DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT I
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sundheitsschutzes", die alle geplan- ten Reformen bis zum Jahre 2000 vorzeichnen (Prawda vom 27. No- vember 1987). Mehr Leistung for- dert das Dokument, mehr Qualität, Kontrolle, Effektivität und Effizienz
— wie bisher. Dafür verspricht es — später einmal — mehr Selbständig- keit, Vertrauen und Lohn für das Fachpersonal und mehr (verordne- te) Gesundheit in einer gesunden Welt für die Bürger. Die Absichtser- klärungen in allen Bereichen — von der besseren Altenpflege bis zur aus- reichenden Produktion von Compu- ter-Tomographien — sind gigantisch, ihre Kosten unabsehbar. Bisher schon war das Gesundheitswesen mit vier Prozent Anteil (16 bis 18 Milliarden Rubel) am Staatshaushalt nicht ausgekommen, weil es sich nach dem „Rest-Prinzip" (Gorba- tschow) mit dem begnügen mußte, was andere, wichtigere Ressorts üb- riggelassen hatten. Und das Gesund- heitswesen ist ja nur ein kleiner Be- reich in den Umgestaltungen und Erneuerungen der gesamten Volks- wirtschaft.
Trotzdem kann ein Teil der an- gekündigten Reformen wahrschein- lich verwirklicht werden. Ein Zu- rück zum status quo ante gibt es oh- nehin nicht mehr, nachdem offen- sichtlich geworden ist, daß das be- stehende Gesundheitssystem für die Bedürfnisse der dreißiger und vierzi- ger Jahre konstruiert worden war, aber nicht für eine moderne Indu- striegesellschaft. Daß aber die Um- gestaltung des Gesundheitsdienstes und das dafür erforderliche radikale Umdenken so gründlich ausfallen werden, wie Tschasow und der Mini- sterrat ankündigen, noch dazu in nur wenigen Jahren, ist kaum anzuneh- men. Die finanziellen, materiellen und technischen Probleme sind enorm. Daneben sollten die innere Opposition, die Trägheit und der liebgewordene Schlendrian, nicht unterschätzt werden.
Anschrift des Verfassers:
Univ.-Prof. Dr. med.
H. Müller-Dietz Osteuropa-Institut der Freien Universität Garystraße 55 1000 Berlin 33
AIDS-Forschung auf hohem Niveau
Nach ausführlichem Meinungs- austausch mit dem Amerikaner Ro- bert Gallo erläuterte Bundesgesund- heitsministerin Rita Süssmuth auf ei- ner Pressekonferenz am 21. März in Bonn den Stand der AIDS-For- schung und Epidemiologie in der Bundesrepublik. Im internationalen Vergleich habe die bundesdeutsche Forschung ein beachtliches Niveau erreicht, so die Ministerin. Neben anderen Forschungsschwerpunkten halte sie die „Erforschung der psy- chischen Einflüsse auf das Körper- geschehen, des sozialen Umfeldes und der gesellschaftlichen Auswir- kungen" für besonders bedeutend.
Die Zahl der von der Bundesre- gierung geförderten Forschungsvor- haben sei sprunghaft angestiegen:
Waren es 1985 noch zwölf, so wer- den heute vom Nationalen AIDS- Zentrum in Berlin 70 solcher Vorha- ben mit einem Gesamtvolumen von rund 40 Millionen DM betreut. Dar- über hinaus, so die Gesundheitsmi-
Herz-Lungen-Wieder- belebung für Laien
Ein Kursprogramm in Herz- Lungen-Wiederbelebung (HLW) hat der Malteser Hilfsdienst (MHD) bundesweit gestartet. Ab sofort ste- hen rund 2000 Ausbilder des MHD bereit, um möglichst viele Menschen in der Herz-Lungen-Wiederbele- bung zu unterrichten.
Auf einer Pressekonferenz am 17. März in Köln erklärte General- sekretär Johannes Freiherr Heere- man, es sei besonders wichtig, die Bevölkerung von der Notwendigkeit zu überzeugen, diese lebensrettende Technik zu erlernen. Von den etwa 90 000 plötzlichen Herztoten pro Jahr in der Bundesrepublik könn- ten, so Heereman, sehr viele geret- tet werden, wenn es gelänge, die HLW-Technik nicht nur wie bisher bestimmten Zielgruppen, sondern der breiten Bevölkerung beizubrin- gen. Die fünf Minuten, die nach ei-
nisterin, werde intensiv innerhalb der regulären Etats von Hochschul- instituten, Kliniken und Forschungs- einrichtungen geforscht.
Dennoch müsse die Forschung weiter ausgebaut und forciert voran- getrieben werden. Ein Verbundpro- jekt, in dem elf verschiedene For- schungseinrichtungen und Kliniken seit Februar in München zusammen=
arbeiten, wurde von Frau Süssmuth in diesem Zusammenhang ausdrück- lich begrüßt. Sie forderte die phar- mazeutische Industrie auf, zu ähn- licher Kooperation zusammenzufin- den.
Zum Thema der internationalen Zusammenarbeit hob die Ministerin besonders die Kooperation inner- halb der EG hervor: Hier soll eine bereits im Aufbau befindliche zen- trale Einrichtung zur Erfassung, Auswertung und Weitergabe epide- miologischer Daten (EURAIDS) ausgeweitet und über die EG hinaus in ganz Europa eingerichtet werden.
Daneben sei die bilaterale Koopera- tion zwischen der Bundesrepublik und den Vereinigten Staaten von be- sonderer Bedeutung. öck
nem plötzlichen Herzstillstand ver- bleiben, um das Leben des Sterben- den zu retten, seien in der Regel zu kurz für eine rechtzeitige Hilfe durch den Rettungsdienst.
Die HLW-Ausbildung soll zu- nächst als Ergänzung zur Ausbil- dung in Erster Hilfe in Kursen von drei Doppelstunden angeboten wer- den. Für das nächste Jahr ist ge- plant, die Ausbildung in Erster Hilfe zu aktualisieren und die Herz-Lun- gen-Wiederbelebung darin einzu- gliedern.
Das Programm des MHD wird von der Bundesärztekammer prinzi- piell begrüßt. Schon bald aber, so Dr.
med. Peter Knuth von der BÄK, wer- de der im Februar neugegründete Ge- meinsame Beirat für Erste Hilfe und Wiederbelebung einheitliche medizi- nische Richtlinien für die Ausbildung in der Wiederbelebung erarbeiten.
Diese Richtlinien müsse der MHD, der an der Arbeit des Beirates betei- ligt ist, dann auf sein Kursprogramm anwenden. öck A-1258 (34) Dt. Ärztebl. 85, Heft 18, 5. Mai 1988