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Archiv "Krankenhäuser: Führungsstruktur ändern" (20.06.2003)

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A1714 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2520. Juni 2003

KOMMENTAR

J

e höher ein Mitarbeiter in der Hier- archie steigt, umso weniger befasst er sich mit operativen Tätigkeiten und umso mehr seiner Zeit setzt er für Führungs- und Managementaufgaben ein. Er weist Mitarbeiter ein, nimmt an Besprechungen teil, kümmert sich um die Personalentwicklung, befasst sich mit strategischen Fragen, trifft Ent- scheidungen. Diese Entwicklung lässt sich in jedem hierarchisch organisier- ten Unternehmen beobachten.

Der klassische Chefarzt versteht sich in erster Linie als Arzt. Gleichzei- tig fallen ihm aber eine Fülle an Ma- nagementaufgaben zu. Da er zeitliche Prioritäten setzen muss, werden die Führungsaufgaben oft vernachlässigt.

Dieser Systemfehler in der Or- ganisation des Krankenhauses tritt immer offener zutage, weil die Managementanforde- rungen zunehmen. So muss sich der Chefarzt unter ande- rem mit Organisations- und Finanzierungsfragen, der Ein- führung der Fallpauschalen und Qualitätsmanagement- aufgaben beschäftigen. Die Folgen dieser Fehlkonstruktion können fatal sein. Wenn ein herausragender Herz- chirurg sich im Direktorium überwie- gend mit Verwaltungsaufgaben be- schäftigen muss, verschwendet das Krankenhaus wertvolle Ressourcen.

Um Qualität und Wettbewerbsfähig- keit zu sichern, sollte ein Krankenhaus deshalb zwei – hinsichtlich Renommee und Entgelt gleichwertige – Berufswege für Ärzte einrichten: die Fachkarriere und die Managementkarriere. Will ein Arzt weiterhin hauptsächlich medizi- nisch tätig bleiben, entscheidet er sich für die Fachkarriere. Sein Ziel ist es dann, auf medizinischem Gebiet Spit- zenleistungen zu erbringen und sich als

„Doctor of Excellence“ einen Namen zu machen. Damit trägt der Arzt auch entscheidend zum Renommee des Krankenhauses bei. Der Arzt trägt nur noch fachliche Verantwortung und wird von disziplinarischen Leitungs- und Verwaltungsaufgaben entlastet. Für die

Managementkarriere entscheidet sich ein Arzt, wenn er disziplinarische Füh- rungs- oder Managementaufgaben an- strebt. Sein Weg führt vom Stationsma- nager über die Chefarztebene weiter in die Betriebsleitung, wo er als ärztlicher Direktor Verantwortung trägt.

In anderen Branchen hat sich die Fachkarriere als attraktive Alternative zur Führungs- oder Linienkarriere be- reits etabliert. Junge Naturwissen- schaftler beginnen in der chemischen Industrie ihren beruflichen Weg in der Regel in der Forschung und Entwick- lung. Nach einigen Jahren müssen sie dann entscheiden, ob sie weiterhin als Entwickler tätig sein oder ob sie Führungsverantwortung übernehmen

wollen. Im ersten Fall honoriert das Unternehmen die fachlichen Leistun- gen, im zweiten Fall die Management- fähigkeiten. Für die Krankenhäuser wäre es denkbar, dass sich die Ärzte nach ihrer Weiterbildungszeit festle- gen müssten, ob ihr Berufsweg in Rich- tung Management oder in Richtung Fachkarriere gehen soll.

Schlägt der Arzt die Management- schiene ein, so startet er als Stations- manager und arbeitet vorwiegend auf Station. Dadurch kann er eine weitaus größere Anzahl von Betten betreuen.

Er setzt in enger Kooperation mit der Pflege und den Vorgaben des behan- delnden „Doctor of Excellence“ des- sen Behandlungsplanung um. Er setzt sich zunehmend mit Aufgaben wie der Umsetzung von Qualitätssicherungs- maßnahmen, Entwicklung und Über- prüfung von Behandlungsleitlinien, dem Einkauf und dem DRG-Control- ling auseinander. Der Management- arzt spezialisiert und qualifiziert sich in

diesen Aufgaben und übernimmt da- mit auch einen Teil der Budgetverant- wortung für diese Station.

Schlägt der Arzt hingegen die Fach- karriere ein, so ist er ausschließlich therapeutisch tätig, qualifiziert sich in seinem Fachgebiet weiter und speziali- siert sich auf medizinische Schwer- punkte. Hiermit schafft er darüber hin- aus die Voraussetzung für rein fachli- che Führungs- und Ausbildungsaufga- ben. Aufgabe des „Doctor of Excel- lence“ sollte es nämlich auch sein, ein gutes Team um sich herum aufzubauen.

Für diese alternative Führungsstruk- tur im Krankenhaus spricht, dass durch Arbeitsteilung und Spezialisierung ein besseres Zeit- und Teammanagement möglich ist. Dies führt zu einer höheren Effizienz und Effekti- vität bei gesteigerter Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit.

Zudem könnte eine solche Re- form kostenneutral ohne die Schaffung von zusätzlichen Stel- len umgesetzt werden. Es ist so- gar zu erwarten, dass durch das effizientere Management erheb- liche Kosten eingespart werden können.

In Abhängigkeit von der Größe des Hauses werden ein oder mehrere ärztli- che Manager eingesetzt, die diese Füh- rungsaufgabe übernehmen. Die neue Organisation stellt sicher, dass das Krankenhaus fachliche Höchstleistun- gen erbringt und gleichzeitig ökono- misch wirtschaftet. Es kann damit seine Stärken besser, schneller und effektiver am Markt umsetzen.

In den Krankenhäusern müssen neue Führungsstrukturen etabliert werden, um den gesundheitsökonomi- schen Anforderungen der nächsten Jahre gerecht zu werden. Da die Auf- gaben der Ärzte immer vielfältiger werden, könnte dies der Ausweg aus dem Fehler im System sein. Diese Re- organisation bedarf einer umfassen- den Neuorientierung, die schon im Studium beginnen sollte, wo Manage- menttheorien integriert werden müs-

sen. Dr. med. Roland Hennes

Günther Werr

Krankenhäuser

Führungsstruktur

ändern

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