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Archiv "Proteste: Ein „Papiertiger“" (02.02.2007)

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A250 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 5⏐⏐2. Februar 2007

B R I E F E

PROTESTE

Der bundesweite Ak- tionstag war ein be- merkenswerter Er- folg (DÄ 49/2006:

„Anstoß zum Nach- denken“ von Heinz Stüwe).

Ein „Papiertiger“

Chefredakteur Heinz Stüwe schrieb, dass sich niemand der Illusion hinge- ben wird, mit Protesten ließe sich schlagartig eine Kursänderung be- wirken . . . Politiker sind persönlich weder betroffen noch können sie haftbar gemacht werden. Fehlent- scheidungen gefährden nicht ihre materielle Existenz. Deshalb sind sie beratungsresistent. Die „Reform“

kann aber die Existenz vieler Praxen und den Verlust von Tausenden von Arbeits- und Ausbildungsplätzen be- deuten, für die die Betriebsinhaber und nur sie allein geradestehen müs- sen. Deshalb ist ihr Widerstand nicht nur gerechtfertigt, sondern zwingend notwendig. Ärzte können aber anders als Gewerkschaften Streiks nicht oh- ne Rücksicht aufs Gemeinwohl durchziehen. Streik aber ohne die letzte Konsequenz, eine Schädigung der Bestreikten, der Patienten, in Kauf nehmen zu wollen, ist von vor- neherein zum Scheitern verurteilt.

Ein Streik ist dann kein Zeichen der Stärke, sondern ein Zurschaustellen der Machtlosigkeit, Eingeständnis der Hilflosigkeit, ein „Papiertiger“.

Es grenzt an Wahnvorstellung, wenn jemand ernsthaft annehmen sollte, dass sich Frau Schmidt und Berater auch nur im Geringsten davon beein- drucken lassen würden. Zynischer- weise ist das Gegenteil richtig. Die Möglichkeit einer Schadensverursa-

chung – trotz Notdienst – wird eis- kalt von der Politik instrumentali- siert; die Ärzte macht diese Tatsache verwund- und erpressbar. Ein einzi- ger Schadensfall würde alle Anstren- gungen zunichte machen, zumal sich dann unsere besten Verbündeten, die Patienten, von uns abwenden wür- den. Praxisbetriebe können aber wohl, wie Großkonzerne, Druck auf die Politik ausüben durch wirtschaft- liche Sanktionen wie Investitions- stopp und der Drohung von „Arbeits- platz-Abbau“. Aber nur als geschlos- sener Wirtschaftsblock. Die Einzel- praxis ist uninteressant, der Arbeits- platz-Abbau dort unspektakulär. Ein- zelschicksale spielen auch im Sozia- lismus schmidt-lauterbachscher Prä- gung keine Rolle. Moralische Beden- ken sind unangebracht, da es sich um

„Notwehrmaßnahmen“ direkt Be- troffener handelt . . .

Dr. med. J. H. Horst Hardt,Weingartenstraße 32, 35614 Aßlar

ARZTGESCHICHTE

Ein Brief aus dem Jahr 1844 (DÄ 48/2006: „Der himmlische Arzt- brief“ von Dr. med.

Helmut Förster).

Nicht in Sütterlin

Eine schöne Geschichte, aber ich muss etwas korrigieren. Der Brief von 1844 kann nicht in „Sütterlin- schrift“ geschrieben sein, weil der Grafiker Ludwig Sütterlin aus Lahr (Baden – später in Berlin), geboren 1865, gestorben 1917 – diese Schrift entworfen hat. Sie ist erst ab 1915 in den Schulen eingeführt worden, weil

die Länder die „Kulturhoheit“ be- saßen zu ganz verschiedenen Zeiten – in Baden z. B. erst im Jahr 1932.

Der alte Brief ist also sicherlich in der alten deutschen Schrift geschrie- ben worden. Ich bin so alt, dass ich zuerst die alte deutsche Schrift ge- lernt habe und dann zu Sütterlin um- lernen musste. Die deutsche Schrift – damals überall in Deutschland „Süt- terlin“ – wurde 1941 im Krieg durch die heute gebräuchlichen lateini- schen Buchstaben ersetzt, weil die

„deutsche“ Schrift im übrigen, zum Teil besetzten Europa nicht ge- lesen werden konnte . . .

Dr. Bruno Feige,Quellenweg 11, 79733 Görwihl

WEITERBILDUNG

Strukturierte Weiter- bildung ist entschei- dend für die Zu- kunfts- und Wettbe- werbsfähigkeit von Krankenhäusern (DÄ 42/2006: „Alter Wein in neuen Schläuchen oder Zukunftsoption?“

von Prof. Dr. med. Marcus Siebolds et al.).

Kliniken wollen gute Billigärzte

Wie wahr: Die Produktionskosten sind im Vordergrund. Bezogen auf die Weiterbildung heißt das: Solange die Mächtigen im Krankenhaus (und das pflegen schon lange nicht mehr die Weiterbilder selbst zu sein . . .) nicht durch Bedrohung mit Erlös- minderung inspiriert werden, endlich wieder ausreichende Weiterbildungs- ressourcen in die Abteilungen zu ge- ben, wird sich nichts bessern. Zum Thema Kompetenzerwerb ein Schluck Wasser in den Wein der rei- nen Theorie: Natürlich brauchen

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich

die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns zudem Kürzungen vorbehalten. Die Chance zur Veröffentlichung ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 5⏐⏐2. Februar 2007 A251

B R I E F E

Krankenhäuser funktionierende Jung- und Billigärzte, die im Dienst nicht überfordert sind, also rasch ein gewis- ses Niveau an Handlungsfähigkeit erlangen müssen. Nur darf man sol- che Einarbeitung nicht mit Facharzt- kompetenz verwechseln: Unter dem Gesichtspunkt der wirtschaftlichen Optimierung haben Krankenhäuser heute eben doch nicht per se ein In- teresse an Weiterbildung . . . Ach ja:

Wir glauben doch, dass mittels der DRG-Erlöse bereits heute längst Weiterbildung finanziert ist. Heißt:

Wer nicht weiterbildet, betrügt ei- gentlich laufend . . . Logische Kon- sequenz, ganz im Trend wirtschaftli-

chen Denkens: Kürzung der DRG- Erlöse derjenigen Einrichtungen, die kassieren ohne weiterzubilden . . .

Dr. Mathias Bertram,Pinneberger Straße 25, 22457 Hamburg

Das Beispiel USA

Dem Tenor des Artikels von Prof. Sie- bolds stimme ich voll zu und merke dazu auch an, dass es in den USA so- genannte RCC site visits gibt, die die Residency- und Fellowship-Program- me, deren Curricula etc. mit soge- nannten Audits überprüfen, allerdings nicht jährlich. Dabei muss eine soge- nannte Key Faculty existieren, die

nicht nur Publikationen nachweisen kann, sondern auch eine sehr gute Lehre und klinische Kompetenz. In Deutschland wird die Lehre ja eher als lästiges Muss betrachtet ohne ver- nünftige Honorierung, da ja die „Pu- blikationsmanie“ im Vordergrund steht. Klinische Kompetenz in den USA wird u. a. durch eine objektive, schriftliche Facharztprüfung nachge- wiesen (z. B. American Board of In- ternal Medicine, www.abim. org) und nicht durch ein eher subjektives 45- Minuten-Gespräch. Eine breite klini- sche Kompetenz wird auch durch die Publikation interessanter Fälle de- monstriert, was in der heutigen Zeit

der Impactfaktoren sicher nicht ein- fach ist, da der Impactfaktor einer Zeitschrift und Zitierungen mehr von Reviewartikeln und Trendforschung abhängt und Fachzeitschriften daher

„educational“ Fallpublikationen, die zwar wichtig für Lehre und Patienten- versorgung sind, eher selten zur Pu- blikation annehmen. Assistenten in der Weiterbildung sind aber gerade durch das Erlernen klinischer Aspekte und der „Columbo“-Problemlösung wie in der Krimiserie zu begeistern.

Sicher spielt das schnelle Verklagen von Ärzten in den USA eine Rolle in der besseren Ausbildung, da der soge- nannte Attending (Facharzt, Oberarzt,

Professor) eine engere Supervision der Assistenten vornimmt und daher Arztbriefe auch genau lesen muss.

Wie in Ihrem Artikel dargestellt, ist es für Assistenten unheimlich wichtig, ein gut dokumentiertes und evaluier- tes Ausbildungsprogramm zu absol- vieren . . . So werden im National Re- sidency Matching Program die US- Programme von den Bewerbern nach Rangliste angegeben, wie die Bewer- ber von den Programmen, wobei natürlich jede Klinik die besten Be- werber beschäftigen möchte und um- gekehrt die Bewerber an die Klinik gehen möchten, an der sie die beste Ausbildung erhalten. Dies wird in den

nächsten Jahren eine wichtige Rolle in Deutschland spielen müssen, wenn nicht nur (unterbezahlte) Fachärzte an den Kliniken beschäftigt werden sol- len und irgendwann kein Nachwuchs mehr in die klinische Medizin rekru- tiert werden kann. Die über Jahre hin- weg durchgefochtene neue Weiterbil- dungsordnung mit sogenannter Com- mon Trunk (Basisweiterbildung) un- ter Federführung des Präsidenten der Bayerischen Landesärztekammer, Dr.

med. H. H. Koch, sollte nun in allen Bundesländern in Kraft treten, und es bleibt zu hoffen, dass die entspre- chenden Kliniken die sogenannten Unternehmensentwicklungskosten,

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