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Archiv "Pflegekräfte: Historische Anmerkung" (09.07.2010)

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A 1358 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 27

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9. Juli 2010 beitet und möchte diese Zeit keines-

falls missen.

Es stimmt: Man wird teilweise wieder wie ein Student behandelt, 48 Stunden Wochenenddienst ge- hören in Luxemburg nicht der Ver- gangenheit an, und das große Geld verdienen die Fach-, nicht aber die Assistenzärzte. Was mir aber am wichtigsten war im zweiten und dritten Jahr meiner Weiterbil- dungszeit: Ich wurde für das be- zahlt, was ich studiert habe; ich ha- be „Medizin gemacht“. Keine Blutentnahmen, kein Abrechnen, kein übermäßiges Dokumentieren.

Stattdessen Sprechstunde, Station und Notfälle, assistieren und ope- rieren. Ich habe viel gearbeitet, viel gesehen, gemacht und gelernt.

Meine Chefs schätzten mich und meine Arbeit. Alles Dinge, die ich in Deutschland vermisst habe.

Möglicherweise findet der ein oder andere in Luxemburg das, was er gesucht hat.

Dr. med. Katrin Fasnacht, CH-8702 Zollikon

PFLEGEKR Ä FTE

Die Ärzte und die anderen Berufsgrup- pen im Gesundheits- wesen sollten sich nicht gegeneinander ausspielen lassen (DÄ 18/2010: „Pfle- gekräfte: Rückfall in alte Reflexe“ von Birgit Hibbeler).

Ein unbekanntes Wesen

In dem sorgenvollen Kommentar von Frau Dr. Hibbeler fehlt ein Hin- weis auf die Situation der gut 400 000 Mitarbeiterinnen in den Praxen der niedergelassenen Ärzte.

Zu deren Situation haben sich in den letzten Jahren weder Politik noch Medien überhaupt Gedanken gemacht. Die „Arzthelferin“, das unbekannte Wesen in der Gesund- heitspolitik. Jeder Politiker, jeder Verdi-Funktionär, jeder Kommenta- tor der großen Medien kennt und hätschelt „seine“ Krankenschwester als Leistungsträger in der Gesell- schaft; die Arzthelferin, meist bes- ser qualifiziert, aber schlechter be- zahlt, kennt keiner.

Selbst im DÄ wird für die Öffent- lichkeit nicht ausreichend kommu- niziert, dass die finanzielle Ausblu- tung unserer Praxen auch die Be- rufsgruppe der Arzthelferinnen massiv bedroht . . .

Dr. Ulrich Wettmann, 79100 Freiburg

Historische Anmerkung

. . . Dr. med. Birgit Hibbeler schreibt, es bestünden die alten Komplexe der Pflegenden, dass

„keiner unsere Arbeit schätze und niemand uns ernst nehme“. Diese Sorgen würden einige Ärzte mit ei- ner „gewissen Genugtuung erfül- len“ . . . Die Teamarbeit beider Professionen werde besonders in Deutschland vermisst.

Diese beiderseits unerfreuliche Ein- stellung ist nicht neu. Bereits vor mehr als 150 Jahren haben Ärzte ähnlich gedacht und die Pflege nicht wertgeschätzt. Verlässliche Aussagen der damaligen Zeit wei- sen darauf hin, dass die Mehrzahl der Ärzte dem Anliegen der Kran- kenpflege eher ablehnend gegen- überstand. Krankenpflegekräfte, die im 18. und beginnenden 19.

Jahrhundert noch als Wärter be- zeichnet wurden (Wärterinnen gab es kaum), kamen vorwiegend aus ungebildeten, oft auch asozialen Schichten und waren in keiner Wei- se ausgebildet. Im Gegensatz zu den Hebammen gab es keine gere- gelte Ausbildung. Besonders nega- tiv äußerten sich damals auch die Ärzte der Charité über das dort täti- ge Wartepersonal. Noch 1898 wur- de die im preußischen Medizinalge- setz festgeschriebene Auffassung gerichtlich bestätigt, dass „Kran- kenpflegepersonen dem Arzt als Diener, als unselbstständige Hilfs- personen zur Seite stehen“. Sie ge- hörten zum Dienst- und Warteper- sonal, nicht zum medizinischen Dienst . . .

Das Ansehen der Krankenpflege besserte sich erst 1957, als sich freie Schwesternschaften bildeten und die staatliche Krankenpflege- ausbildung gesetzlich eingeführt wurde. Die Schwestern der Mutter- häuser genossen dagegen wegen ih- rer oft persönlichen und liebevollen Zuwendung zum Kranken seit Be- ginn des Mutterhauswesens in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein gutes Ansehen. Jetzt muss es endlich zu einem vernünftigen, gleichwertigen Miteinander in der medizinischen Versorgung kranker Menschen kommen, zu einer anerkannten Teamarbeit. Ich denke, wir sind auf dem besten Weg.

Dr. med. Horst Isermann, 27356 Rotenburg/Wümme

Erfolgsrezept

Der Leitartikel ist von höchster Bri- sanz, bestätigt er doch eine noch vor Jahrzehnten fast undenkbare Spal- tung zwischen Arzt- und Pflegebe- ruf im Krankenhaus. Mein Erfolgs- rezept als Chef der Erlanger Univer- sitätshautklinik (1967 bis 1995) war gerade die vertrauensvoll enge Kooperation von Ärzten/Ärztinnen, Schwestern und Pflegern, die auf je- der Station ein betont „therapeuti- sches Team“ bildeten. So fiel es uns in Zeiten großen Pflegekräfteman- gels leicht, planmäßig morgendliche Hilfsaufgaben (Blutentnahmen etc.) zu übernehmen, was die eigentliche Versorgung der Patienten bis zur Morgenvisite ohne Hektik ermög- lichte. Hinzu kam pro Woche auf je- der Station eine halbstündige Team- konferenz zur Erörterung sozialer Patientensorgen, von denen beson- ders die Nachtschwestern wussten.

Das hat uns Ärzten das Verstehen psychosozialer Nöte vieler Patienten erst ermöglicht. Auch förderte die Präsenz einer eigenen Verwaltung den klinischen Teamgeist, weil wir

G

D a p w n a ( gekräfte: Rückfall in

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und Orts - angabe gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

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9. Juli 2010 A 1359 unnahbaren administrativen Leer-

lauf vermeiden konnten. Es bestand viel Transparenz und begründete Einsicht in nötige Anordnungen, je- de/r fühlte sich am jeweiligen Platz mitverantwortlich – und die Klinik schrieb jedes Jahr schwarze Zahlen trotz zunehmend kürzerer „Betten- auslastung“ und Wartelisten . . . Es mag heutigen Ohren wie eine ferne Saga klingen. Doch wäre sie zu verwirklichen, stünden nicht po- litische Macht- und finanzielle Ren- dite-Interessen dem Umdenken ent- gegen . . . Ärztlicher und pflegender Dienst gehören zusammen, ohne akademischen Firlefanz, auf glei- cher Augenhöhe!

Prof. em. Dr. med. Otto Paul Hornstein, 91080 Uttenreuth

DEUT SCHE EINHEIT

In Leipzig erinnern sich Hochschulleh- rer aus alten wie neuen Bundeslän- dern noch gut an die Zeit der „Wende“

(DÄ 19/2010: „20 Jahre deutsche Einheit: Zweitklassige oder belastete Professoren kamen nicht zum Zug“ von Eva Richter-Kuhlmann).

Lebhafte Erinnerungen

Mit großem Interesse las ich den Artikel, der mich lebhaft an die lo- kalpolitische Situation während der ersten und längsten Zeit meiner Tä- tigkeit als Chefarzt einer medizini- schen Klinik und diagnostischen Röntgenabteilung in einem kommu- nalen Krankenhaus in Südhessen erinnerte . . .

Der neue Chefchirurg hatte mich dem Landrat dringend empfohlen.

Aus dreijähriger gemeinsamer Oberarzttätigkeit in einer großen Klinik kannten wir uns, er als Chir - urg, ich als Radiologe.

Jahrzehntelang war ich so der einzi- ge nicht der regierenden Partei an- gehörige Chefarzt im Kreis. Bereits nach circa vier Wochen kam ein Mitarbeiter mit der Aufforderung, der Gewerkschaft beizutreten. Auf meine Ablehnung folgte prompt:

„Dann bekommen Sie kein Weih- nachts- und kein Urlaubsgeld.“

„Das ist Bestechung, und mich kann man nicht bestechen“, gab ich zurück.

Tatsächlich bekam ich erst Jahre später Weihnachts- und Urlaubs- geld, zunächst sogar in Form einer durchaus willkommenen Sparbüch- se, natürlich ohne Zinsen, nachdem ein Assistent erfolgreich beim Ar- beitsgericht prozessiert hatte.

In den „Sozialistischen Ärztebund“

und in die Partei einzutreten, lehnte ich ebenfalls ab. Als Ergebnis wur- de ich nicht wie üblich befördert.

Als einziger bis zur Pensionierung mit 65 Jahren durchhaltender Chef- arzt „verschliss“ ich allein vier Par- teibuch-Chirurgen. Eine Stellenaus- schreibung und eine unabhängige, qualifizierte Prüfkommission er- sparte sich die Kreisverwaltung.

Nach 15 Jahren Tätigkeit wollte ich aussteigen, erfuhr aber vom Justizi- ar der Landesärztekammer, dass mir als hessischem Kommunalbeamten bei freiwilligem Ausscheiden kein Pfennig Entschädigung zustehe.

Gesundheitlich leicht nach zwei WS-Operationen angeschlagen und als fünffacher Familienvater durch- stand ich den Rest meiner Chefarzt- tätigkeit mit Hilfe von Rauchstopp, autogenem Training, Sport und meiner Frau.

Es ist also keineswegs so, dass Ver- hältnisse wie in der DDR nicht auch in der demokratischen Bundesrepu- blik existiert hätten, wenn auch in wesentlich sanfterer Form. Von vie- len Kollegen allerdings erfuhr ich, dass Südhessen in der BRD diesbe- züglich wohl eine bedauerliche Ausnahme war . . .

Dr. med. Lothar L. Schute, 63500 Seligenstadt

Drittklassige Professoren

Der Beitrag war einseitig, regt aber gerade deshalb zu Nachdenken und Widerspruch an. Hautnah habe ich damals an der zur Weltklasse zäh- lenden Berliner Charité miterlebt, wie erstklassige Chefs aus dem Os- ten durch drittklassige Westprofes- soren ausgetauscht wurden, unter dem Deckmantel der Staatsnähe und Zuhilfenahme widerwärtiger

„Schwarzer Listen“. Der Charité wurde zudem zwei Jahre lang vom

Westsenat das Recht aberkannt, Habilitationsverfahren durchzu - führen . . .

Man kann versuchen, die Geschich- te zu revidieren. Indes, es gibt Zeit- zeugen, die zur „Wende“ jung ge- nug, „unbelastet“ und hellwach wa- ren. Ich schlage vor, die Überschrift Ihres Beitrages zu ergänzen:

„Zweitklassige oder belastete Pro- fessoren kamen nicht zum Zug – dafür oft drittklassige aus dem Wes- ten.“ An vielen Orten war es so, um bei der Wahrheit zu bleiben. Dage- gen gibt es nicht einen Ostprofes- sor, der irgendwo anders als in sel- tenen Fällen an seinem bisherigen Arbeitsplatz begnadigt, eine Profes- sur errungen hätte. Aus welchem Grund eigentlich?

Prof. Dr. med. habil. Hans-Jürgen Tietz, Institut für Pilzkrankheiten und Mikrobiologie, 10117 Berlin

ZIT AT DER WO CHE

Paracelsus-Preisträ- ger Alfred Möhrle kritisiert, dass die Politik es geschafft habe, Keile in die Ärzteschaft zu trei- ben (DÄ 20/2010:

„Zitat der Woche“ von Alfred Möhrle).

Ausgegrenzt und gedemütigt

Auch ich bedauere eine Entwick- lung, die das System der Kassen- ärztlichen Vereinigungen ernsthaft gefährdet!

Aber wessen Politik ist denn dafür verantwortlich – und das seit Jahr- zehnten! –,

– dass die Haus-, Familien- und Allgemeinärzte die KVen nicht mehr als ihre Heimat und Interes- senvertretung sehen können?

– dass sie sich von ihren speziali- sierten Kolleginnen und Kollegen als eine minderwertige und verach- tete Arztgruppe fühlen müssen?

Können Sie sich vorstellen, dass man zum Beispiel bei den Juristen der Bundesrepublik eine Untergrup- pe derartig ausgrenzen und demüti- gen würde?

So dumm können wirklich nur die deutschen Ärzte sein!

Dr. med. Rüdiger Diel, 30161 Hannover

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Referenzen

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