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Archiv "Beratung zur Krebsfrüherkennung: Vor- und Nachteile darstellen" (15.08.2008)

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A1724 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 3315. August 2008

P O L I T I K

M

it dem GKV-Wettbewerbs- stärkungsgesetz von 2007 wurde chronisch Kranken die Teil- nahme an Früherkennungsuntersu- chungen zur Pflicht gemacht, wenn sie eine Reduzierung der Zuzahlung in Anspruch nehmen wollen. Der Gemeinsame Bundesausschuss soll- te die Einzelheiten festlegen. Er be- schloss daraufhin, dass eine einma- lige ärztliche Beratung über die je- weilige Krebsfrüherkennungsunter- suchung ausreiche: Patienten sind verpflichtet, diese Beratung wahr- zunehmen, können sich dann aller- dings für oder gegen eine solche Untersuchung entscheiden, ohne spätere finanzielle Sanktionen be- fürchten zu müssen. Dies gilt seit dem 1. Januar 2008 für folgende Methoden: die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs (für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren), den Stuhlbluttest (ab 50 Jahren) und die Darmspiegelung (ab 55 Jahren) zur Früherkennung von Darmkrebs sowie den sogenannten Pap-Test zur Früherkennung des Gebärmutterhals- krebses (Frauen ab 20 Jahren). Es liegt nun an den Ärzten, die Pflichtbe- ratung so zu gestalten, dass es dem Patienten möglich ist, selbstständig eine Entscheidung zu treffen.

Pflichtberatung soll inhaltlich neutral und strukturiert sein

Der Fachbereich Patienteninforma- tion des Deutschen Netzwerks für evidenzbasierte Medizin (DNEbM) hat Empfehlungen zur konkreten Umsetzung der Pflichtberatung for- muliert. Das DNEbM kritisiert, dass viele der vorliegenden Informati- onsmaterialien zur Früherkennung durch „selektive Auswahl und Dar- stellung der Inhalte eine Überschät- zung des Nutzens und Unterschät- zung des Schadens“ bewirkten. Eine Pflichtberatung solle sowohl die Vorteile als auch die Nachteile einer

Früherkennungsuntersuchung dar- stellen. Die Vorteile lägen auf der Hand: Eine Krebsfrüherkennung er- mögliche eine vorverlegte Diagnose bereits vorhandener Tumoren, an die sich dann gezielte Behandlun- gen anschlössen. Behandlungswege und Ziele fielen selbstverständlich je nach Art des Tumors unterschied- lich aus. „Eine Information muss mindestens darüber aufklären, wel- che Ziele erreicht werden sollen.

Und sie muss darüber aufklären, ob und mit welcher Sicherheit der wis- senschaftliche Nachweis erbracht ist, dass die Maßnahme ihr Ziel wirklich erreicht“, fordert das DNEbM.

Doch auch die durch eine Me- thode selbst bedingten Risiken, beispielsweise beim Einsatz von Röntgenstrahlen oder invasiven Me- thoden, müssten angesprochen werden. Ebenso sollte die Tatsache erwähnt werden, dass eine Unter- suchung ohne Befund nicht garan- tiere, dass kein Tumor vorliege.

Darüber hinaus müsse dem Patien- ten klar sein, dass eine Früherken- nung in manchen Fällen lediglich zu einer Vorverlegung der Diagno-

se, nicht jedoch zu einer Verlänge- rung des Lebens führe. Auch das Phänomen des latenten Tumors, der bei manchen Krebsarten auftritt, sollte in einer Pflichtberatung the- matisiert werden. Denn eine Krebs- diagnose könne die Lebensqualität stark beeinträchtigen, und der Scha- den würde noch größer, wenn eine Überdiagnose zu Therapien führe, die belastend seien oder Kompli- kationen nach sich zögen. Das DNEbM legt weiter dar, dass die Suche nach Vorstufen als solche eindeutig beschrieben sein müsse.

„Die Gefährlichkeit solcher Vorstu- fen darf nicht übertrieben darge- stellt werden.“

Doch nicht nur der Inhalt, son- dern auch die Präsentationsform, sollte bei einer informierenden Pflichtberatung bedacht werden.

„Die Risiken sollten als absolutes Risiko formuliert werden und in ei- nen angemessenen Bezugsrahmen gestellt werden.“ Eine verständliche Erläuterung für den Patienten könne beispielsweise sein: „Ohne Maß- nahme erkranken/sterben innerhalb von zehn Jahren von 1 000 Personen fünf an diesem Krebs. Mit Maßnah- me erkranken/sterben innerhalb von zehn Jahren von 1 000 Personen drei an diesem Krebs.“ Die Diffe- renzierung nach Geschlecht und Al- ter sollte hierbei berücksichtigt wer- den. Das DNEbM empfiehlt, bei der Darstellung von Zahlen natürliche Häufigkeiten gegenüber Prozent- zahlen zu nutzen und zur besseren Vergleichbarkeit durchgehend die- selbe Bezugsgröße zu verwenden.

Grafiken könnten helfen, Zahlen zu veranschaulichen. Dabei sollte je- doch stets Verständlichkeit und Ein- deutigkeit gewährleistet bleiben. I Berit Griebenow

BERATUNG ZUR KREBSFRÜHERKENNUNG

Vor- und Nachteile darstellen

Das Deutsche Netzwerk für evidenzbasierte Medizin will mit einem Kriterienkatalog die Ärzte bei der Pflichtberatung zur Krebsfrüherkennung unterstützen.

Empfehlungen des DNEbM:

www.aerzteblatt.de/plus3308

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Beratung beim Arzt:Nehmen chro- nisch Kranke diese nicht wahr, müssen sie mit finanziellen Sanktionen rechnen.

Foto:Superbild

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