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Archiv "Vergleichbarkeit der Daten schwierig" (19.10.2012)

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712 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 42

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19. Oktober 2012

M E D I Z I N

DISKUSSION

Vergleichbarkeit der Daten schwierig

Es wurde eine Erhebung zur Selbsteinschätzung von Gesundheit und Lebensführung von Bewohnern des ehemaligen DDR-Bezirks Neubrandenburg vorge- stellt. Für Unkundige sei erwähnt, dass nach der Wie- dervereinigung die DDR-Bezirke aufgelöst und der Bezirk Neubrandenburg überwiegend dem Bundes- land Mecklenburg-Vorpommern zugeordnet wurde.

Durch den Untergang der DDR und die Transformati- on gerade dieser ländlichen Gebiete Mecklenburg-Vor- pommerns ergeben sich starke gesellschaftliche Ver- werfungen, die in der vorgestellten Befragung zwar teilweise erwähnt aber in der Berechnung und Inter- pretation der Ergebnisse nur marginal berücksichtigt wurden.

Die Resultate – insbesondere die durchweg geringe- re Zufriedenheit gegenüber den Daten des Sozio-oeko- nomischen Panels (SOEP) für den Westen, aber auch die Krankheitslast – sind daher primär dem Struktur- wandel anzulasten und weniger der „Ländlichkeit und Peripherisierung der Untersuchungsregion“ sowie der

„Modernisierungsfolge“. Hierzu zählen:

die starke Zunahme der Arbeitslosigkeit nach der Wiedervereinigung (Mitte der 1990er Jahre um 20 %, aktuell um 12 %, in manchen Regionen Meck- lenburg-Vorpommerns immer noch um 20 %),

der starke Wegzug von jungen Menschen und Fami- lien bei geringerem Zuzug und Zunahme von Single- Haushalten,

der Bevölkerungsrückgang (−300 000 in den Jahren 1989–2010, in manchen Gebieten > 20 % der Bevöl- kerung) und

die Überalterung der verbliebenen Bevölkerung (Schrumpfung des Anteils der unter 20-Jährigen um 40 %, Zuwachs der ≥ 85-Jährigen um 40 %).

Eingeschränkt wird die Aussage zusätzlich noch von der im Zeitablauf abnehmenden Ausschöpfung der Un- tersuchungswellen, wie die Autoren selbst diskutieren.

Somit unterliegt diese Untersuchung vor allem dem Bi- as der starken sozialen und wirtschaftlichen Verände- rungen im Bundesland (oder Bezirk) beziehungsweise dem Bias der Arbeitslosen und der Älteren, was eine Vergleichbarkeit der erhobenen Daten mit anderen Um- fragen innerhalb Deutschlands sehr erschwert.

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0712a

Mit Vorsicht interpretieren

Dem begrüßenswerten Survey von Elkeles et al. zu Ge- sundheit und Lebensstil in Nordostdeutschland über ei- nen längeren Zeitraum erlaube ich mir zwei Aspekte anzufügen (1).

Der mehr als vierfache Anstieg der sportlich aktiven Bevölkerung im Jahre 2008 auf insgesamt 56,3 Prozent gegenüber 1994 sollte mit Vorsicht interpretiert bezie- hungsweise relativiert werden. Studien, die die Kriterien zum Sportverhalten in Häufigkeit, Umfang und Intensi- tät auf ein Maß spezifizieren, von dem Gesundheitswir- kungen erwartet werden können, kommen zu deutlich niedrigeren Aktivitätsquoten. Das heißt, eine Klassifika- tion körperlich-sportlicher Aktivität auf Basis des Ener- gieverbrauchs kann als aussagekräftiger eingestuft wer- den als einzelne Informationen zur Sportaktivität (2).

Des Weiteren dürfte aus ökotrophologischer Sicht die im Erhebungszeitraum beobachtete stetige Reduzierung des Personenanteils, die genügend Zeit zum Essen bezie- hungsweise zum Verzehr der Hauptmahlzeit hatten, für die leichte Erhöhung der Adipositasprävalenz mitverant- wortlich sein, da sowohl für Kinder als auch für Erwach- sene signifikante Evidenzen für einen Zusammenhang von hoher Essgeschwindigkeit und der Entwicklung von Übergewicht vorliegen (3). DOI: 10.3238/arztebl.2012.0712b

LITERATUR

1. Elkeles T, Beck D, Röding D, Fischer S, Forkel JA: Health and lifestyle in rural northeast Germany: the findings of a rural health study from 1973, 1994, and 2008. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(16): 285–92.

2. Macera CA, Ham SA, Jones DA, Kimsey CD, Ainsworth BE, Neff LJ:

Limitations on the use of a single screening question to measure se- dentary behavior. Am J Public Health 2001; 91: 2010–2.

3. Hofmeister M: Essgeschwingkeit und Adipositas – Eine Meta-Analy- se. Ernährung im Fokus 2011; 11: 390–7.

Dr. oec.-troph. Martin Hofmeister Verbraucherzentrale Bayern e.V.

Referat Lebensmittel und Ernährung, München, hofmeister@vzbayern.de

Schlusswort

Beiden Leserbrief-Autoren sei für ihre kommentieren- den Ergänzungen gedankt.

Die Hypothese von Prof. Gillissen, dass die von uns berichteten Veränderungen insbesondere der Gesund- zu dem Beitrag

Gesundheit und Lebensführung in nordost - deutschen Landgemeinden – Ergebnisse der Landgesundheitsstudie 1973, 1994 und 2008

von Prof. Dr. med. Dipl.-Soz. Thomas Elkeles, Dr. PH Dipl.-Soz. David Beck, B.

Sc. Public Health and Administration Dominik Röding, B. Sc. Public Health and Administration Stefan Fischer, MA Jens A. Forkel in Heft 16/2012

LITERATUR

1. Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Bevölkerungsstatistik.

www.statistik-mv.de/

2. Elkeles T, Beck D, Röding D, Fischer S, Forkel JA: Health and lifestyle in rural northeast Germany: the findings of a rural health study from 1973, 1994, and 2008. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(16): 285–92.

Prof. Dr. med. Adrian Gillissen Klinikum Kassel

adrian.gillissen@klinikum-kassel.de

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Deutsches Ärzteblatt

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19. Oktober 2012 713

M E D I Z I N

heit und Lebenszufriedenheit gegenüber 1973 weniger der Ländlichkeit und Peripherisierung unserer Unter- suchungsregion anzulasten seien, sondern vielmehr der gesellschaftlichen Transformation infolge des Zu- sammenbruchs der DDR, entspricht auch Diskussio- nen, die wir projektintern sowie im Abschlussbericht (1) selbst geführt haben. Bedauerlicherweise haben wir der Diskussion dieser wichtigen Hypothese in un- serem Beitrag zu wenig Raum gewidmet. Wir haben versucht, die „Transformationseffekte“ durch den Ver- gleich der Daten der Landgesundheitsstudie (LGS) mit den Gesundheitsberichterstattungs (GBE)-Daten so- wohl für die alten als auch für die neuen Bundesländer etwas zu kontrollieren. Die LGS-Daten zeigen durch- weg schlechtere regionale Befunde als die GBE für die neuen Bundesländer insgesamt. Daraus haben wir un- sere Vermutung abgeleitet, dass hier zusätzlich zum

„Transformationseffekt“ (2) auch die Ländlichkeit und Peripherie unserer Untersuchungsregion eine Rolle spielen. Einen direkten Nachweis dafür haben wir al- lerdings nicht erbringen können, unter anderem auch aufgrund der schlechten Vergleichbarkeit unserer LGS-Daten mit anderen Befragungen der Gesund- heits- und Sozialberichterstattung. Wir konnten und können mit unserer Ländlichkeits- und Peripherisie- rungshypothese daher nicht mehr als ein Interpretati- onsangebot machen, welches wir mit den oben ge- nannten Argumenten und der Wahl des Prozessbegrif- fes Peripherisierung vortragen. Für unsere Modernisie- rungsthese spricht nach wie vor, dass sich trotz der starken gesellschaftlichen Verwerfungen im Kontext des Zusammenbruchs der DDR die Lebensbedingun- gen und die Gesundheit der Landbevölkerung gegen- über 1973 verbessert haben.

Der Interpretation von Dr. Hofmeister, dass die Re- duzierung des Personenanteils, die genügend Zeit für das Essen beziehungsweise die Hauptmahlzeit hatten, zur Erhöhung des Adipositasanteils beigetragen haben kann, schließen wir uns an und werden diese Hypothe- se bei noch weiter vorgesehenen Datenanalysen zur Er- nährung berücksichtigen. Ebenso schließen wir uns der

Aussage an, dass Klassifikationen zur körperlich-sport- lichen Aktivität aussagekräftiger wären, lägen Informa- tionen auf Basis des Energieverbrauchs vor. Die Grün- de dafür, dass Aussagen über die Veränderung der er- fragten Häufigkeit vorsichtig zu interpretieren sind, hatten wir auch im Internet-Supplement anhand der von den Vorgänger-Studien benutzten unterschiedlichen Operationalisierungen dargelegt. Definiert man wie Rütten et al. (3) einen zeitlichen Umfang für Sport von

≥ 2 Stunden als gesundheitsförderlich, erreichten die in der Landgesundheitsstudie 1973 Befragten hierbei al- tersadjustiert einen Anteil von 5,4 % und 2004/08 von 20,3 %. Bei aller gebotenen Vorsicht der Interpretation bestätigt sich – mit Ausnahme eines Rückgangs 1994 – insofern das Ergebnis, dass die sportliche Aktivität langfristig zugenommen hat.

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0712c

LITERATUR

1. Elkeles T, Beck D, Beetz S, Forkel JA, Hinz E, Nebelung C, Röding D, Fischer S: Gesundheit und alltägliche Lebensführung in nordostdeut- schen Landgemeinden (Landgesundheitsstudie – LGS) – Abschluss- bericht an die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Schriften- reihe G der Hochschule Neubrandenburg. Neubrandenburg: Hoch- schule Neubrandenburg 2010; vol. 12.

2. Willich A (ed.): Wittenberge ist überall: Überleben in schrumpfenden Regionen. Berlin: Christof Links Verlag 2012.

3. Rütten A, Abu-Omar K, Lampert T, Ziese T: Körperliche Aktivität. Ge- sundheitsberichterstattung des Bundes, Berlin: Robert-Koch-Institut 2005; issue 26.

4. Elkeles T, Beck D, Röding D, Fischer S, Forkel JA: Health and lifestyle in rural northeast Germany: the findings of a rural health study from 1973, 1994, and 2008. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(16): 285–92.

Dr. PH, Dipl.-Soz. David Beck MA Jens A. Forkel

B. Sc. Public Health and Administration Stefan Fischer B. Sc. Public Health and Administration Dominik Röding Prof. Dr. med. Dipl.-Soz. Thomas Elkeles

Hochschule Neubrandenburg

Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management elkeles@hs-nb.de

Interessenkonflikt

Alle Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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