A 926 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 18|
4. Mai 2012 beim Einsatz von Aliskiren in Kom-bination mit ACE-Hemmern oder ARB nachgewiesen, allerdings wurden nur Studien eingeschlossen, in denen unerwünschte Wirkungen keine Endpunkte waren.
Aufgrund vorläufiger Ergebnisse der ALTITUDE-Studie hat die Eu- ropäische Arzneimittelbehörde eine Überprüfung des Nutzen-Risiko- Profils von Aliskiren bei Kombina- tion mit ACE-Hemmern oder ARB begonnen. Die Fachinformation des Präparates wurde inzwischen da- hingehend aktualisiert, dass der Re- nin-Hemmer nun in Kombination mit ACE-Hemmern oder ARB bei
Patienten mit Diabetes mellitus (Typ 1 oder 2) oder mit Nierenfunk- tionsstörungen kontraindiziert ist und dass die Kombination bei allen anderen Patienten nicht empfohlen wird. Dr. rer. nat. Susanne Heinzl 1. Harel Z, et al.: The effect of combination
treatment with aliskiren and blockers of the renin-angiotensin system on hyperkalemia and acute kidney injury: systematic review and meta-analysis. BMJ 2012; 344: e42.
2. Rote-Hand-Brief zu Aliskiren-haltigen Arznei- mitteln (Rasilez®, Rasilez HCT®, Rasilamlo®) http://www.dcgma.org/cms/index.php?opti on= com_acymailing&ctrl=url&urlid=113&
mailid=85&subid=6336&Itemid=435
* Ongoing Telmisartan alone and in combination with Ramipril global endpoint trial
Bei alkoholbedingter Lebererkran- kung sollten Patienten mindestens 6 Monate alkoholabstinent sein, bevor eine Transplantation erwogen wird (1). Schon in der Vergangen- heit gab es Hinweise darauf, dass eine frühe Transplantation für be- stimmte Patienten medizinisch auch dann von Vorteil sein kann, wenn die Voraussetzung einer 6-monatigen Abstinenz vor Anmel- dung auf die Warteliste nicht erfüllt ist. Die Diskussion über die Absti- nenzzeit wird durch eine aktuelle Studie neu entfacht (2).
Eine Gruppe von französischen und belgischen Transplantations- medizinern hat 26 Patienten mit Erstmanifestation einer schweren Alkoholhepatitis, die trotz Steroid- therapie eine sich rasch ver - schlechternde Leberfunktion hatten (Non-Responder ), aufgrund ihrer schlech ten Prognose ohne die übliche Ab stinenzphase von mindestens 6 Monaten auf die Warteliste für ein Organ gesetzt (3). Voraussetzung war, dass sie keine schwere Komor- bidität, ein stützendes soziales Um- feld und einen dokumentierten Wil- len zur Abstinenz hatten. Die Trans- plantationen erfolgten nach durch- schnittlich 13 Tagen Wartezeit. Die beiden Kontrollgruppen bestanden aus in Bezug auf Grunderkrankung, Alter, Geschlecht und sozioökono-
mischen Status gematchten Steroid- Respondern und Non-Respondern, die kein Organ erhalten hatten.
6 Monate nach Einschluss in die Studie lebten 85 Prozent der Ste- roid-Responder, 77 Prozent der früh transplantierten Non-Respon- der und 23 Prozent der Steroid- Non-Responder, denen keine neue Leber implantiert worden war.
6 Patienten waren in der Gruppe der Organempfänger perioperativ gestorben, darunter 5 infek tions - bedingt (vor allem Aspergillus).
ALKOHOLHEPATITIS
Frühe Transplantation kann das Überleben verlängern
GRAFIK
Kaplan-Meier-Kurven für das Überleben von 26 Leberempfängern und 26 gematchten Kontrollpatienten ohne Transplantat
Überleben (in %)
Beobachtungszeit (Monate) Patienten im Risiko
Transplantatempfänger Gematchte Kontrollen
Transplantatempfänger
gematchte Kontrollpatienten
modifiziert nach: N Engl J Med 2011; 365: 1790–800
Der Vorteil einer frühen Transplan- tation für das Überleben bestand auch nach 2 Jahren (Hazard Ratio 6,08; p < 0,001). 3 Patienten hatten ein Alkoholrezidiv, davon 2 nach 24 Monaten, ein weiterer zu einem späteren Zeitpunkt.
Fazit: In einer Studie bei Patienten mit alkoholischer Hepatitis, die auf Steroide nicht ansprachen, erhöhte eine frühe Lebertransplantation die Überlebensrate im Vergleich zu Ste- roid-Non-Respondern ohne Trans - plantat statistisch signifikant. Der Vorteil bestand auch noch nach 24 Monaten. „Die Daten dieser gut konzipierten Untersuchung weisen darauf hin, dass bei einer streng se- lektierten Gruppe von Patienten mit Erstmanifestation einer schweren Alkoholhepatitis die frühe Trans- plantation das Überleben deutlich verlängern kann“, kommentiert Prof. Dr. med. Thomas Seufferlein, Gastroenterologe an der Universi- tätsklinik Halle. „Über diese Option sollten wir nachdenken.“
Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze 1. Richtlinien für die Wartelistenführung und die Organvermittlung zur Lebertransplan- tation. Dtsch Arztebl 2011; 108(12):
662–73.
2. Early liver transplantation for severe alco- holic hepatitis. Letters to the Editor. NEJM 2012; 366: 477–9.
3. Mathurin Ph, et al.: Early liver transplanta- tion for severe alcoholic hepatitis. N Engl J Med 2011; 365: 1790–800.