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Migräne und kardio- vaskuläre Erkrankungen bei Frauen

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ARS MEDICI 6 ■ 2007 S T U D I E

Eine Migräne mit Aura erhöht nicht nur das Schlaganfall- risiko, sondern auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkran- kungen. Dies hat eine Daten- analyse der Women’s Health Study (WHS) gezeigt. Im Gegensatz dazu scheint das Risiko bei einer Migräne ohne Aura nicht erhöht zu sein.

N E U R O LO GY

Migräne umschreibt nach der IHS-Klassi- fikation (International Headache Society) primäre, periodisch wiederkehrende Kopf- schmerzattacken. Aufgrund ihrer man- nigfaltigen Erscheinungsformen wird sie in zwei Haupttypen unterteilt – Migräne ohne Aura und Migräne mit Aura – sowie in mehrere Subtypen. Letztere ist haupt- sächlich gekennzeichnet durch anfalls- weise auftretende, reversible, fokale, neurologische Symptome, die den Kopf- schmerzen unmittelbar vorangehen oder sie begleiten. Zu den klassischen Sym- ptomen gehören Sehstörungen, Sensibi- litätsstörungen, Sprachstörungen, Übel- keit oder Erbrechen.

Der migränetypische neurologische Sym- ptomkomplex und die Schlaganfallhäu- figkeit bei jungen Frauen stützen die These, dass Migräne einen eigenständi- gen Risikofaktor für einen ischämischen Schlaganfall darstellt. Dieser Zusammen-

hang konnte bereits in früheren Studien gezeigt und gut dokumentiert werden.

Im Gegensatz dazu, bemerken die Auto- ren der Originalarbeit, sei die Assozia- tion zwischen Migräne mit Aura und ko- ronaren Ereignissen noch nicht etabliert worden. Sie analysierten dazu prospek- tiv dokumentierte Ereignisse bei 27 480 gesunden Frauen, die an der Womens’s Health Study (WHS) teilnahmen und zu Studienbeginn keine kardiovaskulären Erkrankungen in ihrer Anamnese auf- wiesen, als sie zwischen 1992 und 1995 in die Studie aufgenommen wurden.

Methodik

In der WHS, einer randomisierten, pla- zebokontrollierten Untersuchung, wur- den unter anderem Nutzen und Risiken von Acetylsalicylsäure (ASS) und/oder von Vitamin E in der Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse (CVD) und Krebserkrankungen bei Frauen unter- sucht. Die insgesamt 39 876 Probandin- nen im Alter ≥45 Jahre erhielten entwe- der ASS (100 mg jeden zweiten Tag), Vitamin E (600 IE/Tag) oder Plazebo.

Ausschlusskriterien waren chronische oder maligne Erkrankungen. Aufgrund der umfangreichen Daten und langen Nachbeobachtungszeit von zehn Jahren wurde die Studie auch zur Klärung des Zusammenhangs zwischen Migräne und kardiovaskulären Störungen herangezo- gen. Primärer Endpunkt war die Rate schwerer kardiovaskulärer Komplikatio- nen, eine Kombination aus nicht töd- lichem Myokardinfarkt, einem ersten nicht tödlichen Schlaganfall und kardio- vaskulärer Mortalität. Weitere Endpunkte waren die Assoziation zwischen Mi-

gräne und Schlaganfall, Myokardinfarkt, Zahl der koronaren Revaskularisationen, Angina und kardiovaskulärer Tod.

Ergebnisse

Von den 3610 Frauen mit aktiver Migräne (d.h. Migräne, die im Verlauf des Jahres vor Eintritt in die Studie auftrat) hatten 1434 (39,7%) eine Migräne mit Aura.

Das Modell der Autoren berücksichtigte Lebensalter, systolischen Blutdruck, Anti- hypertensiva, Diabetes, Body-Mass-Index, Rauchen, Alkoholkonsum, Sport, Post- menopause, postmenopausale Hormon- substitutionsbehandlung, Familienana- mnese und andere Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen.

Das Risiko für schwere kardiovaskuläre Erkrankungen bei Frauen mit aktiver Mi- gräne mit Aura war im Vergleich zu Frauen, die nicht unter Migräne litten, etwa doppelt so hoch. Die Epidemiolo- gen geben adjustierte, statistisch signifi- kante Hazard Ratios von 1,7 für Angina pectoris und koronare Revaskularisatio- nen und bis zu 2,3 für einen Tod durch Herzinfarkt aufgrund einer ischämi- schen Erkrankung an. Insgesamt ereig- neten sich im Beobachtungszeitraum 580 schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse, 251 ischämische Schlagan- fälle, 249 Myokardinfarkte und 130 tödli- che ischämische Infarkte. Zusätzlich er- eigneten sich 514 koronare Revaskula- risationen und 408 Fälle von Angina pectoris. Weiterhin geben die Autoren an, dass Migräne mit Aura für 18 zusätzliche kardiovaskuläre Ereignisse pro 10 000 Frauen/Jahr verantwortlich ist. Darüber

Migräne und kardio-

vaskuläre Erkrankungen bei Frauen

Welche Zusammenhänge gibt es?

■ Das Risiko für schwere kardio- vaskuläre Erkrankungen war in dieser Studie bei Frauen mit aktiver Migräne und Aura etwa doppelt so hoch wie bei Frauen ohne Migräne.

■■

■ Die dafür verantwortlichen Pathomechanismen sind weiterhin unklar.

M M M

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M I G R Ä N E U N D K A R D I O V

M I G R Ä N E U N D K A R D I O V A S K U L Ä R E E R K R A N K U N G E N B E I F R A U E N A S K U L Ä R E E R K R A N K U N G E N B E I F R A U E N

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hinaus hat sich gezeigt, dass die Kurven dazu tendierten, auseinanderzulaufen, wenn die altersadjustierte kumulative Inzidenz für schwere kardiovaskuläre Ereignisse dem Migränestatus entspre- chend gegen die Zeit der Nachbeobach- tung aufgetragen wurde. Im Gegensatz dazu zeigten Frauen mit aktiver Migräne ohne Aura kein erhöhtes Risiko für kar- diovaskuläre Erkrankungen.

Die Zusammenhänge zwischen Migräne und ischämischen vaskulären Ereignis- sen sind komplex und die genauen Me- chanismen unklar. Migräne wurde mit einer Zunahme von Prothrombin und vasoaktiven Faktoren, Faktor-V-Leiden, Serotonin, Willebrand-Faktor und Endo- thelin in Zusammenhang gebracht. Auch scheint der Migräne mit Aura eine erbli- che Disposition zugrunde zu liegen, die

das Risiko von kardiovaskulären Erkran- kungen erhöht. Im Zusammenhang mit der Migräne mit Aura wird ein Polymor- phismus im Gen für die Methyltetrahy- drofolat-Reduktase (C677T) genannt, der zu einem mässigen Anstieg des Ho- mocysteinspiegels führt und daher mit kardiovaskulären Erkrankungen asso- ziiert ist. Möglicherweise gebe es eine

«synergistische Wirkung zwischen der vaskulären und endothelialen Dysfunk- tion von Migräne sowie Faktoren, die mit einem erhöhten Risiko für thromboti- sche Ereignisse einhergehen», meinen die Autoren.

Selbst wenn diese Befunde bei Männern sowie jüngeren Frauen noch beurteilt werden müssen, bedeutet dies für die klinische Praxis, dass Migränepatienten mit Aura immer auf modifizierbare kar-

diovaskuläre Risikofaktoren wie Hyper- tonie, Hyperlipidämie oder Rauchen auf- merksam gemacht werden sollten. Die klinische Forschung hingegen müsste der Frage nachgehen, ob eine präventive Medikation bei Migräne mit Aura viel- leicht auch das Risiko für kardiovas- kuläre Ereignisse positiv beeinflussen

könnte. ■

Tobias Kurth, MD, Scd; J. Michael Gaziano, MD, MPH;

Nancy R. Cook, ScD; Giancarlo Logroscino, MD, PhD;

Hans-Christoph Diener, MD, PhD; Julie E. Buring, ScD, JAMA, Vol 296, Nr. 3, 2006-11-12.

Interessenkonflikte: Die Studie wurde gespon- sert von der Donald W. Reynolds Foundation und von den National Institutes of Health.

Claudia Sarkady

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