wogene Kost kümmern können;
Frauen, die an einer Eßstörung lei- den (Anorexie, Bulimie, Adipositas, Pica) oder denen eine Schwanger- schaft lästig ist (unerwünscht, zu jung); und solche, deren Nahrungsbe- darf besonders hoch ist, zum Beispiel bei Mehrlingsschwangerschaften (15);
und schließlich Frauen, die alkohol-, nikotin oder drogenabhängig sind.
Hier muß die Gewichtszunahme be- sonders sorgfältig überwacht werden, eine Ernährungsanamnese erhoben werden und in den meisten Fällen mit Supplementen, unter Umständen mit Multivitamin- und Mineralstoffsup- plementen, behandelt werden.
Vermittlung des Wissens und Wissensbedarf
In den Mutterschaftsrichtlinien in der Fassung vom 1. 4. 1995 werden zwar „ernährungsmedizinische Emp- fehlungen als Maßnahmen der Ge- sundheitsförderung“ genannt, insbe- sondere auf „eine ausreichende Jodzu- fuhr“ sei hinzuweisen. „Über die Emp- fehlungen zur Jodprophylaxe hinaus sollten in die allgemeine ärztliche Be- ratung weitere ernährungsmedizinisch relevante Aspekte, wie die Versorgung mit Vitaminen, Mineralien und Spu- renelementen, einbezogen und ent- sprechende Empfehlungen für die An- passung der Nahrungsaufnahme in der Schwangerschaft erteilt werden“ (53).
In den Beratungsrichtlinien „Gesund essen“ der Bundesärztekammer 1995 oder den Beratungsstandards der DGE 1995 (10, 21) werden praktische Grundlagen für die allgemeine Ernährungsberatung durch den Arzt
angeboten. Auf die speziellen Bedürf- nisse in der Schwangerschaft wird je- doch nicht eingegangen.
Da die Ernährungsempfehlun- gen nicht gesondert abgerechnet wer- den und Ärzte in der Ernährungsphy- siologie und -pathologie kaum ausge- bildet werden, wird möglicherweise eine suboptimale Beratung erfolgen.
Untersuchungen über den Kenntnis- stand deutscher Ärzte, in diesem Fall besonders der Frauenärzte, hinsicht- lich der zu übermittelnden Inhalte gibt es nicht. Auch die Umsetzung konkreter Empfehlungen von Exper- tengruppen, zum Beispiel der Jod- und Folsäureprophylaxe, wurde bis- her nicht überprüft.
In der nationalen Verzehrstudie Vera (1) fehlt eine Erhebung über den Ernährungszustand schwangerer Frauen. Ernährungsinformationen für lesende Mütter werden vom For- schungsinstitut für Kinderernährung über die DGE angeboten (25) oder über populäre Zeitschriften, wie
„Eltern“, „Mutter und Kind“, Son- derhefte des „Grünen Kreuzes“ wie
„Elternschule“ „Ärztlicher Ratge- ber“ und über Firmenprospekte wie
„Ernährung in der Schwangerschaft“.
Bei vorbereitenden Elternschulungen von sozialen Einrichtungen (Kirchen, Krankenhäusern, Gesundheitsäm- tern) werden Vorträge und praktische Übungen entgegen den Empfeh- lungen des Gesundheitsministeriums (11) häufig von beruflich nicht qualifi- ziertem Personal durchgeführt, das teilweise eine ideologisch ausgerich- tete, wissenschaftlich nicht begrün- dete Ernährungserziehung betreibt.
Die Mütter-Beratungsstellen der diä- tetischen Industrie sind dagegen mit
fachlich qualifiziertem Personal be- setzt, das aber meist produktorien- tiert informiert.
Ziele
Alle werdenden Mütter in der Bundesrepublik müssen die aktuell besten Ernährungsempfehlungen er- halten, die auf ihren individuel- len Bedarf abgestimmt sind. Auf ernährungsbedingte Störungen und Folgekrankheiten muß bei werden- den Müttern mehr noch als bei ande- ren Erwachsenen geachtet werden, das Ausmaß der Störungen und Schä- den muß deutlich vermindert werden.
Eisen- und Jodmangel in Schwanger- schaft und Stillzeit sollten nicht vor- kommen. Die Mütter sollen nach der Schwangerschaft wieder schlank wer- den. Dazu sollten sie gute Eßgewohn- heiten während der Schwangerschaft eingeübt haben und sich während der Schwangerschaft und in der Stillzeit auch sportlich betätigen.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1997; 94: A-2411–2415 [Heft 38]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser
Priv.-Doz. Dr. med. Renate Bergmann Abteilung für Pädiatrie
m. S. Pneumologie und Immunologie, Kinderklinik im Virchow-Klinikum der Humboldt-Universität zu Berlin Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
A-2415
M E D I Z I N
ZUR FORTBILDUNG/FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 38, 19. September 1997 (51) In der letzten Zeit ist wiederholt
darüber spekuliert worden, ob die Einnahme nichtsteroidaler Antirheu- matika (NSAR) beziehungsweise von Acetylsalicylsäure (ASS) einen Risi- kofaktor für das Auftreten einer Re- fluxösophagitis oder einer peptischen Striktur darstellt. Die Autoren analy- sierten die Daten von 101 366 Patien- ten, von denen 92 860 eine Ösophagi- tis und 14 201 eine Ösophagusstriktur
erlitten hatten. Dabei zeigte sich, daß Krankheitsbilder, die mit nichtstero- idalen Antirheumatika therapiert werden wie Osteoarthritis, Osteo- porose, Rückenschmerzen, Ober- schenkelfraktur, Fibrositis und Span- nungskopfschmerz, ankylosierende Spondylitis, rheumatoide Arthritis, Sicca Syndrom und systemische Skle- rose überrepräsentiert waren. Unklar ist derzeit noch, ob die Grundkrank-
heit oder deren Therapie für die Assoziation verantwortlich zu ma-
chen ist. w
El-Serag HB, Sonnenberg A: Associa- tion of esophagitis and esophageal stric- tures with diseases treated with non- steroidal anti-inflammatory drugs. Am J Gastroenterol 1997; 92: 52–56.
Gastroenterology Section, Department of Veterans Affairs Medical Center, 111F, 2100 Ridgecrest Drive Southeast, Albuquerque NM 87108, USA.