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Archiv "Ärztliche Behandlungsfehler: Wider die Schuldgefühle" (04.05.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 18⏐⏐4. Mai 2007 A1193

S E I T E E I N S

V

iel habe sich in den sechs Jahren ihrer bisherigen Amtszeit getan, sagte Bundesgesundheitsminis- terin Ulla Schmidt (SPD) unlängst anlässlich einer Pressekonferenz des Berliner Aktionsbündnisses Pati- entensicherheit. „Innerhalb der Selbstverwaltung wird inzwischen offen über ärztliche Behandlungsfehler ge- redet“, betonte die Ministerin mit (selten) wohlwollen- dem Blick.

Sie hat recht, es hat sich viel getan – und dieses Enga- gement war keineswegs einseitig. Angefangen in den Rei- hen der Ärzteschaft, sind da zu nennen die Gutachterkom- missionen und Schlichtungsstellen bei den Ärztekam- mern. Seit beinahe 30 Jahren bemühen sie sich um die außergerichtliche Streitschlichtung bei vermuteten ärztli- chen Behandlungsfehlern. Vor Kurzem gaben die sich aus Ärzten und Juristen zusammensetzenden Institutionen be- kannt, in ihrer jährlichen Fehlerstatistik erstmals auch qualitative Angaben zum Fehlervorkommen machen zu können (siehe DÄ, Heft 17/2007). Das ist zweifellos ein großer Fortschritt, denn nur, wer weiß, in welchem Be- reich welche Fehler am häufigsten vorkommen, kann präventiv tätig werden.

Noch an anderer Stelle entstand Dynamik – innerhalb des Aktionsbündnisses Patientensicherheit. Mit verein- ten Kräften, so die Hoffnung der im Bündnis vertretenen Ärzte, Krankenkassenmitarbeiter und Patienten, sollte Fehlerprophylaxe möglich sein. Das scheint sich zu be- wahrheiten. Seit dem Frühjahr 2005 hat das Bündnis be- reits zwei Forschungsberichte veröffentlicht. Diese ent- halten nicht nur Angaben und Analysen zum Vorkom- men ärztlicher Behandlungsfehler. Die Vertreter der Selbstverwaltung und der Patientenverbände haben auch mehrere Präventionsprogramme entwickelt. So gibt es inzwischen „Empfehlungen zur Verhinderung von Seiten- und Eingriffsverwechslungen“ und „Emp- fehlungen zum Aufbau eines Fehlerlernsystems in deut- schen Krankenhäusern“. Es ist erfreulich zu sehen, wie viel Zeit und persönliches Engagement die Mitglieder des Bündnisses, allen voran deren Vorstand um Prof. Dr.

med. Matthias Schrappe, Dr. med. Günther Jonitz und Prof. Dr. med. Daniel Grandt, dieser heiklen Thematik widmen. Ihr Credo „Jeder Fehler zählt“ hat an Bekannt- heit gewonnen.

Martina Merten Redakteurin für Gesundheits- und Sozialpolitik, Berlin ÄRZTLICHE BEHANDLUNGSFEHLER

Wider die Schuldgefühle

Martina Merten

Doch hat sich dieser Leitgedanke auch im Kopf des Arztes festgesetzt? Zählt wirklich jeder Fehler?

Steht tatsächlich die Frage „Was war schuld?“ und nicht „Wer war schuld?“ im Vordergrund? „Es ist noch ein gutes Stück Weg, bis dieses Denken in den Köpfen der Ärzte angekommen ist“, vermutete der Hauptge- schäftsführer der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med.

Christoph Fuchs, bei der Vorstellung des aktuellen For- schungsberichts des Aktionsbündnisses. Diesen Weg lohnt es zu gehen. Denn Fehler sind menschlich, sie passieren in allen Berufsgruppen – sei es aus Zeit- druck, durch Kommunikationsprobleme oder ein- fach aus Unachtsamkeit. In deutschen Krankenhäusern kommt es zu rund 17 000 Todesfällen jährlich, ist das Ergebnis eines Reviews zum Thema Sterblichkeit nach vermeidbaren unerwünschten Ereignissen, die auf Feh- ler zurückgehen. Siebzehntausend. „Diese Größenord- nung muss deutlich nach unten korrigiert werden“, be- tonte Schrappe.

Es lohnt sich, offen über eigene Behandlungsfehler oder Beinahe-Fehler zu sprechen, sich mit Kollegen darüber auszutauschen. Denn Patienten hätten ein Recht darauf, dass Fehler zugegeben würden, sie verlangten oftmals nicht mehr als eine Entschuldigung, berichtete die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel, von Gesprächen mit Betroffenen. Es lohnt sich aber vor allem für jeden Einzelnen. Denn nur so kann vermieden werden, was viel schlimmer ist als ein Fehler selbst: Schuldgefühle.

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