A 8 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 1–2|
7. Januar 2010MEDIZINISCHE VERSORGUNG IN HEIMEN
Ärzte und Pflegeheime wollen stärker kooperieren
Die Bundesärztekammer und der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste haben ein gemeinsames Positionspapier mit Eckpunkten für eine bessere heimärztliche Versorgung vorgelegt.
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ie ärztliche Versorgung in Pflegeheimen ist besser als ihr Ruf. Das hat erst kürzlich der Pflegereport der Gmünder Ersatz- kasse gezeigt. Demnach werden Heimbewohner durchschnittlich ein- mal pro Quartal von einem Haus- arzt aufgesucht – und damit deut- lich häufiger als Pflegebedürftige, die zu Hause leben. Doch es gibt trotzdem Verbesserungsbedarf – insbesondere in der fachärztlichen Betreuung (dazu DÄ, Heft 17/2009). Die Bundesärztekammer (BÄK) und der Bundesverband pri- vater Anbieter sozialer Dienste (bpa) haben nun ein Positionspapier
erarbeitet, wie die Koopera - tion von niedergelassenen Ärzten und Heimen gestärkt werden kann.
„Es gibt keine generelle ärztliche Unterversorgung von Heimpatienten“, stellt Dr. med. Cornelia Goes- mann, Vizepräsidentin der BÄK, klar. Dennoch könne die Zusammenarbeit von nie- dergelassenen Haus- und Fachärzten mit den Pflege- kräften in den Heimen noch reibungsloser laufen. Ein zentraler Punkt sind für BÄK und bpa dabei verbindliche Absprachen. „Wenn die Hausärzte feste Visitentermi- ne vereinbaren, dann können die Pflegekräfte das besser einplanen, und es bleibt Zeit, sich auszutauschen“, erläu- tert Goesmann. Für die Hei- me sei es zudem vorteilhaft, wenn nicht alle Ärzte gleich- zeitig kämen, sondern die Besuche der Hausärzte auf die Woche verteilt würden.
Unter optimalen Bedingungen kön- ne an jedem Werktag ein Arzt im Haus sein. Notfälle könne jeweils der Arzt mitversorgen, der vor Ort sei. „So ließen sich viele unnötige Krankenhauseinweisungen vermei- den“, betont die Allgemeinmedizi- nerin. Außerdem würde die Präsenz der Hausärzte im Pflegeheim auf ein notwendiges Maß beschränkt.
Denkbar seien auch gemeinsame Regelungen für die Wochenenden und eine Rufbereitschaft.
Das Papier „Kooperation in der heimärztlichen Versorgung – Eck- punkte zur Verbesserung der Zu- sammenarbeit zwischen Ärzten und
Pflegeheimen“ enthält aber auch ei- ne Reihe von Vorschlägen, wie man die fachärztliche Versorgung besser organisieren kann. BÄK und bpa sprechen sich dafür aus, dass Heim- bewohner – sofern es ihr Gesund- heitszustand zulässt – die Fachärzte in deren Praxen aufsuchen. Eine adäquate fachärztliche Behandlung sei ohne eine entsprechende appara- tive Ausstattung oft nicht möglich.
Doch viele Heimbewohner sind da- mit überfordert, allein zum Arzt zu fahren. „Wir plädieren deshalb für begleitete Facharztbesuche. Das setzt aber genügend Personal in den Heimen voraus“, sagt Goesmann.
Unnötige Klinikeinweisungen verhindern
Ein weiteres Problem: Die Patien- ten müssen die Fahrt zu einer am- bulanten Behandlung oft aus eige- ner Tasche bezahlen. „Da verhalten sich die Krankenkassen sehr kurz- sichtig“, moniert die BÄK-Vizeprä- sidentin. Denn auch mit Facharzt- besuchen könnten Krankenhausauf- enthalte und damit verbundene Kosten vermieden werden.
Das Papier von BÄK und bpa be- fasst sich des weiteren mit der Fra- ge, wie die notwendigen Maßnah- men finanziert werden können. „Die Kassen müssen den zusätzlichen Aufwand entsprechend honorie- ren“, verlangt Goesmann. Die Ver- gütung solle außerhalb des Budgets erfolgen. Für sie kommen dabei vor allem Verträge zur Kooperation von Pflegeheimen und Niedergelasse- nen nach § 119 b SGB V infrage. ■ Dr. med. Birgit Hibbeler
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Das Positionspapier im Internet:www.aerzteblatt.de/108 Gemeinsame
Visiten von Ärzten und Pflegekräften erleichtern für alle die Arbeit. In vielen Heimen finden sie aber nicht statt.
Foto: Superbild