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A316 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 6½½½½9. Februar 2001
Orthopädie
Guter Einblick
Michael Schünke: Funktionel- le Anatomie. Topographie und Funktion des Bewegungssystems.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 2000, X, 480 Seiten, 740 Abbildungen, 99 DM
Neben makroskopischen und mikroskopischen Grundlagen gibt dieses Buch mit übersicht- lichen Skizzen auch einen gu- ten Einblick in die Funktion der einzelnen Abschnitte des Stütz- und Bewegungssystems beim Menschen. Aufgaben einzelner Muskeln und Mus- kelgruppen werden der Prio- rität nach geordnet. Thera- peutische Ansätze ergeben sich nicht nur für Ärzte, son- dern auch für Physiotherapeu- ten und alle Berufsgruppen, die sich mit der Manuellen
Therapie beschäftigen. Dem Studierenden der Medizin ist dieses Buch besonders ans Herz zu legen, weil sich viele Prüfungsfragen aus dem or- thopädischen und biomecha- nischen Bereich mit den Er- kenntnissen aus der funktio- nellen Anatomie und Topogra- phie des Bewegungssystems beantworten lassen.
Die komprimierte Darstel- lung mit übersichtlichen Ta- bellen, Merksätzen und Skiz- zen macht es dem Lernenden leicht, sich die Interaktionen zwischen Muskeln, Bändern, Knochen und Gelenken zu merken. Jürgen Krämer
Philosophie
Polarisierung der Medizin
Walter Pieringer, Franz Ebner (Hrsg.): Zur Philosophie der Medizin. Springer-Verlag, Wien, New York, 2000, XII, 222 Seiten, 8 Abbildungen, broschiert, 49 DM
Angesichts der seit Jahrzehn- ten beklagten, offensichtlich fortschreitenden Polarisierung der Medizin in Natur- und Humanwissenschaft haben die Herausgeber – „den Puls der Zeit tastend“ – einen lesens- werten Tagungsband heraus- gegeben, der wichtige Grund- fragen der heutigen Medi-
zin beleuchtet. Der Spaltung der Medizin in einen „ob- jektorientierten“ und einen
„subjektorientierten“ Ansatz ist der Beitrag von W. Pie- ringer und C. Fazckas gewid- met, wobei wesentliche Ideen von Wilhelm Doerr und Hein- rich Schipperges beziehungs- weise der „Heidelberger Schu- le“ (Llain Entralgo) akzentu- iert werden. Die Entwertung des Patienten durch ein dua- listisches Menschenbild be- klagt der Arzt und Philo- soph Giuseppe Galli aus Ma- cerata, die Abwertung der Krankheit in der heutigen Medizin der Philosoph Karl Acham, die Fehlorientierung der Medizin am Maschinenmo- dell beziehungsweise Markt- erfordernissen der Philosoph Bernhard Pelzl. Die gesell- schaftlichen Einflüsse auf die- se Frage zeigt der Psycho- somatiker Gerhard Danzer, während andere Autoren me- dizintheoretische Überlegun- gen etwa zur evolutionären Erkenntnistheorie oder zum Spannungsfeld von Pragma- tismus, Ideologie und Wis- senschaft anstellen. Mither- ausgeber Franz Ebner ana- lysiert entsprechend kritisch die aktuelle Medizinerausbil- dung.
Das Buch gibt zahlreiche Anregungen und informiert in flüssigem Stil über die aktuelle Problematik. Klaus Bergdolt B Ü C H E R
Psychologie
Ratgeber für Betroffene
Cordula Neuhaus: Hyperaktive Jugendliche und ihre Probleme.
Erwachsen werden mit ADS. Was Eltern tun können. Urania-Ra- vensburger, Berlin, 2000, 288 Sei- ten, 50 Abbildungen, 29,90 DM
Schätzungsweise drei bis vier Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden an Aufmerksamkeits- defizit und Hyperaktivitäts- störung – an ADS, einer Störung der zentralen Selbst- regulation. Häufig äußert sich ihre Krankheit in Hyperakti- vität, manchmal aber auch in Unaufmerksamkeit und Ver- träumtheit.
Die Autorin beschreibt auch für Laien verständlich, was ADS für das alltägliche Leben eines Jugendlichen be- deutet. In Form eines Eltern- Ratgebers werden Diagnose- und Therapieformen aufge- zeigt und konkrete Hilfen im Umgang mit ADS-Jugendli- chen genannt.
Vorgestellt werden mehrere Kriterienkataloge, nach denen sich ADS diagnostizieren lässt.
Neben neurobiologischen und neuropsychologischen Aspek- ten werden auch alterstypische Entwicklungen sowie körper- liche und psychosomatische Beschwerden erläutert.
Das Buch versteht sich als Ratgeber für betroffene Fa- milien und ist entsprechend aufgebaut. Klare, prägnante Sprache und viele Beispiele – von ADS-Betroffenen selbst geschildert – machen die Lek- türe informativ und unter- haltsam. Sascha Devigne
HNO-Kunde
Alternative Wege
Karl-Heinz Friese (Hrsg.): Me- morix Naturheilkundliche HNO- Praxis.Hippokrates Verlag, Stutt- gart, 2000, 251 Seiten, PVC-Soft- cover, 69,80 DM
Das handliche Buch gibt dem HNO-, Allgemein- und Kinderarzt einen Überblick über alternative Behand- lungsmöglichkeiten. Zunächst befassen sich die Autoren mit schulmedizinischer Diagnose und Therapie. Danach wer- den in einem allgemeinen Teil die Verfahren der Na- turheilkunde dargestellt. Der so genannte „kurze Weg“ bie-
tet anschließend schnelle In- formation über Diagnostik, Therapie und probates Ver- halten; beschrieben wird auch der „lange Weg“, der bei komplizierten Fällen zu be- schreiten ist. Dazu kommt eine Liste der Alternativen von A bis Z.
Durch eine Laufleiste ist das Buch übersichtlich ge- staltet; Vignetten am Seiten- rand erleichtern das Zu- rechtfinden. Die Autoren be- mühen sich, das Interesse an den alternativen Thera- pien zu wecken. Man er- fährt Wesentliches über circa 15 Therapierichtungen, von ausleitenden Verfahren über
Kneipp- und Ordnungsthe- rapie bis hin zur Umweltme- dizin.
Der „kurze Weg“ be- schreibt die wichtigsten HNO- Erkrankungen. Die Thera- piehinweise umfassen allge- meine Maßnahmen, Lokal- behandlung, Phytotherapie, Homöopathie, antihomoto- xische Therapie, Akupunk- tur, Neuraltherapie und auch anthroposophische Medika- mente.
Ein ausführliches Ver- zeichnis mit mehr als 250 Ti- teln an weiterführender Lite- ratur und ein Sachverzeichnis beschließen das sorgfältig be- arbeitete Buch. Maja Rehbein