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Archiv "ADHS: Einseitige Sichtweise" (09.01.2006)

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A

A36 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 1–2⏐⏐9. Januar 2006

B R I E F E

Obduktionen

Zu der Meldung „Klinische Obduktio- nen: Fehlendes Bewusstsein für Er- kenntniswert“ in Heft 45/2005:

Aus früheren Zeiten

Mir sind noch die Zeiten in Er- innerung, als in fast jedem (zweiten) deutschen Kranken- haus (sogar in kleinen Beleg- krankenhäusern) Leichenöff- nungen erfolgten, wenn die To- desursache unklar war. Der größte Teil dieser Obduktionen wurde damals von Ärzten vor- genommen, die keine Patholo- gen waren, jedoch sezieren konnten. (Auch ich hatte wel- che nach meinem Staatsex- amen 1952 vorzunehmen.) Ho- norare bekamen diese Ärzte nur selten, allenfalls eine

„Schmutzzulage“ von ca.

25 DM. Natürlich waren solche gelegentlichen Obduzenten keine erfahrenen Pathologen.

Nichtsdestoweniger reichte ih- re Tätigkeit aus, um die Todes- ursache zu finden – von sehr seltenen Fällen abgesehen.

Aber eben diese wenigen Fälle veranlassten einst unsere Ge- sundheitsstrategen, auf Abän- derungen der bisherigen Hand- habung nachzusinnen . . .Als- bald wurden dann, wenn immer eine (klinische) Sektion nötig war, ein Professor mit entspre- chender Mannschaft von weit- her bestellt. Das kostete freilich immer mehr Geld (was damals angeblich keine Rolle spielte).

Auf Dauer aber überwog die Neigung, teure Obduktionen und die mit ihnen verbundenen Umständlichkeiten zu vermei- den.Wir Deutsche schritten von einer Vervollkommnung in die nächste, um schließlich in der Unzulänglichkeit zu landen (nicht nur bezüglich der Sektionsrate) . . . Dr. Albert Ochmann, Fürbringerstraße 18, 26721 Emden

steller. Wer klagt dann schon wegen 200 oder 300 Euro ge- gen einen Versicherungskon- zern? Damit rechnen die Ver- sicherungen und kommen meistens durch . . . Dr. Karl Heinz Haegler, Kreisklinik Ottobeuren,

Memmingerstraße 31, 87724 Ottobeuren

ADHS

Zu dem Beitrag „Aufmerksamkeits- defizit-/Hyperaktivitäts-Störung:

Besorgnis über Medikation unbegrün- det“ von Petra Bühring in Heft 45/

2005:

Homöopathische Behandlung wirksam

Im Juli 2005 wurde im Euro- pean Journal of Pediatrics die Studie „Homeopathic treat- ment of children with attention deficit hyperactivity disorder“

veröffentlicht. In dieser Dop- pelblind-, cross-over-, Placebo- kontrollierten Studie wiesen Frei et al. die Wirksamkeit homöopathischer Behandlung von Patienten mit ADHS nach. In Ihrer Literaturüber- sicht wurde die Vorstudie von Frei – die ähnliche Ergebnisse zeigte – zwar aufgeführt. Im Fragen-Antwort-Katalog der BÄK steht zur Wirksamkeit homöopathischer Behandlung lapidar zu lesen: „Bisher fehlen kontrollierte Studien, sodass hier Zurückhaltung geboten ist.“ Wo bitte bleibt wissen- schaftliche Seriosität? Ständig werden Studien gefordert.

Zeigt eine Studie einen klaren Wirkungsnachweis, wird das Ergebnis einfach geleugnet.

Ich hatte persönlich die Gele- genheit, einige Tage in der Pra- xis des Autors, Heiner Frei, zu hospitieren. Ich habe zahlrei- che Langzeitverläufe von ADHS-Patienten gesehen und bin nachhaltig beeindruckt von dem, was die homöopathische Behandlung leisten kann. Er- staunlich war auch, dass die meisten Patienten, bei denen eine Ritalinbehandlung wegen Unverträglichkeiten abgebro- chen werden musste, sehr gut und ohne Nebenwirkung auf die homöopathische Behand- lung ansprachen. Nach Veröf-

fentlichung der Studie weisen in der Schweiz Unikliniken entsprechend ausgebildeten homöopathischen Ärzten (Kinderpsychiatern, Kinder- ärzten, Hausärzten) Patienten zur homöopathischen Behand- lung zu. Auch eine Kombinati- on homöopathischer Behand- lung mit Ritalin hat sich in ei- ner Übergangsphase – um den Druck durch die Schule zu ent- lasten – als möglich erwiesen.

Die Methodik ist bei Grund- kenntnissen der Homöopathie wegen ihres strukturierten Vorgehens gut lehr- und lern- bar. Die Ergebnisse sind in der Praxis reproduzierbar. Es wird Zeit, dass die vorliegenden Er- gebnisse anerkannt und ge- würdigt werden. Schließlich geht es um das wertvollste Gut unserer Gesellschaft: unsere Kinder.

Dr. med. Dominik Müller, Kardinal-Preysing-Platz 14, 85072 Eichstätt

Einseitige Sichtweise

Leider suggeriert schon der Ti- tel Ihres Artikels eine sehr ein- seitige Perspektive. Als langjährig in der Kinder- und Jugendpsychiatrie tätiger Kli- nikleiter mache ich mir große Sorgen über die unkritische Anwendung von Methyl- phenidat und analogen Medi- kamenten bei so genannten ADHS-Fällen. Dies betrifft so- wohl die Indikationsstellung als auch die Dosierung. Unter- ziehen wir Kinder bzw. Jugend- liche mit der Vordiagnose ADHS in unserer Ambulanz einer genaueren kinder- und jugendpsychiatrischen und testpsychologischen Diagno- stik, ist festzustellen, dass in ei- ner nicht geringen Anzahl falschpositive Diagnosen ge- stellt wurden. Ebenso zeigen sich Fälle mit einer unange- messen hohen Dosierung. Die von Ihnen beschriebene Ver- zehnfachung des Verordnungs- volumens von Methylphenidat innerhalb von acht Jahren um- fasst nach meiner Einschät- zung auch einen nicht unbe- trächtlichen Anteil nicht indi- zierter Verordnungen. Es ist bedenklich, dass in Ihrem Arti-

PKV

Zu dem Beitrag „Private Krankenver- sicherung: Weniger Zuspruch“ von Dr.

rer. pol. Harald Clade in Heft 48/2005:

Recht so!

Recht so, möchte ich rufen und den Versicherungen raten, die Ursache des geringen Kun- denzustroms nicht nur in der Höhe der Versicherungs- pflichtgrenze oder anderen fremdbestimmten Ursachen zu suchen, sondern in erster Linie bei sich selbst und der Schadensabwicklung bzw. der Kundenfreundlichkeit. Jedem jungen Kollegen möchte ich

heute dringend davon abraten, jetzt in den Fängen der freundlichen und um sein Wohl besorgten Versiche- rungsmakler zu landen. Und offenbar hat sich bereits her- umgesprochen, wie negativ der Kundenservice der priva- ten Versicherer mittlerweile ist. Sachbearbeiter haben die Vorgabe, zehn bis 20 Prozent der Arztrechnung nicht anzu- erkennen, der anschließende Schriftverkehr mit der Versi- cherung suggeriert dann, der behandelnde Arzt würde be- trügerisch abrechnen. Dieser Zustand ist nicht tragbar, we- der für uns als Patienten noch für uns Ärzte als Rechnungs-

Foto:dpa

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kel auf die Problematik falsch- positiver ADHS-Diagnosen aufgrund einer unzureichen- den Vordiagnostik mit keinem Wort eingegangen wurde. Zur Orientierung an US-amerika- nischen Standards ist Folgen- des zu bemerken: In den USA fand bereits ab Beginn der Neunzigerjahre ein deutlicher Abbau psychotherapeutischer Leistungen für Kinder und Ju- gendliche statt. Die Anzahl der bewilligten Termine in kinder- und jugendpsychiatrischen Praxen sank bei vielen Kran- kenkassen auf maximal zwölf pro Jahr. Dem Abbau psycho- therapeutischer Leistungen stand eine für die Krankenkas- sen kostengünstigere massive Erhöhung des Verordnungsvo- lumens von Methylphenidat gegenüber. Aktuell sind in den USA mehr als 90 Prozent der verordnenden Ärzte nicht Kin- der- und Jugendpsychiater

(Angaben von C. Bosenberg, M. D., Bellevue, WA., USA).

Eine analoge Entwicklung wä- re in unserem Land nicht wün- schenswert. Eine medika- mentöse Behandlung bei gesi- cherten ADHS-Fällen er- scheint aus fachlicher Sicht oh- ne eine parallel laufende psy- chotherapeutische bzw. famili- entherapeutische Behandlung nicht sinnvoll. Es ist zu emp- fehlen, dass bei jedem Ver- dachtsfall eine eingehende kin- der- und jugendpsychiatrische Diagnostik stattfindet und auch der weitere Behandlungs- verlauf kinder- und jugend- psychiatrisch bzw. psychothera- peutisch begleitet wird. Nur hierdurch wird sich der Anteil falschpositiver Diagnosen und nicht indizierter medikamen- töser Behandlungen reduzie- ren lassen.

Dr. med. Hartmut Thieme, Tagesklinik, Pionierstraße 19, 50735 Köln

Allgemeinmedizin

Zu dem Beitrag „Die Episode als Grundlage der Dokumentation“ von Dr. med. Thorsten Körner et al. in Heft 46/2005:

Widerspruch

Der Artikel erzeugt in mehrfa- cher Hinsicht meinen haus- ärztlichen Widerspruch: Die Fälleverteilungssystematik nach Braun/Mader ist ein hin- reichendes Instrument zur Darstellung der hausärztli- chen Beratungsanlässe. Sie ist phänomenologisch – nur am Beratungsanlass orientiert, ICD-kompatibel und abrech- nungsgekoppelt. Die Abkop- pelung einer – auch nur proba- torischen neuen – Dokumen- tationssystematik von der Ab- rechnung halte ich für einen Schelmenstreich. Gibt sie doch wieder Anlass zu Spekulatio-

nen, wie billig der Allgemein- arzt eigentlich arbeiten könnte angesichts seiner banalen,

„wirklichen“ Behandlungsan- lässe unter Absehung dann von den Chronikerdiagnosen und der allfälligen Multimor- bidität. Die „Frustration“ der Hausärzte infolge von Doku- mentationszwängen wird er- wähnt, die angebotene Matrix im Fallbeispiel dürfte aber die Frustration nicht mindern.

Mehrfache Hinweise auf Soft- ware, Zertifizierung und Pilot- projekt legen den Verdacht nahe, dass es den Autoren nicht nur um die viel beschwo- rene „gute“ Dokumentation, sondern auch um die Ein- führung eines von den Allge- meinärzten zu finanzierenden Dokumentationssystems geht . . .

Priv.-Doz. Dr. med. Martin Konitzer, Ferdinand-Wallbrecht-Straße 6–8, 30161 Hannover

B R I E F E

Referenzen

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