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Archiv "Indien: Arbeitslose Ärzte" (02.02.1978)

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BLÜTENLESE

Ur-Ahn in Fernost

Nicht nur bei unseren Mao- isten ist China „in". Denken wir unter den vielen -isten an unse- re Anästhesisten, die eifrig nach Fernost schauen. Nun hat eine gewisse Sorte von Psycho- therapeuten - die Leute mit dem „Urschrei" - ihren Urahn in China entdeckt:

Die fernöstliche Philosophie hat die annehmliche Eigen- schaft, sich vom Heidegger-Stil zu unterscheiden. Ihren Tief- sinn bringt sie in schlichten Ge- schichten. So heißt es in einem rund 2000 Jahre alten Mythen- buch: ein Gewürzhändler aus Peking wollte den Süden des großen Reiches erschließen.

Als nach endlosen Tagesmär- schen unser Händler in der er- sten Siedlung des Südens ein- traf, erlebte er Schreckenerre- gendes; oder besser: ihn dünk- te es so. Fast alle Einwoh- ner des Dorfes wälzten sich schweißüberströmt im Straßen- staub und schrien sich wie Irr- sinnige an. Den Mann aus der Mitte des Reiches, wo Selbstbe- herrschung und höfliche Um- gangsformen oberstes Gesetz waren, schauderte es. Beherzt und höflich, wie er war, bot er unter vielen Verbeugungen sei- ne vermittelnde Hilfe dem wü- sten Haufen an. Noch keuchend von dem fürchterlichen Getüm- mel trat der Dorfälteste freund-

lich auf ihn zu: „Fremdling, wir bedürfen deiner dicken Güte nicht. Wir haben soeben uns al- le Nöte und Ängste von der Seele geschrien." Und wirklich, der Handelsmann bemerkte, daß die Menschen, die kurz zu- vor noch wie Berserker brüll- ten, wundersam ruhig gewor- den waren und ein seltsam friedliches Leuchten in den Au- gen hatten. Das stimmte ihn nachdenklich. Nach Hause zu- rückgekehrt, berichtete er sei- nen Landsleuten von seinem merkwürdigen Erlebnis.

Nun waren die Chinesen auch damals schon ein altes Kultur- volk: das heißt, sie waren wie alle wissenschaftlich veranlag- ten Menschen sehr neugierig und hielten vieles, was sie nicht kannten, für möglich. Man be- schloß einen Kontrollversuch.

Man wälzte sich gleichfalls im Straßendreck, brüllte in die Ge- gend und schwitzte dabei wie die Bullen. Dann geschah etwas Unvorhergesehenes. Wie auf ein Kommando hielt man plötz- lich inne, schaute sich verdutzt an und begann, schallend zu lachen. Dieses wilde Theater kam allen doch zu komisch vor.

Aber jetzt setzte sie etwas Neu- es in Erstaunen. Sie fühlten sich auf seltsame Art erleichtert und befreit, obwohl sie den

„Urschrei" der Leute aus dem Süden in ein ebenso uriges, ho- merisches Gelächter umfunk- tioniert hatten. Durrak Die Information:

Bericht und Meinung AUS ALLER WELT

ÖSTERREICH

Rezeptgebühren erhöht

Auf das Zweieinhalbfache sind in Österreich seit dem 1. Januar 1978 die Rezeptgebühren in der gesetz- lichen Krankenversicherung ge- stiegen - von 6 auf 15 Schilling.

Dieser Betrag muß für jede einzel- ne Packung entrichtet werden, die vom Arzt auf einem Krankenkas- senrezept verschrieben ist. Die

österreichischen Apotheker haben in einer Pressemitteilung betont, daß sie von dieser Gebühr nichts haben - in Österreich ist sie ein durchlaufender Posten, denn die Apotheken leiten die Einnahmen an die Krankenkassen weiter.

Gleichzeitig trat eine von der Re- gierung verordnete Senkung der Apotheken- und Großhandels- spannen in Kraft, wodurch die Ab- gabepreise um zwischen 1,8 und 4,5 Prozent sanken. app

SCHWEDEN

Schwangerschaftsurlaub für Väter

Im sozialen „Musterland" Schwe- den steht bei Entbindungen nicht nur Müttern, sondern auch Vätern ein „Schwangerschaftsurlaub"

von 10 Tagen zur Betreuung älte- rer Kinder zu. Nach der Geburt kann auch der Vater seine Arbeit zwischenzeitlich aufgeben und bis zu sieben Monate lang Elterngeld beziehen, das 90 Prozent des Ein- kommensausfalls ersetzt. Ein jetzt vorgelegter Regierungsentwurf sieht vor, die Elternversicherung auf neun Monate zu verlängern.

Bislang machten allerdings nur zehn Prozent der Väter von den Vaterschutzleistungen Gebrauch.

Das Reichsversicherungsamt in Stockholm veröffentlichte kürzlich eine Statistik, die die „Effizienz"

des verstaatlichten Systems ver- deutlicht: 1975 zahlten die Versi- cherungen je Stunde und beamte- ten Zahnarzt 185 Kronen, um als

„Gegenleistung" einen Umsatz von 144 Kronen je Stunde zu kas- sieren. Der Steuerzahler muß also für jeden beamteten Zahnarzt stündlich 41 Kronen zuschießen.

Der Stundenumsatz der privaten Zahnärzte betrug nach den zuletzt verfügbaren Zahlen 159 Schwe- denkronen. DÄ

INDIEN

Arbeitslose Ärzte

Obwohl in Indien ein relativer Ärz- temangel herrscht - nach den letz- ten zur Verfügung stehenden Zäh- lungsergebnissen bestand 1972 eine Arztdichte von 1:4620 Ein- wohnern -, befürchtet man Ar- beitslosigkeit unter den Ärzten.

Der Präsident des Medical Council of India, Prof. Sinha, schätzt, daß im Jahre 1980 etwa 14 000 Ärzte arbeitslos sein werden. Zur Zeit stehen dem ärztlichen „Arbeits- markt" jährlich etwa 12 000 neu- approbierte Jungärzte zur Verfü-

224 Heft 5 vom 2. Februar 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Die Information:

Bericht und Meinung PRESSESTIMMEN

gung, von denen jedoch jährlich rund 3000 auswandern, meist nach Kanada und in die USA. Die Einführung eines „Pflichtdien- stes" auf dem Lande für junge Ärz- te ist bisher gescheitert. Das Land kann die theoretisch zur Verfü- gung stehenden jungen Ärzte ein- fach nicht bezahlen: Anfangsge- hälter im Krankenhaus liegen un- ter 100 DM im Monat, wobei es nur gelegentlich auch freie Kost gibt. bt

VEREINIGTE STAATEN

Beitragserhöhung für die Altersversorgung

Beide Häuser des amerikanischen Kongresses haben Ende 1977 mit großer Mehrheit erhebliche Bei- tragserhöhungen für die Altersver- sorgung beschlossen. Im Fiskal- jahr 1977 lag das Defizit der So- zialversicherung bei 5,6 Milliarden Dollar; seine Reserven beliefen sich auf 46,1 Milliarden Dollar. Es ließ sich errechnen, daß die Reser- ven bereits in den frühen achtziger Jahren aufgebraucht sein würden.

Nach dem neuen Gesetz werden nunmehr sowohl die Beitragsbe- messungsgrenzen wie auch die Prozentsätze stärker angehoben werden, als es bisher vorgesehen war. Zur Zeit liegt die Beitragsbe- messungsgrenze bei 16 500 Dollar im Jahr; Arbeitgeber und Arbeit- nehmer bezahlen jeweils 5,85 Pro- zent. 1979 soll die Beitragsbemes- sungsgrenze 22 900 Dollar, der Beitrag je 6,31 Prozent betragen, 1987 sogar 42 600 Dollar und 7,15 Prozent.

Man erwartet bis 1981 Mehrein- nahmen von fast 20 Milliarden Dol- lar pro Jahr — dies ist etwa der gleiche Betrag, der den US-Bür- gern durch die von Präsident Car- ter vorgeschlagenen Steuersen- kungen erspart werden soll. In den USA findet also eine Kostenver- schiebung zwischen der Sozial- versicherung und der Staatskasse statt. bt

Hamburger Praxisklinik Mümmelmannsberg ist eröffnet worden

„Die erste Praxisklinik im Bundes- gebiet wird in Mümmelmannsberg

OH"

eröffnet. Im Ärztehaus sind 12 Arztpraxen und modernste OP- Räume für leichte und mittel- schwere Operationen. Insgesamt arbeiten dort 15 Ärzte, frühere Kli- nik-Oberärzte im Alter von 32 bis 35 Jahren. Dieses junge Team will beweisen, daß die Klinik-Praxis- Kombination billiger und effektiver als das herkömmliche Gesund- heitssystem arbeitet." üst

Modellversuch

„In Hamburg ist eine neuartige ,Praxisklinik` ihrer Bestimmung übergeben worden. Die 82-Betten- Station, die einem Ärztehaus mit 15 Praxen verschiedener Diszipli- nen angeschlossen ist, wird vom Bundesarbeitsministerium mit 6,4 Millionen DM als Modellprojekt gefördert. An den Einweihungsfei- erlichkeiten hatte ursprünglich Bundeskanzler Schmidt teilneh-

KielerNachrichten

men wollen, in dessen Wahlkreis die neue Klinik steht. Wegen der Abhöraffäre um Franz Josef Strauß konnte der Kanzler jedoch nicht nach Hamburg kommen. Die Staatssekretärin vom Bundesar- beitsministerium, Anke Fuchs, er- klärte, die Regierung hoffe, daß die finanzielle Unterstützung von den Ärzten durch Mitarbeit bei der weiter notwendigen Kostendämp- fung im Gesundheitswesen erwi- dert werde. Die in der Rechtsform einer Kommanditgesellschaft ge- führte Privatklinik wird von einer

Kommission aus Vertretern der Kassenärzte, der Hamburger Ge- sundheitsbehörde und der Kran- kenkassen regelmäßig kontrolliert.

Nach drei Jahren soll die Kommis- sion darüber entscheiden, ob das Modell erfolgreich und kosten- günstig gearbeitet hat. Sollte die- ses Votum negativ ausfallen, so müßten die 6,4 Millionen DM an das Bundesarbeitsministerium zu- rückgezahlt werden." dpa

„Ideologische Scheuklappen"

„Für eine sinnvolle Öffnung der Krankenhäuser auch für die ambu- lante medizinische Versorgung sprach sich gestern Hamburgs Ge- sundheitssenatorin Helga Elstner (SPD) anläßlich der Eröffnung der neuen Praxisklinik in Mümmel- mannsberg über das Projekt aus.

Die Behörde habe bei ihrem Ein- satz für die private Praxisklinik alle ,ideologischen Scheuklappen' fal-

lenlassen, unterstrich die Senato- rin. ,Jetzt erwarten wir auf der an- deren Seite, daß der Träger dieser Einrichtung, die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg, entspre- chende Versuche im Kranken- hausbereich unterstützt."

Sinnvolle Kostendämpfung

„Die ,Modell-Praxisklinik` mit 82 Betten im Hamburger Trabanten-

HAMBURGER MORGENPOST

stadtteil Mümmelmannsberg ist offiziell eröffnet. Der Vorsitzende der Hamburger Kassenärztlichen Vereinigung, Dr. Jens Döring, zeigte sich in seiner Eröffnungs-

ansprache zuversichtlich — die neue Klinik werde beweisen, daß ,eine sinnvolle Kostendämpfung

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 5 vom 2. Februar 1978 225

Referenzen

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