A 2046 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 106|
Heft 42|
16. Oktober 2009KRANKENKASSENFUSIONEN
Weniger Kosten, mehr Macht
Mit dem Zusammenschluss von Barmer und Gmünder Ersatzkasse entsteht Deutschlands größte Krankenkasse.
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ie Meldungen über Kassen- fusionen reißen nicht ab. En- de 2008 schloss sich die Techniker- Krankenkasse mit der IKK-Direkt zusammen und wurde damit Deutschlands größte Krankenkasse mit 7,1 Millionen Versicherten. Im Juli 2006 hatte bereits die AOK Rheinland mit der AOK Hamburg fusioniert, demnächst soll noch die AOK Westfalen-Lippe dazukom- men. Kleinere Anbieter hätten kei- ne Überlebenschancen, heißt es al- lenthalben zur Erklärung für die„Fusionitis“. Eine Kasse könne teu- re Einzelfälle einfach besser aus- gleichen, wenn sie viele Versicherte habe, erklärt Doris Pfeiffer, Vorsit- zende des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen.
Am 1. Januar 2010 wird nun die Barmer mit der Gmünder Ersatz- kasse zusammengehen. Mit der Fu- sion vertreten die beiden Kassen rund 8,6 Millionen Versicherte und schieben sich auf Platz eins der
größten Krankenkassen. Die Zahl der Krankenkassen sinkt damit wei- ter (siehe Grafik). Bundesgesund- heitsministerin Ulla Schmidt hatte kürzlich noch prognostiziert, dass es im nächsten Jahr weniger als 100 Kassen geben könnte.
Große Kassen mit vielen Versi- cherten verfügen über eine größere Marktmacht in den Verhandlungen mit den Leistungserbringern. Das bereitet den Ärzten und Kranken- häusern zuweilen Sorgen. Ärztever- bände, die mit Kassen Einzelverträ- ge schließen, können von den Fu- sionen aber auch profitieren. Denn je mehr Kassen miteinander kon- kurrieren, desto aufwendiger sind die Vertragsverhandlungen. Kleine Verbände stoßen mit dem Manage- ment einer Vielzahl von Verträgen rasch an ihre Grenzen.
Allerdings bringen die „Groß- kassen“ nicht nur mehr Drohpoten- zial in die Verhandlungen ein, son- dern auch mehr Know-how. Die
meisten verfügen über viele Fach- kräfte mit reichhaltigen Erfahrun- gen in der Vertragsgestaltung. Von Bedeutung sind solche Konstella- tionen insbesondere bei Verträgen, die, wie zur integrierten Versorgung oder zur hausarztzentrierten Versor- gung, außerhalb der Kollektivver- träge geschlossen werden. „Größe- re Kassen ermöglichen flächende- ckende Verträge, die auch über Ländergrenzen hinausgehen“, sagt Manfred King, Pressesprecher des Deutschen Hausärzteverbandes. Er sieht die Fusionen eher positiv, aus ihnen resultierten Einsparungen bei administrativen Tätigkeiten.
Für die Krankenhäuser ergeben sich durch die jüngste Fusion Vor- teile, weil nun knapp jeder achte Patient ein Barmer-GEK-Versicher- ter ist. Da sie direkt mit den Kassen abrechnen, erleichtert der Zusam- menschluss die Arbeit. Marktmacht ist hier weniger ein Thema, weil es im stationären Bereich (noch) keine Selektivverträge gibt.
Auch Patienten erhoffen sich Vorteile durch die Fusionen. Denn eingesparte Verwaltungskosten kön- nen potenziell in Prämienzahlungen investiert werden – oder zumindest Zusatzbeiträge verhindern.
Aber die kleinen Kassen wollen nicht kampflos das Feld räumen.
Dass diese sich auch künftig gut im Wettbewerb behaupten, hat sich et- wa das Unternehmen GWQ-Service- Plus AG zum Ziel gesetzt. Die Ge- sellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen reprä- sentiert 17 Betriebskrankenkassen mit rund vier Millionen Versicher- ten bei Vertragsverhandlungen.
Durch Einkaufszusammenschlüsse und eine gemeinsame Vertragspoli- tik bei Rabattverträgen mit Arznei- mittelherstellern gewinnen die be- teiligten Kassen an Macht und glei- chen so Größennachteile aus. ■ Laura Menzler GRAFIK
Seit Einführung des Wettbewerbs sinkt die Zahl der Kassen
Quelle: AOK Mediendienst