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Archiv "Deutscher Apothekertag 2011: Unter schwarz-gelber Abrissbirne" (14.10.2011)

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A 2136 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 41

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14. Oktober 2011

DEUTSCHER APOTHEKERTAG 2011

Unter schwarz-gelber Abrissbirne

Die Apotheker fühlen sich von der Politik verraten. Bei ihrer Mitgliederversammlung forderten sie nun ein gerechteres Honorar und die Umsetzung des Arzneimittelversorgungskonzepts, das sie gemeinsam mit den Kassenärzten entwickelt haben.

A

m Ende klatschten ihm die 300 Apotheker stehend Bei- fall. Heinz-Günter Wolf hatte den Ton getroffen. Der Präsident der ABDA – Bundesvereinigung deut- scher Apothekerverbände – nutzte die Eröffnung des diesjährigen Apo- thekertages am 6. Oktober in Düs- seldorf, um mit der Gesundheitspo- litik der Bundesregierung abzurech- nen. Der Apothekertag 2011 finde in außergewöhnlich schwierigen Zei- ten statt. „Unterm Strich sieht die Bilanz der schwarz-gelben Regie- rung bisher so für uns aus: leere Versprechungen und immer stärkere finanzielle Belastungen, die den Apotheken die Luft ab drücken“, er- klärte Wolf. „Das Ergebnis: Das Vertrauen der Apothekerinnen und Apotheker in diese sogenannte bür- gerliche Politik geht gegen null.“

Das waren harsche Worte im Namen eines Berufsstandes, der sich von ei- nem FDP-geführten Gesundheitsmi- nisterium mehr versprochen hatte.

Insbesondere durch das Arz - neimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), das am 1. Januar in Kraft trat, habe sich die wirtschaft- liche Situation der Apotheken deut- lich verschlechtert. „Die Lage ist besorgniserregend“, sagte Wolf.

„Die Betriebsergebnisse der Apo- theken brechen drastisch ein.“

Etwa 400 der 21 000 Apotheken müssten in diesem Jahr schließen.

Dabei belaste das AMNOG die Apotheker stärker als ursprünglich von der Politik beabsichtigt. Die hatte von den Apotheken und vom pharmazeutischen Großhandel Ein- sparungen von jeweils 200 Millio- nen Euro verlangt. Der Großhandel reiche jedoch seinen Sparbeitrag an die Apotheker weiter, so der Vor- wurf von Wolf.

Der ABDA-Präsident ging des- halb mit der Bundesregierung hart

ins Gericht. „Wer hätte bei der Bun- destagswahl 2009 geahnt, dass ge- rade die bürgerlichen Parteien uns Freiberufler und Mittelständler aus- quetschen würden?“, fragte er unter dem Beifall der Delegierten. „Diese doppelte Belastung halten wir nicht aus. Über den deutschen Apothe- kern schwingt eine schwarz-gelbe Abrissbirne.“

Vor dem Hintergrund zuneh- mender Belastungen forderte Wolf, das Honorar der Apotheker „drin-

gend nachzujustieren“. Seit der Honorarreform von 2004 habe sich die Vergütung der Apotheker nicht mehr geändert. Für die Abgabe ver- schreibungspflichtiger Medikamen- te erhalten sie seither je Packung einen Zuschlag von drei Prozent auf den Apothekeneinkaufspreis sowie einen Fixbetrag von 8,10 Euro. „Unsere Leistungsvergütung muss dringend an die realen Auf- wands- und Kostensteigerungen angepasst und zudem zukunftsfest dynamisiert werden“, forderte Wolf. Nur dann könnten die Apo- theker ihren gesetzlichen Versor- gungsauftrag auch in Zukunft er- füllen.

Enttäuscht zeigte sich Wolf über den Entwurf des Versorgungsstruk- turgesetzes, denn eine Verbesserung der pharmazeutischen Versorgung komme darin bislang überhaupt nicht vor. „Dabei ist es notwendig und aus finanzieller Sicht auch durchaus sinnvoll, pharmazeutische Versorgungsstrukturen zu stützen, bevor sich Versorgungsdefizite ver- mehren“, so Wolf. Mit ihrem Arz- neimittelversorgungskonzept hätten ABDA und Kassenärztliche Bun- desvereinigung (KBV) hierzu ein stimmiges Konzept vorgelegt. Die- ses soll nun nach dem Gesetzent- wurf in einem Modellvorhaben er- probt werden. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, befand Wolf.

„Aber wir müssen aufpassen, dass unser gutes Konzept dabei nicht zerstückelt wird.“

Das Modell basiert auf drei Säu- len: einem Medikationskatalog, der Wirkstoffverordnung und dem Medikationsmanagement. Grund-

lage für die ärztliche Verordnung ist nach dem Konzept ein von Ärz- ten und Apothekern erarbeiteter Medikationskatalog auf Wirkstoff- basis, der eine leitliniengerechte Versorgung sicherstellt. Daraus wählt der Arzt den Wirkstoff aus und bestimmt die Dosierung, die Menge und die Darreichungsform.

Der Apotheker ist dann für die Auswahl des passenden Arzneimit- tels zuständig. Wolf setzt jetzt auf die Anhörung zum Versorgungs- strukturgesetz im Bundestag: „Wir kämpfen dafür, dass das ABDA/

KBV-Konzept vollständig ins Ge- setz aufgenommen wird.“

Heike Korzilius

Die Betriebsergebnisse der Apotheken brechen drastisch ein.

Heinz-Günter Wolf, Präsident der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände

Foto: ABDA

P O L I T I K

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