Die physiologische Insulinse- kretion bei einem normal- gewichtigen gesunden Men- schen setzt sich zusammen aus einer Basalsekretion, die im nüchternen Zustand und zwi- schen den Mahlzeiten abläuft und 0,7 bis 1,0 Einheiten In- sulin pro Stunde liefert, und einer prandialen Sekretion von etwa 1,35 Einheiten pro Broteinheit (1 BE = 12 g Glu- cose). Beim Diabetiker wird durch die Gabe von konven- tionellen, kurz wirkendem Normalinsulin diese physio- logische Verfügbarkeit von Insulin nicht annähernd er- reicht.
Wie Prof. Reinhard G.
Bretzel (Gießen) erinnerte, hat dieses Insulin drei Schwä- chen: es wirkt zu langsam, zu lang, und es kann keine aus- reichend hohen Wirkspiegel aufbauen. Kurz wirkende In- sulinanaloga verbessern die Insulinverfügbarkeit und bie-
ten den Patienten eine hohe Flexibilität bei den Mahlzei- ten und im Tagesablauf und eine hohe therapeutische Ef- fektivität.
Hohe frühe Anflutung und kurze Wirkdauer
Das neue schnell wirksame In- sulinanalogon Glusine (HMR 1964) erlaubt eine Insulin- therapie, die den physiologi- schen Verhältnissen sehr na- he kommt. Dieses rekombi- nante Analogon des Human- insulins wird durch den Aus- tausch von zwei Aminosäuren hergestellt, wodurch die Stabi- lität von polymeren Insulinmo- lekülkomplexen so weit redu- ziert wird, dass es nach subku- taner Applikation bei gleicher biologischer Aktivität deutlich schneller und kürzer wirkt als humanes Normalinsulin.
Wie Dr. Reinhard H. A.
Becker (Frankfurt/Main) be-
richtete, haben alle Studien mit Typ-1- und Typ-2-Diabetikern mit verschiedenem Körper- gewicht, Lebensalter und zu- sätzlichen chronischen Krank- heiten gezeigt, dass Glulisin konstant früh und stark anflu- tet. Dadurch ist eine frühe und den physiologischen Be- dürfnissen angepasste Glu- coseutilisation gegeben. Das Insulinanalogon, das glei- chermaßen vor oder nach ei- ner Mahlzeit gegeben werden kann, wird nahezu dosisun- abhängig schnell aus dem sub- kutanen Fettgewebe resor- biert – und das unabhängig von der Injektionsstelle.
Die Wirkung setzt inner- halb von fünf bis 15 Minuten ein und dauert höchstens vier Stunden. In seinen Wirkei- genschaften ist es dem bishe- rigen „Standardkurzanalogon“
Lispro (Humalog®) gleichwer- tig.Vorteilhaft sei seine schnel-
le Resorption bei adipösen Patienten, betonte Prof. Tho- mas Haak (Bad Mergent- heim).
Dr. Matthias Axel Schweit- zer (Bad Soden) sieht in Glu- lisin zusammen mit Glargin (Lantus®) eine wichtige Kom- bination für die intensivierte konventionelle Insulinthera- pie. Die flexible Kombina- tion von Insulinanaloga mit lang und kurz wirksamem Wirkprofil trägt nach Ansicht von Schweitzer dazu bei, das Therapieziel bei Diabe- tes-Patienten leichter und vor allem schneller zu erreichen und zu halten. In Deutschland ist das Insulinanalogon Glu- lisin unter „Apidra®“ zuge- lassen. Siegfried Hoc
Symposium „Schnell wirksame Insulin- analoga:Therapieoptionen für Typ-1- und Typ-2-Diabetes“ der Firma Aventis Phar- ma Deutschland in München
V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 493. Dezember 2004 AA3361
Insulinanalogon Glulisin
Schnell wirkender
Kombinationspartner
Studie zur Arzneimitteltherapie des Stotterns mit Olanzapin
Das atypische Neuroleptikum Olanzapin kann zur unterstüt- zenden Behandlung von Er- wachsenen mit entwicklungs- bedingtem Stottern empfoh- len werden. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Irvine nach Auswertung einer randomisierten, doppelblin- den, placebo-kontrollierten Studie (Ann Clin Psychiatry 2004; 16: 63–67).
Stottern wird auf eine Hy- peraktivität im dopaminergen Transmittersystem der Basal- ganglien zurückgeführt. Da- her ist die Anwendung von Dopaminantagonisten ein viel versprechender Ansatz für die Behandlung. In der Studie mit 24 Teilnehmern er-
hielt je die Hälfte über einen Zeitraum von acht Wochen entweder Olanzapin (für vier Wochen 2,5 mg/d, danach bei guter Verträglichkeit 5 mg/d) oder Placebo. Mit drei Mess- instrumenten wurde der Schweregrad des Stotterns objektiv und subjektiv beur- teilt und ein klinischer Ge- samteindruck festgehalten. In der Olanzapin-Gruppe nahm der Schweregrad des Stot- terns in allen Messinstrumen- ten signifikant (p = < 0,5) gegenüber der Placebo-Grup- pe ab. Als Nebenwirkungen wurde unter Olanzapin ledig- lich eine leichte Sedierung und eine Gewichtszunahme von im Durchschnitt 3,5 Kilo
beobachtet. AE