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Archiv "PSYCHOPHARMAKA: Pharmakologisches Mittelalter" (07.12.1989)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

GENTHERAPIE

Zu dem Kommentar „Mißver- ständnisse um die Mehrlingsreduk- tion" in Heft 41/1989, der sich auf den Bericht der Zentralen Kom- mission der Bundesärztekammer in Heft 31-32/1989 bezog:

Kredit verspielt

Die Kritik an der Be- kanntmachung „Mehrlingsre- duktion mittels Fetozid" als Mißverständnis abzutun, ist nun arg simpel. Die „Be- kanntmachung" konstatiert:

„Daß es trotz Präventions- maßnahmen zu einer höher- gradigen Mehrlingsschwan- gerschaft kommen kann, of- fenbart das derzeitig noch un- vermeidliche und deshalb be- sonders aufklärungsbedürfti- ge Risiko der Methodik."

Methodik heißt einmal medikamentöse Sterilitätsbe- handlung, als deren „Neben- wirkung" Mehrlinge entste- hen, und zum anderen repro- duktionsmedizinische Tech- niken (i.v.F., E.T.; G.I.F.T.;

tub. E.T.) mit dem potentiel- len Effekt einer Entstehung von Mehrlingen, also medizi- nisch-ärztliche Maßnahmen und Aktivitäten, bei deren Mißlingen die Tötung heran- wachsender Kinder zugelas- sen wird — es sind eben keine schicksalshaften Ereignisse.

Eine Kommission zur Wahrung ethischer Grundsät- ze, die diesen Namen ver- dient und die diesen „Feto- zid" tatsächlich verhindern will, muß diese „Methodik", der als „unvermeidliches Risi- ko" die Tötung heranwach- sender Kinder inhärent ist, insgesamt verdammen, statt diesen singulären, skandalö- sen Einbruch in das bislang weitgehend akzeptierte Mo- ralverständnis zuzulassen.

Die Kommission ist offen- kundig nicht willens, die dringlichsten Konsequenzen aus der medizinischen Zeitge- schichte zu ziehen. Der so an- gerichtete Schaden ist unab- sehbar.

Bislang fehlt auch eine Antwort auf die Kritik an Punkt 2.1.2 der Bekanntma- chung; in diesem Absatz wird skandalöserweise suggeriert,

die Überlebenswürdigkeit von Kindern beginne erst jen- seits eines Geburtsgewichts von 1250 g.

Die Gremien mögen „sat- zungsgemäß" entschieden ha- ben, ihren Kredit, in Fragen auf Leben und Tod akzepta- ble, wegweisende Richtlinien zu formulieren, haben sie ver- spielt; daran ändert auch die Profession der namentlich an- geführten Kommissionsmit- glieder nichts.

Dr. med Michael Bent- feld, Altonaer Kinderkran- kenhaus, Bleickenallee 38, 2000 Hamburg 50

BEGRIFFSVERWIRRUNG

Zu dem Beitrag „Augen auf — Augen zu; was Du hast, weiß ich im Nu" in Heft 42/1989, in dem fälsch- lich von psychologisch bedingten Beschwerden die Rede ist:

Unsitte

Greift nun auch im Ärzte- blatt diese Unsitte um sich, statt des Wortes „psychisch"

das Wort „psychologisch" zu schreiben, ganz gegen den Sinn des Wortes!?

Man kann eben nicht ge- dankenlos aus dem Engli- schen übersetzen.

Dr. med. Ursula Riechers, Georgstraße 13, 305 Wun- storf

PSYCHOPHARMAKA Zu dem Beitrag „Verschrei- bung von Psychopharmaka im Kin- desalter" der Expertenkommission in Heft 28/29/1989 und dem Leser- brief „Behandlung unnötig er- schwert" von Prof. Martinius in Heft 43/1989:

Pharmakologisches Mittelalter

Wenn das Deutsche Ärzteblatt auf seiner Titelsei- te ankündigt, daß eine Inter- disziplinäre Expertengruppe

• • • ',tendenziösen Sensa- tionsbehauptungen" wider- spricht, sollte man eine gewis- se Qualität in der Argumen- tation verlangen können. Er- ste Zweifel kommen auf, wenn der Titelkommentar

einerseits „Praxisferne" bei denen reklamiert, die den Be- griff ‚Psychopharmaka' global verwenden, andererseits aber der Gruppe der Neuroleptika eine Indikation bei kindlichen Fieberkrämpfen zuschreibt.

Zum Glück wird es im Ex- pertenbericht etwas genauer, soweit es um Zahlen geht.

Daß auf 100 Säuglinge 20 Verschreibungen von Psycho- pharmaka pro Jahr kommen, wird als „zunächst beängsti- gende Tatsache" bezeichnet.

Dann werden aber flugs alle Medikamente, die Barbitur- säuren oder Benzodiazepine enthalten (70 Prozent der Verschreibungen), der Indi- kation Krampfanfall zugeord- net, was längst nicht für alle Spezialitäten mit diesen In- haltsstoffen zutrifft. Der Dif- ferenzierung, die hier hätte Aufschluß geben können, enthält man sich vornehm.

Ins pharmakologische Mittel- alter zurückversetzt fühlt man sich auch, wenn die antihista- minische Wirkung von Pro- methazin und Promazin be- müht wird, um die Verschrei- bung bei Säuglingen zu recht- fertigen. Aufgrund der sedie- renden Wirkung dieser Medi- kamente ist außerdem auch die genannte Indikation:

asthmoide Bronchitis — wohl- gemerkt: beim Säugling und als Verschreibung außerhalb einer Klinik — obsolet. Als ob es der Ungereimtheiten nicht genug wäre, wird dann noch der „sogenannte unruhige Säugling" bemüht, was immer das auch sei, und die gesell- schaftlichen Veränderungen, die „ihn" hervorgebracht ha- ben, werden mit so treffen- den Begriffen umschrieben („Auflösung des Sippenver- bandes"), daß Soziologen vor Neid erblassen könnten.

Auch die Probleme der medikamentösen Behandlung der Enuresis mit trizyklischen Antidepressiva werden von den Experten offenbar nicht gerne zur Kenntnis genom- men: Imipramin wird unein- geschränkt als „wirksam" be- zeichnet, obwohl in nur 30 Prozent eine Symptombesei- tigung verzeichnet werden kann und die Rückfallquote

innerhalb von drei Monaten nach der gängigen Literatur als beträchtlich hoch bezeich- net werden muß. Betrachtet man zusätzlich die hohe Spontanremissionsrate von 13,5 Prozent pro Jahr und die nicht gerade geringe Palette von unerwünschten Wirkun- gen durch diese Medikamen- te, so wäre eher ein kritisches Wort zum Verschreibungs- verhalten am Platze gewesen.

Das zum Abschluß dieser

„Expertise" anekdotenhaft vorgetragene Plädoyer zur Wiedereinführung von

„Maulschellen" in den Schul- alltag unterstreicht nur noch einmal eindrucksvoll die Qualität der Ausführungen.

Die „Experten" erheben den Vorwurf weltanschau- licher Argumentationsweise an die, die eine Überver- schreibung von Psychophar- maka im Kindesalter konsta- tieren und kritisieren. Der Vorwurf trifft die Autoren, die es nicht einmal für nötig befanden, einen renommier- ten Kinder- und Jugend- psychiater in ihre Reihen zu berufen . .

Ullrich Raupp, Kinder- arzt, Bentheimer Straße 8, 4300 Essen 1

Oberflächlich

Herr Professor Martinius hat das Thema gründlich un- ter Bezug auf die Report- Sendung dargelegt, so fair, wie man es sich auch von

„Report" hätte erwarten sol- len. Was soll man aber von ei- ner Recherche halten, bei der

„Report" eine Mitarbeiterin als „Scheinmutter" eines neu- rotischen Kindes losschickte, das Ergebnis der Beratung —

„zwei Arzte rieten zum Kin- derpsychiater, eine Ärztin lehnte eine Behandlung ab, drei wollten die Behandlung aufnehmen und sprachen von Ritalin" — pauschal abtat mit:

„drei Ärzte wollten mit Rita- lin behandeln!" Wieso das?

Sie „sprachen von", nicht „be- handelten", zumal noch nie- mand das Kind überhaupt ge- sehen hatte!

Und die Schlußfolgerun- gen? Wie kann man aus der A-3754 (6) Dt. Ärztebl. 86, Heft 49, 7. Dezember 1989

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PROSTAMED®

Prostatasyndrom mit Harnver- haltung, Miktionsbeschwerden und Restharn, Reizblase,

auch bei Frauen

Zusammensetzung: 1 Tablette Prostamed enthält: Kürbisglobulin 0,1 g, Kürbismehl 0,2 g, Kakao 0,05 g, Extr. fl. Herb. Solidag. 0,04 g, Extr. fl. Fol. Popul. trem. 0,06 g. Sacch. lact.

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Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 7615 ZeII-Harmersbach/Schwarzwald

Tatsache, daß unter Drogen- süchtigen etliche auch in der Kindheit Psychopharmaka er- halten hatten, behaupten — natürlich mit der Absicht ei- ner Schuldzuweisung an die Ärzteschaft —, „. . durch die Medikation wurden die Wur- zeln der späteren Drogen- sucht gelegt . . .!"? Liegt nicht der Schluß näher, daß, wenn schon in der Kindheit wegen abnormer Persönlichkeit oder Verhaltensweisen behandelt wurde, gerade diese ungünsti- gen Eigenschaften die besten Voraussetzungen für das spä- tere Abgleiten in die Sucht bieten würden?

Recherche wird leicht oberflächlich und fragwürdig, wenn das erwünschte Fazit schon vorher feststeht, die pauschale Verurteilung von Psychopharmakaeinsatz bei Kindern.

Dr. med. Rainer Zoch, Rathausstraße 60, 5410 Höhr- Grenzhausen

BRANCHENBUCH

Immer wieder werden Ärzte von gewissen Verlagen aufgefor- dert, sich in ein Branchenbuch ein- tragen zu lassen. Oftmals sind die Aufforderungen wie amtliche Mit- teilungen der Post aufgemacht. Sol- che Eintragungen können recht teuer sein. Ein Geschädigter sucht weitere Geschädigte:

Bauernfänger

Nachdem auch ich zu den Geschädigten gehöre, die ei- ne „Eintragung ins Branchen- buch" teuer bezahlen sollen und mittlerweile sogar mit ei- nem anwaltlichen Verfahren bedacht werde, bitte ich alle Kollegen, die geschädigt wer- den sollten, sich an meine Adresse zu wenden, damit durch eine koordinierte Ak- tion diesen „Neppern-Schlep- pern- und Bauernfängern"

endlich mal das Handwerk gelegt wird.

Ich möchte es also gerne auf einen Prozeß ankommen lassen und suche hierfür wei- teres Beweismaterial.

Michael Schweitzer, Schützenstraße 16, 5160 Düren

DDR-ÄRZTE

Zu dem Kommentar „Ärzte aus der DDR: Berufserlaubnis — Mel- dung bei der Ärztekammer — Aner- kennung der Diplome — Arbeits- platzsuche" in Heft 42/1989:

Eigene Erfahrungen

Selbst als Facharzt aus der DDR über Ungarn in die Bundesrepublik gekommen, habe ich die vorgeschlagenen Wege in den letzten Wochen beschritten. Es erscheint mir wichtig, auf einige Punkte einzugehen.

Es dauert im allgemeinen bis zu drei Monaten, bis die bundesdeutsche Approbation als Arzt erteilt wird. Als zeit- raubendes Hindernis gehört nämlich die Beantragung ei- ner Staatsangehörigkeitsur- kunde dazu, die von den Kreisverwaltungen am Wohn- ort ausgestellt wird. Es sollte daher in jedem Falle eine vor- läufige Berufserlaubnis nach

§ 10 der Bundesärzteordnung beantragt werden, was aller- dings nur in dem Land erfol- gen kann, in dem eine Stel- lenzusage vorliegt.

Ohne Anstellung wird ei- ne Anmeldung in der Arzte- kammer nicht angenommen.

Das bedeutet, es wird auch keine Umschreibung der Facharztanerkennung vorge- nommen, und der Arzt erhält nicht das Deutsche Ärzteblatt als wichtiges Instrument für seine Stellensuche.

Die Meldung beim Ar- beitsamt des Wohnortes muß in jedem Fall zuerst erfolgen.

Das Arbeitsamt meldet von sich aus an die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in Frankfurt weiter. Leider sind von dort aus keine Aktivitä- ten zu erwarten, weil zur Ver- mittlung die bundesdeutsche Approbation und Gebietsbe- zeichnung angefordert wer- den. Ersteres dauert viel zu lange, letzteres wird erst nach einer Anstellung eingereicht.

Nebenbei werden überall Ge- bühren erhoben, die gerade in der Anfangszeit schmer- zen.

Dr. med. Rainer Uflacker, Schönböckener Straße 68, 2400 Lübeck 1

A-3756 (8) Dt. Arztebl. 86, Heft 49, 7. Dezember 1989

Referenzen

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