergleichsstudie mit Tamoxifen ergab sich eine Re- sponserate von 44 gegenüber 29,8 Prozent, wobei in der Ful- vestrant-Gruppe signifikant weniger Hitzewallungen auf- traten.
Erste Daten zeigen auch, dass Fulvestrant nach mehre- ren vorausgegangenen Hor- montherapien mit Tamoxifen und Aromatasehemmern noch Wirkung zeigt. Die neue Op- tion der Hormontherapie er- höht die Möglichkeiten, den Einsatz der Chemotherapie bei postmenopausalen Pati- entinnen mit hormonsensiti- ven Tumoren noch weiter hin- auszuschieben.
In laufenden Studien wird definiert, welche Reihenfol- ge im Einsatz der verschie- denen Hormontherapeutika die besten Ergebnisse bringt.
Es ist möglich, dass es sinn- voll wäre, Fulvestrant zu Be- ginn einzusetzen, um die Re- zeptorkonzentration zu ver- ringern. Danach ließe sich der Tumor mit Tamoxifen besser kontrollieren. Diese Hypothese sollte in klinischen Studien untersucht werden, sagte Possinger.
Dr. med. Angelika Bischoff
Pressekonferenz „Erfolgreiche Lösungen in der Onkologie“ in Berlin, Veranstalter:
AstraZeneca V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2518. Juni 2004 AA1833