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Archiv "Krankenhauswirtschaft: Mehr Spezialisierung und mehr Konzentration" (05.10.2012)

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A 1998 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 40

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5. Oktober 2012

KRANKENHAUSWIRTSCHAFT

Mehr Spezialisierung und mehr Konzentration

Bei den Biersdorfer Krankenhausgesprächen wagen zwei Experten einen Blick in die Zukunft der Krankenhausversorgung.

M

ittel- und langfristige Pro - gnosen über die Weiterent- wicklung der Volkswirtschaft sind immer mit Risiken behaftet. Dies gilt auch für den Gesundheitssektor als eine der innovativsten Dienst- leistungsbranchen überhaupt.

Der ehemalige Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Rudolf Kösters, ent- warf bei den Biersdorfer Kranken- hausgesprächen Mitte September ein eher optimistisches Szenario für die Krankenhauswirtschaft in den kommenden Jahren. „Die für die nächsten 20 Jahre prognostizierbare demografische Entwicklung und die Verschiebungen im Krankheitsspek- trum lassen eine kontinuierliche, sogar progressiv zu -

nehmende Nachfrage er - warten“, sagte Kösters vor den 200 Klinik - managern. Doch nicht alle Krankenhäuser wür- den gleichermaßen da-

von profitieren. Er gehe davon aus, dass immer mehr Patienten die an- gebotenen Leistungen vor, während und nach Inanspruchnahme extrem kritisch prüften. Kösters: „Der Pro- zess der Konzentration auf immer weniger, aber dafür größere Leis - tungs an bieter und Betriebseinhei- ten wird sich beschleunigen, ebenso die Entwicklung zur Ausdifferen- zierung und Spezialisierung.“ Kran - kenhäuser ohne Spezialisierung hätten daher deutlich schlechtere Marktchancen.

Es sei zudem nicht zu erwarten, dass es künftig ausreichende und ge- setzlich garantierte Refinanzierungs- möglichkeiten der Kostenentwick- lung, vor allem im Tarif- und Ener- giesektor, und zur Mengensteuerung geben werde, sagte der langjährige DKG-Präsident: „Wenn der von der

Politik für 2013 avisierte Kosten - orientierungswert derart denaturiert wird, dass keine tragfähige und ak- zeptable Finanzierungsgrundlage ge- schaffen wird, vergrößert dies die Herausforderungen, mit denen die Krankenhäuser tagtäglich zu kämp- fen haben.“ Eine Politik, die im Ver- ein mit den Krankenkassen alle sich daraus ergebenden „Probleme weg- deckeln“ und nicht lösen wolle, ver- abschiede sich vom leistungsorien- tierten System. Ein Problem bleibe auch die Deckung des Fachperso- nalbedarfs. Allein bei den kurativ tätigen Ärzten betrage der Ersatz - bedarf bis Ende 2015 etwa 66 000 Ärzte, dem stünden lediglich circa 45 000 Newcomer gegenüber. Auch

bei systematischer Durchforstung der Prozessabläufe in den Kliniken und Praxen sei die Lücke von circa 20 000 Ärzten schwer zu meistern.

Prof. Dr. Harald Schmitz, Gene- ralbevollmächtigter der Bank für Sozialwirtschaft AG, Köln, geht da- von aus, dass die weiter zunehmen- den medizinisch-technischen Mög- lichkeiten und die Innovationen in Zukunft immer weniger solidarisch über die Krankenversicherung fi- nanzierbar sein werden. Vor diesem Hintergrund werde man sich von der solitärwirtschaftlichen Steue- rung der Patienten und deren Vertei- lung auf die einzelnen Leistungs - institutionen verabschieden müssen.

Schmitz: „Nicht mehr der einzelne Arzt und das einzelne Krankenhaus werden autonom über die Steuerung der Patienten und der Nachfrage

entscheiden.“ Vielmehr sei damit zu rechnen, dass vor allem auch die Krankenkassen und die privaten Krankenversicherungsunternehmen aus ökonomischem Interesse heraus intervenieren und steuern wollten – insbesondere bei der Versorgung von chronisch kranken Patienten, et- wa über Direktverträge oder Ver- bundnetze. Heute bereits versuchten die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) ihre Gestaltungsmöglich - keiten durch die Einrichtung eigener Praxen zu erhalten, und durch Ko- operationen mit Krankenhäusern die Situation in unterversorgten Regio- nen zu verbessern. Der Sicherstel- lungsauftrag der KVen und das Kol- lektivvertragssystem würden weiter

geschwächt, zeigte sich Bankmanager Schmitz überzeugt.

„Ganz sicher wird der Kliniksektor durch eine merkliche Markt- konsolidierung auf der Einrichtungsebene gekennzeichnet sein – bewirkt durch Konzentration auf größere Betriebseinheiten und Unternehmenszusammenschlüsse“, betonte Schmitz. Die Kliniken in privater Trägerschaft dürften weiter expandieren, weil sie auf die je - weilige Marktsituation flexibler re - agieren könnten. Zwar würden die Krankenhausstandorte bundesweit etwas ausgedünnt werden, der Spe- zialisierungsgrad dürfte sich aller- dings erhöhen und die Zahl der Kli- nikträger bis zum Jahr 2025 um mehr als 20 Prozent sinken. Kartell- grenzen dürfte es bei dem Kon zen - trationsprozess eher in Ballungs- zentren geben. Hingegen seien mo- nopolartige Anbieterstrukturen in dünner besiedelten Regionen durch-

aus möglich.

Dr. rer. pol. Harald Clade

Krankenhäuser ohne Spezialisierung werden deutlich schlechtere

Marktchancen haben.

Rudolf Kösters, DKG

W I R T S C H A F T

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