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Archiv "Behandlungsverweigerung: Gefährliche Waffe" (14.02.1991)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ie ersten verwundeten US-Soldaten scheinen in amerikanischen Militär- krankenhäusern der Bundesre- publik eingetroffen zu sein. Ge- naues läßt sich angesichts der allgemeinen Geheimnistuerei über den Golfkrieg zur Zeit nicht vermelden.

Sollte es mit der Eskalation des Krieges zu einer großen Zahl von Verwundeten kom- men, dann könnten auch die Krankenhäuser der Bundeswehr belegt werden. Schließlich wäre es denkbar, daß einzelne zivile Kliniken Verwundete, vor allem solche, die einer Spezialbehand- lung bedürfen, aufzunehmen hätten.

Vorsorglich, wie es heißt, haben Ärzte einzelner deutscher Krankenhäuser erklärt, sie seien nicht bereit, amerikanische Sol- daten, die am Golf verwundet worden seien, hierzulande zu behandeln. Die vorsorgliche Weigerung sei als Protest zu ver- stehen, um die Verplanung von Krankenhäusern für Kriegs- zwecke von vornherein zu blockieren, und als Protest ge- gen einen von den Alliierten ge-

Behancllungsvervveigerung

Gefährliche Waffe

führten Angriffskrieg. — Die Verweigerungsaktion könnte Kreise ziehen, da sie offenbar von ÖTV und Gruppierungen der Friedensbewegung organi- siert wird.

Hoffen wir, daß der Krieg nicht derart eskaliert, wie es ein- zelne in ihren Katastrophen- Szenarien ausmalen. Hoffen wir aber auch, daß jene Ärzte, die sich heute vorsorglich verwei- gern, dann, wenn Verletzte ihrer Hilfe bedürfen, ihrer ärztlichen Aufgabe gemäß handeln und Kranke auch dann behandeln, wenn sie persönlich die Ursache der Erkrankung verurteilen. Be- handlungsverweigerung als Waf- fe einzusetzen, entspricht gewiß nicht dem ärztlichen Auftrag und steht gerade solchen, die sich in Worten und Gesten für den Frieden verwenden, nicht gut an.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß während des anderen Golfkrieges, näm-

lich dem zwischen dem Irak und dem Iran, in deutschen Kran- kenhäusern ungezählte Iraner behandelt worden sind, vor al- lem solche, die an den Folgen des Giftgaseinsatzes litten. Da- gegen hat keine Gewerkschaft und keine Friedensbewegung protestiert. Das war auch gut so.

Die Redaktion wird in die- sen Tagen häufiger aufgefor- dert, sich zum Golfkrieg zu äu- ßern. Die Betreffenden erwar- ten, daß sich das Deutsche Ärzteblatt im Sinne eines Waf- fenstillstandes verwendet.

Selbstverständlich wird jeder Arzt und jeder, der ärztliche In- teressen vertritt, für eine Been- digung des Krieges eintreten. Es wäre aber zur Zeit wohl nicht Sache der Ärzteschaft, eine be- stimmte Form der Kriegsbeendi- gung zu propagieren, die sich bei näherem Hinsehen als einseitige politische Stellungnahme ent- puppen könnte. Solches mag po- litisch diskutiert werden, und Ärzte mögen sich an einer sol- chen Diskussion beteiligen — als Staatsbürger. Auf eine spezielle ärztliche Kompetenz können sie sich dabei nicht berufen. NJ

D

er „Arbeitskreis der Lei- ter Psychiatrische und psychiatrisch-neurologi- scher Abteilungen an Allgemein- krankenhäusern" hat in einem

„offenen Brief" an die Minister- präsidenten der Länder gefor- dert, die von einer Reihe von Kommunen und Allgemeinkran- kenhäusern im Gebiet der ehe- maligen DDR betriebene „enga- gierte Psychiatrie", insbesondere die „vorbildliche gemeindepsych- iatrische Versorgung", sollten gestärkt werden. Gelobt wird die bisherige Arbeit, die von einer Verantwortung der Kommunen für die psychisch Kranken und Behinderten, von einer offen ge- führten stationären Behandlung und einem Therapieverbund mit Ambulanz und flankierenden Einrichtungen sowie von Mög- lichkeiten zur Rehabilitation ge- kennzeichnet war.

Neue Bundesländer divaimmonammomm

Gemeinde-Psychiatrie

Der Arbeitskreis der Leiter von Psychiatrie-Abteilungen an Allgemeinen Krankenhäusern in der Bundesrepublik befürchtet, daß die in der ehemaligen DDR erfolgreich betriebenen Reform- ansätze behindert oder gar ein- gestellt werden müssen, „wenn das bisherige System der Bun- desrepublik einschließlich auch seiner Schwächen in den neuen Bundesländern eingeführt"

werde.

Unter Berufung auf die Empfehlungen einer von der Bundesregierung eingesetzten Experten-Kommission zur Wei- terentwicklung der psychiatri- schen Versorgung fordert der Arbeitskreis weitere Reform-

schritte in den neuen Bundeslän- dern, insbesondere:

1> Umwandlung psychiatri- scher Polikliniken in psychiatri- sche Institutsambulanzen, vor al- lem dann, wenn bereits mit sta- tionären Einrichtungen zusam- mengearbeitet wird;

I> Schaffung einer geeigne- ten öffentlichen Förderung, um Behindertenarbeitsplätze in Be- trieben auch unter geänderten Trägerstrukturen zu erhalten;

I> Bereitstellung von finan- ziellen Mitteln, um vorrangig ge- meindenahe psychiatrische Ab- teilungen zu errichten und um Krankenhausstrukturen und da- zugehörige psychosoziale Ein- richtungen zu fördern, vor allem in jenen Fällen, bei denen die Gebäudesanierung und die Um- strukturierung der Großkran- kenhäuser unverhältnismäßig aufwendig sein würde. EB

Dt. Ärztebl. 88, Heft 7, 14. Februar 1991 (1) A-429

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