Die Information:
Bericht und Meinung
Film in der Fortbildung
Ohne Feedback geht es nicht
Praktische Erfahrungen mit dem Einsatz
medizinischer Fortbildungsfilme
Warmund Gastinger
Der Film ist eine anerkannte Metho- de der ärztlichen Fortbildung. ln welchen Formen wird er dem "Kon- sumenten" angeboten?
Der "große" Fortbildungsfilm bietet Information, Anregung und Motiva- tion zu einer intensiven Beschäfti- gung mit dem Thema. Er dauert meist 45 bis 60 Minuten und ist des- halb schwer in ein Programm einzu- bauen. Er sollte von einem Fachrefe- renten kommentiert und anschlie- ßend diskutiert werden, steht also zumeist als Hauptthema für einen Fortbildungsabend zur Verfügung.
Das erschwert unter Umständen den Einsatz innerhalb vorausgeplanter Jahres- oder Halbjahresprogramme.
Der kurze, spezialisierte Fortbil- dungsfilm von fünf bis zehn Minuten Dauer ohne besondere filmische Ge- staltung dagegen paßt in jedes Pro- gramm. Vor allem für die technische Unterweisung spielt diese Methodik eine große Rolle, z. B. bei der inten- siven Mitarbeiterschulung durch den Arzt in seiner Eigenschaft als Ausbilder.
Der Film als Mittel zur Patientenun- terweisung (beispielsweise zu den Themen Diabetesdiät, Rauchen, Übergewicht) stellt sich möglicher- weise als Sackgasse dar. Derartige Filme sollten den Arzt informieren, der dann im persönlichen Gespräch die dargestellten Gedanken dem Pa- tienten näherbringen kann. Die Frage, ob ein- oder mehrteilige Filme vorteilhafter sind, kann aus neuester Erfahrung beantwortet werden. Es hat sich herausgestellt, daß bei entsprechender Grundkon-
zeption reger Gebrauch von den Kombinationsmöglichkeiten ge- macht wird. Je nach Fachgebiet und Vorbildung der Teilnehmer (medizi- nische Assistenzberufe) können ein- zelne, abgeschlossene Teile sinnvoll eingesetzt werden.
Wer bietet Fortbildungsfilme?
Die pharmazeutisch-technische In- dustrie gilt derzeit als der Haupt- Mäzen. Durch die jahrelange Arbeit des Filmausschusses der Bundes- ärztekammer und anderer Institutio- nen wurde eine Produktwerbung in den Filmen weitgehend verlassen.
Der Slogan "Werbung durch Infor- mation" hat sich in der Industrie er- folgreich durchgesetzt. Kommerzi- elle Institute scheiden r;neist als Filmlieferanten aus, die hohen Leih- und Kaufpreise verbieten einen Ein- satz in der ärztlichen Fortbildung. Der kostenfreie Verleih ist eine un- abdingbare Voraussetzung.
Filme der Hochschulinstitute sind bislang schlecht erreichbar gewe- sen. Die zunehmend gute Qualität der in den letzten Jahren gedrehten Filme zeigt jedoch, wie wertvoll sie für einen großen Teil der fortbil- dungswilligen Ärzteschaft sind. Auf den großen Fortbildungskon- gressen ist das Filmprogramm meist
"Untermieter" und wird als Parallel- veranstaltung oft unterbewertet. Im Rahmen von Fachkongressen ist es dagegen zur Demonstration speziel- ler Methoden wertvoll. Ideal wäre, den medizinischen Film als Vortrag in das Programm einzubauen. Ganz sicher wird die Vorführung wissenschaftlicher Filme bei kleine- ren Veranstaltungen der Ärzteverei- ne oder der ärztlichen Kreis- und Berufsverbände wesentlich effekti- ver sein als bei Kongressen. Denn im kleineren Rahmen ist die Atmosphä- re für eine Diskussion eher gegeben.
Ohne Zweifel wird der Wert einer Fortbildungsveranstaltung mit Film- vorführung erhöht, wenn ein guter Referent zur Verfügung steht. Das belegen eindeutige Zahlen der ver- leihenden Firmen.
2368 Heft 40 vom 6. Oktober 1977
DEUTSCHES ARZTEBLATT
Eine Fragebogenaktion der Berliner Akademie für ärztliche Fortbildung (Professor Dr. Heim) ergab interes- sante Ergebnisse: Die Mehrheit der befragten Ärzte sprach sich für Film- vorführungen aus. Das "Kino zu Hause" ist eine Methode der Fortbil- dung im kleinsten Kreis. Nach der Tonbandzeitung der fünfziger Jahre, dem Bayer-Heimfilm-Programm und dem Großversuch "Medicolloc"
stellt jetzt die Friedrich-Thieding- Stiftung des Hartmannbundes in Kooperation mit der Medithek in München ihr Fortbildungspro- gramm am eigenen Fernsehschirm mittels Bildplatte oder Videoband vor.
Aktualität und Halbwertzeit
Zuletzt noch ein Wort zum Begriff
"Aktualität": Wir Ärzte sind keine Journalisten mit dem Zwang zur Ak- tualität, sondern Wissenschaftler, die auch ältere und älteste Metho- den kennen und überprüfen müs- sen. Ein Film, beispielsweise über die Perkussion und Auskultation, ist heute immer noch - oder wieder -
"aktuell", obwohl er eine der älte- sten Untersuchungsmethoden be- schreibt.
Dagegen ist die "Halbwertzeit'· me- dizinischer Filme (Professor Bock, Tübingen) relativ kurz. Nach etwa acht Jahren ist ein solcher Film von der technischen Gestaltung oder vom Inhalt her oft schon veraltet und
muß "aus dem Verkehr gezogen
werden". Überarbeitungen oder
"Neuauflagen" sind infolge techni-
scher Schwierigkeiten kaum mög- lich oder so kostspielig, daß sie ei- nem Neufilm gleichzusetzen wären. ..,.. Ein Fortbildungsfilm erreicht also seinen Zweck, wenn er in weni- gen Jahren möglichst viele Konsu- menten ansprechen kann.
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Warmund Gastinger, DGPh Mitglied des
Bundesärztekammer-Ausschusses
"Film in der ärztlichen Fortbildung"
Ortelfstraße 17 8000 München 60