• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz: Mehrheit schluckt die bittere Pille" (09.02.2007)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz: Mehrheit schluckt die bittere Pille" (09.02.2007)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 6⏐⏐9. Februar 2007 A303

J

eden Freitagmorgen um halb neun läuten im Berliner Reichs- tagsgebäude die Kirchenglocken.

Das schwungvolle Geläut kommt vom Tonband, und statt einer Kirche steht den Abgeordneten nur ein klei- ner Andachtsraum zur Verfügung.

Doch abseits der parlamentarischen Hektik ist es ein idealer Ort, vor be- sonders schwierigen Entscheidun- gen geistlichen Beistand zu erbitten.

Dafür blieb den Parlamentariern am vergangenen Freitag wenig Zeit.

Schon am Morgen stand die Bera- tung mit anschließender Abstim- mung des GKV-Wettbewerbsstär- kungsgesetzes an. Wie viele Abge- ordnete vor ihrem Votum die Bun- destagskapelle aufsuchten, ist nicht bekannt. Doch dürfte es etlichen von ihnen Überwindung gekostet haben, die bittere Pille Gesundheits- reform zu schlucken. Wenn der Bundesrat am 16. Februar endgültig grünes Licht für das Gesetz geben sollte, sind sie es, die in ihren Wahl- kreisen für dessen Folgen gerade- stehen müssen.

Doch schließlich ordneten die meisten Koalitionäre eigene Beden- ken der Fraktionsdisziplin unter. So stimmten 378 Abgeordnete für die Reform. Bei acht Enthaltungen vo- tierten aber immerhin mehr als 40 Koalitionsmitglieder dagegen. Zu- frieden mit dem Ergebnis war Bundesgesundheitsministerin Ulla

Schmidt (SPD) dennoch. Nun solle man mehr über die Vorzüge des Ge- setzes sprechen, forderte sie.

Zumindest die Demonstranten vor dem Bundestag konnten keine Vorzüge der Reform ausmachen.

Mit übergroßen Stethoskopen hör- ten einige Ärzte symbolisch die dicken Mauern des Reichstagsge- bäudes ab. Ihre Diagnose war ein- deutig. „Die Gesundheitsreform ist ungesund, undemokratisch und teu- er“, sagte Dr. med. Silke Lüder, Hausärztin aus Hamburg. Sie ist ex- tra nach Berlin gekommen, um

ihren Unmut über das Gesetzesvor- haben kundzutun.

Im Plenum fiel das Urteil der Op- position ähnlich aus. FDP-Chef Guido Westerwelle sagte, „die Re- gierung ebnet den Weg in den Kas- sensozialismus und die Planwirt- schaft“. Linksfraktionschef Gregor Gysi kritisierte, das Gesetz diene nur der Wirtschaft. Die Grünen- Fraktionsvorsitzende Renate Künast konstatierte „Handel mit ungedeck- ten Schecks“. Abweichler aus dem Regierungslager standen dagegen nicht auf der Rednerliste.

Kritisiert wurde aber ohnehin ge- nug – auch nach der Entscheidung des Bundestages: „Obwohl wir durch die vielen Demonstrationen und Proteste auf eine Schadensbe- grenzung haben hinwirken können, hat die Reform eine völlig falsche Grundausrichtung“, sagte der Präsi- dent der Bundesärztekammer, Prof.

Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe. Der Vorstandsvorsitzende der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. med. Andreas Köhler, warnte vor mehr Zentralismus und Staats- medizin. Zuvor hatte er sich skep-

tisch zum vorgesehenen Basistarif für die private Krankenversiche- rung geäußert: „Damit wird das En- de der bisherigen GOÄ eingeleitet.“

Angesichts ihrer hohen Verschul- dung hätten die Bundesländer ein Interesse daran, ihren beihilfebe- rechtigten Beamten nur noch Auf- wendungen in Höhe des Basistarifs zu ersetzen, sagte Köhler. Alles in allem biete die Gesundheitsreform aber auch Chancen, die die KBV im Interesse ihrer Mitglieder nutzen

wolle. I

Samir Rabbata, Sabine Rieser

GKV-WETTBEWERBSSTÄRKUNGSGESETZ

Mehrheit schluckt die bittere Pille

Die Gesundheitsreform hat den Bundestag passiert. Kritik gab es nur von

der Opposition. Abweichler aus den eigenen Reihen stellten die Koalitionsspitzen kalt.

Foto:Georg J.Lopata

Mit der Reform ebnet die Bundesregierung den Weg in den Kassensozialismus und die Planwirtschaft.

Guido Westerwelle, Bundesvorsitzender der FDP

P O L I T I K

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Sie forderte eine Nullrunde für den ambulanten Bereich, aus- drücklich auch für die vertragsärzt - lichen Honorare: „Durch eine Null- runde könnten wir im ambulanten

Durch die zahlreichen Demonstra- tionen und Proteste der Ärztinnen und Ärzte sowie der Bündnispartner konnte eine geringe Schadensbe- grenzung erreicht werden.. Die

Eigene Abschnitte sind der kinder- urologischen Psychosomatik, den psychosomatisch-urolo- gischen Symptomen und Er- krankungen bei Männern so- wie den Sexual- und

Auch für die Folgejahre haben die „auffälligen“ Ärztinnen und Ärzte einiges zu befürchten, wenn sie ihr Verordnungsverhalten seit 2001 nicht drastisch verändert haben.. Schuld

Und Schmidt nicht zum letzten Mal dar- über belehrt, dass die Mobilisierung von Wirtschaftlichkeitsreserven die Suche nach einer nachhaltigen Fi- nanzierungsgrundlage für die GKV

Chefredakteur Heinz Stüwe schrieb, dass sich niemand der Illusion hinge- ben wird, mit Protesten ließe sich schlagartig eine Kursänderung be- wirken. Politiker sind persönlich

Mehr Mitbestimmung für die Bundesländer fordert der Gesund- heitsausschuss des Bundesrates auch bei der Festsetzung des künftig einheitlichen Beitragssatzes für die

Wer einen Blick in Originalarbeiten ris- kiert — die Autoren haben hier of- fenbar beide Augen zugedrückt —, der wird sehr schnell feststellen, daß Kombinationspräparate nicht