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Archiv "Schwanengesang des Zentral Iabors?: Schlußwort" (13.09.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Zentrallaboratorien

einiger Berufserfahrung imstande, ihren Arbeitsbereich zu managen, und nicht „der Arzt muß selber mit den Geräteherstellern bei Defekten verhandeln".

In ein klinisches Laboratorium ge- hört eben kein Hilfspersonal, son- dern Fachpersonal! Fehlerhaftes Ar- beiten bei nichtqualifiziertem Per- sonal kann denn auch nicht als

„unsauber" bezeichnet werden, ebensowenig wie Ermahnungen hel- fen, wo Fachkönnen fehlt. Folglich können wir nicht die Schlußfolge- rung des Autors teilen, wenn er ne- ben dem fachkundigen Arzt und dem nötigen Kapital für die Labor- einrichtung „eine zuverlässige, ge- schickte und flinke Arzthelferin" als Erfolgsgaranten postuliert für „die beste, billigste und effektivste Me- thode, um die Fortschritte der Medi- zin dem Patienten zugute kommen zu lassen."

Die Zukunft der Laboratoriumsmedi- zin im Hinblick auf Qualitätssiche- rung und Ökonomie ist ohne den medizinisch-technischen Laborato- riumsassistenten undenkbar, ganz gleich, ob die Entwicklung zum Zen- tral- oder zum Einzellaboratorium tendiert.

Deutscher Verband Technischer Assistenten in der Medizin e. V. (dvta) Bundesvorstand

Holsterhauser Straße 69 4300 Essen 1

Schlußwort

Die Reaktion auf meinen Artikel war bemerkenswert lebhaft, ein Zeichen, wie sehr uns alle das Problem be- schäftigt. Ganz offensichtlich ist das Labor des Internisten „liebstes Kind". Es bildet sich dabei eine

„Mofa-Mentalität" aus, jeder meint, seins wäre das beste. In der Tat braucht der Arzt zur diagnostischen Motivation ein praxisnahes, eigenes Labor. Würde man es ihm abneh- men, wäre dies das gleiche, wie wenn man einem Musiker sein Kla- vier wegnehmen würde mit dem Hin-

weis, er könne ja Platten hören. In- sofern hat Kollege Weinholz recht, wenn er auf Hobby und Weltan- schauung anspielt. Er irrt aber, wenn er meint, dies wäre teurer.

Nach meinen Erfahrungen spart man im Einzellabor richtig organi- siert — gegenüber dem Zentrallabor etwa 3 DM pro Schein und Quartal.

Dies ist natürlich nur eine Faustre- gel. Der allgemeine Hinweis auf die Klugheit der Kollegen beim Zusam- menschluß zum Gemeinschaftslabor genügt freilich nicht; ebensowenig der andere Hinweis auf Untersu- chungen des Zentralinstituts der Kassenärztlichen Vereinigung (ZI), Köln, über die größere Wirtschaft- lichkeit des Zentrallabors.

Solche Untersuchungen müssen von unabhängigen Instituten ausge- führt werden, beispielsweise von der

„Stiftung Warentest" — eventuell un- ter Gegenkontrolle des Battelle-In- stituts, Frankfurt. Jedenfalls wäre ich gerne bereit, solchen unabhän- gigen Kommissionen Arbeitsweise und Kostenrechnung meines Labors zu demonstrieren. Ich glaube, daß das Einzellabor in Ruhe die verglei- chende Betriebsanalyse zu Großla- bors abwarten kann. Der Kleinbe- trieb wird auch schon deshalb im- mer billiger sein, weil Geräte- und Reagenzienkosten gegenüber den Personal- und Verwaltungskosten zurücktreten. Der Parkinsoneffekt tut in Großbetrieben ein übriges.

Angesprochen wird die Frage, was die Praxishelferin an den Nicht-La- bortagen tut: Arztbriefe, Gutachten, Röntgenbefunde und EKGs schrei- ben, bei Endoskopien helfen u. ä.

Die modernen Praxen haben meist keine Schalter, sondern Theken.

Diese sehen sehr schön aus, haben aber den Nachteil, daß dauernd je- mand dort sitzen muß. In der Regel bleibt während des Publikumsver- kehrs durchaus Zeit, die Laborer- gebnisse einzutragen.

Gerade die Personalauslastung war ein wichtiges Argument, das Labor wieder selbst zu machen. Die Ein- sparungen gegenüber dem Zentral- labor erlauben jenen leichten Perso-

nalüberhang, welcher wegen Krank- heit, Urlaub, Mutterschutz, unerwar- teter Kündigungen usw. erforderlich und angenehm ist.

Vollkommen recht hat Centner, wenn er betont, daß beim Aushan- deln der Laborgebühren neben den Investitionskosten auch die Arbeit des Arztes einschließlich Überstun- den in die Gebührenhöhe einbezo- gen werden muß. Wegen dieses per- sönlichen Engagements des Arztes wird aber das Praxislabor stets gün- stiger arbeiten. Wenn die. Firma Sie- mens in das Anstreichergeschäft einsteigen würde, wäre höchst un- wahrscheinlich, daß die Häuser billi- ger gestrichen würden.

Die von Weinholz mit 2000 DM ange- nommenen Kosten für die Qualitäts- sicherung sind doch etwas hoch.

Obwohl sie durchaus ein gutes Ar- gument sind, um das Abschmelzen der Laborgebühren endlich zu stoppen.

Noch ein Wort zur Serienlänge: Fast alle betriebswirtschaftlichen Unter- suchungen zeigen einen Knick der Effektivkostenkurve bei etwa 40 Se- ren. Darüber hinaus fällt die Kösten- einsparung mit der Serienlänge nur noch gering ab. 40 Seren sind aber erfahrungsgemäß etwa die Menge, welche in der internistischen Durch- schnittspraxis wöchentlich anfallen.

Will man flüssig arbeiten, so muß selbstverständlich eine Küvetten- wechselautomatik mit zwei Schlitten und automatischem Ausdruck vor- handen sein. Diese ist aber bei 50 000 DM Anschaffungskosten drin. Dann stimmt die Rechnung von Dr. Centner mit zwei Stunden für 4,5 Parameter bei 40 Seren ziemlich ge- nau. Während dieser zwei Stunden können aber bei Arbeit mit zwei Schlitten pausenlos Seren angesetzt und gemessen werden. Sobald der Ausdruck der Serie beendet ist, geht der Streifen zur Arzthelferin am Empfang, welche die pathologi- schen Werte kennzeichnet, mit Na- men versieht und aufklebt. Hier- durch wird die Tätigkeit der Arzthel- ferin am Empfang in idealer Weise ausgefüllt.

2362 Heft 37 vom 13. September 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Es gibt sicher viele „Wege nach Rom". Das Zentrallabor aber als die billigste und erstrebenswerteste Diagnosehilfe für die Praxis anzuse- hen ist sicher abwegig.

Die Sorge des Deutschen Verbandes Technischer Assistenten in der Me- dizin (dvta) ist verständlich, aber un- begründet. Selbstverständlich wä- ren wohl viele niedergelassene Ärzte froh, wenn sie qualifizierte MTAs für ihre Laboruntersuchungen bekä- men. Ich habe mich lange darum bemüht, leider erfolglos. Dabei hatte ich den Eindruck, daß die MTAs be- trächtliches Standes- und Stellenbe- wußtsein entwickelt haben. Solche mit guten Zeugnissen haben sich überhaupt nicht beworben, sie ha- ben offenbar nur die Arbeit im Kran- kenhaus als adäquat für sich ange- sehen. Es meldeten sich auf eine alternative Stellenausschreibung (MTA oder Arzthelferin) viele Arzt- helferinnen, die einen guten Ein- druck machten, aber keine MTA.

Der dvta sollte sich überlegen, ob es wirklich angebracht ist, daß nach seiner Berufsauffassung ein Mono- polanspruch auf Durchführung be- stimmter Leistungen im Bereich der Laboratoriumsmedizin besteht. Dies gilt um so mehr, als ich vor einigen Jahren notgedrungen selbst in das Laborgeschäft „einstieg" und meine Arzthelferinnen in jede Einzelheit in- struierte. Dabei war ich überrascht, wie gut dies funktioniert.

In der Stellungnahme wird einge- räumt, daß die Arzthelferin zur Durchführung einfacher qualitativer und quantitativer Untersuchungen eingesetzt werden kann. Es ist also zunächst die Definition einfacher und schwieriger quantitativer Unter- suchungen erforderlich. Wenn die entsprechenden Geräte vorhanden sind und der Arzt informiert ist, kann eine Transaminasen-Bestimmung kaum als schwierige Untersuchung angesehen werden.

Meine Arzthelferinnen werden im Labor zunächst an der Blutzucker- bestimmung geübt. Diese wird im Ausbildungsgang als Grundlage al- ler photometrischen Meßmethoden

Zentrallaboratorien

angesehen. Erst wenn diese Unter- suchung verstanden und jede Ein- zelheit beherrscht wird, dürfen zu- sätzliche Untersuchungen durchge- führt werden. Bei diesem Vorgehen zeigte sich, daß die graduellen Un- terschiede zwischen der Schwierig- keit der Laborbestimmungen so flie- ßend sind, daß ein mittleres Labor- spektrum durchaus auch von einer Arzthelferin unter Anleitung prakti- ziert werden kann. Mit zwei promo- vierten Chemikern kann jeder ein mittleres Labor machen. Mit zwei aufgeweckten Volksschülern das gleiche Ziel zu erreichen bedeutet echte Chancengleichheit. Natürlich wird man in einem Praxislabor keine Reninbestimmung machen. Aber selbst bei so schwierigen Untersu- chungen wie dem enzymimmunolo- gischen T4-Test war ich überrascht, wie gut es klappt.

Aus der Stellungnahme der dvta spricht viel elitäres Bewußtsein und ein leichter Anruch von „Kasten- geist". Ganz und gar hat mich der Verband mißverstanden, wenn ich etwa weiblichen Mitarbeiterinnen nur traditionelle weibliche Qualitä- ten — so wichtig diese auch sein mö- gen — zubilligen und ihre intelektuel- len Fähigkeiten unterschätzen wür- de. Nichts liegt mir ferner. Aber ich halte es für nicht real, wenn man davon ausgeht, daß die niedergelas- senen Ärzte ein so großes Angebot von selbständig handelnden MTAs vorfänden, daß die Forderungen des Verbandes in diesem Umfang be- rechtigt sind. Nicht umsonst wird Durchlässigkeit in den Systemen ge- fordert, im Medizin- wie im Bil- dungsbereich. Den Zuweisungsbe- reich der Arzthelferin allzusehr zu begrenzen halte ich verfassungsmä- ßig für unberechtigt und sachlich nicht begründet. Ich sehe mich aber nicht veranlaßt, meine Aussage zu ergänzen, wonach „eine zuverlässi- ge, geschickte Arzthelferin oder MTA die beste, billigste und effektiv- ste Methode ist, um die Fortschritte der Medizin dem Patienten zugute kommen zu lassen."

Dr. med. Karl-Heinz Weber Internist

Schloßcenter

4330 Mühlheim/Ruhr

BRIEFE AN DIE REDAKTION

BITTE UM MATERIAL

Eine Studentin bittet um Unterstützung bei einer Dissertation:

Wer hütet

alte Ärzte-Erinnerungen?

Seit ca. einem Jahr arbeite ich an der Fakultät für Geschichtswissen- schaft der Universität Bielefeld an einer Dissertation über bestimmte Aspekte im Wandel des Arztberufs vor allem der 2. Hälfte des 19. Jh.

Besondere Aufmerksamkeit habe ich dabei auf den Wandel der Ar- beitsbedingungen des durchschnitt- lichen Arztes auf dem Lande und in der Stadt gerichtet: die bisherigen Forschungsergebnisse (etwa die Dissertation von I. Vieler über den

„Wandel der Arztpraxis im 19. Jh."

(1958) oder die verschiedenen Auf- sätze von Frau Prof. Heischkel-Ar- telt) lassen hier noch eine Reihe von Fragen offen, etwa nach der Schichtzugehörigkeit der Patienten, der Konkurrenz durch Kurpfuscher usw.

Als sehr wertvolle Quelle zur Beant- wortung dieser Fragen haben sich für mich Berichte, Erinnerungen, Tagebücher usw. von Ärzten der da- maligen Zeit erwiesen. Da ich ver- mute, daß es außer dem gedruckten Material dieser Art noch viele weite- re ungedruckte oder nur als Privat- drucke erschienene Quellen gibt, wende ich mich mit diesem Brief an Sie. Wenn Sie so freundlich wären, den beiliegenden kurzen Artikel über mein Forschungsvorhaben in Ihr Blatt aufzunehmen, würde ich vielleicht von Ihren Lesern noch manches Material bekommen, das im Privatbesitz ist.

Ich würde selbstverständlich alle mir zugeschickten Unterlagen mit größ- ter Sorgfalt behandeln und sofort nach ihrer wissenschaftlichen Aus- wertung wieder zurückschicken.

Claudia Huerkamp c/o Fakultät

für Geschichtswissenschaft Universität Bielefeld Universitätsstraße 4800 Bielefeld 1

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 37 vom 13. September 1979 2363

Referenzen

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Offizielle Veröffentlichungen der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung als Herausgeber des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES — Ärztliche Mitteilungen sind