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Archiv "ISIS-4: Klare Vorteile für frühe Therapie" (16.06.1995)

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EDIZIN EDITORIAL / FÜR SIE REFERIERT

das Irresein recht zu verstehen, muß man sich in die Seelenzustände der Irren hineindenken."

Mit diesem hier nur skizzierten, ersten Ent- wurf einer pluridimensionalen Psychiatrie war Griesinger seiner Zeit so weit voraus, daß man ihn erst ungefähr 50 Jahre später zu verstehen begann. Noch heute wird Griesinger zuweilen mißverstanden oder falsch interpretiert. Am Rande sei erwähnt, daß Griesinger ein damals noch nicht übliches therapeutisches Engagement forderte, Vertreter einer humanen und patien- tenorientierten Behandlung war und Reformen der psychiatrischen Versorgung forderte, wie sie heute noch als modern gelten.

Zu Recht gilt Griesinger als Begründer der wissenschaftlichen Psychiatrie. „Die Pathologie und Therapie psychischer Krankheiten" wurde bald und für lange Zeit das maßgebliche Lehr- buch des Faches. Wer heute darin liest, findet zu

seinem Erstaunen nicht nur klassische, gültig ge- bliebene Krankheitsbeschreibungen, sondern auch Erörterungen von Grundfragen des Faches in zeitübergreifenden Formulierungen. Daher nennt L. Binswanger (1955) Griesingers 1845 er- schienenes Buch die „Magna charta der Psychia- trie". Sie wird in diesem Jahr 150 Jahre alt.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärzteb11995; 92: A-1756-1757 [Heft 24]

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Rainer Tölle

Westfälische Wilhelms-Universität Münster Klinik und Poliklinik für Psychiatrie

Albert-Schweitzer-Straße 11 48149 Münster

ISIS-4: Klare Vorteile für frühe Therapie

Die Bedeutung von ACE-Hem- mern, Mononitraten und Magnesium ist im Rahmen von klinischen und ex- perimentellen Studien bei akutem Myokardinfarkt zusätzlich zu standar- disierten Therapien wie Fibrinolyse und Thrombozytenaggregationshem- mung untersucht worden. Dabei ha- ben sich bei allen unterschiedliche Vorteile hinsichtlich Infarktmorta- lität, Infarktgröße, Ventrikelfunktion und Arrhythmien ergeben.

In einer multizentrisch durchge- führten randomisierten plazebokon- trollierten Studie überprüfte man bei 58 050 Patienten die Wirksamkeit von oralem Captopril, oralem Mononitrat und intravenösem Magnesium bei akutem Myokardinfarkt.

Eingeschlossen in die Studie wur- den Patienten mit einem Myokardin- farkt, der nicht älter als 24 Stunden war, unabhängig von einer vorbeste- henden Dauer- und Akuttherapie; als Ausschlußkriterien galten kardioge- ner Schock, persistierende arterielle Hypotonie, schwere Exsikkose und lebensbedrohliche Begleiterkrankun- gen. Neben der Studienmedikation wurde mit einer Thrombozytenaggre- gationshemmung sowie, wenn indi- ziert, mit einer Fibrinolyse (Strepto- kinase) behandelt.

Die Initialdosis von Captopril be- trug 6,25 Milligramm, nach zwei Stun- den wurden 12,5 Milligramm und nach zwölf Stunden 25 Milligramm verabreicht, gefolgt von zweimal 50 Milligramm pro Tag für 28 Tage. Re- tardiertes Isosorbit-Mononitrat wur- de mit einer 30-Milligramm-Dosis be- gonnen, gefolgt von weiteren 30 Milli- gramm nach zwölf Stunden und dann täglich 60 Milligramm als Einzeldosis für 28 Tage. Magnesium wurde über 24 Stunden intravenös verabreicht.

Die Studienmedikation wurde in einem zweimal zweimal zwei faktori- ellen Design angewandt, so daß acht Behandlungsgruppen miteinander ver- glichen werden konnten.

Die Behandlung mit Captopril ergab eine signifikante Reduktion der Fünf-Wochen-Mortalität (7,19 Pro- zent versus 7,69 Prozent). Bei Risiko- gruppen fiel der Unterschied noch deutlicher aus (etwa zehn Todesfälle pro 1 000 Patienten weniger). Dieser Effekt hielt auch über ein Jahr Nach- beobachtungszeit an. Dagegen stan- den 52 schwere Hypotensionen, fünf kardiogene Schocks und fünf Ver- schlechterungen der Nierenfunktion pro 1 000 Patienten, die zum Beenden der Studienmedikation, aber zu kei- ner erhöhten Mortalität führten.

Der Einsatz von Mononitraten ergab keinen Einfluß auf die Fünf- Wochen-Mortalität oder das Lang- zeitüberleben, auch nicht bei Betrach- tung von Subgruppen. Bei 15 von 1 000 Patienten kam es zu ausgepräg- ter Hypotonie, die jedoch nicht zur Mortalität führte.

Auch bei den mit Magnesium be- handelten Patienten kam es zu keinem signifikanten Einfluß auf die Fünf- Wochen-Mortalität, dagegen zeigte sich eine signifikant erhöhte Rate an neu aufgetretener Herzinsuffizienz (12 Fälle pro 1 000 Patienten), Hypo- tension (11 Fälle pro 1 000), kardioge- nem Schock (fünf pro 1 000) und Bra- dykardien (drei pro 1 000).

Die Autoren folgern, daß früh- zeitig eingesetzte ACE-Hemmer bei Patienten mit akutem Myokardin- farkt etwa fünf Todesfälle pro 1 000 Patienten verhindern können, bei be- stimmten Risikogruppen mehr. Intra- venöses Magnesium und orale Mono- nitrattherapie haben keinen positiven Effekt gezeigt. acc

ISIS-4 (Fourth International Study of Inf- arct Survival) Collaborative Group: A randomised factorial trial assessing early oral captopril, oral mononitrate, and in- travenous magnesium sulphate in 58 050 patients with suspected acute myocardial infarction. Lancet 1995; 345: 669-85.

ISIS Clinical Trial Service Unit, Nuffield Dept. of Clinical Medicine, Radcliffe In- firmary, Oxford OX2 6HE, England.

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 24, 16. Juni 1995 (57) A-1757

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