• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Ernährungsmedizin: Steigender Bedarf an qualifizierten Ärzten" (08.12.2000)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Ernährungsmedizin: Steigender Bedarf an qualifizierten Ärzten" (08.12.2000)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 49½½½½8. Dezember 2000 AA3325

Vierpromill- auf eine Vier-Prozent-Stich- probe ausgeweitet werden. Dies schei- terte jedoch an der Finanzierung. Ein Datenmanagementsystem der ABDA, das sowohl allgemeine Budgetdaten als auch individuelle Verordnungsdaten lie- fern soll, befindet sich im Aufbau; wird jedoch derzeit auf seine rechtliche Grundlage hin geprüft. Die Kranken- kassen diskutieren ähnliche Systeme. In der Entwicklung und Anwendung befin- den sich auch Controllingkonzepte pri- vater Firmen, die dem einzelnen Arzt durch ein Netz oder eine KV gegen eine Gebühr zur Verfügung gestellt werden und ihm seine individuellen Verord- nungsdaten aufbereiten.

„Gläserner Praxisinhaber“

Die Black Box in der Datenlandschaft wird auch von neuen Unternehmen ge- nutzt, um dem Arzt zuzüglich einer Prä- mie von 700 bis 900 DM jährlich seine Verordnungsdaten in einer monatli- chen Auflistung zur Verfügung zu stel- len. Diese Angebote sind verlockend, sollten jedoch gut bedacht werden.

Durch „Kooperation“ wird der Arzt zum gläsernen Praxisinhaber. Arzt- und Versorgungsdaten werden verknüpft und für viele Millionen DM beispiels- weise an Pharma-Unternehmen ver- kauft. Diese werden damit in die Lage versetzt, gezielt Referentenbesuche zu organisieren, Marketingaktionen zu steuern, im Hinblick auf eine Mitwir- kung als Manager in Praxisnetzen ein exaktes Bild der Praxisstruktur sowie ein Leistungs- und Persönlichkeitsprofil des Arztes zu erstellen.

Derzeit gibt die ABDA die zeit- und realitätsnächsten Zahlen zu den Brut- toüberschreitungen des Budgets her- aus, jedoch nur auf KV-Ebene. Davon abweichende Zahlen sind vorwiegend auf politische Strategien und einen möglichen Datenverlust zurückzufüh- ren. Solange die Krankenkassen die Ärz- te jedoch nicht zeitnah über die Aus- schöpfung ihrer Richtgrößen informie- ren, kann das Arznei- und Heilmittel- budget keinen Bestand haben.

Dr. rer. nat. Eva Susanne Dietrich Kassenärztliche Bundesvereinigung Herbert-Lewin-Straße 3

50931 Köln

J

eder Patient hat ein Anrecht auf ernährungsmedizinische Versorgung nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft. Dies wird Inhalt des Ab- schlussberichts der Kommission sein, die derzeit im Auftrag des Europarats Richt- linien für die ernährungsmedizinische Versorgung im Krankenhaus erarbeitet.

Damit entsteht ein Bedarf an ernäh- rungsmedizinisch qualifizierten Ärztin- nen und Ärzten, die in der Lage sind, die- se Richtlinien umzusetzen (1). Zusam- men mit der Bundesärztekammer haben Landesärztekammern gute Vorausset- zungen für die ernährungsmedizinische Weiter- und Fortbildung geschaffen.

Hinsichtlich der Inhalte ist inzwischen ein weitgehender Konsens erreicht, hin- sichtlich der Zertifizierung noch nicht.

Curriculum:Über lange Zeit fehlte ein allgemein akzeptiertes Konzept, welche Kenntnisse vermittelt werden sollten, um die ernährungsmedizinische Patienten- versorgung in Klinik und Praxis sicherzu- stellen. Dies änderte sich erst 1998 mit der Herausgabe des „Curriculum Ernäh- rungsmedizin“ durch die Bundesärzte- kammer (2). Das Curriculum richtet sich an Ärztinnen und Ärzte nahezu aller Teildisziplinen in der Medizin. Es hat die Bewahrung, Verbesserung und Wieder-

herstellung von Gesundheit durch Nah- rungsmittel und Nährstoffe zum Inhalt.

Im Mittelpunkt stehen Prävention und Therapie der zahlreichen ernährungsab- hängigen Krankheiten sowie der krank- heitsbedingten Mangelernährung. Die im Curriculum detailliert aufgeführten Themen sind derzeit bundesweit die Ba- sis für eine nach einheitlichen Qualitäts- kriterien durchgeführte ernährungsme- dizinische Qualifizierung.

Zertifizierung: Für die Sicherstellung der ernährungsmedizinischen Versor- gung in Klinik und Praxis müssen weitere Anreize geschaffen werden, damit die neu geschaffene Qualifizierungsmöglich- keit von ausreichend vielen Ärztinnen und Ärzten wahrgenommen wird. Die Ärztekammern haben dies durch Zertifi- zierung der Teilnahme am Curriculum Ernährungsmedizin getan.

Die Überlegungen zur angemesse- nen Zertifizierung finden in einem schwierigen Umfeld statt, das heißt, zu einer Zeit, in der um die beste Strategie für eine generelle Neuordnung der ärzt- lichen Weiter- und Fortbildung noch ge- rungen wird. Da ist es nicht verwunder- lich, wenn die Ärztekammern noch kein einheitliches Konzept erarbeitet haben, um ein bisheriges Randgebiet der Medi- zin angemessen in die ärztliche Weiter- bildungsordnung und Fortbildungsord- nung zu integrieren.

Derzeit besteht die verwirrende Si- tuation, dass die Teilnahme am Curricu- lum Ernährungsmedizin unterschied- lich zertifiziert wird. Die Ärztekam- mern erteilen dafür entweder Weiter- bildungs- oder Fortbildungszertifikate.

Daneben werden von sonstigen Organi- sationen, die Veranstaltungen auf der

Ernährungsmedizin

Steigender Bedarf an qualifizierten Ärzten

Wie Bundesärztekammer und Landesärztekammern die Voraussetzungen schaffen, um europäische Richtlinien im Bereich Ernährungsmedizin für deutsche Ärzte umzusetzen.

Peter Schauder, Ursula Auers-

wald, Eggert Beleites, Walter

Brandstädter, Andreas Crusius,

Heyo Eckel, Dieter Everz, Hen-

ning Friebel, Friedrich-Wilhelm

Kolkmann, Jan Schulze, Udo

Wolter

(2)

Basis des Curriculum Ernährungsmedi- zin anbieten, Zertifikate („Qualifikatio- nen“) vergeben, die nicht in der ärztli- chen Weiterbildungs- und Fortbildungs- ordnung verankert sind.

Der Stellenwert dieser drei Kategori- en von Zertifikaten ist aus berufsrechtli- cher Sicht jeweils unterschiedlich. Es liegt im Interesse der Ärztinnen und Ärzte, die sich ernährungsmedizinisch qualifizieren wollen, diese Unterschiede zu kennen (3).

Weiterbildung: Derzeit ist die Er- nährungsmedizin nur in der Weiterbil- dungsordnung der Ärztekammer Nie- dersachsen verankert. Im Herbst 1998 hat die Kammerversammlung die Kam- mersatzung geändert und eine Fachkun- de Ernährungsmedizin eingeführt (4).

Zwar soll im Zuge der Weiterentwick- lung der geltenden (Muster-)Weiter- bildungsordnung von 1992 der Begriff

„Fachkunde“ entfallen, dies wird aber nichts daran ändern, dass die Ernäh- rungsmedizin in der Weiterbildungsord- nung verankert bleibt. Die Möglichkeit einer gebietsbezogenen, nicht obligatori- schen Qualifikation soll beispielsweise nicht angetastet werden (5). Da mit Er- gebnissen vermutlich nicht vor 2003 zu rechnen ist, verbleibt reichlich Zeit, dar- über nachzudenken, was die „Fachkun- de Ernährungsmedizin“ in einer novel- lierten (Muster-)Weiterbildungsordnung ablösen könnte, beziehungsweise wie die Ernährungsmedizin weiter aufgewertet werden muss, damit die erwähnten ge- sundheitspolitischen Forderungen um- gesetzt werden können.

Fortbildung:Im Gegensatz zur Weiter- bildung ist Fortbildung für jeden prakti- zierenden Arzt Pflicht. Die ärztliche Be- rufsordnung verpflichtet jeden praktizie- renden Arzt dazu, sich in einer für die Ausübung seines Berufes angemessenen Form fortzubilden und dies gegenüber der Ärztekammer nachweisen zu kön- nen. Nach Vorstellung des 97. Deut- schen Ärztetages sind geeignete Fort- bildungsveranstaltungen unter anderem Kongresse sowie Fortbildungsveran- staltungen der Ärztekammern, Berufs- verbände, wissenschaftlichen Fachgesell- schaften und Ärztevereine (3).

Da die Verankerung der Ernährungs- medizin in die (Muster-)Weiterbildungs-

ordnung noch die Ausnahme ist, und die Teilnahme am Curriculum Ernährungs- medizin in der Regel als Fortbildung gilt, vergeben die Ärztekammern dafür ein Fortbildungszertifikat. Es belegt, dass der ärztlichen Berufsordnung Genüge gelei- stet wurde. Den Ärztekammern wurde

empfohlen, es gegenseitig anzuerkennen (2). Die Nomenklatur dieser Zertifikate kann von Ärztekammer zu Ärztekam- mer unterschiedlich sein. So vergibt die Ärztekammer Hamburg beispielsweise ein „Zertifikat Ernährungsmedizin“.

Andere Angebote:Ärztekammern be- sitzen kein Monopol für die Durch- führung von Veranstaltungen auf der Ba- sis des Curriculum Ernährungsmedizin.

Ärztinnen und Ärzte können inzwischen aus einem wachsenden Angebot sonsti- ger Anbieter auswählen, die Zertifika- te außerhalb der ärztlichen Weiterbil- dungs- und Fortbildungsordnung ver- geben. Aus berufsrechtlicher Sicht sind solche Zertifikate bedeutungslos.

Beispiele für derartige Qualifikatio- nen sind der „ernährungsbeauftragte Arzt“ oder die „Zusatzqualifikation Er- nährungsmedizin“ der Deutschen Aka- demie für Ernährungsmedizin (6). Im Interesse der Ärztinnen und Ärzte, de- nen solche Angebote unterbreitet wer- den, sollte über diesen Punkt Klarheit herrschen, zumal wenn die Angebote von irreführenden Aussagen begleitet sind, wie „Die Regelung gilt vorüberge- hend, bis die Landesärztekammern ei- ne entsprechende Qualifikation zertifi- zieren“ (6).

Warum sollten sie? Ärztekammern zertifizieren die Teilnahme am Curricu- lum doch bereits, entweder im Rah-

men der Weiterbildungsordnung oder der ärztlichen Berufsordnung (Fortbil- dungsordnung). Darin ist eine „Zusatz- qualifikation Ernährungsmedizin“ nicht vorgesehen. Es ist auch irreführend, wenn rein kommerzielle Anbieter des Curriculums den Eindruck erwecken, als sei die Teilnahme an ihrer Veran- staltung eine Garantie für die Ver- leihung der Fachkunde Ernäh- rungsmedizin durch eine Ärzte- kammer.

Ausblick:Zur Umsetzung der Eu- roparat-Initiative bedarf es außer ernährungsmedizinischer Weiter- und Fortbildung konzeptioneller und struktureller Verbesserungen.

Wir werden in Kürze entsprechen- de Vorschläge unterbreiten. Ein wichtiger Aspekt wurde bereits vom Deutschen Ärztetag 2000 an- gesprochen. Er forderte die für die ambulante und stationäre Behand- lung verantwortlichen Vertragspartner und Gesundheitspolitiker auf, „die Vor- aussetzungen zu schaffen, dass ernäh- rungsmedizinischer Sachverstand effi- zient eingesetzt und adäquat vergütet wird“ (7).

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2000; 97: A 3325–3326 [Heft 49]

Literatur

1. Schauder P, Auerswald U, Brandstädter W, Crusius A, Eckel H, Friebel H, Kolkmann FW, Schulze J, Wolters U:

Europarat-Initiative. Mangelernährung – ein zuneh- mendes Problem. Dt Ärztebl 2000; 97: A-354 [Heft 7].

2. Curriculum Ernährungsmedizin: Texte und Materiali- en der Bundesärztekammer zur Fortbildung und Wei- terbildung. Band 19. Bundesärztekammer (Hrsg.), 1.

Auflage 1998.

3. Bundesärztekammer, Geschäftsführung: Nomenkla- tur in der ärztlichen Weiterbildung und Fortbildung.

An die wissenschaftlich-medizinischen Fachgesell- schaften und Berufsverbände. Az.: 650, 11. 11. 1994.

4. Mitteilungen der Ärztekammer Niedersachsen. Ände- rung der Kammersatzung. Niedersächsisches Ärzte- blatt 1999; 72: 46–47.

5. Korzilius H: Weiterbildung à la carte. Dt Ärztebl 2000;

97: A-1189–1190 [Heft 18].

6. Zusatzqualifikation „Ernährungsmedizin“ geschaf- fen. Dt Ärztebl 1999; 96: A-2868 [Heft 45].

7. Ernährungsberatung – eine ärztliche Aufgabe: Be- schluss des 103. Deutschen Ärztetags 2000 in Köln. Dt Ärztebl 2000; 97: A-1392 [Heft 20].

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Peter Schauder

Akademie für Ernährungsmedizin Hannover Berliner Allee 20

30175 Hannover T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 49½½½½8. Dezember 2000 AA3326

„Weniger ist mehr“ von Dr. Rita Böing, Korschenbroich, Aeskulap-malt-Ausstellung, Mai 2000

Foto: G. Pohl-Boskamp GmbH

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Initial 2mal täglich 1 Lacktablette LOPRESOR (2mal 100 mg). Diese Dosierung kann auch morgens als Einzelgabe verabreicht werden. Zur Dauerbehandlung kann 1 Lacktablette LOPRESOR

32,2 Prozent der aus- gewerteten Finanzierungen bezogen sich auf Gründungen von Gemeinschaftspraxen und Praxisgemeinschaften sowie den Praxisbeitritt; 0,8 Prozent der Finanzierungen

Die Überlegungen zur angemesse- nen Zertifizierung finden in einem schwierigen Umfeld statt, das heißt, zu einer Zeit, in der um die beste Strategie für eine generelle

So kann beispielsweise Patienten mit chro- nischen Schmerzen, rheumatischen Erkrankungen oder Krebs geholfen werden, Schmerzen besser zu ertra- gen.. Diabetikern kann die Angst

Und wo man glaubt, am Ende zu sein, wenigstens die einzelnen Gattungen aufgezählt zu haben, da erscheinen wieder Scharen von Bildern mit ganz neuen Zügen, die sich wieder zu

Ich habe plötzlich gespürt, dass auch er nicht mehr kann und unsere Ehe auf dem Spiel steht“, erinnert sie sich.. Drei Tage später lässt sie sich ins „Gezeiten Haus“ aufnehmen,

Es wird eine Rechenoperation benö- tigt, welche die objektive und die subjektive Seite des Bedarfs glei- chermaßen berücksichtigt und so- mit ein Ergebnis zustande

Man denkt zunächst daran, sich vornehmlich um dieje- nigen Arbeiter zu kümmern, die über 50 Jahre alt sind, mehr als 30 Jahre lang mit Asbest zu tun hat- ten und außerdem auch