Indikationen zur
Ultraschalluntersuchung in der täglichen Praxis
Die Ultraschalluntersuchung hat für zahlreiche Fachgebiete eine wichtige diagnostische Bedeu- tung. Bei Erkrankungen der Gal- lenblase und Gallenwege ist eine Differenzierung zwischen der Cholelithiasis sowie einer intra- bzw. extrahepatischen Cholestase mit der Sonographie inzwischen so zuverlässig, daß auf weitere Un- tersuchungen und invasive Tech- niken, z. B. zur Absicherung einer Operationsindikation, verzichtet werden kann.
Auch eine Gallenblasenruptur und Gallenblasentumoren lassen sich diagnostizieren, während Gallen- gangssteine sonegraphisch schwer zu erfassen sind. Gallen- gangstumoren zeigen allerdings kein spezifisches sonegraphi- sches Bild. Insgesamt ist die Ultra- schalldiagnostikbei Erkrankung des biliären Systems einer der we- sentlichen Fortschritte der letzten Jahre.
Normvarianten der Nieren können sonegraphisch schwer von einem Tumor abgegrenzt werden, so daß auf Grund von häufigen, falsch po- sitiven Sonographiebefunden wei- tere Untersuchungen notwendig werden. Die Voraussetzungen für eine sonegraphische Tumordia- gnose,
..,.. lnhomogenitäten der Echo- struktur, Unregelmäßigkeiten der Außenkontur und/oder der Paren- chympyelongrenze,
sind für die Bestimmung der Fest- legung auf einen Tumor wichtig. Eine isolierte Verbreiterung des Parenchymraumes ist nicht hinrei- chend füreinen Tumorverdacht Die sonegraphischen Untersu- chungen der Nieren führen einer- seits zu einer höheren Quote von Früherkennungen von Nieren- tumoren, andererseits sollten die Kriterien für einen sonographi-
sehen Tumorverdacht an den Nie- ren enger und präziser gefaßt wer- den, um die hohen Folgekosten zur Klärung falsch positiver Sono- graphiebefunde zu vermeiden.
Compound-Uitraschaii-Untersu- chungen bei Erkrankungen des Bauchraumes werden im Regelfall durch Real-Time-Untersuchungen abgelöst. ln fast allen Bereichen der Sonographie haben damit die neuen Real-Time-Geräte die Com- pound-Uitraschallgeräte ersetzt.
Speziell in der Urologie, aber auch
bei der übrigen Untersuchung des
Bauchraumes haben die Real- Time-Geräte, die auch die Darstel- lung von Bewegungsvorgängen {Atembewegungen, Pulsationen, Darmperistaltik, fötale Bewegun- gen) erlauben, die Campeundge- räte weitgehend verdrängt. Der Compound-Uitraschall hat zwar ein besseres Auflösungsvermögen und eine bessere Grauwertdarstel- lung, jedoch sind hier noch weite- re technische Fortschritte bei den Real-Time-Geräten zu erwarten.
Die Sonographie kann heute auch bei Hodenerkrankungen mit gro- ßer Genauigkeit zwischen zysti- schen Prozessen {Hydrozele und Spermatozele) sowie soliden Ver- änderungen {Tumor/Entzündung) differenzieren.
Testikuläre Veränderungen kön- nen von extratestikulären unter- schieden werden. Eine Abgren- zung von Tumoren und Entzün- dungen ist leider noch nicht in je- dem Fall möglich. nie
Der Radiologe, Jahrg. 23. Heft 6 (1983): Indika- tionen zur Ultraschalluntersuchung in dertäg- lichen Praxis, Red.: W. Wenz und G. van Kaick, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg/New York/
Tokyo
Larynxkarzinom bei Frauen
Larynxkarzinome treten bei Frau- en wesentlich seltener auf als bei Männern, die Zahlen schwanken zwischen 5 und 12 Prozent. Für diese Geschlechtsdifferenz wur- den unterschiedliche Rauchge-
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
wohnheiten und eine erhöhte Ex- position der Männer gegenüber inhalativen Noxen im Berufsleben angeschuldigt.
Der Autor untersuchte die Kran- kengeschichten von 71 Patientin- nen mit Larynxkarzinomen aus den Jahren 1961 bis 1981.
26 dieser Patientinnen konnten erneut befragt und mit einer gleichaltrigen Kontrollgruppe verglichen werden.
Insbesondere wurde auf 3 Merk- male geachtet: Rauchen, Virilisie- rung und Stimmstörungen vor der Erkrankung.
Histologisch überwogen die ver- hornenden Plattenepithelkarzino- me. Interessanterweise war die Zahl der Raucherinnen in der Tumorgruppe kleiner als bei den Kontrollen. Klinische Zeichen der Virilisierung waren bis auf eine deutlich höhere Abortrate bei den Tumorpatientinnen in beiden Kol- lektiven nicht erkennbar.
Dennoch hält der Autor einen hor- monellen Einfluß der Androgene bei der Entstehung der Larynxkar- zinome für möglich.
Zwei Erscheinungstypen weibli- cher Larynxkarzinome werden vorgestellt:
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das Larynxkarzinom bei der äl- teren Raucherin ohne Zeichen der Virilisierung, jedoch mit Stimm- störung vor der malignen Erkran- kung,f) das meist glottisehe Larynxkar- zinom der jüngeren Nichtrauche- rin ohne Stimmstörung mit den Zeichen vermehrter Androgenwir- kung.
Der Einfluß der Androgene als Co- Karzinogene und eine Therapie mit Antiandrogenen wird disku-
tiert. Air
Deimer, T.: Zur Pathogenese des Larynxkarzi- noms bei Frauen. Eine klinische und anamne- stische Untersuchung, Laryng. Rhinol. Otol. 62 (1983) 68-73, Hals-Nasen-Ohrenklinik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Ausgabe A DEUTSCHES ARZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 40 vom 7. Oktober 1983 41