A 2022 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 46|
14. November 2014 Die Schilddrüsenchirurgie ist imdeutschsprachigen Raum mit einem Namen verknüpft: Prof. Henning Dralle aus Halle. Gemeinsam mit 44 renommierten Autoren legt er nun ein Werk zur endokrinen Chi- rurgie vor. Ist die Viszeralchirurgie doch generell ein eher brach lie- gendes Gebiet, was gute deutsch- sprachige Weiter- und Fortbil- dungsliteratur betrifft, so gilt dies in besonderem Maß für die endo- krine Chirurgie. So gibt es derzeit nur ein einziges Konkurrenzwerk aus einer dreibändigen Reihe des Springer-Verlags.
Das Buch ist in vier klare Sek- tionen gegliedert: Schilddrüse, Ne- benschilddrüse, Nebenniere und Gastroenteropankreatisches Sys- tem. Auf knapp 500 Seiten werden Krankheitsbilder, die assoziierte Anatomie und Physiologie, aktuel- ENDOKRINE CHIRURGIE
Bestmögliche Therapie steht im Mittelpunkt
le Behandlungsalgorith- men und endokrinolo- gisch-chirurgische For- schungsgebiete erschöp- fend, aber nie redundant und zu breit dargestellt.
Dabei wird verstärkt Wert auf die ausgewogene Dis- kussion von Kontroversen gelegt. Denn es liegt in der Natur des Fachgebie- tes, dass konservative Fä- cher, wie die Nuklearme- dizin und Endokrinologie, bei vie- len Entitäten konkurrieren. Im Mittelpunkt steht die für den indi- viduellen Patienten bestmögliche Therapie.
An dem Buch gefällt insbeson- dere auch der flüssige Sprachstil, der auch schwer verständliche In- halte – man nehme nur die komple- xen Regelkreise der Schilddrüsen-
In Deutschland lassen sich mehr als 50 Prozent aller Frühberentungen auf schmerzhafte Zustände zurück- führen. Dieser Frühberentung geht ein gutachterlicher Prozess voraus.
Somit kommt einem „Gut“achten eine erhebliche Bedeutung im Sin- ne sozialmedizinischer Verantwor- tung zu.
Wie wird denn ein Gutachten effi- zient und wahrheitsgetreu durchge- führt? Obwohl seit 2005 mehrfach überarbeitete AWMF-Leitlinien zu diesem Thema existieren, bestehen SCHMERZMEDIZINISCHE GUTACHTEN
Rollenkonflikt im Grenzbereich
immer noch große Unsicherheiten bei der Erstellung eines schmerzme- dizinischen Gutachtens. Dies kann man an der Tatsache erkennen, dass sich Gutachten bei ein und demsel- ben Patienten häufig widersprechen oder dass fehlerhafte und unvoll- ständige Antworten auf gutachterli- che Fragen gegeben werden. Ein Grund dafür ist wiederum, dass eine Begutachtung für den ärztlichen Gutachter eine ambivalente Situati- on hervorrufen kann: Es entsteht ein Rollenkonflikt im Grenzbereich der therapeutischen Funktion und des gutachterlichen Auftrags, der von nichttherapeutisch orientierten Insti- tutionen wie Gerichten, Versiche- rungsgesellschaften oder Sozialleis- tungsträgern ausgeht.
Genau auf diesem Feld setzt das Lehrbuch an. Es beschreibt in klar gegliederter und didaktisch gut auf- bereiteter Form, wie man eine Be- gutachtung lege artis durchführt.
Keine Angst – dieses Buch ist dabei mitnichten trockener oder langwei- liger Stoff. Fallbeispiele illustrieren den Lehrinhalt, und man glaubt tat- sächlich, man kenne den beschrie-
funktion als Beispiel – leicht, fast unterhaltsam verstehen lässt. Der Leser spürt durchgängig den glei- chermaßen praxisbezogenen wie wissenschaftlichen Hintergrund der Autorenschaft. Am Ende jeden Kapitels findet sich eine ausführli- che Zitation von vorwiegend Pri- märliteratur, was den wissenschaft- lich fundierten Charakter des Bu- ches nochmals unterstreicht.
Das solide fadengebundene Hardcoverbuch ist durchgehend vierfarbig bebildert, das Papier ist spiegelarm. Die guten Abbildun- gen dienen beim späteren Nach- schlagen auch dem schnellen Wie- derauffinden von Textpassagen.
Ein gutes, ausführliches Register rundet das Buch ab. Der Preis ist dem Inhalt und der Ausstattung an- gemessen.
Eine sehr willkommene visze- ralchirurgische Bereicherung der deutschsprachigen Buchpalette.
Ulrich Fetzner
benen Patienten aus dem eigenen Praxisalltag. Dabei kommt der In- terdisziplinarität eine hohe Bedeu- tung zu. Ein schmerzmedizinisches Gutachten, das den Namen im Wort- sinne verdient, benötigt die Beteili- gung verschiedener Fachrichtungen, angefangen vom Orthopäden bis zum Psychosomatiker, der die Be- funde eines Patienten nach klaren Regeln ordnet und evaluiert. Die Werkzeuge dazu werden in diesem Buch detailliert aufgeführt, zum Beispiel in Form von empfohlenen Fragebogeninventaren, Checklisten und Untersuchungsformblättern.
Dies ist dann wiederum hilfreich bei gutachterlichen Fragestellungen wie:
Besteht eine willentliche Beeinflus- sung der Schmerzsymptomatik?
Gibt es einen sekundären Krank- heitsgewinn? Ist die vom Patienten angegebene Funktionseinschrän- kung glaubwürdig?
Insofern: ein gutes Buch. Ein Buch, welches nicht nur für den Gutachter hilfreich ist, sondern für jeden Kollegen, der mit Schmerz- patienten umgeht. Man kann die Lektüre nur empfehlen. Stefan Wirz dizin un
dizin un
Ulrich T. Egle, Bernd Kappis, Ulrich Schairer, Cornelis Stadtland (Hrsg.):
Begutachtung chro- nischer Schmerzen.
Urban & Fischer, Else- vier, München 2014, 244 Seiten, gebun- den, 69,99 Euro
Henning Dralle (Hrsg.): Endokrine Chirurgie. Schattauer, Stuttgart 2014, 478 Seiten, gebunden, 149,99 Euro