Zur 'Fortbildung Aktuelle Medizin
nach Möglichkeiten zu suchen, Insu- lin synthetisch herzustellen. Hierbei bietet sich dann die Synthese von Humaninsulin an.
Die chemische Totalsynthese von Humaninsulin ist praktisch möglich.
An eine Insulinherstellung im indu- striellen Maßstab mit dieser Metho- de ist vorerst jedoch nicht zu den- ken, da die Herstellungskosten — zu- mindest derzeit — zu hoch sind.
Eine andere Situation liegt offen- sichtlich bei der Herstellung von In- sulin bakteriellen Ursprungs vor.
Nach Angaben der Eli Lilly Inc. kön- nen mit dieser Methode genügende Mengen von Humaninsulin herge- stellt werden, ohne daß es zu einer entscheidenden Kostensteigerung gegenüber dem Schweineinsulin kommt.
Semisynthetisches Insulin bietet in diesem Zusammenhang keine Vor- teile, da es aus extrahiertem Schweineinsulin hergestellt wird.
In zahlreichen Untersuchungen konnte bisher gezeigt werden, daß sich Humaninsulin in seiner biologi- schen Wirkung nicht wesentlich von Schweineinsulin unterscheidet. Die in einigen Arbeiten festgestellte bes- sere Wirksamkeit von Humaninsulin bedarf weiterer Nachprüfung. Dar- über hinaus muß erwähnt werden, daß in den bislang vorliegenden Un- tersuchungen nur Kurzzeiteffekte untersucht wurden; außerdem lie- gen kaum Ergebnisse mit Depot-Hu- maninsulin vor.
Durch die Einführung der hochge- reinigten Insuline vor einigen Jahren bekamen immunologische Proble- me (lokale Allergie, systemische Re- aktionen) bei der Behandlung von Diabetikern Seltenheitswert. Ebenso stellt die Insulinlipodystrophie heute nur noch in Ausnahmen ein Problem dar.
Aus dieser Sicht sind vom Humanin- sulin kaum noch Fortschritte zu er- warten. Allerdings sollte die primäre Anwendung von Humaninsulin theo- retisch jegliche humorale und zellu- läre Abwehrreaktion ausschließen.
Weitere Untersuchungen werden er- geben, ob sich diese Erwartung er- füllen wird. Es ist zumindest denk- bar, daß auch Humaninsulin zum Beispiel durch Lagerung oder sub- kutane Injektion in seiner Pro- teinstruktur verändert wird und auf diese Weise immunogen wirken kann.
Abschließend kann festgestellt wer- den, daß in nächster Zukunft Humaninsulin zur Behandlung des Diabetes mellitus zur Verfügung ste- hen wird. Dieses Insulin wird in seiner Wirkung hochgereinigtem Schweineinsulin zumindest eben- bürtig, wenn nicht überlegen sein.
Immunologische Nebenreaktionen werden möglicherweise vollständig vermieden werden können. Der Ein- satz dieses Humaninsulins in der Therapie wird nicht zuletzt eine Ko- stenfrage sein.
Die Entwicklung des Humaninsulins darf jedoch nicht darüber hinweg- täuschen, daß damit das Grundpro- blem der Diabetestherapie — die Er- zielung der Normoglykämie — in kei- ner Weise beeinflußt werden wird.
Die subkutane Therapie mit Alt- und Depot-Humaninsulin wird mit aller Wahrscheinlichkeit beim einzelnen Patienten zu keiner Verbesserung der Blutzuckereinstellung führen.
Wie die Fortschritte der letzten Jah- re gezeigt haben, gelingt dies nur mit einer der Physiologie der Insulin- sekretion angepaßten Insulininfu- sion (künstliches Pankreas, tragbare Insulininfusionspumpen. Zu diesem Thema wird das DEUTSCHE ÄRZTE-
BLATT im Rahmen der Diabetes-Se- rie eine eigene Arbeit veröffentli- chen.
Literatur
Skyler, J. S.; Raptis, S. (Eds.): Symposium an Biosynthetic Human Insulin, Diabetes Care 4 (1981) 139-264
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Wolfgang Kerner Abteilung für Innere Medizin I Universität Ulm
Steinhövelstraße 9 7900 Ulm/Donau
Herz-Lungen-
Transplantation bei Patienten mit
pulmonalvaskulären Erkrankungen
Bei drei Patienten im Terminalsta- dium einer pulmonal-vaskulären Er- krankung wurden eine Transplanta- tion von Herz und beiden Lungen durchgeführt.
Beim ersten Patienten, einer 45jähri- gen Frau mit primär pulmonaler Hy- pertonie, wurde nach erfolgreicher Operation eine akute Abstoßungsre- aktion festgestellt (im ersten Monat nach Operation). Die Abstoßung im- ponierte klinisch als interstitielles Lungenödem und wurde histolo- gisch aus der Endomyokardbiopsie diagnostiziert. Sie wurde erfolgreich mit Cyclosporin A, Azathioprin, Cor- tison und Antihuman-Thymozyten- globulin behandelt. Der zweite Pa- tient, ein 30jähriger Mann, wurde bei Eisenmenger-Syndrom wegen Vor- hof- und Ventrikelseptumdefekts operiert. Er zeigte keine Absto- ßungsreaktion (normale Endomyo- kardbiopsien). Der dritte Patient, ei- ne 29jährige Frau mit Transposition der großen Gefäße und zusätzlichen Defekten starb 4 Tage nach der Ope- ration an renalen und pulmonalen Komplikationen. Der Erfolg der Ope- ration in 2 von 3 Fällen wird mit der Erfahrung der Herz-Lungen-Trans- plantation bei Primaten, der Anwen- dung von Cyclosporin A und den Vorteilen der relativ einfachen Ope- rationstechnik begründet. Eine sol- che Operation kommt nur bei Termi- nalstadien von pulmonalvaskulären Erkrankungen in Frage.
Die beiden erfolgreich operierten Patienten leben jetzt seit 8 und 10 Monaten. Die immunsuppressive Therapie hatte nur minimale Neben-
wirkungen. Scha
Reitz, B. A.; Wallwork, J. L.; Hunt, S. A.; Pen- nock, J. L.; Billigham, M. E.; Oyer, P. E.; Stin- son, E. B.; Shumway, N. E.: Heart-lung trans- plantation. Successful therapy for Patients with pulmonary vascular disease, New. Engl. J.
Med. 306 (1982) 557. Department of Cardiovas- cular Surgery, Stanford University School of Medicine, Stanford, California, U.S.A.
FÜR SIE GELESEN
Humaninsulin
30 Heft 26 vom 2. Juli 1982 79. Jahrgang