• Keine Ergebnisse gefunden

Die Behandlung mitnichtsteroidalen Antirheumatikain der Post-Rofecoxib-Ära

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die Behandlung mitnichtsteroidalen Antirheumatikain der Post-Rofecoxib-Ära"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

330

ARS MEDICI 7 ■ 2006 F O R T B I L D U N G

Ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung mit nichtselektiven Antirheumatika ist die Risiko- reduktion für gastrointestinale Komplikatio- nen. Dieser hat nach dem Rückzug der selekti- ven Cyclooxygenase-2-Inhibitoren (COX-2-Hem- mer) Rofecoxib und Valdecoxib infolge ihres erhöhten kardiovaskulären Risikoprofils noch an Wichtigkeit gewonnen. Die Abwägung des individuellen Nutzen/Risikoprofils bei der Therapie mit COX-2-Hemmern und NSAR gehört daher zu den aktuellen und grossen klinischen Herausforderungen.

M E D S C A P E

Mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) assoziierte gastro- intestinale Komplikationen sind die häufigste Ursache für Hos- pitalisationen aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkun- gen. Ursächlich dafür ist die systemische Wirkung der Prosta- glandininhibition, die häufig bereits bei einer niedrigen NSAR-Dosierung auftritt. Sie führt zu einer verminderten Thrombozytenaggregation und erhöht das Risiko für eine gas- trointestinale Blutung. Endoskopische Studien haben gezeigt, dass zwischen 15 und 30 Prozent der Patienten mit NSAR-The- rapie ein Magen- oder Duodenalulkus entwickeln, 4 bis 12 Pro- zent leiden an dyspeptischen Beschwerden. Zwar ist die Dys- pepsie kein zuverlässiger Prädiktor für das Auftreten ernster gastrointestinaler Komplikationen, sie führt aber in vielen Fällen zum Behandlungsabbruch.

Die weite Verbreitung und steigende Einnahme, insbesondere auch nicht verschreibungspflichtiger NSAR, vergrössert das Risiko für schwere gastrointestinale Komplikationen wie Blu- tungen oder Perforationen. Das individuelle Risiko wird durch verschiedene Faktoren wie Lebensalter, Komedikationen und Begleiterkrankungen bestimmt (Tabelle 1). Nach wie vor kon- trovers diskutiert wird indes die Rolle der Helicobacter-pylori- Infektion. Das Vorhandensein von Helicobacter pylori bei gleichzeitiger NSAR-Therapie scheint aber das Risiko für eine gastrointestinale Komplikation zusätzlich zu erhöhen. Bei Risi- kopatienten wird aus diesem Grunde eine Eradikationstherapie empfohlen.

Vergleichbare Wirkung von traditionellen NSAR und Coxiben

Eine klinisch relevante Reduktion von Komplikationen im obe- ren Magen-Darm-Trakt konnte durch die Therapie mit COX-2- Hemmern erreicht werden, weshalb diese Substanzen gerne bei Risikopatienten eingesetzt wurden. Die erste grosse Studie, die diesen Vorteil gegenüber nichtselektiven NSAR bestätigte, war

Die Behandlung mit

nichtsteroidalen Antirheumatika in der Post-Rofecoxib-Ära

■ Die systemische Wirkung der Prostaglandininhibition tritt häufig bereits bei einer niedrigen NSAR- Dosierung auf.

■ Die Unsicherheit gegenüber den selektiven COX-2- Hemmern hat zu einem vermehrten Einsatz nicht- selektiver NSAR geführt. Um das gastrointestinale Risiko einer solchen Therapie zu reduzieren, emp- fiehlt sich die Kombination mit einem entsprechen- den Magenschutz.

■■

■ Für die wirksame Behandlung der häufig auftreten- den NSAR-assoziierten Refluxkrankheit (GERD) und zur Ulkusprophylaxe eignet sich in erster Linie der Einsatz von Protonenpumpenhemmern.

M M M

M e e e e rr rr k k k k ss ss ä ä ä ä tt tt zz zz e e e e

In U O M

(2)

die VIGOR-Studie, bei der die beiden Substanzen Rofecoxib (Vioxx®) und Naproxen (z.B. Proxen® u. Generika) miteinander verglichen wurden. Das Ergebnis wurde durch die CLASS-Stu- die mit Celecoxib (Celebrex®) und durch Untersuchungen zu den neueren Coxiben Valdecoxib (Bextra®) sowie den bisher in der Schweiz nicht zugelassenen Lumiracoxib und Etoricoxib bestätigt.

In allen Vergleichsstudien war die Wirkung der COX-2-Hemmer und der nichtselektiven NSAR äquivalent, was bedeutet, dass die COX-2-Hemmer diesbezüglich eine vergleichbare Alterna- tive darstellen. Um den gastroprotektiven Effekt zu erhalten, muss eine gleichzeitige Anwendung von COX-2-Hemmern und nichtselektiven NSAR vermieden werden. Kombinationen, wie sie im Rahmen einer kardiovaskulären Sekundärprophylaxe mit Aspirin vorkommen, führen zu einem substanziellen, wenn nicht kompletten Verlust des Magenschutzes.

Das erhöhte Auftreten kardiovaskulärer Nebenwirkungen, in deren Folge es schliesslich zum Rückzug von zwei von drei Coxiben kam, hat zu der Hypothese geführt, dass es durch die selektive COX-2-Inhibition zu einer Störung des Prostazyklin/

Thromboxan-Gleichgewichts kommt, die zu einer erhöhten Gerinnungsbereitschaft des Blutes führt. Erste Hinweise auf ein erhöhtes Risiko fanden sich ebenfalls in der VIGOR-Studie, bei der im Rofecoxib-Arm signifikant mehr Myokardinfarkte auf- traten als im Naproxen-Arm. Hier muss hinzugefügt werden, dass der Grossteil dieser Komplikationen bei Patienten auftrat, die ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko aufwiesen. Dem- gegenüber war die Ereignisrate bei Patienten ohne diese Risikofaktoren in beiden Gruppen vergleichbar.

Verlässlicher Säureschutz mit Protonenpumpenhemmern

Die Unsicherheit gegenüber den selektiven COX-2-Hemmern hat zu einem vermehrten Einsatz nichtselektiver NSAR geführt.

Um das gastrointestinale Risiko einer solchen Therapie zu reduzieren, empfiehlt sich die Kombination mit einem ent- sprechenden Magenschutz. Für die wirksame Behandlung der unter NSAR-Therapie häufig auftretenden gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) wird die Kombination mit Protonen- pumpenhemmern (PPI) empfohlen. Diese garantieren eine adäquate Kontrolle des Magen-pH und sind auch sicher im Hinblick auf eine Langzeittherapie.

Für die Heilung von gastointestinalen Ulzerationen oder auch zur Rückfallprophylaxe eignet sich neben der Therapie mit PPI auch der Einsatz des Prostaglandin-Analogums Misoprostol (Cytotec®). Die mehrmalige tägliche Einnahme und die uner- wünschten Wirkungen wie Diarrhö haben sich aber als Nach- teil dieser Behandlung erwiesen, die zu häufigen Therapie-

332

ARS MEDICI 7 ■2006

Tabelle 2:

Richtlinien für die NSAR-Therapie und Ulkusprophylaxe

Kein/niedriges NSAR-assoziiertes Bekanntes NSAR-assoziiertes gastrointestinales Risiko gastrointestinales Risiko Kein kardiovaskuläres Risiko Traditionelles NSAR Coxib

bekannt (keine ASS)

odertraditionelles NSAR plusPPI oderalternative Schmerztherapie Bekanntes kardiovaskuläres Risiko Traditionelles NSAR* plus Traditionelles NSAR* plus (ASS erwägen)

gastroprotektive Therapie bei gastroprotektive Therapie (zwingend!) erhöhtem gastrointestinalem Risiko oderalternative Schmerztherapie oderalternative Schmerztherapie

*Ibuprofen sollte nur unter Vorsicht mit ASS kombiniert werden (Adaptiert nach Fendrick. Am J Manag Care. 2004; 10: 740-741)

Tabelle 1:

Risikofaktoren für gastrointestinale Komplikationen

Lebensalter > 75 Jahre

NSAR-Kombinationen (inkl. ASS)

Hohe NSAR-Dosierungen

Antikoagulanzientherapie

Kortikosteroidtherapie

Ulkusvorgeschichte

Begleiterkrankungen F O R T B I L D U N G F O R T B I L D U N G

(3)

F O R T B I L D U N G F O R T B I L D U N G

334

ARS MEDICI 7 ■2006

abbrüchen führt. Im Fall von Hochrisikopatienten empfehlen Experten auch den kombinierten Einsatz von COX-2-Hemmern und PPI. Zwischen den einzelnen PPI scheinen keine grossen klinischen Unterschiede zu bestehen.

Magenschutz grosszügiger einsetzen

Im «American Journal of Managed Care» wurden Richtlinien zur NSAR-Behandlung in der Post-Rofecoxib-Ära unter Berück- sichtigung von gastrointestinalem und kardiovaskulärem Risiko vorgeschlagen. Diese sind zwar nicht mit Empfehlung einer grösseren medizinischen Organisation publiziert wor- den, sie beinhalten aber eine sinnvolle Strategie zur Auswahl der richtigen Behandlung für Patienten, die einer NSAR-Thera- pie bedürfen (Tabelle 2).

Die Guidelines empfehlen, den Einsatz von COX-2-Hemmern bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren zu vermei- den. Demgegenüber können bei einem erhöhten Risiko für gastrointestinale Komplikationen entweder traditionelle NSAR

kombiniert mit einem PPI oder Coxibe verwendet werden (Tabelle 2).

Die Autoren beschliessen ihre Ausführungen mit der Feststel- lung, dass gastroprotektive Substanzen im Zusammenhang mit einer NSAR-Therapie zu zurückhaltend eingesetzt werden. ■

Regina Scharf E-Mail: regina.scharf@comcast.net

Quelle:

Mark Fendrick (School of Medicine, Professor of Health Management & Policy, School of Public Health, University of Michigan, Ann Arbor/USA) et al.: Gastrointestinal Mucosal Protection and Cardiovascular Risk – Contemporary Approach to Acid Reflux and Nonsteroidal Anti-Inflammatory Drug Therapy. Das Fortbildungsmodul ist im Internet einsehbar unter: www.medscape.com/viewarticle/511721_1 (Zugriff am 27.2.2006)

Interessenlage: Die Autoren deklarieren vielfältige Verbindungen zu pharmazeutischen Firmen mit Interessen auf dem in der Originalpubli- kation diskutierten Gebiet.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Studien wurden nur ausge- schlossen, wenn sie nicht randomisiert wa- ren, keine der fünf Präventionsstrategien im Vergleich mit nichtselektiven NSAR un- tersuchten, sich nur mit

Im Vergleich mit nichtbeschnittenen Frauen ergaben sich für geni- tal verstümmelte Frauen folgende Ergebnisse: Das Risiko für einen Kaiserschnitt, für postpartale Hämorrhagien,

Ernährungsinformationen für lesende Mütter werden vom For- schungsinstitut für Kinderernährung über die DGE angeboten (25) oder über populäre Zeitschriften, wie..

Auch ver- hält sich ein Alkoholabhängiger dem Arzt gegenüber vielfach nicht so, wie es dessen Erfahrungen und Erwar- tungen an einen Kranken entspricht... des Patienten in der

Ungefähr 25 Prozent der erwach- senen Bevölkerung nehmen entweder Aspirin oder nichtsteroidale Anti- rheumatika (NSAR) regelmäßig zu sich.. Die gewünschte Hemmung der

Das Ergebnis sei naheliegend und gelte nicht nur für Pflegekräfte, sondern auch für Ärzte und Apothe- ker: „In Deutschland gibt es im Un- terschied zu den untersuchten Län-

Gonarthrose (Ausarbeitung Heidelberg) Eingeschlossen werden über 40-jährige Gonarthrose-Patienten (Röntgenstadi- um Kellgren 2 oder 3) mit chronischen Knieschmerzen (gemäß den

Die Metaanalyse von randomisierten Studien (3) zeigte für alle untersuchten NSAR eine Erhöhung des relativen Risikos für obere GI-Komplikationen gegenüber Placebo, wobei sich