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Archiv "VII." (17.10.1974)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Parapsychologie

mer wieder einmal irrte und sich VII. dezu von den groben Fehlern, die täuschte, dazu möchte ich drei Bei- er den Parapsychologen vorwirft:

spiele aufführen: Leider mit zehn Tagen Verspätung nämlich das ganz einseitige Zitie- legte mir mein Oberarzt Dr. Krau- ren von Aussagen (oft aus dem Zu- 1. Keplers Hinweis, daß die Gezei - se, der bei Ihnen auch schon als sammenhang gerissen), nur soweit ten von der Anziehungskraft des Autor in Erscheinung getreten ist, sie den Vorstellungen des Autors Mondes herrührten, tat sein Zeitge- mit „genüßlicher Häme" lhr Heft entsprechen und das völlige Unter- nosse Galilei als eine „okkulte Nr. 10/74 mit dem dickangestriche- drücken und Verschweigen einer Wahnvorstellung" ab, weil Kepler nen Aufsatz von Herrn Staatsan- großen Anzahl von hervorragend eine Fernwirkung ohne Kontakt walt Dr. Wimmer über den Unfug dokumentierten Untersuchungen voraussetzte und somit den Natur- der Parapsychologie vor — er und Phänomenen! Das ist typische gesetzen widersprach. Aber das kennt mein Hobby. Über den dema- Palmström-Logik: Weil, so schließt hielt Newton nicht davon ab, eine gogischen Stil und die monomane er messerschaft, nicht sein kann, allgemeine Schwerkraft — übri- Darstellungsweise des Autors wun- was nicht sein darf.

gens nach wie vor ein tief geheim- dere ich mich nicht, nachdem ich

nisvolles Phänomen — zu postulie- schon anderes von ihm gelesen Ohne Zweifel ist es richtig, daß auf ren. habe. Ehrlich bestürzt bin ich hin- diesem noch etwas strittigen

gegen, wie Sie als Redaktion einer Grenzbereich der Wissenschaft 2. Als man die Neuigkeit von der Zeitschrift mit wissenschaftlichem eine Unmenge von Betrug, Aber- Erfindung des Telefons Prof. Tait Anspruch eine solche Arbeit kom- glaube, Trick und Geschäftema- aus Edinburgh überbrachte, sagte mentarlos zum Abdruck freigeben, cherei gelegentlich mit merkwürdi- er: „Das ist alles Humbug, denn ohne daß Sie daneben dem darin gen Phänomenen vermischt, ver- solch eine Entdeckung ist physika- in übler Weise verunglimpften Insti- wechselt, manchmal aber auch ge- lisch unmöglich." tut für Grenzgebiete der Psycholo- meinsam vorkommt. Auf diese Ver-

gie und Psychohygiene oder Herrn mischung mit betrügerischen Mani- 3. Als der Abbö Moignon zum er- Prof. Dr. med. habil. H. Bender, der pulationen ist aber immer wieder stenmal Edisons Phonographen immerhin Ordinarius und ab April von berufener parapsychologischer vor der Academie des Sciences in 1974 Dekan der Philosophischen Seite hingewiesen worden, inson- Paris zeigte, erklärten alle anwe- Fakultät der Universität Freiburg derheit im Hinblick auf manchen senden Wissenschaftler, es sei un- ist, zu einer klärenden Stellungnah- Aberglauben sowie massenpsycho- möglich, die menschliche Stimme me Raum geben. [Professor Ben- logische Gefahren. Gerade der von mittels einer Metallscheibe wieder- der hat mit Brief vom 27. März 1974 Dr. Wimmer so verunglimpfte Prof.

zugeben, und der Abbö wurde, wie eine Gegendarstellung angekün- Bender hat eine ganze Anzahl von Sir William Barrett berichtet, be- digt, die jedoch noch nicht in der Betrügern auf diesem Gebiete ent- schuldigt, unter dem Tisch einen Redaktion eingetroffen ist. Die Re- larven können und darüber hinaus Bauchredner versteckt zu haben. daktion] auf die psychischen Gefahren bei intensiver Beschäftigung mit spiriti- Abschließend sei noch einmal un- Auf Anregung des bekannten Phy- stischen und okkultistischen Prak- mißverständlich betont — das Pa- sikers Prof. Pascual Jordan habe tiken hingewiesen. Allein mit seiner ranormale existiert!! — ungeachtet ich mir in den letzten fünfundzwan- Arbeit über induzierte Psychosen dessen, daß diesen Sachverhalt zig Jahren als reines Urlaubshobby durch okkultistische Praktiken, die eine Anzahl von Personen nicht eine kleine, aber recht fundierte sich von einer echten Schizophre- wahrhaben will. Und wir werden parapsychologische Literatursamm- nie oft nicht unterscheiden lassen, gerade aus einer redlich wissen- lung zugelegt. Es gibt da neben hat Herr Prof. Bender eine wertvol- schaftlichen Haltung heraus nicht manchem Unsinn eine ganze An- leren Beitrag zur Wissenschaft und dem voreingenommenen Verdikt zahl Bücher und wissenschaftliche Medizin geleistet als Herr Dr. jur.

des Herrn Wimmer zustimmen, daß Arbeiten, geschrieben von hervor- Wimmer mit seinen gesammelten

„irgendeinmal damit Schluß sein ragenden Naturwissenschaftlern, anti-parapsychologischen Werken.

muß" (Seite 734). Solches hat mit die sich teilweise über Jahre inten- Denn diese Psychosen sind im Ge- Wissenschaft nichts mehr zu tun. siv und sehr kritisch mit dieser in- gensatz zur Schizophrenie relativ Im Gegenteil läßt sich eine derarti- teressanten, aber diffizilen Proble- schnell heilbar, sofern die richtige ge Einstellung nur als ein negativi- matik auseinandergesetzt haben, Diagnose gestellt wird.

stischer, wissenschaftsfeindlicher also eine streng wissenschaftliche

Dogmatismus hinstellen. Literaturgattung, die sich in ihrem Auf Grund meiner sicher nicht voll- Niveau und Anspruch sowie kriti- ständigen Kenntnis parapsycholo- Dr. med. Winfried Rorarius scher Distanz und klarer Diktion gischer Literatur kann ich Ihnen Facharzt für Neurologie sehr wohltuend von dem Elaborat dennoch mitteilen, daß Herr Dr.

und Psychiatrie des Herrn Dr. Wimmer unterschei- Wimmer sowie die zitierten Herren 4813 Gadderbaum-Bethel det. Denn in der von ihm veröf- Auhofer, Prof. Prokop und Gubisch Friedhofsweg 53 fentlichten Arbeit wimmelt es gera- zu einer kleinen Gruppe von „Auf-

DEUTSCHES .ÄRZTEBLATT Heft 42 vom 17. Oktober 1974 3031

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Parapsychologie

klärern" gehören, die teilweise aus erkennbaren Gründen, aber sicher nicht aus unlauteren Motiven, aber mit sektiererischem Fanatismus al- les in Grund und Boden verdam- men, was nur irgendwie nach Pa- rapsychologie riecht. Als Beweis ihrer wissenschaftlichen Exaktheit zitieren und loben sie sich jeweils gegenseitig. Die Methodik ihrer wissenschaftlichen Argumentation entspricht etwa folgendem Sche- ma: weil der Kaufmann XY — bei- spielsweise nach einer Fehlspeku- lation — 1973 wegen Betrug und Scheckfälschung rechtskräftig ver- urteilt wurde, ist es wissenschaft- lich klar erwiesen, daß seine drei- ßig Jahre lang gut florierende Fir- ma ein reines Schwindelunterneh- men war und daß alle ausgestellten Schecks gefälscht waren. Jeder, der etwas anderes zu behaupten wagt, ist ebenfalls ein Betrüger!

Mir persönlich scheint es jedenfalls untragbar, wenn in Ihrer Zeitschrift Arbeiten und Veröffentlichungen einer großen Zahl von hervorra- genden Wissenschaftlern — unter ihnen auch Nobelpreisträger der exakten Naturwissenschaften — in einer derartig primitiven Weise nicht nur als Unfug, sondern sogar als Betrug dargestellt werden.

Ich hoffe sehr, daß weitaus berufe- nere Leute als ich, die sich intensi- ver mit der parapsychologischen Problematik auseinandergesetzt haben, Ihnen veröffentlichungsreife Stellungnahmen zu diesem Artikel senden werden und daß Sie diese mit Hiriweis auf die Arbeit von Dr.

Wimmer Ihren Lesern anbieten, da- mit sie sich selbst ein Urteil bilden können.

Dr. W. Roschke Leiter des Instituts für Proktologie 4902 Bad Salzuflen Goethestraße 37

Gegendarstellung

In dem im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT Nr. 10 unter dem Titel

„Eine andere Wirklichkeit — vom Unfug der Parapsycholo-

gie" erschienenen Artikel, für den ein Herr Wolf Wimmer, erster Staatsanwalt in Ludwigsha- fen, verantwortlich zeichnet, wird u. a. behauptet, daß „in dem von Bender als psychokinetisch be- dingter Spuk angesehenen Rosen- heimer Fall Allan die Manipulatio- nen aufgezeigt habe (Falsche Gei- ster, echte Schwindler)". Diese Be- hauptung ist unwahr. Wahr ist, daß dem Verlag .und Herrn Neumann im Wege der einstweiligen Verfügung nach eingehender Beweisaufnah- me durch Urteil des Landgerichts Traunstein vom 6. 4. 1970 bei Mei- dung einer Geld- oder Haftstrafe bis zu 6 Monaten für jeden Fall der Zuwiderhandlung verboten wurde, das vorerwähnte Buch mit den dar- in enthaltenen Behauptungen über angebliche Manipulationen auszu- liefern und zu verbreiten, auch, daß Allan, ebenso der Verlag, in einem im Hauptsacheprozeß abgeschlos- senen Vergleich erklärt haben, daß

„die in dem teilweise dichterisch gestalteten Kapitel über den Ro- senheimer Fall enthaltenen Hinwei- se auf Nylonfäden, Tixo-Streifen, Gummiknüppel u. a. nur aufzeigen sollten, wie derartige Erscheinun- gen, von denen im Buch die Rede ist, manipuliert werden könn- ten, daß aber nicht behauptet wur- de, der Verfasser habe die Ursa- chen über die Ereignisse in der Kanzlei des Klägers geklärt". Zu- gleich haben sich Allan und der Verlag verpflichtet, das Buch nur mit einem Widerruf dieser unwah- ren Behauptungen über angebliche Manipulationen, und zwar durch ein in das Buch einzuklebendes Beiblatt, zu verbreiten.

Vorstehende Gegendarstellung zu der in dem Artikel aufgestellten Be-

hauptung, wonach Allan die Ge- schehnisse in meiner Kanzlei als Manipulationen aufgezeigt habe, wurde vom Unterzeichneten als Betroffener dieser Geschehnisse verlangt.

Sigmund Adam Rechtsanwalt 82 Rosenheim Königstraße 13

Schlußwort

Ein Silberstreif erscheint am Hori- zont: die Kritiker des „Übersinnli- chen" sind offenbar nicht mehr tot- zuschweigen. Wird es gelingen, die Okkultisten aus ihren Schmollwin- keln in das helle Licht wissen- schaftlicher Diskussion zu locken?

Dorthin, wo nur die harten Tatsa- chen zählen? Mit bloßen affektiven Deklamationen oder gar politi- schen Verdächtigungen ist ja nie- mandem gedient, am allerwenig- sten der um ihre Existenz ringen- den Parapsychologie. Wir erinnern uns: „Die Beweislast für die para- psychischen Tatsachen trifft die Ok- kultisten" (Hellwig, Okkultismus und Wissenschaft, Seite 7). Be- schimpfungen allein können die noch immer vermißten Beweise nicht liefern. Ebensowenig vermag

„das wiederholte Hersagen vom gelungenen Beweis" den Beweis selbst zu ersetzen (Schäfer, Der kriminelle Aberglaube in der Ge- genwart, Seite 75). Welch holdes Vertrauen zu Nobelpreisträgern und anderen offenbar niemals ir- renden Autoritäten! Das ist aber gerade das Gegenteil naturwissen- schaftlichen Denkens. Auf diese Art „forschte" das Mittelalter nach

„Hexen" und „Dämonen": „Sol- ches zu leugnen ist ein Zeichen von Dummheit, denn was vielen richtig scheint, kann doch nicht schlechterdings irrig sein", so steht es schon im „Hexenhammer"

(Pars I, Quaestio 3). Die Folgen sind bekannt.

Zu den harten Tatsachen!

„Wunder"-Heiler Tony Agpaoa wurde 1971 als betrügerischer Ta- schenspieler entlarvt, wie er mit Plastikmaterial und rotem Farbstoff Tumoren, Blut und Schrunden vor-

gaukelte (Lempke, Der Heiland mit den flinken Fingern, „Stern" vom 11. Juli 1971, Seite 24 bis 32). Man fragt sich, wieso eigentlich unsere Chirurgen immer noch mühsam ihre Kunst erlernen und ausüben, wenn doch Tony ohne jede Vorbil- dung, bloß mit Geist und Hand, die Bäuche öffnet und „den Krebs her- ausholt"?

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Heft 42 vom 17. Oktober 1974

DEUTSCHES ÄRZTE BLATT

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