—BLÜTENLESE
Relativ
Mit welch phantastischen Stati- stiken mitunter in der Bundesre- publik Gesetzgebung betrieben wird — dafür hier einmal wieder ein Beispiel, diesmal aus dem Bereich des Straßenverkehrs:
Da heißt es in einem Papier des Bundestagsausschusses für Verkehr, die Bundesrepublik ge- höre noch immer zu den Län- dern mit hohem Unfallrisiko, wenn man die Zahl der Getöte- ten in Relation zum Kraftfahr- zeugbestand sehe. „Je 1000 Kraftfahrzeuge entfielen 1972 im Bundesgebiet 1,1 Todesopfer, in Großbritannien und USA 0,5 To- desopfer, in Schweden nur 0,4 Todesopfer." Nehmen wir die Extreme: die Bundesrepublik und Schweden. Nur wenig Intel- ligenz gehört dazu, um dahinter- zukommen, daß 1000 Kraftfahr- zeuge in der Bundesrepublik Deutschland sich erheblich mehr drängeln als 1000 Kraft-
fahrzeuge im Riesenland Schweden. Mit ein bißchen mehr Intelligenz merkt man dann auch noch, daß es darauf ankommt, wieviel diese Autos fahren: wenn jedes dieser 1000 Kraftfahrzeuge im Durchschnitt täglich nur einen Kilometer füh- re, dann wäre die Unfallgefahr natürlich erheblich geringer, als wenn es täglich 100 Kilometer führe.
Die in dem Ausschußbericht ge- nannten Zahlen sind also für sich allein irrelevant. Man müßte sich schon die Mühe machen, eine Unfallzahl in Relation zu ei- ner Kombination aus Zahl der Kraftfahrzeuge, Länge des Stra- ßennetzes und durchschnittli- cher Fahrleistung zu bringen;
Zahlen übrigens, die vorhanden sind.
So aber darf man sich nicht dar- über wundern, daß nur die Zahl unsinniger Schilder auf unseren Straßen immer zunimmt. bt
Die Information:
Bericht und Meinung
die Kostenentwicklung suchen. In Wirklichkeit sei gerade das gelten- de Kassenarztrecht flexibel genug, um sowohl die vielleicht notwendi- ge bessere Verknüpfung zwischen dem stationären und dem ambulan- ten Bereich sicherzustellen (durch Beteiligung von Krankenhausärzten an der ambulanten kassenärztli- chen Versorgung) wie auch durch Honorarvereinbarungen die Ko- stenentwicklung zu steuern. Ein Beweis dafür seien die Honorar- empfehlungen für 1975 und 1976.
Wiederholt wurde kritisiert, daß die Krankenhausplanung auf veralteten Vorstellungen über den Bettenbe- darf beruht habe und nicht flexibel genug sei. Sozialminister Geissler wies dazu auf die Notwendigkeit hin, Krankenhäuser für mehrere Jahrzehnte vorauszuplanen. Es gebe jedoch ein ausreichendes In- strumentarium an Gesetzen und Verordnungen, um neuen Entwick- lungen Rechnung zu tragen. Geiss- ler schlug vor, durch die Errich- tung von Nachsorgestationen und Sozialstationen ein abgestuftes Krankenhausnetz zu schaffen, um auf diese Weise den Bettenüber- hang abzubauen. Im Prinzip sollte man nicht dem Krankenhaus noch mehr Aufgaben zukommen lassen, sondern die kostengünstigeren am- bulanten Dienste ausbauen. gb
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Ärzte untersuchen Mütter- und
Säuglingssterblichkeit
Auf Initiative der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Lü- beck hat sich eine Arbeitsgruppe von niedergelassenen Ärzten, von Professoren der Medizinischen Hochschule und Vertretern des Ge- sundheitsamtes gebildet, die den Ursachen für die Mütter- und Säug- lingssterblichkeit nachgehen will.
Die Arbeitsgruppe ist auf der einen Seite der Auffassung, die gegen das deutsche Gesundheitswesen erhobenen Vorwürfe, die Mütter-
und Säuglingssterblichkeit sei im internationalen Vergleich unvertret- bar hoch, seien falsch, weil sich die den Statistiken zugrunde liegen- den Begriffe sowie die Arbeitsricht- linien der Standesämter nicht mit- einander vergleichen lassen.
Auf der anderen Seite will die Ar- beitsgruppe jedoch auch Vorschlä- ge zur weiteren Senkung der Müt- ter- und Säuglingssterblichkeit er- arbeiten. Um möglichst rasch zu Ergebnissen zu kommen, konzen- triert sich die Arbeitsgruppe dabei auf den überschaubaren Bereich Lübecks.
Die Arbeitsgruppe hat außerdem Ärzteschaft, Gesundheitsverwal- tung und Krankenkassen aufgefor- dert, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um Schwangere zur regel- mäßigen Teilnahme an den Vorsor- geuntersuchungen anzuregen. Man
sollte dabei auch überlegen, ob man hierfür wie in anderen Län- dern finanzielle Anreize schaffen sollte. KV-SH BERLIN
21 Tote durch Drogenmißbrauch
Vom 1. Januar bis zum 23. Juli '75 starben in Westberlin 21 Personen durch Drogenmißbrauch; das sind acht mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 1974. Die Westberliner Kriminalpolizei stellte im ersten Halbjahr 1975 einen steigenden Verbrauch an Heroin fest. Die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungs- mittelgesetz stieg im ersten Halb- jahr 1975 auf 1990; das sind 129 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. zel
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 2 vom 8. Januar 1976 43