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Archiv "Zivile Sicherheitsforschung: Üben für den Ernstfall" (13.05.2011)

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A 1076 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 19

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13. Mai 2011

ZIVILE SICHERHEITSFORSCHUNG

Üben für den Ernstfall

Im Projekt „SOGRO“ wurde auf der Landebahn Nordwest am Frankfurter Flughafen ein neues Triagesystem erprobt.

E

in Großunfall mit Massenan- fall an Verletzten, ein soge- nannter MANV, kann sich jederzeit ereignen. Flugzeugabsturz, Unfall oder Terroranschlag – ein MANV ist gekennzeichnet durch ein allgemei- nes Chaos mit einer hohen Zahl von Verletzten, einem Informationsdefizit und einer überlasteten Infrastruktur.

Das Szenario: Zwei Flugzeuge sind am Frankfurter Flughafen kol- lidiert, 500 teils schwer verletzte Passagiere und 30 Tote liegen auf dem Gelände verstreut. Bei der größten Rettungsübung der letzten Jahrzehnte in Deutschland im Okto- ber 2010 übten bei der „SOGRO MANV 500“ mehr als 1 200 Ein- satzkräfte die Versorgung von mehr als 500 Betroffenen. Federführend für die Übung waren die Stadt Frankfurt am Main und das Deut- sche Rote Kreuz (DRK) der Main- metropole. Erstmals konnten beste- hende Konzepte in dieser Größen- ordnung in Echtzeit überprüft und gleichzeitig ein neues elektroni- sches Triagesystem auf seine Funk- tionsfähigkeit getestet werden. Das System kombiniert eine unterstüt- zende elektronische Infrastruktur mit PDA (Personal Digital Assis- tant) und RFID-Technologie (radio- frequency identification).

„Dabei stehen Patientendaten in Echtzeit sofort nach einer Sichtung zur Verfügung. Die Kennzeichnung und Erfassung der Verletzten erfolgte durch farbige Armbänder mit Funk - etikett (RFID-Chip)“, erklärt Prof. Dr.

med. Leo Latasch. Er zeichnet als Ko- ordinator des DRK, Bezirksverband Frankfurt am Main, für das Projekt verantwortlich. SOGRO steht für

„Sofortrettung bei Großunfall“ und ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt im Rahmen der zivilen Si- cherheitsforschung (www.sogro.de).

Erforscht und erprobt werden dabei

auf das Polizei, Leitstellen und Krankenhäuser Zugriff haben. Da- mit ist eine schnelle Übersicht über Anzahl und Sichtungskategorie von Patienten möglich, das Verfahren er- laubt die bessere Koordinierung und Vorinformation der Kliniken. Über- füllte oder mit bestimmten Fällen überforderte Krankenhäuser sollen damit der Vergangenheit angehören.

Als einer der sechs Moderatoren der Übung analysiert Dr. med. Mi- chael Sroka, Kreisverbandsarzt des DRK Frankfurt, den Einsatz: Dieser sei so strukturiert abgelaufen, wie es in einem solchen Chaos eben möglich sei. Bereits nach zwölf Mi- nuten waren die ersten Verletzten im System erfasst und damit auf- findbar. 44 Minuten nach dem Er- eignis war das erste Opfer auf dem Weg in ein geeignetes und vorinfor- miertes Krankenhaus. Nach circa 45 Minuten hatten sich die Einsatz- kräfte einen Überblick über die Si- tuation verschafft. Nach eineinhalb Stunden lag kein Patient mehr an der Unfallstelle, und 78 Patienten waren auf dem Weg in die Kranken- häuser. „Gerade das Zusammenspiel aller Beteiligten verlief erstaunlich reibungslos. Das hat es so schnell in dieser Größenordnung noch nie ge- geben“, resümiert Sroka. Der Tag der SOGRO-Übung war für ihn „die Geburtsstunde eines elektronisch unterstützten Vorsichtungs- bezie- hungsweise Triagesystems“. Zahl- reiche weitere Synergien, etwa die Einbindung in einen elektronischen Bettennachweis, sind denkbar.

Auch aus Sicht des Flughafen - betreibers, der Fraport AG, war die Übung erfolgreich. „Erstmals konn- te der Einsatz von weiteren 70 Sup- portkräften in Realzeit als ‚Univer- salunterstützung‘ im Rahmen der lückenlosen Zusammenarbeit aller Flughafeneinsatzkräfte für den Be- reich Medizin getestet werden“, meint Dr. med. Walter Gaber, leiten- der Arzt der Fraport AG am Flugha- fen Frankfurt. Projektkoordinator Latasch zieht eine vorläufige Bilanz:

„Das Triagesystem hat seine Feuer- taufe bestanden. Jetzt muss es noch weiter verfeinert werden. Die kom- plette Auswertung wird im Frühjahr

2011 vorliegen.“ ■

Christian Lindt neue Ansätze, um die Erstversor-

gung von Unfallverletzten, die Zu- sammenarbeit unterschiedlicher Ret- tungskräfte sowie die Erfassung der Situation und ihre Einschätzung/Be- wertung zu verbessern.

Über einen PDA gibt der Arzt oder der Rettungsassistent Daten über die Verletzungsschwere und den Zustand der Vitalfunktionen ein.

Die Daten werden über das Mobil- funknetz oder ein kabelloses Netz- werk an der Einsatzstelle in ein zen- trales Computersystem übertragen,

Die Verletzten werden mit RFID- Armbändern versehen. Per PDA geben die Ärzte Da- ten in ein zentrales Computersystem ein. Die In for ma - tio nen dienen der Planung in den Kliniken.

Fotos: Dennis Möbus, Trebur

T E C H N I K

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