Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 111|
Heft 19|
9. Mai 2014 A 855 DKV DEUTSCHE KRANKENVERSICHERUNGWeniger Versicherte, mehr Leistungen und ein teurer Irrtum
Der zweitgrößte private Krankenversicherer präsentiert seine Bilanz 2013.
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it 857 000 Vollversicherten waren bei der DKV Deutsche Krankenversicherung AG im Jahr 2013 etwa 25 000 Menschen weniger krankheitskostenvollversichert als 2012. Damit bleibt die DKV hinter dem Debeka Krankenversicherungs- verein die Nr. 2 der Branche.DKV-Vorstandschef Clemens Muth führt den Versichertenrück- gang unter anderem auf das schwie- rige Marktumfeld für die private Krankenversicherung (PKV) zurück.
Vor der Bundestagswahl sei viel über die Zukunft der PKV disku- tiert worden, was dem Neugeschäft geschadet habe. Hinzu komme, dass die DKV seit einigen Jahren keine leistungsschwachen Einstei- gertarife mehr anbiete: „Wettbe- werber, die diese Billigtarife mit ei- nem Leistungsniveau unterhalb der gesetzlichen Krankenversicherung weiterhin anbieten, gewinnen den einen oder anderen Kunden mehr“, sagte Muth Ende April vor der Pres- se in Köln. Das nehme er gerne in Kauf. Denn: „Man sollte sich nie- mals nur aufgrund des Preises für die PKV entscheiden.“ Vorrang müsse das Leistungsversprechen der pri- vaten Alternative sein.
Dieser Überzeugung folgend hat die DKV jüngst die Leistungen vieler ihrer Vollversicherungstarife verbessert. Unter anderem erstattet die DKV künftig mehr Psychothe- rapiesitzungen. Zudem ist der Hilfs- mittelkatalog in mehreren Tarifen nicht mehr abschließend zu verste- hen, sondern offen für Neuerungen.
Die zusätzlichen Kosten für die- se Leistungsausweitungen belaufen sich je nach Tarif auf knapp ein Pro- zent. Nur in wenigen Tarifen könne die Leistungsausweitung, die als Mindestleistungen auch vom PKV- Verband empfohlen werden, nicht umgesetzt werden.
Vorreiter ist die DKV beim Ta - rifwechsel innerhalb eines PKV- Unternehmens. Im Online-Bereich können DKV-Vollversicherte seit vergangenem Jahr ihren Tarif über- prüfen, mit anderen DKV-Tarifen vergleichen und so sehen, ob ein Tarifwechsel für sie sinnvoll wäre.
Die Zahl der Tarifwechsler inner- halb der DKV sei im vergangenen Jahr auf 59 000 (2012: 37 000) ge- stiegen, führte Muth aus.
Das Geschäftsergebnis der DKV legte 2013 um 27,2 Prozent auf 127 Millionen Euro zu – hätte allerdings auch noch deutlich besser ausfallen können. Der Vorstandschef berich- tete der verdutzten Presse in Köln von einem 70 Millionen Euro teu- rem Irrtum, der im Mai 2013 aufge- fallen ist: Danach hat sich die DKV bei der Kalkulation des 2008 einge-
führten Tarifs „Best Med 4“ ver- rechnet. 58 000 Versicherte haben deshalb jahrelang zu hohe Prämien gezahlt, durchschnittlich etwa 1 000 Euro. Das zu viel gezahlte Geld rechnet ihnen die DKV nun auf ihre Alterungsrückstellungen an. Kun- den, die nicht mehr bei der DKV versichert sind, wird das Geld plus Zinsen erstattet. Aus der Neukalku- lation des Tarifs ergibt sich zum 1. April 2014 eigentlich eine Prämi- enerhöhung um 9,3 Prozent gegen- über der jetzt rückwirkend reduzier- ten Prämie. Jedoch hatte die DKV ihren Kunden für den Tarif eine Beitragsgarantie bis zum 31. März 2015 ausgesprochen. „Dazu stehen wir“, betonte Muth. Die entstehen- de Lücke schließt die DKV aus der Rückstellung für die erfolgsab- hängige Beitragsrückerstattung, der Reserve aller Versicherten.
Die Zahl der bei der DKV Er - gänzungsversicherten blieb mit 3,5 Millionen fast stabil. Wachstum gab es hier vor allem bei der Pflegezu- satzversicherung. Mittlerweile ha- ben mehr als 390 000 Menschen ei- ne Pflegezusatzversicherung bei der DKV. „Die Absicherung gegen fi- nanzielle Risiken im Pflegefall wird für immer mehr Menschen zu ei- nem wichtigen Teil ihrer Vorsorge für das Alter“, erklärte Muth. Die Einführung der geförderten Pflege- zusatzversicherung („Pflege-Bahr“) habe diesen Trend verstärkt.
Die Prämien in der Krankheits- kostenvollversicherung sind für die DKV-Versicherten zum 1. April 2014 mit plus 1,1 Prozent im Schnitt mo- derat angehoben worden: Nimmt man die Pflegepflichtversicherung und das Krankentagegeld hinzu, so zahlt der typische Vollversicherungs- kunde durchschnittlich 1,3 Pro-
zent mehr.
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Jens Flintrop TABELLE
Die wichtigsten Kennzahlen
1Rohergebnis nach Steuern
(vor Zuführung zur erfolgsabhängigen Beitragsrückerstattung)
2Vor Ergebnisabführung Beitragseinnahmen
Gebuchte Bruttobeiträge in Mio. Euro Veränderung zum Vorjahr Versicherungsleistungen Aufwendungen für Versicherungs - fälle (brutto) in Mio. Euro Veränderung zum Vorjahr Kapitalanlagen Bestand in Mio. Euro
Kapitalanlageergebnis in Mio. Euro Nettoverzinsung
Ergebnisse
Bruttoüberschuss1 in Mio. Euro Gesamtergebnis2 in Mio. Euro
2013
4 839,6
−1,9 %
3 600,9 +5,2 %
34 138,8 1 326,3 4,0 %
685,4 126,9
2012 4 932,6
3 422,0
32 388,5 1 206,0
787,9