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Archiv "Schlußwort" (17.10.1974)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Parapsychologie

klärern" gehören, die teilweise aus erkennbaren Gründen, aber sicher nicht aus unlauteren Motiven, aber mit sektiererischem Fanatismus al- les in Grund und Boden verdam- men, was nur irgendwie nach Pa- rapsychologie riecht. Als Beweis ihrer wissenschaftlichen Exaktheit zitieren und loben sie sich jeweils gegenseitig. Die Methodik ihrer wissenschaftlichen Argumentation entspricht etwa folgendem Sche- ma: weil der Kaufmann XY — bei- spielsweise nach einer Fehlspeku- lation — 1973 wegen Betrug und Scheckfälschung rechtskräftig ver- urteilt wurde, ist es wissenschaft- lich klar erwiesen, daß seine drei- ßig Jahre lang gut florierende Fir- ma ein reines Schwindelunterneh- men war und daß alle ausgestellten Schecks gefälscht waren. Jeder, der etwas anderes zu behaupten wagt, ist ebenfalls ein Betrüger!

Mir persönlich scheint es jedenfalls untragbar, wenn in Ihrer Zeitschrift Arbeiten und Veröffentlichungen einer großen Zahl von hervorra- genden Wissenschaftlern — unter ihnen auch Nobelpreisträger der exakten Naturwissenschaften — in einer derartig primitiven Weise nicht nur als Unfug, sondern sogar als Betrug dargestellt werden.

Ich hoffe sehr, daß weitaus berufe- nere Leute als ich, die sich intensi- ver mit der parapsychologischen Problematik auseinandergesetzt haben, Ihnen veröffentlichungsreife Stellungnahmen zu diesem Artikel senden werden und daß Sie diese mit Hiriweis auf die Arbeit von Dr.

Wimmer Ihren Lesern anbieten, da- mit sie sich selbst ein Urteil bilden können.

Dr. W. Roschke Leiter des Instituts für Proktologie 4902 Bad Salzuflen Goethestraße 37

Gegendarstellung

In dem im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT Nr. 10 unter dem Titel

„Eine andere Wirklichkeit — vom Unfug der Parapsycholo-

gie" erschienenen Artikel, für den ein Herr Wolf Wimmer, erster Staatsanwalt in Ludwigsha- fen, verantwortlich zeichnet, wird u. a. behauptet, daß „in dem von Bender als psychokinetisch be- dingter Spuk angesehenen Rosen- heimer Fall Allan die Manipulatio- nen aufgezeigt habe (Falsche Gei- ster, echte Schwindler)". Diese Be- hauptung ist unwahr. Wahr ist, daß dem Verlag .und Herrn Neumann im Wege der einstweiligen Verfügung nach eingehender Beweisaufnah- me durch Urteil des Landgerichts Traunstein vom 6. 4. 1970 bei Mei- dung einer Geld- oder Haftstrafe bis zu 6 Monaten für jeden Fall der Zuwiderhandlung verboten wurde, das vorerwähnte Buch mit den dar- in enthaltenen Behauptungen über angebliche Manipulationen auszu- liefern und zu verbreiten, auch, daß Allan, ebenso der Verlag, in einem im Hauptsacheprozeß abgeschlos- senen Vergleich erklärt haben, daß

„die in dem teilweise dichterisch gestalteten Kapitel über den Ro- senheimer Fall enthaltenen Hinwei- se auf Nylonfäden, Tixo-Streifen, Gummiknüppel u. a. nur aufzeigen sollten, wie derartige Erscheinun- gen, von denen im Buch die Rede ist, manipuliert werden könn- ten, daß aber nicht behauptet wur- de, der Verfasser habe die Ursa- chen über die Ereignisse in der Kanzlei des Klägers geklärt". Zu- gleich haben sich Allan und der Verlag verpflichtet, das Buch nur mit einem Widerruf dieser unwah- ren Behauptungen über angebliche Manipulationen, und zwar durch ein in das Buch einzuklebendes Beiblatt, zu verbreiten.

Vorstehende Gegendarstellung zu der in dem Artikel aufgestellten Be-

hauptung, wonach Allan die Ge- schehnisse in meiner Kanzlei als Manipulationen aufgezeigt habe, wurde vom Unterzeichneten als Betroffener dieser Geschehnisse verlangt.

Sigmund Adam Rechtsanwalt 82 Rosenheim Königstraße 13

Schlußwort

Ein Silberstreif erscheint am Hori- zont: die Kritiker des „Übersinnli- chen" sind offenbar nicht mehr tot- zuschweigen. Wird es gelingen, die Okkultisten aus ihren Schmollwin- keln in das helle Licht wissen- schaftlicher Diskussion zu locken?

Dorthin, wo nur die harten Tatsa- chen zählen? Mit bloßen affektiven Deklamationen oder gar politi- schen Verdächtigungen ist ja nie- mandem gedient, am allerwenig- sten der um ihre Existenz ringen- den Parapsychologie. Wir erinnern uns: „Die Beweislast für die para- psychischen Tatsachen trifft die Ok- kultisten" (Hellwig, Okkultismus und Wissenschaft, Seite 7). Be- schimpfungen allein können die noch immer vermißten Beweise nicht liefern. Ebensowenig vermag

„das wiederholte Hersagen vom gelungenen Beweis" den Beweis selbst zu ersetzen (Schäfer, Der kriminelle Aberglaube in der Ge- genwart, Seite 75). Welch holdes Vertrauen zu Nobelpreisträgern und anderen offenbar niemals ir- renden Autoritäten! Das ist aber gerade das Gegenteil naturwissen- schaftlichen Denkens. Auf diese Art „forschte" das Mittelalter nach

„Hexen" und „Dämonen": „Sol- ches zu leugnen ist ein Zeichen von Dummheit, denn was vielen richtig scheint, kann doch nicht schlechterdings irrig sein", so steht es schon im „Hexenhammer"

(Pars I, Quaestio 3). Die Folgen sind bekannt.

Zu den harten Tatsachen!

„Wunder"-Heiler Tony Agpaoa wurde 1971 als betrügerischer Ta- schenspieler entlarvt, wie er mit Plastikmaterial und rotem Farbstoff Tumoren, Blut und Schrunden vor-

gaukelte (Lempke, Der Heiland mit den flinken Fingern, „Stern" vom 11. Juli 1971, Seite 24 bis 32). Man fragt sich, wieso eigentlich unsere Chirurgen immer noch mühsam ihre Kunst erlernen und ausüben, wenn doch Tony ohne jede Vorbil- dung, bloß mit Geist und Hand, die Bäuche öffnet und „den Krebs her- ausholt"?

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Parapsychologie

Der „stigmatisierte" Pater Pio wur- de durch den päpstlichen Beauf- tragten, Prof. Dr. med. Gemelli, im Jahre 1923 überführt, seine „Kreu- zeswunden" mit Zugpflaster er- zeugt zu haben. Es konnte auch die Drogerie ermittelt werden, von der Pater Pio das Pflaster und auch die Chemikalien bezog, mit denen er den ständig um ihn we- henden Lilienduft („Geruch der Heiligkeit") herstellte. Auf Grund dieser Untersuchung hat die römi- sche Kurie den Pater strafversetzt und mehrfach vor jedem Verkehr mit ihm gewarnt. Das alles ist längst bekannt (vgl. z. B. Hanauer, Konnersreuth, Seite 100).

Daß es mit „Psi" auch in USA äu- ßerst trübe aussieht, zeigt die Mel- dung, die kürzlich durch die Welt- presse ging: In Durham, dem Mek- ka aller Okkultisten, wurde der Pa- rapsychologe Dr. Jay Levy, als designierter Direktor des Rhine- schen Instituts das kommende Sek- tenoberhaupt, überführt, wie er auf betrügerische Weise bei Ratten

„psychokinetische Phänomene" fa- brizierte (vgl. z. B. Die „Zeit" vom 30. August 1974). Weitere Schluß- folgerungen seien dem Leser über- lassen.

Die Zauberei des Mediums (Bild rechts) ... hängt an dünnen Fäden (Bild unten) Vom Verschweigen solcher Tatsa-

chen lebt der Okkultismus seit Jahrhunderten. Und es ist leider keine Besserung in Sicht. Man lese nur einmal die von Klein für die Parapsychologie reklamierte Arbeit in Voprosy Filosofi nach. Dort steht es ganz anders: „Die Lektionen der Parapsychologen stellen ein bös- williges Gemisch von Mythologie und Realität dar. Das unkritische Verhältnis zur Parapsychologie sei- tens einiger seriöser Wissenschaft- ler kann nur durch Sorglosigkeit gegenüber der wissenschaftlichen Theorie und Methodologie erklärt werden." Warum wohl verschwieg man uns diese Sätze? Drum prüfet, Skeptiker, prüfet! Mit welchen Irreführungen auf diesem Gebiet gerechnet werden muß, zeige folgendes Beispiel ad oculos: In seinem Buch „Unser sechster Sinn" (Seite 105) bildet der Para- psychologe Bender als „psychokine- tische Leistung" ein Medium ab, wie es augenscheinlich eine Kugel durch Hexerei schweben läßt (Bil- der auf dieser Seite). In dem al- ten Buch, aus dem das Foto stammt, finden wir aber gleich nebenan noch eine Vergrößerung einer ähnlichen Aufnahme — und darauf den Faden, mit dem dieses Zauberkunststück in ganz natürli- cher Weise manipuliert worden ist (aus v. Schrenck-Notzing, Physika- lische Phänomene des Mediumis- mus, Tafel V). Und ausgerechnet dieses Foto, das alles klärt, fehlt bei Bender!

Das alles wäre ohne Belang, würde nicht der Anspruch auf wissen- schaftliche Beachtung erhoben.

Damit aber muß sich solche „For- schung" der üblichen Methodenkri- tik stellen, und die lautet hier nun einmal, „daß ein Medium, das ein- mal betrogen hat, künftig als zuver- lässig nicht mehr gelten kann und daß deshalb auch diejenigen Expe- rimente mit ihm, die vorher oder nachher angestellt worden sind, als beweiskräftig ohne weiteres auszuscheiden haben" (Hellwig, a. a. 0., Seite 8). Und: „Kommen wir auf Grund unserer, vielleicht ungenügenden, Unterlagen zu der

Überzeugung, daß der betreffende Beobachter als ein absolut zuver- lässiger Forscher nicht angesehen werden kann, so ist es für uns aus- geschlossen, seine Untersuchun- gen als einwandfreie Grundlage für unsere Überzeugung zu verwerten"

(ebenda, Seite 31).

Und so ist denn bis heute keine einzige „paranormale Tatsache"

exakt bewiesen — unglaubhafte Geschichtenerzählungen sind eben noch keine Experimentalergebnis- se. Und nachträgliche Umdeutun- gen demonstrieren gar nichts au- ßer der Leichtgläubigkeit der Be-

DEUTSCHES .ÄRZTEBLATT Heft 42 vom 17. Oktober 1974 3033

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Abbildung 3: Ophthalmologische Klinik Dr. Ohmi, Osaka. Einer von sechs Untersu- chungsräumen

Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen Parapsychologie

obachter, so wenn der Parapsycho- loge Geley Paraffinabdrücke, die der Okkultschwindler Guzik mit dem Gesäß erzeugte, als Beweis für die Anwesenheit eines „Gei- stes" bei der Sitzung ansieht. Man kann solche Gelehrte nur bedau- ern, die unbeirrbar Scheinwunder anstaunen, aber die vielen wahren Wunder nicht sehen, die sich in Gottes freier Natur täglich vor un- seren Augen ereignen. Wie kann einem bloß das Wachs am Hintern eines Betrügers wichtiger und in- teressanter sein als der Ge- schmack eines Apfels oder der Duft einer Rose? Am wahren Le- ben nicht vorbeigehen! Das ist das beste Mittel gegen alle Spökenkie- kerei. Wir wollen den Parapsycho- logen ja gern ihren „After"-Glau- ben lassen. Nur möchten sie ihn

bitte nicht als Naturwissenschaft ausgeben.

Dr. jur. Wolf Wimmer 67 Ludwigshafen Sternstraße 147

ECHO

Zu: „Eine andere Wirklich- keit" von Dr. Wolf Wimmer in Heft 10/1974, Seite 732 ff.

„Im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT vom 7. März 1974 schreibt Wolf Wimmer . . . aus seiner Kenntnis zu unse- rem Thema. Die Herausgeber des Ärzteblattes meinen dazu in einer redaktionellen Äuße- rung, eine besondere ‚Ge- fahr' stecke im ,Wissen- schaftsanspruch der Para- psychologie, der auf moderne Weise einen alten, zeitweise mörderischen Wahn rechtfer- tigt' ...

Wie jeder Wissenschaft sind auch der Parapsychologie Kritiker zu wünschen; viel- leicht braucht sie sie sogar tatsächlich notwendiger als andere Disziplinen. Aber man muß ihr Kritik wünschen, die ihr in ihrer Arbeit hilft."

(Backnanger Kreis-Zeitung).

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

Utz P. Merten und Ulfert Merten

Erste Fortsetzung

4. Der niedergelassene Arzt Wie schon erwähnt, kann sich ein Arzt nach mindestens zwei, meist nach vier oder acht Jahren Tätig- keit am Krankenhaus niederlassen.

Auf Antrag bei den örtlichen Be- hörden erhält er die Krankenkas- senzulassung. Im Gegensatz zu deutschen Gepflogenheiten kann er aber eine oder mehrere „Spezia- listenbezeichnungen" führen, für seine Praxis uneingeschränkt Wer- bung betreiben und je nach seinen fachlichen und finanziellen Mög- lichkeiten unbegrenzt Helferinnen und auch Ärzte einstellen. Die

durch solche Möglichkeiten ent- standene Form der freiberuflichen Praxis ist nur aus der Entwicklung verständlich. Einen niedergelasse- nen Arzt (General Practitioner) gibt es in Japan erst seit etwa 100 Jah- ren. In den vorherigen Jahrhunder- ten sind Ärzte nur an den Universi- tätskrankenhäusern tätig gewesen und von diesen an städtische oder Landeskrankenhäuser gesendet worden. Ärzte wie auch die medizi- nische Versorgung dieser Zeit sind fest an das Krankenhaus gebun- den. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben es Kolle- gen vorgezogen, den Patienten und

Japan und seine Medizin

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