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Archiv "Die Autos fahren langsam in Ascona" (04.05.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

FEUILLETON

A

scona ist ein magisches Wort, denn Ascona bedeutet Son- ne, Süden, bedeutet Ferien, Erholung, sich selbst sein, aber auch Begegnung, Leben, Welt.

Darum trafen sich hier immer wie- der Leute mit neuen Konzepten, mit Konzepten für die Gesundheit (vegetarische), für neue Staatsfor- men (anarchistische), für die kriti- sche Selbstbeurteilung von Ärz- ten in ihrer Beziehung zu den Pa- tienten (Balint-Treffen), aber auch für ein Weltbürgertum in Toleranz und Achtung des gegenseitigen Andersseins. — Mehr als hundert

Schriftstellerärzte aus elf Staaten kamen, von Boris Luban-Plozza zusammengerufen (und bezüg- lich ihrer Arbeiten von Hilde Shmerling in drei Sprachen über- setzt und dokumentiert). Sie alle reisten 1983 nach Ascona zu ih- rem Weltkongreß, um das Zusam- mengehörigkeitsgefühl zu festi- gen, überzeugt, daß spätestens jetzt das Zeitalter der Kriege be- endet und das Zeitalter der Tole- ranz gegründet werden sollte.

Die Autos fahren langsam in Asco- na, darauf bedacht, einen Park- platz zu erhaschen, denn, wer ihn sieht, den Zauber von Ascona, das sanft bewegte Wasser, die Pal-

men, der kommt nicht mehr los davon. Wie sollte die Kollegin Aisy Leugermann darüber anders schreiben können als:

lange habe ich gestanden /auf der brücke / im tessin / in dem kleinen dorf / das am himmel gelegen.

Die magischen Grotti von Ascona liegen an verwinkelten Gäßchen, in denen sich vor einem „Boccali- no" um so eifriger disputieren läßt, je mehr der Boccalino mit dunklem Wein aus den Reben der sonnigen Hänge nachgefüllt wird,

und schon manche Feindschaft hat hier zur Freundschaft umge- schlagen. Auch unter den Schrift- stellerärzten, die nicht minder streitbar sind als die Politiker. Zu- mal die Ärzte Tag für Tag an der Grenze des Lebens zum Kampf gegen den Tod antreten, um den Kampf letztlich doch zu verlieren.

Sie sind gewohnt, dem Tod in die Augen zu blicken, sei es in der Krankheit, sei es in der Droge mit dem Aufschrei an die Welt, den Drogenanbau zu unterbinden, da- mit die nun mal naturgegebene Nachfrage nicht mehr weiter ge- weckt werde, sei es im Verlust der Liebe und erst recht im Haß mit seinen Foltern.

Der Keim der Liebe sproßt in der Beziehung zum archetypischen Du, der physischen wie psychi- schen Ergänzung des Ichs. In die- ser Beziehung hat die Liebe ihre eigene Sprache, die nur versteht, wer liebt. So Renö Kaech:

Die Sprache, die sie spricht, ver- steh' ich kaum. / Wann wurde zwi- schen uns ein Zaun gebaut, / Wann eine Mauer errichtet und von wem?

Ascona ist ein Magnet für die gro- ßen Fragen der Welt, die alle zur Sprache kamen. Aber auch die

Die Autos fahren

langsam in Ascona

In Ascona trafen sich die Schriftstellerärzte aus elf Staaten

zu ihrem Weltkongreß

Satire blühte, es kollerten Ge- schichten, z. B. über Witwen, die, statt in Trauer zu versinken, über- raschenderweise sich freuten (Alex Koller), oder es fielen Sprü- che wie „Wo die Liebe hinfällt, sollte man sie durchaus nicht immer liegenlassen" (Gerlinde Nyncke). Und zum Schluß wander- te das EKG einsam durch die Wü- ste (gemalt vom Maler- und Schriftstellerarzt Jean-Michel Ju- nod), begleitet von den prämiier- ten Einfällen aller Teilnehmer, die die Muse von Ascona nie verges- sen werden. Sie war da.

Dr. med. Gino Gschwend

Haldenstraße 11, CH-6006 Luzern Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 18 vom 4. Mai 1984 (103) 1475

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